Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792.Cap. 6. Von den Wechseln. das Brief-Porto zur Last bringt. Ein solcher Wech-sel heißt Rükwechsel oder Ricambio, welcher, wie man sieht, nicht anders Statt hat, als in Folge eines rükgängig gewordenen Wechselgeschäftes. Es ist also ein leeres und von Unwissenheit der Sache zeugendes Geschwäz, wenn diejenigen, welche den Ursprung der Wechsel von der Vertreibung der Juden aus Frankreich herleiten, ihnen insbesondere die Er- findung des Rükwechsels zuschreiben. Denn gesezt, ein aus Frankreich nach Italien oder Spanien entwi- chener Jude hätte es noch möglich zu machen gewußt, sein dort hinterlassenes Geld durch Wechsel von einem zuverlässigen Freunde einzuziehen, wie hätte er in seiner bedrängten Lage einen Rükwechsel rechtskräftig machen können, wenn es mit dem ersten Wechsel nicht richtig ging? Oder, wenn der Bezogene in Frankreich ihn betrog, und dann ein Rükwechsel auf ihn in Italien enstand, so war es ja nicht seine Erfindung, sondern ein für ihn sehr verdrieslicher Vorfall. §. 14. Die Weite des Weges, in welchem die Wechsel Cap. 6. Von den Wechſeln. das Brief-Porto zur Laſt bringt. Ein ſolcher Wech-ſel heißt Ruͤkwechſel oder Ricambio, welcher, wie man ſieht, nicht anders Statt hat, als in Folge eines ruͤkgaͤngig gewordenen Wechſelgeſchaͤftes. Es iſt alſo ein leeres und von Unwiſſenheit der Sache zeugendes Geſchwaͤz, wenn diejenigen, welche den Urſprung der Wechſel von der Vertreibung der Juden aus Frankreich herleiten, ihnen insbeſondere die Er- findung des Ruͤkwechſels zuſchreiben. Denn geſezt, ein aus Frankreich nach Italien oder Spanien entwi- chener Jude haͤtte es noch moͤglich zu machen gewußt, ſein dort hinterlaſſenes Geld durch Wechſel von einem zuverlaͤſſigen Freunde einzuziehen, wie haͤtte er in ſeiner bedraͤngten Lage einen Ruͤkwechſel rechtskraͤftig machen koͤnnen, wenn es mit dem erſten Wechſel nicht richtig ging? Oder, wenn der Bezogene in Frankreich ihn betrog, und dann ein Ruͤkwechſel auf ihn in Italien enſtand, ſo war es ja nicht ſeine Erfindung, ſondern ein fuͤr ihn ſehr verdrieslicher Vorfall. §. 14. Die Weite des Weges, in welchem die Wechſel <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0095" n="73"/><fw place="top" type="header">Cap. 6. Von den Wechſeln.</fw><lb/> das Brief-Porto zur Laſt bringt. Ein ſolcher Wech-<lb/> ſel heißt <hi rendition="#g">Ruͤkwechſel</hi> oder <hi rendition="#g">Ricambio</hi>, welcher,<lb/> wie man ſieht, nicht anders Statt hat, als in Folge<lb/> eines ruͤkgaͤngig gewordenen Wechſelgeſchaͤftes. Es<lb/> iſt alſo ein leeres und von Unwiſſenheit der Sache<lb/> zeugendes Geſchwaͤz, wenn diejenigen, welche den<lb/> Urſprung der Wechſel von der Vertreibung der Juden<lb/> aus Frankreich herleiten, ihnen insbeſondere die Er-<lb/> findung des Ruͤkwechſels zuſchreiben. Denn geſezt,<lb/> ein aus Frankreich nach Italien oder Spanien entwi-<lb/> chener Jude haͤtte es noch moͤglich zu machen gewußt,<lb/> ſein dort hinterlaſſenes Geld durch Wechſel von einem<lb/> zuverlaͤſſigen Freunde einzuziehen, wie haͤtte er in<lb/> ſeiner bedraͤngten Lage einen Ruͤkwechſel rechtskraͤftig<lb/> machen koͤnnen, wenn es mit dem erſten Wechſel<lb/> nicht richtig ging? Oder, wenn der Bezogene in<lb/> Frankreich ihn betrog, und dann ein Ruͤkwechſel auf<lb/> ihn in Italien enſtand, ſo war es ja nicht ſeine<lb/> Erfindung, ſondern ein fuͤr ihn ſehr verdrieslicher<lb/> Vorfall.</p> </div><lb/> <div n="5"> <head>§. 14.</head><lb/> <p>Die Weite des Weges, in welchem die Wechſel<lb/> verſandt werden, und die Ungewisheit derer Zufaͤlle,<lb/> die mit demſelben vorgehen koͤnnen, wie auch die<lb/> Nohtwendigkeit, einem Kaufmann zur Bezahlung<lb/> eine billige Zeit zu laſſen, beſtimmen das ſogenannte<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [73/0095]
Cap. 6. Von den Wechſeln.
das Brief-Porto zur Laſt bringt. Ein ſolcher Wech-
ſel heißt Ruͤkwechſel oder Ricambio, welcher,
wie man ſieht, nicht anders Statt hat, als in Folge
eines ruͤkgaͤngig gewordenen Wechſelgeſchaͤftes. Es
iſt alſo ein leeres und von Unwiſſenheit der Sache
zeugendes Geſchwaͤz, wenn diejenigen, welche den
Urſprung der Wechſel von der Vertreibung der Juden
aus Frankreich herleiten, ihnen insbeſondere die Er-
findung des Ruͤkwechſels zuſchreiben. Denn geſezt,
ein aus Frankreich nach Italien oder Spanien entwi-
chener Jude haͤtte es noch moͤglich zu machen gewußt,
ſein dort hinterlaſſenes Geld durch Wechſel von einem
zuverlaͤſſigen Freunde einzuziehen, wie haͤtte er in
ſeiner bedraͤngten Lage einen Ruͤkwechſel rechtskraͤftig
machen koͤnnen, wenn es mit dem erſten Wechſel
nicht richtig ging? Oder, wenn der Bezogene in
Frankreich ihn betrog, und dann ein Ruͤkwechſel auf
ihn in Italien enſtand, ſo war es ja nicht ſeine
Erfindung, ſondern ein fuͤr ihn ſehr verdrieslicher
Vorfall.
§. 14.
Die Weite des Weges, in welchem die Wechſel
verſandt werden, und die Ungewisheit derer Zufaͤlle,
die mit demſelben vorgehen koͤnnen, wie auch die
Nohtwendigkeit, einem Kaufmann zur Bezahlung
eine billige Zeit zu laſſen, beſtimmen das ſogenannte
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