sonst Ehrgefühl, ich glaube nicht, daß er seine Schande wird ertragen können. Seine Familie verleugnet ihn, seinen älteren Bruder ausgenommen, der eine Hauptrolle in der Sache gespielt zu haben scheint. Es sind viel Leute dadurch unglücklich geworden. Mit Minnigerode soll es besser gehen. Hat denn Gladbach noch kein Urtheil? Das heiße ich einen doch lebendig begraben. Mich schaudert, wenn ich denke, was vielleicht mein Schicksal gewesen wäre! ......
34.
Straßburg im October 1835.
..... Ich habe mir hier allerhand interessante Notizen über einen Freund Goethe's, einen unglücklichen Poeten Namens Lenz verschafft, der sich gleichzeitig mit Goethe hier aufhielt und halb verrückt wurde. Ich denke darüber einen Aufsatz in der deutschen Revue erscheinen zu lassen. Auch sehe ich mich eben nach Stoff zu einer Abhandlung über einen philosophischen oder naturhistorischen Gegenstand um. Jetzt noch eine Zeit lang anhaltendes Studium, und der Weg ist gebrochen. Es gibt hier Leute, die mir eine glänzende Zukunft prophezeien. Ich habe nichts dawider. .......
35.
Straßburg, den 2. November 1835.
..... Ich weiß bestimmt, daß man mir in Darmstadt die abenteuerlichsten Dinge nachsagt; man hat mich bereits dreimal an der Grenze verhaften lassen. Ich finde es natür- lich; die außerordentliche Anzahl von Verhaftungen und Steckbriefen muß Aufsehen machen, und da das Publikum
ſonſt Ehrgefühl, ich glaube nicht, daß er ſeine Schande wird ertragen können. Seine Familie verleugnet ihn, ſeinen älteren Bruder ausgenommen, der eine Hauptrolle in der Sache geſpielt zu haben ſcheint. Es ſind viel Leute dadurch unglücklich geworden. Mit Minnigerode ſoll es beſſer gehen. Hat denn Gladbach noch kein Urtheil? Das heiße ich einen doch lebendig begraben. Mich ſchaudert, wenn ich denke, was vielleicht mein Schickſal geweſen wäre! ......
34.
Straßburg im October 1835.
..... Ich habe mir hier allerhand intereſſante Notizen über einen Freund Goethe's, einen unglücklichen Poeten Namens Lenz verſchafft, der ſich gleichzeitig mit Goethe hier aufhielt und halb verrückt wurde. Ich denke darüber einen Aufſatz in der deutſchen Revue erſcheinen zu laſſen. Auch ſehe ich mich eben nach Stoff zu einer Abhandlung über einen philoſophiſchen oder naturhiſtoriſchen Gegenſtand um. Jetzt noch eine Zeit lang anhaltendes Studium, und der Weg iſt gebrochen. Es gibt hier Leute, die mir eine glänzende Zukunft prophezeien. Ich habe nichts dawider. .......
35.
Straßburg, den 2. November 1835.
..... Ich weiß beſtimmt, daß man mir in Darmſtadt die abenteuerlichſten Dinge nachſagt; man hat mich bereits dreimal an der Grenze verhaften laſſen. Ich finde es natür- lich; die außerordentliche Anzahl von Verhaftungen und Steckbriefen muß Aufſehen machen, und da das Publikum
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ſonſt Ehrgefühl, ich glaube nicht, daß er ſeine Schande wird
ertragen können. Seine Familie verleugnet ihn, ſeinen
älteren Bruder ausgenommen, der eine Hauptrolle in der
Sache geſpielt zu haben ſcheint. Es ſind viel Leute dadurch
unglücklich geworden. Mit Minnigerode ſoll es beſſer gehen.
Hat denn Gladbach noch kein Urtheil? Das heiße ich
einen doch lebendig begraben. Mich ſchaudert, wenn ich denke,
was vielleicht mein Schickſal geweſen wäre! ......
34.
Straßburg im October 1835.
..... Ich habe mir hier allerhand intereſſante Notizen
über einen Freund Goethe's, einen unglücklichen Poeten
Namens Lenz verſchafft, der ſich gleichzeitig mit Goethe hier
aufhielt und halb verrückt wurde. Ich denke darüber einen
Aufſatz in der deutſchen Revue erſcheinen zu laſſen. Auch
ſehe ich mich eben nach Stoff zu einer Abhandlung über
einen philoſophiſchen oder naturhiſtoriſchen Gegenſtand um.
Jetzt noch eine Zeit lang anhaltendes Studium, und der Weg
iſt gebrochen. Es gibt hier Leute, die mir eine glänzende
Zukunft prophezeien. Ich habe nichts dawider. .......
35.
Straßburg, den 2. November 1835.
..... Ich weiß beſtimmt, daß man mir in Darmſtadt
die abenteuerlichſten Dinge nachſagt; man hat mich bereits
dreimal an der Grenze verhaften laſſen. Ich finde es natür-
lich; die außerordentliche Anzahl von Verhaftungen und
Steckbriefen muß Aufſehen machen, und da das Publikum
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Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/556>, abgerufen am 21.11.2024.
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