Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

2 Buch. Von dem Waarenhandel.
brecht, Woerdemann (*) und Kruse erschie-
nen. Allein man kann sich auf dieselben nicht lange
Zeit verlassen. Sie dienen nach Verlauf einiger Zeit
dem Kaufmann blos zur ungefähren Uebersicht der in
Rechnung kommenden Umstände, überheben ihn aber
nicht der Nohtwendigkeit eines aufs neue gemachten
Conto Finto. Ein jeder Handlungs-Bedienter,
der auf seinen eigenen künftigen Nuzen sieht, thut
wol, sich alle in seines Herrn Dienst ihm vorkom-
mende Calculationen auszuziehen.

§. 6.

Durch die Calculation erfährt der Kaufmann den
natürlichen Preis, für welchen er ohne Schaden
seine Waare geben kann. Aber sein Gewinn und
Verlust hängt von der Nachfrage ab, d. i. dem

(*) Woerdemann war ein geschikter Handlungs-
Bedienter in Amsterdam. Seine schöne Leibes-
Länge war Ursache, daß er unter Preussische
Werber gerieht und nach Potsdam gebracht ward,
wo er unter der Garde diente. Als Grenadier
in derselben schrieb er: Anweisung zur voll-
ständigen Wechsel- und Waaren-Be-
rechnung
, Potsdam 1774, aus dem Schaz sei-
ner alten Kenntnisse, und debicirte dieselben
Friedrich dem Grossen. Dies aber half ihm nicht
vorwärts, sondern er ist, wie man mir versichert
hat, einige Jahre darauf als Grenadier gestorben.

2 Buch. Von dem Waarenhandel.
brecht, Woerdemann (*) und Kruſe erſchie-
nen. Allein man kann ſich auf dieſelben nicht lange
Zeit verlaſſen. Sie dienen nach Verlauf einiger Zeit
dem Kaufmann blos zur ungefaͤhren Ueberſicht der in
Rechnung kommenden Umſtaͤnde, uͤberheben ihn aber
nicht der Nohtwendigkeit eines aufs neue gemachten
Conto Finto. Ein jeder Handlungs-Bedienter,
der auf ſeinen eigenen kuͤnftigen Nuzen ſieht, thut
wol, ſich alle in ſeines Herrn Dienſt ihm vorkom-
mende Calculationen auszuziehen.

§. 6.

Durch die Calculation erfaͤhrt der Kaufmann den
natuͤrlichen Preis, fuͤr welchen er ohne Schaden
ſeine Waare geben kann. Aber ſein Gewinn und
Verluſt haͤngt von der Nachfrage ab, d. i. dem

(*) Woerdemann war ein geſchikter Handlungs-
Bedienter in Amſterdam. Seine ſchoͤne Leibes-
Laͤnge war Urſache, daß er unter Preuſſiſche
Werber gerieht und nach Potsdam gebracht ward,
wo er unter der Garde diente. Als Grenadier
in derſelben ſchrieb er: Anweiſung zur voll-
ſtaͤndigen Wechſel- und Waaren-Be-
rechnung
, Potsdam 1774, aus dem Schaz ſei-
ner alten Kenntniſſe, und debicirte dieſelben
Friedrich dem Groſſen. Dies aber half ihm nicht
vorwaͤrts, ſondern er iſt, wie man mir verſichert
hat, einige Jahre darauf als Grenadier geſtorben.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0206" n="184"/><fw place="top" type="header">2 Buch. Von dem Waarenhandel.</fw><lb/><hi rendition="#g">brecht, Woerdemann</hi><note place="foot" n="(*)"><hi rendition="#g">Woerdemann</hi> war ein ge&#x017F;chikter Handlungs-<lb/>
Bedienter in Am&#x017F;terdam. Seine &#x017F;cho&#x0364;ne Leibes-<lb/>
La&#x0364;nge war Ur&#x017F;ache, daß er unter Preu&#x017F;&#x017F;i&#x017F;che<lb/>
Werber gerieht und nach Potsdam gebracht ward,<lb/>
wo er unter der Garde diente. Als Grenadier<lb/>
in der&#x017F;elben &#x017F;chrieb er: <hi rendition="#g">Anwei&#x017F;ung zur voll-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ndigen Wech&#x017F;el- und Waaren-Be-<lb/>
rechnung</hi>, Potsdam 1774, aus dem Schaz &#x017F;ei-<lb/>
ner alten Kenntni&#x017F;&#x017F;e, und debicirte die&#x017F;elben<lb/>
Friedrich dem Gro&#x017F;&#x017F;en. Dies aber half ihm nicht<lb/>
vorwa&#x0364;rts, &#x017F;ondern er i&#x017F;t, wie man mir ver&#x017F;ichert<lb/>
hat, einige Jahre darauf als Grenadier ge&#x017F;torben.</note> und <hi rendition="#g">Kru&#x017F;e</hi> er&#x017F;chie-<lb/>
nen. Allein man kann &#x017F;ich auf die&#x017F;elben nicht lange<lb/>
Zeit verla&#x017F;&#x017F;en. Sie dienen nach Verlauf einiger Zeit<lb/>
dem Kaufmann blos zur ungefa&#x0364;hren Ueber&#x017F;icht der in<lb/>
Rechnung kommenden Um&#x017F;ta&#x0364;nde, u&#x0364;berheben ihn aber<lb/>
nicht der Nohtwendigkeit eines aufs neue gemachten<lb/><hi rendition="#aq">Conto Finto</hi>. Ein jeder Handlungs-Bedienter,<lb/>
der auf &#x017F;einen eigenen ku&#x0364;nftigen Nuzen &#x017F;ieht, thut<lb/>
wol, &#x017F;ich alle in &#x017F;eines Herrn Dien&#x017F;t ihm vorkom-<lb/>
mende Calculationen auszuziehen.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 6.</head><lb/>
                <p>Durch die Calculation erfa&#x0364;hrt der Kaufmann den<lb/>
natu&#x0364;rlichen Preis, fu&#x0364;r welchen er ohne Schaden<lb/>
&#x017F;eine Waare geben kann. Aber &#x017F;ein Gewinn und<lb/>
Verlu&#x017F;t ha&#x0364;ngt von der <hi rendition="#g">Nachfrage ab</hi>, d. i. dem<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[184/0206] 2 Buch. Von dem Waarenhandel. brecht, Woerdemann (*) und Kruſe erſchie- nen. Allein man kann ſich auf dieſelben nicht lange Zeit verlaſſen. Sie dienen nach Verlauf einiger Zeit dem Kaufmann blos zur ungefaͤhren Ueberſicht der in Rechnung kommenden Umſtaͤnde, uͤberheben ihn aber nicht der Nohtwendigkeit eines aufs neue gemachten Conto Finto. Ein jeder Handlungs-Bedienter, der auf ſeinen eigenen kuͤnftigen Nuzen ſieht, thut wol, ſich alle in ſeines Herrn Dienſt ihm vorkom- mende Calculationen auszuziehen. §. 6. Durch die Calculation erfaͤhrt der Kaufmann den natuͤrlichen Preis, fuͤr welchen er ohne Schaden ſeine Waare geben kann. Aber ſein Gewinn und Verluſt haͤngt von der Nachfrage ab, d. i. dem (*) Woerdemann war ein geſchikter Handlungs- Bedienter in Amſterdam. Seine ſchoͤne Leibes- Laͤnge war Urſache, daß er unter Preuſſiſche Werber gerieht und nach Potsdam gebracht ward, wo er unter der Garde diente. Als Grenadier in derſelben ſchrieb er: Anweiſung zur voll- ſtaͤndigen Wechſel- und Waaren-Be- rechnung, Potsdam 1774, aus dem Schaz ſei- ner alten Kenntniſſe, und debicirte dieſelben Friedrich dem Groſſen. Dies aber half ihm nicht vorwaͤrts, ſondern er iſt, wie man mir verſichert hat, einige Jahre darauf als Grenadier geſtorben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/206
Zitationshilfe: Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/206>, abgerufen am 21.11.2024.