Büchner, Georg: Danton's Tod. Frankfurt (Main), 1835.
tig war ich, das läuft auf Eins hinaus, der Tod war mir gewiß. (Ab.) Die Conciergerie. Lacroix, Danton, Philippeau, Camille. Lacroix. Du hast gut geschrieen, Danton; hättest du dich früher so um dein Leben gequält, es wäre jetzt an- ders. Nicht wahr, wenn der Tod Einem so unver- schämt nahe kommt und so aus dem Hals stinkt und immer zudringlicher wird? Camille. Wenn er noch seinen Raub unter Ringen und Kampf aus den heißen Gliedern riß! aber so in allen Formalitäten, wie bei der Hochzeit mit einem alten Weibe, wie die Pakten aufgesetzt, wie die Zeu- gen gerufen, wie das Amen gesagt und wie dann die Bettdecke gehoben wird und es langsam herein- kriecht mit seinen kalten Gliedern! Danton. Wär' es ein Kampf, daß die Arme und Zähne einander packten! aber es ist mir, als wäre ich in
tig war ich, das läuft auf Eins hinaus, der Tod war mir gewiß. (Ab.) Die Conciergerie. Lacroix, Danton, Philippeau, Camille. Lacroix. Du haſt gut geſchrieen, Danton; hätteſt du dich früher ſo um dein Leben gequält, es wäre jetzt an- ders. Nicht wahr, wenn der Tod Einem ſo unver- ſchämt nahe kommt und ſo aus dem Hals ſtinkt und immer zudringlicher wird? Camille. Wenn er noch ſeinen Raub unter Ringen und Kampf aus den heißen Gliedern riß! aber ſo in allen Formalitäten, wie bei der Hochzeit mit einem alten Weibe, wie die Pakten aufgeſetzt, wie die Zeu- gen gerufen, wie das Amen geſagt und wie dann die Bettdecke gehoben wird und es langſam herein- kriecht mit ſeinen kalten Gliedern! Danton. Wär’ es ein Kampf, daß die Arme und Zähne einander packten! aber es iſt mir, als wäre ich in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#BAR"> <p><pb facs="#f0123" n="119"/> tig war ich, das läuft auf Eins hinaus, der Tod<lb/> war mir gewiß.</p> <stage>(Ab.)</stage> </sp> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Die Conciergerie</hi>.</hi> </head><lb/> <stage><hi rendition="#g">Lacroix</hi>, <hi rendition="#g">Danton</hi>, <hi rendition="#g">Philippeau</hi>, <hi rendition="#g">Camille</hi>.</stage><lb/> <sp who="#LAC"> <speaker><hi rendition="#g">Lacroix</hi>.</speaker><lb/> <p>Du haſt gut geſchrieen, Danton; hätteſt du dich<lb/> früher ſo um dein Leben gequält, es wäre jetzt an-<lb/> ders. Nicht wahr, wenn der Tod Einem ſo unver-<lb/> ſchämt nahe kommt und ſo aus dem Hals ſtinkt<lb/> und immer zudringlicher wird?</p> </sp><lb/> <sp who="#CAM"> <speaker><hi rendition="#g">Camille</hi>.</speaker><lb/> <p>Wenn er noch ſeinen Raub unter Ringen und<lb/> Kampf aus den heißen Gliedern riß! aber ſo in<lb/> allen Formalitäten, wie bei der Hochzeit mit einem<lb/> alten Weibe, wie die Pakten aufgeſetzt, wie die Zeu-<lb/> gen gerufen, wie das Amen geſagt und wie dann<lb/> die Bettdecke gehoben wird und es langſam herein-<lb/> kriecht mit ſeinen kalten Gliedern!</p> </sp><lb/> <sp who="#DAN"> <speaker><hi rendition="#g">Danton</hi>.</speaker><lb/> <p>Wär’ es ein Kampf, daß die Arme und Zähne<lb/> einander packten! aber es iſt mir, als wäre ich in<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [119/0123]
tig war ich, das läuft auf Eins hinaus, der Tod
war mir gewiß.(Ab.)
Die Conciergerie.
Lacroix, Danton, Philippeau, Camille.
Lacroix.
Du haſt gut geſchrieen, Danton; hätteſt du dich
früher ſo um dein Leben gequält, es wäre jetzt an-
ders. Nicht wahr, wenn der Tod Einem ſo unver-
ſchämt nahe kommt und ſo aus dem Hals ſtinkt
und immer zudringlicher wird?
Camille.
Wenn er noch ſeinen Raub unter Ringen und
Kampf aus den heißen Gliedern riß! aber ſo in
allen Formalitäten, wie bei der Hochzeit mit einem
alten Weibe, wie die Pakten aufgeſetzt, wie die Zeu-
gen gerufen, wie das Amen geſagt und wie dann
die Bettdecke gehoben wird und es langſam herein-
kriecht mit ſeinen kalten Gliedern!
Danton.
Wär’ es ein Kampf, daß die Arme und Zähne
einander packten! aber es iſt mir, als wäre ich in
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