In unsern Zeiten werden die Seekriege der Fracht- Fahrt auch derer Nationen sehr hinderlich, welche nicht an denselben Teil nehmen. Es ist natürlich und dem Rechte des Krieges gemäß, daß kein Schiff eines friedlichen Volkes dem bekriegten fertige Bedürfnisse des Land- und des Seekrieges zuführen dürfe, wol aber Materialien, deren Anwendung zu andern Be- dürfnissen eben so gut, als zu denen des Krieges statt hat, z. B. Eisen, Holz, Hanf u. d. gl. Holland erlangte das Recht dazu von England, als eine Be- dingung in dem Frieden zu Breda im J. 1667 nach einem mit den Britten geführten glücklichen Kriege. Und doch ward die Ueberführung solcher Waaren aus der Ostsee nach Frankreich 113 Jahre später eine Ur- sache des Krieges, mit welchem die V. Niederlande von den Britten angegriffen wurden. Und wie man- ches friedlich handelndes Schiff anderer Nationen ist von diesem übermühtigen Volke in dessen lezten See- Kriegen unter ähnlichen Vorwänden in dessen Häfen eingeschleppt, grundlosen Untersuchungen unterwor- fen, und zulezt ohne allen Ersaz der Kosten und des durch den Verzug erlittenen Verlustes an Volksmiete und Kost, und an verderblichen Waaren entlassen wor- den. Mir ist ein Vorfall dieser Art bekannt, da die Versicherer auf ein solches Schiff, das in England viele Monate durch aufgehalten war, und aus wel-
C. 6. In Anſehung der Schiffahrt.
§. 10.
In unſern Zeiten werden die Seekriege der Fracht- Fahrt auch derer Nationen ſehr hinderlich, welche nicht an denſelben Teil nehmen. Es iſt natuͤrlich und dem Rechte des Krieges gemaͤß, daß kein Schiff eines friedlichen Volkes dem bekriegten fertige Beduͤrfniſſe des Land- und des Seekrieges zufuͤhren duͤrfe, wol aber Materialien, deren Anwendung zu andern Be- duͤrfniſſen eben ſo gut, als zu denen des Krieges ſtatt hat, z. B. Eiſen, Holz, Hanf u. d. gl. Holland erlangte das Recht dazu von England, als eine Be- dingung in dem Frieden zu Breda im J. 1667 nach einem mit den Britten gefuͤhrten gluͤcklichen Kriege. Und doch ward die Ueberfuͤhrung ſolcher Waaren aus der Oſtſee nach Frankreich 113 Jahre ſpaͤter eine Ur- ſache des Krieges, mit welchem die V. Niederlande von den Britten angegriffen wurden. Und wie man- ches friedlich handelndes Schiff anderer Nationen iſt von dieſem uͤbermuͤhtigen Volke in deſſen lezten See- Kriegen unter aͤhnlichen Vorwaͤnden in deſſen Haͤfen eingeſchleppt, grundloſen Unterſuchungen unterwor- fen, und zulezt ohne allen Erſaz der Koſten und des durch den Verzug erlittenen Verluſtes an Volksmiete und Koſt, und an verderblichen Waaren entlaſſen wor- den. Mir iſt ein Vorfall dieſer Art bekannt, da die Verſicherer auf ein ſolches Schiff, das in England viele Monate durch aufgehalten war, und aus wel-
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C. 6. In Anſehung der Schiffahrt.
§. 10.
In unſern Zeiten werden die Seekriege der Fracht-
Fahrt auch derer Nationen ſehr hinderlich, welche
nicht an denſelben Teil nehmen. Es iſt natuͤrlich und
dem Rechte des Krieges gemaͤß, daß kein Schiff eines
friedlichen Volkes dem bekriegten fertige Beduͤrfniſſe
des Land- und des Seekrieges zufuͤhren duͤrfe, wol
aber Materialien, deren Anwendung zu andern Be-
duͤrfniſſen eben ſo gut, als zu denen des Krieges ſtatt
hat, z. B. Eiſen, Holz, Hanf u. d. gl. Holland
erlangte das Recht dazu von England, als eine Be-
dingung in dem Frieden zu Breda im J. 1667 nach
einem mit den Britten gefuͤhrten gluͤcklichen Kriege.
Und doch ward die Ueberfuͤhrung ſolcher Waaren aus
der Oſtſee nach Frankreich 113 Jahre ſpaͤter eine Ur-
ſache des Krieges, mit welchem die V. Niederlande
von den Britten angegriffen wurden. Und wie man-
ches friedlich handelndes Schiff anderer Nationen iſt
von dieſem uͤbermuͤhtigen Volke in deſſen lezten See-
Kriegen unter aͤhnlichen Vorwaͤnden in deſſen Haͤfen
eingeſchleppt, grundloſen Unterſuchungen unterwor-
fen, und zulezt ohne allen Erſaz der Koſten und des
durch den Verzug erlittenen Verluſtes an Volksmiete
und Koſt, und an verderblichen Waaren entlaſſen wor-
den. Mir iſt ein Vorfall dieſer Art bekannt, da die
Verſicherer auf ein ſolches Schiff, das in England
viele Monate durch aufgehalten war, und aus wel-
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Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/305>, abgerufen am 21.11.2024.
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