Eine andre Arbeit des das Produkt verkaufenden Volkes ist das Absondern der Waare in ihre verschie- denen Gattungen, oder das sogenannte Sortiren. Auch dadurch erhöhet sich der Gewinn dieses Volkes gar sehr über dasjenige, was ihm für seine Waare zu Teil wird, wenn es gute und schlechte Waare durch einander gemischt verkauft. Ein Beispiel davon giebt die Wolle, welche nicht nur bei verschie- denen Schaafen nach deren Gattung oder der Zeit, zu welcher sie geschoren werden, sondern auch auf Ei- nem und demselben Schaafe sehr verschieden ist.
§. 8.
Diese Vorarbeit ist nicht als eine Kleinigkeit an- zusehen, und sezt gewisse Kenntnisse voraus, inson- derheit von dem Gebrauch, den der entfernte Käufer von dem Product machen kann. Wer z. B. mit roher Wolle handelt, muß wissen, welche Gattung und zu welcherlei Zeugen die Manufactur sie anwenden werde, an welche er sie verkauft. Sie diesem ge- mäß zu sortiren, das versteht man nun freilich in der Manufactur selbst. Aber er wird dieser nimmer- mehr den Preis gehörig sezen können, wenn er nicht selbst sie sorgfältig zu sortiren versteht. Ich erinnere mich eines Mannes, der sich auf den Handel mit Meklenburgischer Wolle einließ, aber in wenig Jah-
2. Buch. Von dem Waarenhandel.
§. 7.
Eine andre Arbeit des das Produkt verkaufenden Volkes iſt das Abſondern der Waare in ihre verſchie- denen Gattungen, oder das ſogenannte Sortiren. Auch dadurch erhoͤhet ſich der Gewinn dieſes Volkes gar ſehr uͤber dasjenige, was ihm fuͤr ſeine Waare zu Teil wird, wenn es gute und ſchlechte Waare durch einander gemiſcht verkauft. Ein Beiſpiel davon giebt die Wolle, welche nicht nur bei verſchie- denen Schaafen nach deren Gattung oder der Zeit, zu welcher ſie geſchoren werden, ſondern auch auf Ei- nem und demſelben Schaafe ſehr verſchieden iſt.
§. 8.
Dieſe Vorarbeit iſt nicht als eine Kleinigkeit an- zuſehen, und ſezt gewiſſe Kenntniſſe voraus, inſon- derheit von dem Gebrauch, den der entfernte Kaͤufer von dem Product machen kann. Wer z. B. mit roher Wolle handelt, muß wiſſen, welche Gattung und zu welcherlei Zeugen die Manufactur ſie anwenden werde, an welche er ſie verkauft. Sie dieſem ge- maͤß zu ſortiren, das verſteht man nun freilich in der Manufactur ſelbſt. Aber er wird dieſer nimmer- mehr den Preis gehoͤrig ſezen koͤnnen, wenn er nicht ſelbſt ſie ſorgfaͤltig zu ſortiren verſteht. Ich erinnere mich eines Mannes, der ſich auf den Handel mit Meklenburgiſcher Wolle einließ, aber in wenig Jah-
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2. Buch. Von dem Waarenhandel.
§. 7.
Eine andre Arbeit des das Produkt verkaufenden
Volkes iſt das Abſondern der Waare in ihre verſchie-
denen Gattungen, oder das ſogenannte Sortiren.
Auch dadurch erhoͤhet ſich der Gewinn dieſes Volkes
gar ſehr uͤber dasjenige, was ihm fuͤr ſeine Waare
zu Teil wird, wenn es gute und ſchlechte Waare
durch einander gemiſcht verkauft. Ein Beiſpiel
davon giebt die Wolle, welche nicht nur bei verſchie-
denen Schaafen nach deren Gattung oder der Zeit,
zu welcher ſie geſchoren werden, ſondern auch auf Ei-
nem und demſelben Schaafe ſehr verſchieden iſt.
§. 8.
Dieſe Vorarbeit iſt nicht als eine Kleinigkeit an-
zuſehen, und ſezt gewiſſe Kenntniſſe voraus, inſon-
derheit von dem Gebrauch, den der entfernte Kaͤufer
von dem Product machen kann. Wer z. B. mit roher
Wolle handelt, muß wiſſen, welche Gattung und
zu welcherlei Zeugen die Manufactur ſie anwenden
werde, an welche er ſie verkauft. Sie dieſem ge-
maͤß zu ſortiren, das verſteht man nun freilich in
der Manufactur ſelbſt. Aber er wird dieſer nimmer-
mehr den Preis gehoͤrig ſezen koͤnnen, wenn er nicht
ſelbſt ſie ſorgfaͤltig zu ſortiren verſteht. Ich erinnere
mich eines Mannes, der ſich auf den Handel mit
Meklenburgiſcher Wolle einließ, aber in wenig Jah-
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Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/152>, abgerufen am 21.11.2024.
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