Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bürger, Peter: Candidatus Chirurgiae. Königsberg, 1692.

Bild:
<< vorherige Seite

Erster Theil
behaltene Materie die inwendigen Theile
mit ihrer Schärffe benage/ und also eine
Fistel oder hohles Geschwär verursache. In
Oeffnung der Apostemen hat man inson-
derheit zu betrachten/ daß man sie am wei-
chesten/ und wo es seyn kan/ am niedrigsten
Theil des Geschwulstes öffne/ und dazu an
einem sicheren Ort/ da keine Blut-Lufft- und
Span-Adern seyn/ auch soll die Oeffnung
nach länge der Haut und der darunter lie-
genden Musculen geschehen/ die Materie
muß man nicht auff einmahl auslassen/ son-
dern allgemach/ und nach diesem reinigen
und heilen.

11. Was ist der Rohtlauff oder
die Rose?
Paraeus.

Es ist eine Geschwulst Erysipelas genand/
wird allein aus dem scharffen/ subtilen/ dün-
nen und Gallmäßigen Geblüht oder Chole-
Avicenna.ra verursachet/ kompt fast in alle Gliedmas-
sen des Leibes/ allermeist aber ins Angesicht/
wegen dünne der Haut und subtilen Geblühts/
Kennzeichen.hat fast eben die Kennzeichen/ als die Phlegmone
nur daß die Rose nicht so erhoben ist/ auch
ist die Hitze viel hefftiger/ daß sie auch die
Haut verbrennet/ auch hat der Rohtlauff
Aquapen-
dens.
keinen so grossen Schmertzen/ als die Phleg-
mone,
ist aber stechender: Im Rothlauff
weichet so woll die Röhte/ als die Ge-

schwulst/

Erſter Theil
behaltene Materie die inwendigen Theile
mit ihrer Schaͤrffe benage/ und alſo eine
Fiſtel oder hohles Geſchwaͤr verurſache. In
Oeffnung der Apoſtemen hat man inſon-
derheit zu betrachten/ daß man ſie am wei-
cheſten/ und wo es ſeyn kan/ am niedrigſten
Theil des Geſchwulſtes oͤffne/ und dazu an
einem ſicheren Ort/ da keine Blut-Lufft- und
Span-Adern ſeyn/ auch ſoll die Oeffnung
nach laͤnge der Haut und der darunter lie-
genden Muſculen geſchehen/ die Materie
muß man nicht auff einmahl auslaſſen/ ſon-
dern allgemach/ und nach dieſem reinigen
und heilen.

11. Was iſt der Rohtlauff oder
die Roſe?
Paræus.

Es iſt eine Geſchwulſt Eryſipelas genand/
wird allein aus dem ſcharffen/ ſubtilen/ duͤn-
nen und Gallmaͤßigen Gebluͤht oder Chole-
Avicenna.ra verurſachet/ kompt faſt in alle Gliedmaſ-
ſen des Leibes/ allermeiſt aber ins Angeſicht/
wegen duͤñe der Haut uñ ſubtilen Gebluͤhts/
Keñzeichen.hat faſt eben die Keñzeichen/ als die Phlegmone
nur daß die Roſe nicht ſo erhoben iſt/ auch
iſt die Hitze viel hefftiger/ daß ſie auch die
Haut verbrennet/ auch hat der Rohtlauff
Aquapen-
dens.
keinen ſo groſſen Schmertzen/ als die Phleg-
mone,
iſt aber ſtechender: Im Rothlauff
weichet ſo woll die Roͤhte/ als die Ge-

ſchwulſt/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0104" n="82"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;ter Theil</hi></fw><lb/>
behaltene Materie die inwendigen Theile<lb/>
mit ihrer Scha&#x0364;rffe benage/ und al&#x017F;o eine<lb/>
Fi&#x017F;tel oder hohles Ge&#x017F;chwa&#x0364;r verur&#x017F;ache. In<lb/>
Oeffnung der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Apo&#x017F;temen</hi></hi> hat man in&#x017F;on-<lb/>
derheit zu betrachten/ daß man &#x017F;ie am wei-<lb/>
che&#x017F;ten/ und wo es &#x017F;eyn kan/ am niedrig&#x017F;ten<lb/>
Theil des Ge&#x017F;chwul&#x017F;tes o&#x0364;ffne/ und dazu an<lb/>
einem &#x017F;icheren Ort/ da keine Blut-Lufft- und<lb/>
Span-Adern &#x017F;eyn/ auch &#x017F;oll die Oeffnung<lb/>
nach la&#x0364;nge der Haut und der darunter lie-<lb/>
genden Mu&#x017F;culen ge&#x017F;chehen/ die Materie<lb/>
muß man nicht auff einmahl ausla&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;on-<lb/>
dern allgemach/ und nach die&#x017F;em reinigen<lb/>
und heilen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">11. Was i&#x017F;t der Rohtlauff oder<lb/>
die Ro&#x017F;e?</hi> </head><lb/>
          <note place="left"> <hi rendition="#aq">Paræus.</hi> </note>
          <p>Es i&#x017F;t eine Ge&#x017F;chwul&#x017F;t <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ery&#x017F;ipelas</hi></hi> genand/<lb/>
wird allein aus dem &#x017F;charffen/ &#x017F;ubtilen/ du&#x0364;n-<lb/>
nen und Gallma&#x0364;ßigen Geblu&#x0364;ht oder <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Chole-</hi></hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Avicenna.</hi></note><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ra</hi></hi> verur&#x017F;achet/ kompt fa&#x017F;t in alle Gliedma&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en des Leibes/ allermei&#x017F;t aber ins Ange&#x017F;icht/<lb/>
wegen du&#x0364;n&#x0303;e der Haut un&#x0303; &#x017F;ubtilen Geblu&#x0364;hts/<lb/><note place="left">Ken&#x0303;zeichen.</note>hat fa&#x017F;t eben die Ken&#x0303;zeichen/ als die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Phlegmone</hi></hi><lb/>
nur daß die Ro&#x017F;e nicht &#x017F;o erhoben i&#x017F;t/ auch<lb/>
i&#x017F;t die Hitze viel hefftiger/ daß &#x017F;ie auch die<lb/>
Haut verbrennet/ auch hat der Rohtlauff<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Aquapen-<lb/>
dens.</hi></note>keinen &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;en Schmertzen/ als die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Phleg-<lb/>
mone,</hi></hi> i&#x017F;t aber &#x017F;techender<hi rendition="#i">:</hi> Im Rothlauff<lb/>
weichet &#x017F;o woll die Ro&#x0364;hte/ als die Ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chwul&#x017F;t/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[82/0104] Erſter Theil behaltene Materie die inwendigen Theile mit ihrer Schaͤrffe benage/ und alſo eine Fiſtel oder hohles Geſchwaͤr verurſache. In Oeffnung der Apoſtemen hat man inſon- derheit zu betrachten/ daß man ſie am wei- cheſten/ und wo es ſeyn kan/ am niedrigſten Theil des Geſchwulſtes oͤffne/ und dazu an einem ſicheren Ort/ da keine Blut-Lufft- und Span-Adern ſeyn/ auch ſoll die Oeffnung nach laͤnge der Haut und der darunter lie- genden Muſculen geſchehen/ die Materie muß man nicht auff einmahl auslaſſen/ ſon- dern allgemach/ und nach dieſem reinigen und heilen. 11. Was iſt der Rohtlauff oder die Roſe? Es iſt eine Geſchwulſt Eryſipelas genand/ wird allein aus dem ſcharffen/ ſubtilen/ duͤn- nen und Gallmaͤßigen Gebluͤht oder Chole- ra verurſachet/ kompt faſt in alle Gliedmaſ- ſen des Leibes/ allermeiſt aber ins Angeſicht/ wegen duͤñe der Haut uñ ſubtilen Gebluͤhts/ hat faſt eben die Keñzeichen/ als die Phlegmone nur daß die Roſe nicht ſo erhoben iſt/ auch iſt die Hitze viel hefftiger/ daß ſie auch die Haut verbrennet/ auch hat der Rohtlauff keinen ſo groſſen Schmertzen/ als die Phleg- mone, iſt aber ſtechender: Im Rothlauff weichet ſo woll die Roͤhte/ als die Ge- ſchwulſt/ Avicenna. Keñzeichen. Aquapen- dens.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Bei der vorliegenden Ausgabe handelt es sich um e… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_candidatus_1692
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_candidatus_1692/104
Zitationshilfe: Bürger, Peter: Candidatus Chirurgiae. Königsberg, 1692, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buerger_candidatus_1692/104>, abgerufen am 21.12.2024.