die beste Gelegenheit, einen Orden zu erwischen, sie ließen die Truppen ausrücken, die Straßen räumen, Bajonnete und Kolbenstöße austheilen, Verhaftungen vornehmen, Prokla- mationen anschlagen u. s. w.
11.
Gießen, den 1. November 1833.
..... Gestern wurden wieder zwei Studenten ver- haftet, der kleine Stamm und Groß. ....
12.
Gießen, den 19. November 1833.
..... Gestern war ich bei dem Bankett zu Ehren der zurückgekehrten Deputirten. An zweihundert Personen, unter ihnen Balser und Vogt. Einige loyale Toaste, bis man sich Courage getrunken, und dann das Polenlied, die Marseillaise gesungen und den in Friedberg Verhafteten * ein Vivat gebracht! Die Leute gehen ins Feuer, wenn's von einer brennenden Punschbowle kommt! .....
13.
Gießen, im Februar 1834.
..... Ich verachte Niemanden, am wenigsten wegen seines Verstandes oder seiner Bildung, weil es in Niemands Gewalt liegt, kein Dummkopf oder kein Verbrecher zu werden, -- weil wir durch gleiche Umstände wohl Alle gleich würden, und weil die Umstände außer uns liegen. Der Verstand nun gar ist nur eine sehr geringe Seite
* Apotheker Trapp und einige gleichgesinnte Männer aus Oberhessen. F.
die beſte Gelegenheit, einen Orden zu erwiſchen, ſie ließen die Truppen ausrücken, die Straßen räumen, Bajonnete und Kolbenſtöße austheilen, Verhaftungen vornehmen, Prokla- mationen anſchlagen u. ſ. w.
11.
Gießen, den 1. November 1833.
..... Geſtern wurden wieder zwei Studenten ver- haftet, der kleine Stamm und Groß. ....
12.
Gießen, den 19. November 1833.
..... Geſtern war ich bei dem Bankett zu Ehren der zurückgekehrten Deputirten. An zweihundert Perſonen, unter ihnen Balſer und Vogt. Einige loyale Toaſte, bis man ſich Courage getrunken, und dann das Polenlied, die Marſeillaiſe geſungen und den in Friedberg Verhafteten * ein Vivat gebracht! Die Leute gehen ins Feuer, wenn's von einer brennenden Punſchbowle kommt! .....
13.
Gießen, im Februar 1834.
..... Ich verachte Niemanden, am wenigſten wegen ſeines Verſtandes oder ſeiner Bildung, weil es in Niemands Gewalt liegt, kein Dummkopf oder kein Verbrecher zu werden, — weil wir durch gleiche Umſtände wohl Alle gleich würden, und weil die Umſtände außer uns liegen. Der Verſtand nun gar iſt nur eine ſehr geringe Seite
* Apotheker Trapp und einige gleichgeſinnte Männer aus Oberheſſen. F.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0530"n="334"/>
die beſte Gelegenheit, einen Orden zu erwiſchen, ſie ließen<lb/>
die Truppen ausrücken, die Straßen räumen, Bajonnete und<lb/>
Kolbenſtöße austheilen, Verhaftungen vornehmen, Prokla-<lb/>
mationen anſchlagen u. ſ. w.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#c">11.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#g">Gießen</hi>, den 1. November 1833.</dateline><lb/><p>..... Geſtern wurden wieder zwei Studenten ver-<lb/>
haftet, der kleine <hirendition="#g">Stamm</hi> und <hirendition="#g">Groß</hi>. ....</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#c">12.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#g">Gießen</hi>, den 19. November 1833.</dateline><lb/><p>..... Geſtern war ich bei dem Bankett zu Ehren<lb/>
der zurückgekehrten Deputirten. An zweihundert Perſonen,<lb/>
unter ihnen <hirendition="#g">Balſer</hi> und <hirendition="#g">Vogt</hi>. Einige loyale Toaſte, bis<lb/>
man ſich Courage getrunken, und dann das Polenlied, die<lb/>
Marſeillaiſe geſungen und den in Friedberg Verhafteten <noteplace="foot"n="*">Apotheker Trapp und einige gleichgeſinnte Männer aus<lb/>
Oberheſſen. <hirendition="#et">F.</hi></note> ein<lb/>
Vivat gebracht! Die Leute gehen ins Feuer, wenn's von<lb/>
einer brennenden Punſchbowle kommt! .....</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#c">13.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#g">Gießen</hi>, im Februar 1834.</dateline><lb/><p>..... Ich <hirendition="#g">verachte Niemanden</hi>, am wenigſten<lb/>
wegen ſeines Verſtandes oder ſeiner Bildung, weil es in<lb/>
Niemands Gewalt liegt, kein Dummkopf oder kein Verbrecher<lb/>
zu werden, — weil wir durch gleiche Umſtände wohl Alle<lb/>
gleich würden, und weil die Umſtände außer uns liegen.<lb/>
Der <hirendition="#g">Verſtand</hi> nun gar iſt nur eine ſehr geringe Seite<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[334/0530]
die beſte Gelegenheit, einen Orden zu erwiſchen, ſie ließen
die Truppen ausrücken, die Straßen räumen, Bajonnete und
Kolbenſtöße austheilen, Verhaftungen vornehmen, Prokla-
mationen anſchlagen u. ſ. w.
11.
Gießen, den 1. November 1833.
..... Geſtern wurden wieder zwei Studenten ver-
haftet, der kleine Stamm und Groß. ....
12.
Gießen, den 19. November 1833.
..... Geſtern war ich bei dem Bankett zu Ehren
der zurückgekehrten Deputirten. An zweihundert Perſonen,
unter ihnen Balſer und Vogt. Einige loyale Toaſte, bis
man ſich Courage getrunken, und dann das Polenlied, die
Marſeillaiſe geſungen und den in Friedberg Verhafteten * ein
Vivat gebracht! Die Leute gehen ins Feuer, wenn's von
einer brennenden Punſchbowle kommt! .....
13.
Gießen, im Februar 1834.
..... Ich verachte Niemanden, am wenigſten
wegen ſeines Verſtandes oder ſeiner Bildung, weil es in
Niemands Gewalt liegt, kein Dummkopf oder kein Verbrecher
zu werden, — weil wir durch gleiche Umſtände wohl Alle
gleich würden, und weil die Umſtände außer uns liegen.
Der Verſtand nun gar iſt nur eine ſehr geringe Seite
* Apotheker Trapp und einige gleichgeſinnte Männer aus
Oberheſſen. F.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/530>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.