Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. I. Von den Waaren überhaupt.
folglich den darauf gehoften Vorteil zum Teil
verlöre.

Auch manche Waare empfielt sich in einzelnen
Gegenden durch wirkliche Unvollkommenheit. Noch
vor dreissig Jahren waren in einem grossen Teil
Deutschlands nur alte Rosinen angenehm, und nie-
mand genoß sie, wenn nicht der Zucker in densel-
ben zwischen den Zähnen zu fühlen war.

§. 18.

5) Von absichtlichen Betrügen im Waaren-Ver-
kauf mag ich nicht viel sagen. Wahr ist es freilich,
daß man viele Waaren ausdrücklich so verfertigt,
daß man den Käufer, der nicht Kenner ist, und im-
mer gut zu kaufen glaubt, wenn er wohlfeil kauft,
damit anlocke. Wahr ist es auch, daß manche Ma-
nufactur, die sonst gut zn arbeiten gewohnt ist, Com-
missionen annehmen muß, die ihr in dieser Absicht
gegeben werden. In den häufigen Waarenauctionen,
welche in Hamburg geschehen, glaubt der Halbwis-
sende, die Manufacturwaaren werden verschleudert,
oder aus Noht verkauft, weil er nicht weis, daß sie
ausdrücklich so schlecht bestellt worden sein, um so
verschleudert werden zu können.

K

Cap. I. Von den Waaren uͤberhaupt.
folglich den darauf gehoften Vorteil zum Teil
verloͤre.

Auch manche Waare empfielt ſich in einzelnen
Gegenden durch wirkliche Unvollkommenheit. Noch
vor dreiſſig Jahren waren in einem groſſen Teil
Deutſchlands nur alte Roſinen angenehm, und nie-
mand genoß ſie, wenn nicht der Zucker in denſel-
ben zwiſchen den Zaͤhnen zu fuͤhlen war.

§. 18.

5) Von abſichtlichen Betruͤgen im Waaren-Ver-
kauf mag ich nicht viel ſagen. Wahr iſt es freilich,
daß man viele Waaren ausdruͤcklich ſo verfertigt,
daß man den Kaͤufer, der nicht Kenner iſt, und im-
mer gut zu kaufen glaubt, wenn er wohlfeil kauft,
damit anlocke. Wahr iſt es auch, daß manche Ma-
nufactur, die ſonſt gut zn arbeiten gewohnt iſt, Com-
miſſionen annehmen muß, die ihr in dieſer Abſicht
gegeben werden. In den haͤufigen Waarenauctionen,
welche in Hamburg geſchehen, glaubt der Halbwiſ-
ſende, die Manufacturwaaren werden verſchleudert,
oder aus Noht verkauft, weil er nicht weis, daß ſie
ausdruͤcklich ſo ſchlecht beſtellt worden ſein, um ſo
verſchleudert werden zu koͤnnen.

K
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0167" n="145"/><fw place="top" type="header">Cap. <hi rendition="#aq">I.</hi> Von den Waaren u&#x0364;berhaupt.</fw><lb/>
folglich den darauf gehoften Vorteil zum Teil<lb/>
verlo&#x0364;re.</p><lb/>
                <p>Auch manche Waare empfielt &#x017F;ich in einzelnen<lb/>
Gegenden durch wirkliche Unvollkommenheit. Noch<lb/>
vor drei&#x017F;&#x017F;ig Jahren waren in einem gro&#x017F;&#x017F;en Teil<lb/>
Deut&#x017F;chlands nur alte Ro&#x017F;inen angenehm, und nie-<lb/>
mand genoß &#x017F;ie, wenn nicht der Zucker in den&#x017F;el-<lb/>
ben zwi&#x017F;chen den Za&#x0364;hnen zu fu&#x0364;hlen war.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 18.</head><lb/>
                <p>5) Von ab&#x017F;ichtlichen Betru&#x0364;gen im Waaren-Ver-<lb/>
kauf mag ich nicht viel &#x017F;agen. Wahr i&#x017F;t es freilich,<lb/>
daß man viele Waaren ausdru&#x0364;cklich &#x017F;o verfertigt,<lb/>
daß man den Ka&#x0364;ufer, der nicht Kenner i&#x017F;t, und im-<lb/>
mer gut zu kaufen glaubt, wenn er wohlfeil kauft,<lb/>
damit anlocke. Wahr i&#x017F;t es auch, daß manche Ma-<lb/>
nufactur, die &#x017F;on&#x017F;t gut zn arbeiten gewohnt i&#x017F;t, Com-<lb/>
mi&#x017F;&#x017F;ionen annehmen muß, die ihr in die&#x017F;er Ab&#x017F;icht<lb/>
gegeben werden. In den ha&#x0364;ufigen Waarenauctionen,<lb/>
welche in Hamburg ge&#x017F;chehen, glaubt der Halbwi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ende, die Manufacturwaaren werden ver&#x017F;chleudert,<lb/>
oder aus Noht verkauft, weil er nicht weis, daß &#x017F;ie<lb/>
ausdru&#x0364;cklich &#x017F;o &#x017F;chlecht be&#x017F;tellt worden &#x017F;ein, um &#x017F;o<lb/>
ver&#x017F;chleudert werden zu ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
                <fw place="bottom" type="sig">K</fw><lb/>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145/0167] Cap. I. Von den Waaren uͤberhaupt. folglich den darauf gehoften Vorteil zum Teil verloͤre. Auch manche Waare empfielt ſich in einzelnen Gegenden durch wirkliche Unvollkommenheit. Noch vor dreiſſig Jahren waren in einem groſſen Teil Deutſchlands nur alte Roſinen angenehm, und nie- mand genoß ſie, wenn nicht der Zucker in denſel- ben zwiſchen den Zaͤhnen zu fuͤhlen war. §. 18. 5) Von abſichtlichen Betruͤgen im Waaren-Ver- kauf mag ich nicht viel ſagen. Wahr iſt es freilich, daß man viele Waaren ausdruͤcklich ſo verfertigt, daß man den Kaͤufer, der nicht Kenner iſt, und im- mer gut zu kaufen glaubt, wenn er wohlfeil kauft, damit anlocke. Wahr iſt es auch, daß manche Ma- nufactur, die ſonſt gut zn arbeiten gewohnt iſt, Com- miſſionen annehmen muß, die ihr in dieſer Abſicht gegeben werden. In den haͤufigen Waarenauctionen, welche in Hamburg geſchehen, glaubt der Halbwiſ- ſende, die Manufacturwaaren werden verſchleudert, oder aus Noht verkauft, weil er nicht weis, daß ſie ausdruͤcklich ſo ſchlecht beſtellt worden ſein, um ſo verſchleudert werden zu koͤnnen. K

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/167
Zitationshilfe: Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/167>, abgerufen am 21.11.2024.