Als ich noch in türkischen Diensten war, belustigte ich mich öfters in einer Lust-Barke auf dem Mare di Marmora, von wo aus man die herrlichste Aussicht auf ganz Constantinopel, das Seraglio des Groß-Sultans mit eingeschlossen, beherrschet. Eines Morgens, als ich die Schönheit und Heiterkeit des Him- mels betrachtete, bemerkte ich ein run- des Ding, ohngefähr wie eine Billard- Kugel groß, in der Luft, von welchem noch etwas anderes herunter hing. Ich griff sogleich nach meiner besten und läng- sten Vogelflinte, ohne welche, wenn ichs ändern kann, ich niemals ausgehe, oder ausre[i]se, lud sie mit einer Kugel und feuer[t]e nach dem runden Dinge in der Luft; allein umsonst. Ich wieder- hohlte den Schuß mit zwey Kugeln, rich- tete aber noch nichts aus. Erst der dritte Schuß, mit vier oder fünf Ku- geln machte an einer Seite ein Loch
und
Drittes See-Abentheuer.
Als ich noch in tuͤrkiſchen Dienſten war, beluſtigte ich mich oͤfters in einer Luſt-Barke auf dem Mare di Marmora, von wo aus man die herrlichſte Ausſicht auf ganz Conſtantinopel, das Seraglio des Groß-Sultans mit eingeſchloſſen, beherrſchet. Eines Morgens, als ich die Schoͤnheit und Heiterkeit des Him- mels betrachtete, bemerkte ich ein run- des Ding, ohngefaͤhr wie eine Billard- Kugel groß, in der Luft, von welchem noch etwas anderes herunter hing. Ich griff ſogleich nach meiner beſten und laͤng- ſten Vogelflinte, ohne welche, wenn ichs aͤndern kann, ich niemals ausgehe, oder ausre[i]ſe, lud ſie mit einer Kugel und feuer[t]e nach dem runden Dinge in der Luft; allein umſonſt. Ich wieder- hohlte den Schuß mit zwey Kugeln, rich- tete aber noch nichts aus. Erſt der dritte Schuß, mit vier oder fuͤnf Ku- geln machte an einer Seite ein Loch
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Drittes See-Abentheuer.
Als ich noch in tuͤrkiſchen Dienſten
war, beluſtigte ich mich oͤfters in einer
Luſt-Barke auf dem Mare di Marmora,
von wo aus man die herrlichſte Ausſicht
auf ganz Conſtantinopel, das Seraglio
des Groß-Sultans mit eingeſchloſſen,
beherrſchet. Eines Morgens, als ich
die Schoͤnheit und Heiterkeit des Him-
mels betrachtete, bemerkte ich ein run-
des Ding, ohngefaͤhr wie eine Billard-
Kugel groß, in der Luft, von welchem
noch etwas anderes herunter hing. Ich
griff ſogleich nach meiner beſten und laͤng-
ſten Vogelflinte, ohne welche, wenn
ichs aͤndern kann, ich niemals ausgehe,
oder ausreiſe, lud ſie mit einer Kugel
und feuerte nach dem runden Dinge in
der Luft; allein umſonſt. Ich wieder-
hohlte den Schuß mit zwey Kugeln, rich-
tete aber noch nichts aus. Erſt der
dritte Schuß, mit vier oder fuͤnf Ku-
geln machte an einer Seite ein Loch
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[Raspe, Rudolf Erich]: Wunderbare Reisen [...] des Freyherrn von Münchhausen [...]. London [i. e. Göttingen], 1786, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_muenchhausen_1786/96>, abgerufen am 23.02.2025.
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