Buchner, Johann Siegmund: Theoria Et Praxis Artilleriæ. Bd. 2. Nürnberg, 1683.len und weit um sich werffenden Schein geben/ des Feindes Vorhaben bey nächt- licher Weile zu erkundigen/ damit wenn sich was ereignete/ man dessen Vor- nehmen durch das Geschütze hindern und brechen möge. Nachgesetzte zwey Manieren können/ jedes Belieben und dessen Gelegenheit nach geändert/ oder also gebraucht werden: Erste Manier. Man umstellet einen Dreyfuß mit Ziegelsteinen/ wie beym geschmeltzten Ein Psund Calophonium einzeln hinein gethan/ und so er zerschmoltzen/ Wann nun alles zerschmolzen/ wird eine Steinkugel mit etlichen eines hal- NOTA. Die Leuchtkugeln können ebenfalls nach voriger Manier mit Mordschlä- 2. Leucht Kugel-Satz. Ein Pfund Terpentin/ 1 Pfund Schweinen-Schmeer/ übern Kohlfeuer Acht-
len und weit um ſich werffenden Schein geben/ des Feindes Vorhaben bey naͤcht- licher Weile zu erkundigen/ damit wenn ſich was ereignete/ man deſſen Vor- nehmen durch das Geſchuͤtze hindern und brechen moͤge. Nachgeſetzte zwey Manieren koͤnnen/ jedes Belieben und deſſen Gelegenheit nach geaͤndert/ oder alſo gebraucht werden: Erſte Manier. Man umſtellet einen Dreyfuß mit Ziegelſteinen/ wie beym geſchmeltzten Ein Pſund Calophonium einzeln hinein gethan/ und ſo er zerſchmoltzen/ Wann nun alles zerſchmolzen/ wird eine Steinkugel mit etlichen eines hal- NOTA. Die Leuchtkugeln koͤnnen ebenfalls nach voriger Manier mit Mordſchlaͤ- 2. Leucht Kugel-Satz. Ein Pfund Terpentin/ 1 Pfund Schweinen-Schmeer/ uͤbern Kohlfeuer Acht-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0108" n="66"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> len und weit um ſich werffenden Schein geben/ des Feindes Vorhaben bey naͤcht-<lb/> licher Weile zu erkundigen/ damit wenn ſich was ereignete/ man deſſen Vor-<lb/> nehmen durch das Geſchuͤtze hindern und brechen moͤge. Nachgeſetzte zwey<lb/> Manieren koͤnnen/ jedes Belieben und deſſen Gelegenheit nach geaͤndert/ oder<lb/> alſo gebraucht werden:</p><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Erſte Manier.</hi> </head><lb/> <p>Man umſtellet einen Dreyfuß mit Ziegelſteinen/ wie beym geſchmeltzten<lb/> Zeuge braͤuchlich/ und machet ein Kohlfeuer darein. Auf den Dreyfuß wird<lb/> ein eiſerne ſaubergemachte Schelle/ oder ſtarck verglaſtrtes Geſchirre geſetzet.<lb/> Dieſes geſchehen: thut man nachbeſchriebene/ oder ſonſt eine gute <hi rendition="#aq">Compoſi-<lb/> tion</hi> ſolgender Geſtalt hinein/ und laͤſſet es unter einander zerſchmelzen/ zuvor-<lb/> hero aber wird die Schelle oder das Geſchirre mit Schweinſchmaltze ausge-<lb/> ſchmieret. Dann</p><lb/> <p>Ein Pſund Calophonium einzeln hinein gethan/ und ſo er zerſchmoltzen/<lb/> 3 Pfund Schwefel hinein geſchuͤttet/ ſachte unter einander zerſchmeltzen laſ-<lb/> len; dieſes gethan: Nimbt man 1½ ℔. Terpentin/ miſchet ſolche auch einzeln<lb/> darein/ letzlichen 2 ℔. gebrochenen Salpeter eingeſchuͤttet und <hi rendition="#aq">incorpori</hi>ret.</p><lb/> <p>Wann nun alles zerſchmolzen/ wird eine Steinkugel mit etlichen eines hal-<lb/> ben Zolles tieffen Loͤchern/ welche zum wenigſten ein Drittheil ſo ſchwer als<lb/> die <hi rendition="#aq">ordinari-</hi>Kugel des Stein-Stuͤckes oder Feuermoͤrſers ſeyn ſoll/ an Creutz-<lb/> weiß uͤberſchlagenen kleinen Leinen hangende (auf eine Arth/ wie man die Gra-<lb/> naden/ welche keine Haacken oder Ohren haben/ zu tragen pfleget) in der <hi rendition="#aq">Com-<lb/> poſition</hi> geſchwemmet/ hernach auf eine Tafel/ worauf geſotten Hanf/ Flachs/<lb/> Baumwolle oder Werck auseinander gebreitet/ lieget/ gethan/ die Kugel darein<lb/> verwickelt/ und mit ausgegluͤenden Drathe etliche mal Creutzweis verbunden;<lb/> Alsdann wiederum in der zerſchmolzenen C<hi rendition="#aq">ompoſition</hi> geſchwemmet/ mit <hi rendition="#aq">Sto-<lb/> pinen,</hi> ausgegluͤendem Drathe/ oder kleinen Bind-Leinen verſehen/ und ſo lan-<lb/> ge <hi rendition="#aq">continui</hi>ret/ biß ſelbige recht und wol durch die bey Haͤnden habende Kugel-<lb/> laͤhre gehet. Letzlichen mit einem von Brandewein angemachten Putzen-Sa-<lb/> tze oder Tragand-Teige fein rund und eben ausgeſchlichtet/ auch an Theils Or-<lb/> ten die <hi rendition="#aq">Stopinen</hi> etwas heraus gezogen/ und wol angefeuret. Dergleichen Leucht-<lb/> kugeln werden jede in einen Filtz geſetzet/ und aus Dunſt geſchoſſen oder ge-<lb/> worffen.</p><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">NOTA</hi>.</hi> </head><lb/> <p>Die Leuchtkugeln koͤnnen ebenfalls nach voriger Manier mit Mordſchlaͤ-<lb/> gen/ Handgranaten oder mit Bleykugeln/ welche lange eiſerne Spitzen oder<lb/> Haacken haben/ verſetzt uñ zugerichtet/ auch jedes Erforderung oder Gelegenheit<lb/> nach/ an gehoͤrige Orte geſchoſſen oder geworffen werden/ deßwegen ich die unter-<lb/> ſchiedlichen Veraͤnderungen/ welche ein fleiſſiger Feuerwercker ohne dis zu ſeinen<lb/> Vortheil zu gebrauchen weiß/ auch den geneigten Leſer/ damit auſzuhalten/ und<lb/> einige Beſchreibung davon zu machen unnoͤthig erachtet. Will demnach fort-<lb/> fahren/ und nur noch eine Arth Leuchtkugeln/ ſo in verfertigte <hi rendition="#aq">Copora</hi> eingeſchla-<lb/> gen werden/ gedencken/ vorhero aber noch zu den vorigen 2 <hi rendition="#aq">Compoſitiones</hi><lb/> anhero ſetzen.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">2. Leucht Kugel-Satz.</hi> </head><lb/> <p>Ein Pfund Terpentin/ 1 Pfund Schweinen-Schmeer/ uͤbern Kohlfeuer<lb/> untereinander zerlaſſen/ hernach nachfolgende <hi rendition="#aq">ſpecies,</hi> welche alle aufs kleine-<lb/> ſte gerieben und unter einander gemenget worden/ einzeln hinein geſchuͤttet/ und<lb/> mit dem Mengholze wol <hi rendition="#aq">incorpori</hi>ret. Als:</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Acht-</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [66/0108]
len und weit um ſich werffenden Schein geben/ des Feindes Vorhaben bey naͤcht-
licher Weile zu erkundigen/ damit wenn ſich was ereignete/ man deſſen Vor-
nehmen durch das Geſchuͤtze hindern und brechen moͤge. Nachgeſetzte zwey
Manieren koͤnnen/ jedes Belieben und deſſen Gelegenheit nach geaͤndert/ oder
alſo gebraucht werden:
Erſte Manier.
Man umſtellet einen Dreyfuß mit Ziegelſteinen/ wie beym geſchmeltzten
Zeuge braͤuchlich/ und machet ein Kohlfeuer darein. Auf den Dreyfuß wird
ein eiſerne ſaubergemachte Schelle/ oder ſtarck verglaſtrtes Geſchirre geſetzet.
Dieſes geſchehen: thut man nachbeſchriebene/ oder ſonſt eine gute Compoſi-
tion ſolgender Geſtalt hinein/ und laͤſſet es unter einander zerſchmelzen/ zuvor-
hero aber wird die Schelle oder das Geſchirre mit Schweinſchmaltze ausge-
ſchmieret. Dann
Ein Pſund Calophonium einzeln hinein gethan/ und ſo er zerſchmoltzen/
3 Pfund Schwefel hinein geſchuͤttet/ ſachte unter einander zerſchmeltzen laſ-
len; dieſes gethan: Nimbt man 1½ ℔. Terpentin/ miſchet ſolche auch einzeln
darein/ letzlichen 2 ℔. gebrochenen Salpeter eingeſchuͤttet und incorporiret.
Wann nun alles zerſchmolzen/ wird eine Steinkugel mit etlichen eines hal-
ben Zolles tieffen Loͤchern/ welche zum wenigſten ein Drittheil ſo ſchwer als
die ordinari-Kugel des Stein-Stuͤckes oder Feuermoͤrſers ſeyn ſoll/ an Creutz-
weiß uͤberſchlagenen kleinen Leinen hangende (auf eine Arth/ wie man die Gra-
naden/ welche keine Haacken oder Ohren haben/ zu tragen pfleget) in der Com-
poſition geſchwemmet/ hernach auf eine Tafel/ worauf geſotten Hanf/ Flachs/
Baumwolle oder Werck auseinander gebreitet/ lieget/ gethan/ die Kugel darein
verwickelt/ und mit ausgegluͤenden Drathe etliche mal Creutzweis verbunden;
Alsdann wiederum in der zerſchmolzenen Compoſition geſchwemmet/ mit Sto-
pinen, ausgegluͤendem Drathe/ oder kleinen Bind-Leinen verſehen/ und ſo lan-
ge continuiret/ biß ſelbige recht und wol durch die bey Haͤnden habende Kugel-
laͤhre gehet. Letzlichen mit einem von Brandewein angemachten Putzen-Sa-
tze oder Tragand-Teige fein rund und eben ausgeſchlichtet/ auch an Theils Or-
ten die Stopinen etwas heraus gezogen/ und wol angefeuret. Dergleichen Leucht-
kugeln werden jede in einen Filtz geſetzet/ und aus Dunſt geſchoſſen oder ge-
worffen.
NOTA.
Die Leuchtkugeln koͤnnen ebenfalls nach voriger Manier mit Mordſchlaͤ-
gen/ Handgranaten oder mit Bleykugeln/ welche lange eiſerne Spitzen oder
Haacken haben/ verſetzt uñ zugerichtet/ auch jedes Erforderung oder Gelegenheit
nach/ an gehoͤrige Orte geſchoſſen oder geworffen werden/ deßwegen ich die unter-
ſchiedlichen Veraͤnderungen/ welche ein fleiſſiger Feuerwercker ohne dis zu ſeinen
Vortheil zu gebrauchen weiß/ auch den geneigten Leſer/ damit auſzuhalten/ und
einige Beſchreibung davon zu machen unnoͤthig erachtet. Will demnach fort-
fahren/ und nur noch eine Arth Leuchtkugeln/ ſo in verfertigte Copora eingeſchla-
gen werden/ gedencken/ vorhero aber noch zu den vorigen 2 Compoſitiones
anhero ſetzen.
2. Leucht Kugel-Satz.
Ein Pfund Terpentin/ 1 Pfund Schweinen-Schmeer/ uͤbern Kohlfeuer
untereinander zerlaſſen/ hernach nachfolgende ſpecies, welche alle aufs kleine-
ſte gerieben und unter einander gemenget worden/ einzeln hinein geſchuͤttet/ und
mit dem Mengholze wol incorporiret. Als:
Acht-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/buchner_theoria02_1683 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/buchner_theoria02_1683/108 |
Zitationshilfe: | Buchner, Johann Siegmund: Theoria Et Praxis Artilleriæ. Bd. 2. Nürnberg, 1683, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchner_theoria02_1683/108>, abgerufen am 03.07.2024. |