Als vor drei Jahrhunderten Spanien und Por- tugal entfernte Länder, die so grosse Vorteile aller Art versprachen, in Besiz nahmen, nötigte sie die Hinaussicht auf diese Vorteile zur Besezung derselben mit einem Teile ihres Volks, bei welcher jedoch noch kein fester Plan Statt hatte. Man lernte in diesen Ländern Producte kennen, welche das Mutterland nicht hatte, und sahe bald ein, daß sie der Gegen- stand eines Handels werden könnten, der in dem Maasse zunehmen würde, wie sich der Verbrauch dieser Produkte den Europäern angenehmer machte. Portugal konnte nichts anders zur Absicht nehmen, als es die Brasilische Küste besezt hatte und keine edle Metalle fand. Die Spanier tahten ein gleiches, insonderheit nachdem sie Hispaniola von dem Golde erschöpft hatten, welches sie den unglüklichen Bewoh- nern dieser Insel raubten. Als aber nach Eroberung von Mexico und Peru deren Gebirge sich so reich an edeln Metallen zeigten, gaben sie jenen Zwek auf, und sahen auf diesen, als auf den vornehmsten von ihren Eroberungen zu hoffenden Gewinn. Aehnliche Hofnungen veranlaßten andere seefahrende Völker Europens, die von den Spaniern nicht besezten zu America gehörigen Länder und Inseln sich eigen zu machen. Als aber diese Hofnung sie betrog, [da]
C. 3. In Anſehung des Colonie-Handels.
§. 2.
Als vor drei Jahrhunderten Spanien und Por- tugal entfernte Laͤnder, die ſo groſſe Vorteile aller Art verſprachen, in Beſiz nahmen, noͤtigte ſie die Hinausſicht auf dieſe Vorteile zur Beſezung derſelben mit einem Teile ihres Volks, bei welcher jedoch noch kein feſter Plan Statt hatte. Man lernte in dieſen Laͤndern Producte kennen, welche das Mutterland nicht hatte, und ſahe bald ein, daß ſie der Gegen- ſtand eines Handels werden koͤnnten, der in dem Maaſſe zunehmen wuͤrde, wie ſich der Verbrauch dieſer Produkte den Europaͤern angenehmer machte. Portugal konnte nichts anders zur Abſicht nehmen, als es die Braſiliſche Kuͤſte beſezt hatte und keine edle Metalle fand. Die Spanier tahten ein gleiches, inſonderheit nachdem ſie Hiſpaniola von dem Golde erſchoͤpft hatten, welches ſie den ungluͤklichen Bewoh- nern dieſer Inſel raubten. Als aber nach Eroberung von Mexico und Peru deren Gebirge ſich ſo reich an edeln Metallen zeigten, gaben ſie jenen Zwek auf, und ſahen auf dieſen, als auf den vornehmſten von ihren Eroberungen zu hoffenden Gewinn. Aehnliche Hofnungen veranlaßten andere ſeefahrende Voͤlker Europens, die von den Spaniern nicht beſezten zu America gehoͤrigen Laͤnder und Inſeln ſich eigen zu machen. Als aber dieſe Hofnung ſie betrog, [da]
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0205"n="197"/><fwplace="top"type="header">C. 3. In Anſehung des Colonie-Handels.</fw><lb/><divn="5"><head>§. 2.</head><lb/><p>Als vor drei Jahrhunderten Spanien und Por-<lb/>
tugal entfernte Laͤnder, die ſo groſſe Vorteile aller<lb/>
Art verſprachen, in Beſiz nahmen, noͤtigte ſie die<lb/>
Hinausſicht auf dieſe Vorteile zur Beſezung derſelben<lb/>
mit einem Teile ihres Volks, bei welcher jedoch noch<lb/>
kein feſter Plan Statt hatte. Man lernte in dieſen<lb/>
Laͤndern Producte kennen, welche das Mutterland<lb/>
nicht hatte, und ſahe bald ein, daß ſie der Gegen-<lb/>ſtand eines Handels werden koͤnnten, der in dem<lb/>
Maaſſe zunehmen wuͤrde, wie ſich der Verbrauch<lb/>
dieſer Produkte den Europaͤern angenehmer machte.<lb/>
Portugal konnte nichts anders zur Abſicht nehmen,<lb/>
als es die Braſiliſche Kuͤſte beſezt hatte und keine<lb/>
edle Metalle fand. Die Spanier tahten ein gleiches,<lb/>
inſonderheit nachdem ſie Hiſpaniola von dem Golde<lb/>
erſchoͤpft hatten, welches ſie den ungluͤklichen Bewoh-<lb/>
nern dieſer Inſel raubten. Als aber nach Eroberung<lb/>
von Mexico und Peru deren Gebirge ſich ſo reich an<lb/>
edeln Metallen zeigten, gaben ſie jenen Zwek auf,<lb/>
und ſahen auf dieſen, als auf den vornehmſten von<lb/>
ihren Eroberungen zu hoffenden Gewinn. Aehnliche<lb/>
Hofnungen veranlaßten andere ſeefahrende Voͤlker<lb/>
Europens, die von den Spaniern nicht beſezten zu<lb/>
America gehoͤrigen Laͤnder und Inſeln ſich eigen zu<lb/>
machen. Als aber dieſe Hofnung ſie betrog, <supplied>da</supplied><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[197/0205]
C. 3. In Anſehung des Colonie-Handels.
§. 2.
Als vor drei Jahrhunderten Spanien und Por-
tugal entfernte Laͤnder, die ſo groſſe Vorteile aller
Art verſprachen, in Beſiz nahmen, noͤtigte ſie die
Hinausſicht auf dieſe Vorteile zur Beſezung derſelben
mit einem Teile ihres Volks, bei welcher jedoch noch
kein feſter Plan Statt hatte. Man lernte in dieſen
Laͤndern Producte kennen, welche das Mutterland
nicht hatte, und ſahe bald ein, daß ſie der Gegen-
ſtand eines Handels werden koͤnnten, der in dem
Maaſſe zunehmen wuͤrde, wie ſich der Verbrauch
dieſer Produkte den Europaͤern angenehmer machte.
Portugal konnte nichts anders zur Abſicht nehmen,
als es die Braſiliſche Kuͤſte beſezt hatte und keine
edle Metalle fand. Die Spanier tahten ein gleiches,
inſonderheit nachdem ſie Hiſpaniola von dem Golde
erſchoͤpft hatten, welches ſie den ungluͤklichen Bewoh-
nern dieſer Inſel raubten. Als aber nach Eroberung
von Mexico und Peru deren Gebirge ſich ſo reich an
edeln Metallen zeigten, gaben ſie jenen Zwek auf,
und ſahen auf dieſen, als auf den vornehmſten von
ihren Eroberungen zu hoffenden Gewinn. Aehnliche
Hofnungen veranlaßten andere ſeefahrende Voͤlker
Europens, die von den Spaniern nicht beſezten zu
America gehoͤrigen Laͤnder und Inſeln ſich eigen zu
machen. Als aber dieſe Hofnung ſie betrog, da
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/205>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.