Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879.
mußten. -- Der Mann am Kreuze hat sich's bequem ge- macht: es muß ja Aergerniß kommen, doch wehe dem, durch welchen Aergerniß kommt! -- Es muß; das war dies Muß! -- Wer will der Hand fluchen, auf die der Fluch des Muß gefallen? -- Wer hat das Muß gesprochen, wer? Was ist das, was in uns hurt, lügt, stiehlt und mordet? -- Puppen sind wir, von unbekannten Gewalten am Draht gezogen; nichts, nichts wir selbst, -- die Schwerter, mit denen Geister kämpfen: -- man sieht nur die Hände nicht, wie im Mährchen. -- Jetzt bin ich ruhig. Julie. Ganz ruhig, lieb Herz. Danton. Ja, Julie, komm zu Bette. Straße vor Danton's Hause. Simon. Bürgersoldaten. Simon. Wie weit ist's in der Nacht? Erster Bürger. Was in der Nacht? Simon. Wie weit ist die Nacht? Erster Bürger. So weit als zwischen Sonnenunter- gang und Sonnenaufgang. Simon. Schuft, wie viel Uhr? Erster Bürger. Sieh' auf dein Zifferblatt, es ist die Zeit, wo .... Simon. Wir müssen hinauf! Fort, Bürger! Wir haften mit unseren Köpfen dafür. Todt oder lebendig! Er hat gewaltige Glieder. Ich werde vorangehen, Bürger. Der
mußten. — Der Mann am Kreuze hat ſich's bequem ge- macht: es muß ja Aergerniß kommen, doch wehe dem, durch welchen Aergerniß kommt! — Es muß; das war dies Muß! — Wer will der Hand fluchen, auf die der Fluch des Muß gefallen? — Wer hat das Muß geſprochen, wer? Was iſt das, was in uns hurt, lügt, ſtiehlt und mordet? — Puppen ſind wir, von unbekannten Gewalten am Draht gezogen; nichts, nichts wir ſelbſt, — die Schwerter, mit denen Geiſter kämpfen: — man ſieht nur die Hände nicht, wie im Mährchen. — Jetzt bin ich ruhig. Julie. Ganz ruhig, lieb Herz. Danton. Ja, Julie, komm zu Bette. Straße vor Danton's Hauſe. Simon. Bürgerſoldaten. Simon. Wie weit iſt's in der Nacht? Erſter Bürger. Was in der Nacht? Simon. Wie weit iſt die Nacht? Erſter Bürger. So weit als zwiſchen Sonnenunter- gang und Sonnenaufgang. Simon. Schuft, wie viel Uhr? Erſter Bürger. Sieh' auf dein Zifferblatt, es iſt die Zeit, wo .... Simon. Wir müſſen hinauf! Fort, Bürger! Wir haften mit unſeren Köpfen dafür. Todt oder lebendig! Er hat gewaltige Glieder. Ich werde vorangehen, Bürger. Der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3" type="act"> <div n="4" type="scene"> <sp who="#DANTON"> <p><pb n="50" facs="#f0246"/> mußten. — Der Mann am Kreuze hat ſich's bequem ge-<lb/> macht: es muß ja Aergerniß kommen, doch wehe dem, durch<lb/> welchen Aergerniß kommt! — Es muß; das war dies<lb/> Muß! — Wer will der Hand fluchen, auf die der Fluch<lb/> des Muß gefallen? — Wer hat das <hi rendition="#g">Muß</hi> geſprochen, wer?<lb/> Was iſt das, was in uns hurt, lügt, ſtiehlt und mordet?<lb/> — Puppen ſind wir, von unbekannten Gewalten am Draht<lb/> gezogen; nichts, nichts wir ſelbſt, — die Schwerter, mit<lb/> denen Geiſter kämpfen: — man ſieht nur die Hände nicht,<lb/> wie im Mährchen. — Jetzt bin ich ruhig.</p> </sp><lb/> <sp who="#JUL"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Julie.</hi> </hi> </speaker> <p>Ganz ruhig, lieb Herz.</p> </sp><lb/> <sp who="#DANTON"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Danton.</hi> </hi> </speaker> <p>Ja, Julie, komm zu Bette.</p> </sp> </div><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> <div n="4" type="scene"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Straße vor Danton's Hauſe.</hi> </hi> </hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Simon. Bürgerſoldaten.</hi> </hi> </hi> </stage><lb/> <sp who="#SIM"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Simon.</hi> </hi> </speaker> <p>Wie weit iſt's in der Nacht?</p> </sp><lb/> <sp who="#ERBUERG"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Erſter Bürger.</hi> </hi> </speaker> <p>Was in der Nacht?</p> </sp><lb/> <sp who="#SIM"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Simon.</hi> </hi> </speaker> <p>Wie weit iſt die Nacht?</p> </sp><lb/> <sp who="#ERBUERG"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Erſter Bürger.</hi> </hi> </speaker> <p>So weit als zwiſchen Sonnenunter-<lb/> gang und Sonnenaufgang.</p> </sp><lb/> <sp who="#SIM"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Simon.</hi> </hi> </speaker> <p>Schuft, wie viel Uhr?</p> </sp><lb/> <sp who="#ERBUERG"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Erſter Bürger.</hi> </hi> </speaker> <p>Sieh' auf dein Zifferblatt, es iſt die<lb/> Zeit, wo ....</p> </sp><lb/> <sp who="#SIM"> <speaker> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">Simon.</hi> </hi> </speaker> <p>Wir müſſen hinauf! Fort, Bürger! Wir<lb/> haften mit unſeren Köpfen dafür. Todt oder lebendig! Er<lb/> hat gewaltige Glieder. Ich werde vorangehen, Bürger. Der<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [50/0246]
mußten. — Der Mann am Kreuze hat ſich's bequem ge-
macht: es muß ja Aergerniß kommen, doch wehe dem, durch
welchen Aergerniß kommt! — Es muß; das war dies
Muß! — Wer will der Hand fluchen, auf die der Fluch
des Muß gefallen? — Wer hat das Muß geſprochen, wer?
Was iſt das, was in uns hurt, lügt, ſtiehlt und mordet?
— Puppen ſind wir, von unbekannten Gewalten am Draht
gezogen; nichts, nichts wir ſelbſt, — die Schwerter, mit
denen Geiſter kämpfen: — man ſieht nur die Hände nicht,
wie im Mährchen. — Jetzt bin ich ruhig.
Julie. Ganz ruhig, lieb Herz.
Danton. Ja, Julie, komm zu Bette.
Straße vor Danton's Hauſe.
Simon. Bürgerſoldaten.
Simon. Wie weit iſt's in der Nacht?
Erſter Bürger. Was in der Nacht?
Simon. Wie weit iſt die Nacht?
Erſter Bürger. So weit als zwiſchen Sonnenunter-
gang und Sonnenaufgang.
Simon. Schuft, wie viel Uhr?
Erſter Bürger. Sieh' auf dein Zifferblatt, es iſt die
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Zitationshilfe: | Büchner, Georg: Sämmtliche Werke und handschriftlicher Nachlaß. Frankfurt (Main), 1879, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buechner_werke_1879/246>, abgerufen am 03.03.2025. |