In dem zweiten Fall §. 30. hat das Fallen des Wechselcurses keine Grenzen. Denn man kann gar nicht mehr auf baares Geld rechnen, worin der Wechsel bezahlt werden könnte. Keiner in einem solchen Lande kann Wechsel abgeben, wenn er sich nicht ausser Lan- des einen Credit gemacht hat. Diesen verschaft er sich:
a) auf eine solide Weise durch Versendungen von Landeswaaren. Aber wenn nur Wechsel auf aus- wärtige Schulden allein gegeben werden können, so stockt das Wechselgeschäfte allemal, welches nur durch Cambiisten, die zur rechten Zeit Baarschaften hin und her senden, im leichten Gange erhalten werden kann. Oder
b) durch einen ohne baare Remesse, auswärtig gemachten Credit, das ist, durch Wechselreuterei. Dieser Credit aber kostet dem Banker viel, der ihn nimmt, und folglich auch jedem Käufer seiner Wechsel. Die Kosten davon bleiben in der Fremde, so lange die Sache so fortgehet. Die Handelsbalanz wird immer schlechter, und der Curs muß, so lange dies währt, zum Nachteil des Volkes, welches nur in Papier bezahlen kann, fallen. Unter diesen Umstän- den fiel 1762 der Schwedische Curs auf 200 pr. C. unter Pari. Der Hamb. Rtlr. Bco, welcher eigent-
Cap. 6. Von den Wechſeln.
§. 32.
In dem zweiten Fall §. 30. hat das Fallen des Wechſelcurſes keine Grenzen. Denn man kann gar nicht mehr auf baares Geld rechnen, worin der Wechſel bezahlt werden koͤnnte. Keiner in einem ſolchen Lande kann Wechſel abgeben, wenn er ſich nicht auſſer Lan- des einen Credit gemacht hat. Dieſen verſchaft er ſich:
a) auf eine ſolide Weiſe durch Verſendungen von Landeswaaren. Aber wenn nur Wechſel auf aus- waͤrtige Schulden allein gegeben werden koͤnnen, ſo ſtockt das Wechſelgeſchaͤfte allemal, welches nur durch Cambiiſten, die zur rechten Zeit Baarſchaften hin und her ſenden, im leichten Gange erhalten werden kann. Oder
b) durch einen ohne baare Remeſſe, auswaͤrtig gemachten Credit, das iſt, durch Wechſelreuterei. Dieſer Credit aber koſtet dem Banker viel, der ihn nimmt, und folglich auch jedem Kaͤufer ſeiner Wechſel. Die Koſten davon bleiben in der Fremde, ſo lange die Sache ſo fortgehet. Die Handelsbalanz wird immer ſchlechter, und der Curs muß, ſo lange dies waͤhrt, zum Nachteil des Volkes, welches nur in Papier bezahlen kann, fallen. Unter dieſen Umſtaͤn- den fiel 1762 der Schwediſche Curs auf 200 pr. C. unter Pari. Der Hamb. Rtlr. Bco, welcher eigent-
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Cap. 6. Von den Wechſeln.
§. 32.
In dem zweiten Fall §. 30. hat das Fallen des
Wechſelcurſes keine Grenzen. Denn man kann gar
nicht mehr auf baares Geld rechnen, worin der Wechſel
bezahlt werden koͤnnte. Keiner in einem ſolchen Lande
kann Wechſel abgeben, wenn er ſich nicht auſſer Lan-
des einen Credit gemacht hat. Dieſen verſchaft er ſich:
a) auf eine ſolide Weiſe durch Verſendungen von
Landeswaaren. Aber wenn nur Wechſel auf aus-
waͤrtige Schulden allein gegeben werden koͤnnen, ſo
ſtockt das Wechſelgeſchaͤfte allemal, welches nur durch
Cambiiſten, die zur rechten Zeit Baarſchaften hin
und her ſenden, im leichten Gange erhalten werden
kann. Oder
b) durch einen ohne baare Remeſſe, auswaͤrtig
gemachten Credit, das iſt, durch Wechſelreuterei.
Dieſer Credit aber koſtet dem Banker viel, der ihn
nimmt, und folglich auch jedem Kaͤufer ſeiner Wechſel.
Die Koſten davon bleiben in der Fremde, ſo lange
die Sache ſo fortgehet. Die Handelsbalanz wird
immer ſchlechter, und der Curs muß, ſo lange dies
waͤhrt, zum Nachteil des Volkes, welches nur in
Papier bezahlen kann, fallen. Unter dieſen Umſtaͤn-
den fiel 1762 der Schwediſche Curs auf 200 pr. C.
unter Pari. Der Hamb. Rtlr. Bco, welcher eigent-
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Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 1. Hamburg, 1792, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung01_1792/127>, abgerufen am 21.11.2024.
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