"Wenn der gottbegnadete Strahl des Genius oder her- vorragender Geisteskraft", bemerkt Ludwig Büchner in einer seiner Schriften, "sich unter so vielen Tausenden von Durch- schnitts-Menschen hier oder da auf ein einzelnes Haupt nieder- läßt, so bietet ein solches Ereigniß an und für sich Grund des Erstaunens oder der Bewunderung und gibt der großen Mehrzahl der Menschen hinreichenden Anlaß, an eine gewisse Art von "Wunder" zu glauben oder der sehr verbreiteten Meinung zu huldigen, daß die Genies wie man zu sagen pflegt, "vom Himmel fallen!" In unserer nüchternen Zeit freilich, die an keine Wunder mehr glaubt oder glauben will, pflegt man sich nach andern und solchen Gründen für die Entstehung der Genies umzusehen, welche mehr mit dem natürlichen Gang der Dinge zusammenhängen. Man forscht nach ihrer Herkunft, nach ihrer Familie, nach ihrer Erziehung und Umgebung, kurz nach jenen mannigfaltigen inneren und äußeren Einflüßen, welche jeden einzelnen Menschen in seinem Wesen, wie in seinen Handlungen oder Leistungen bis zu einem solchen Grade beeinflussen oder bestimmen, daß nach der Meinung der angesehensten Philosophen der Vergangenheit und Gegenwart nur ein verhältnißmäßig kleiner Spielraum
IX. Die Familie Büchner.
"Wenn der gottbegnadete Strahl des Genius oder her- vorragender Geiſteskraft", bemerkt Ludwig Büchner in einer ſeiner Schriften, "ſich unter ſo vielen Tauſenden von Durch- ſchnitts-Menſchen hier oder da auf ein einzelnes Haupt nieder- läßt, ſo bietet ein ſolches Ereigniß an und für ſich Grund des Erſtaunens oder der Bewunderung und gibt der großen Mehrzahl der Menſchen hinreichenden Anlaß, an eine gewiſſe Art von "Wunder" zu glauben oder der ſehr verbreiteten Meinung zu huldigen, daß die Genies wie man zu ſagen pflegt, "vom Himmel fallen!" In unſerer nüchternen Zeit freilich, die an keine Wunder mehr glaubt oder glauben will, pflegt man ſich nach andern und ſolchen Gründen für die Entſtehung der Genies umzuſehen, welche mehr mit dem natürlichen Gang der Dinge zuſammenhängen. Man forſcht nach ihrer Herkunft, nach ihrer Familie, nach ihrer Erziehung und Umgebung, kurz nach jenen mannigfaltigen inneren und äußeren Einflüßen, welche jeden einzelnen Menſchen in ſeinem Weſen, wie in ſeinen Handlungen oder Leiſtungen bis zu einem ſolchen Grade beeinfluſſen oder beſtimmen, daß nach der Meinung der angeſehenſten Philoſophen der Vergangenheit und Gegenwart nur ein verhältnißmäßig kleiner Spielraum
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IX. Die Familie Büchner.
"Wenn der gottbegnadete Strahl des Genius oder her-
vorragender Geiſteskraft", bemerkt Ludwig Büchner in einer
ſeiner Schriften, "ſich unter ſo vielen Tauſenden von Durch-
ſchnitts-Menſchen hier oder da auf ein einzelnes Haupt nieder-
läßt, ſo bietet ein ſolches Ereigniß an und für ſich Grund
des Erſtaunens oder der Bewunderung und gibt der großen
Mehrzahl der Menſchen hinreichenden Anlaß, an eine gewiſſe
Art von "Wunder" zu glauben oder der ſehr verbreiteten
Meinung zu huldigen, daß die Genies wie man zu ſagen
pflegt, "vom Himmel fallen!" In unſerer nüchternen Zeit
freilich, die an keine Wunder mehr glaubt oder glauben will,
pflegt man ſich nach andern und ſolchen Gründen für die
Entſtehung der Genies umzuſehen, welche mehr mit dem
natürlichen Gang der Dinge zuſammenhängen. Man forſcht
nach ihrer Herkunft, nach ihrer Familie, nach ihrer Erziehung
und Umgebung, kurz nach jenen mannigfaltigen inneren und
äußeren Einflüßen, welche jeden einzelnen Menſchen in ſeinem
Weſen, wie in ſeinen Handlungen oder Leiſtungen bis zu
einem ſolchen Grade beeinfluſſen oder beſtimmen, daß nach
der Meinung der angeſehenſten Philoſophen der Vergangenheit
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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. [456]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/652>, abgerufen am 21.12.2024.
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