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Buchner, Johann Siegmund: Theoria Et Praxis Artilleriæ. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Schelle rein und sauber ausgescheuert seyn. Solcher wird auf einen Dreyfuß/
welcher um und um mit Ziegelsteinen besetzet/ (noch besser ist ein darzu gemach-
tes Schmeltz-öfelein) über ein nicht zu starckes und wohl anglümmendes Kohl-
feuer gesetzet. Nachdem nun die Schelle oder Tiegel in etwas erwärmet/ wird
solcher mit Speck fein eben ausgeschmieret. Dieses geschehen: wird 1. der ab-
gewogene Schwefel/ unter welchem aber/ nach quantität deß Satzes/ vorhero
etliche Loth klein gestossen Colophonium vermenget worden/ behutsam darein
gethan/ und nachdem solcher zerschmoltzen/ in der Proba zu ersehen/ daß er von
einem Rüthlein fließe/ auch wenn man das Rühr-oder Mengholtz auf den
Boden der Schelle drucket/ sich selbiger krießlich von einander zerthellet/ vom
Feuer abgehoben/ und die Schelle inwendig seitenwerts mit Speck beschmieret.
2. Den Salpeter/ welcher vorhero in einem absonderlichen Tiegel erwärmet
worden/ zu zwey oder dreymahlen fein behutsam hinein geschüttet/ und jedes-
mal wieder auf die Gluth gesetzet/ und mit dem Rührholze durch einander ge-
menget/ bis beyde species sich wohl incorporiret/ und dünnfließend worden/
worzu das Colophonium sehr dienlich ist. So dieses auch geschehen/ die
Schelle wieder abgesetzet/ und inwendig herum mit Speck beschmieret. Dann
drittens das abgewogene Mehlpulver auch fein einzeln und sehr bewahrsam zu
zwey oder drey mahlen unter die allbereit zerflossene composition geschüttet/ mit
dem Rührholze fein durchmenget/ aber nicht stracks auf den Boden zu rühren/
dann jedesmahl wieder auf die Gluth gesetzet/ und allmählig mit stetigem Unter-
mengen/ damit an Seiten nichts anpacke/ schmelzen lassen; deßwegen beym Ein-
setzen des Pulvers/ um besserer Sicherheit willen/ und nachdem der Satz groß
noch 2. oder 3. Loth gestossen Colophonium hinein geschüttet/ und incorpori-
ret werden kan.

So nun viertens die Materien wie ein dünner Brey anzusehen/ wird sol-
cher vom Feuer ab-und neben die Form oder Stroh-corpus gesetzet/ mit einem
warmen eisernen Löffel oder Kelle aus/ und in die Form/ bis solche voll ist/ gegos-
sen/ den Mordschlag oder Hand-Granaten bis in die Mitten des Zeuges hinein
gestossen/ dann stracks einen mit Speck beschmierten höltzernen Deller darauf
gedecket/ und oben mit Gewichte beschweret/ hernach von sich selbst erkalten
lassen.

Wann nun der brennende Stein erkaltet/ wird der Deller abgenommen/
und oben in den geschmelzten Stein/ etwan 1. Zoll breites/ und 11/2 Zoll tieffes
Loch gemachet/ selbiges (wie bey den Feuerballen Meldung geschehen) mit
Brandsatze ausgefüllet; nachmals das obigaufgenähete Säcklein mit gutem
Feuerballen-Satze und brennenden Steine dicht und derb ausgefüllet/ oben vest
zugebunden/ und so dieses verrichtet/ creuzweis Löcher mit einem Pfriemen
hindurch gestochen/ und gute Stopinen dadurch gezogen/ damit die Enden 2. quer
Finger lang außen hangen bleiben/ hernach mit Brand wein-Teige bestrichen/
so ist der brennende Stein fertig.

NOTA.

Die Leuchtkugel wird ebenfalls von einem kaltgeschmelzten Zeuge verferti-
get/ und in ein Stroh-Corpus einge füllet/ der Satz aber muß ziemlich trucken
und nicht feucht seyn. Die Gestalt eines brennenden Steins oder Leuchtkugel
ist zu ersehen in Fig. 148.

Granaten aus Feuermörsern zu werffen.

Die Granaten aus Feuermörsern zu werffen/ solches bestehet vornemlich
darinnen/ daß wenn der Granat seine richtige Theilung/ und wohl gegossen/
muß der Brand auf ein richtig tempo gemacht/ wohl eingeküttet/ und mit ra-
scher Anfeuerung versehen werden. Wie aber ein Brand auf ein gewiß tempo,

so wohl
M ij



Schelle rein und ſauber ausgeſcheuert ſeyn. Solcher wird auf einen Dreyfuß/
welcher um und um mit Ziegelſteinen beſetzet/ (noch beſſer iſt ein darzu gemach-
tes Schmeltz-oͤfelein) uͤber ein nicht zu ſtarckes und wohl angluͤmmendes Kohl-
feuer geſetzet. Nachdem nun die Schelle oder Tiegel in etwas erwaͤrmet/ wird
ſolcher mit Speck fein eben ausgeſchmieret. Dieſes geſchehen: wird 1. der ab-
gewogene Schwefel/ unter welchem aber/ nach quantitaͤt deß Satzes/ vorhero
etliche Loth klein geſtoſſen Colophonium vermenget worden/ behutſam darein
gethan/ und nachdem ſolcher zerſchmoltzen/ in der Proba zu erſehen/ daß er von
einem Ruͤthlein fließe/ auch wenn man das Ruͤhr-oder Mengholtz auf den
Boden der Schelle drucket/ ſich ſelbiger krießlich von einander zerthellet/ vom
Feuer abgehoben/ und die Schelle inwendig ſeitenwerts mit Speck beſchmieret.
2. Den Salpeter/ welcher vorhero in einem abſonderlichen Tiegel erwaͤrmet
worden/ zu zwey oder dreymahlen fein behutſam hinein geſchuͤttet/ und jedes-
mal wieder auf die Gluth geſetzet/ und mit dem Ruͤhrholze durch einander ge-
menget/ bis beyde ſpecies ſich wohl incorporiret/ und duͤnnfließend worden/
worzu das Colophonium ſehr dienlich iſt. So dieſes auch geſchehen/ die
Schelle wieder abgeſetzet/ und inwendig herum mit Speck beſchmieret. Dann
drittens das abgewogene Mehlpulver auch fein einzeln und ſehr bewahrſam zu
zwey oder drey mahlen unter die allbereit zerfloſſene compoſition geſchuͤttet/ mit
dem Ruͤhrholze fein durchmenget/ aber nicht ſtracks auf den Boden zu ruͤhren/
dann jedesmahl wieder auf die Gluth geſetzet/ und allmaͤhlig mit ſtetigem Unter-
mengen/ damit an Seiten nichts anpacke/ ſchmelzen laſſen; deßwegen beym Ein-
ſetzen des Pulvers/ um beſſerer Sicherheit willen/ und nachdem der Satz groß
noch 2. oder 3. Loth geſtoſſen Colophonium hinein geſchuͤttet/ und incorpori-
ret werden kan.

So nun viertens die Materien wie ein duͤnner Brey anzuſehen/ wird ſol-
cher vom Feuer ab-und neben die Form oder Stroh-corpus geſetzet/ mit einem
warmen eiſernen Loͤffel oder Kelle aus/ und in die Form/ bis ſolche voll iſt/ gegoſ-
ſen/ den Mordſchlag oder Hand-Granaten bis in die Mitten des Zeuges hinein
geſtoſſen/ dann ſtracks einen mit Speck beſchmierten hoͤltzernen Deller darauf
gedecket/ und oben mit Gewichte beſchweret/ hernach von ſich ſelbſt erkalten
laſſen.

Wann nun der brennende Stein erkaltet/ wird der Deller abgenommen/
und oben in den geſchmelzten Stein/ etwan 1. Zoll breites/ und 1½ Zoll tieffes
Loch gemachet/ ſelbiges (wie bey den Feuerballen Meldung geſchehen) mit
Brandſatze ausgefuͤllet; nachmals das obigaufgenaͤhete Saͤcklein mit gutem
Feuerballen-Satze und brennenden Steine dicht und derb ausgefuͤllet/ oben veſt
zugebunden/ und ſo dieſes verrichtet/ creuzweis Loͤcher mit einem Pfriemen
hindurch geſtochen/ und gute Stopinen dadurch gezogen/ damit die Enden 2. quer
Finger lang außen hangen bleiben/ hernach mit Brand wein-Teige beſtrichen/
ſo iſt der brennende Stein fertig.

NOTA.

Die Leuchtkugel wird ebenfalls von einem kaltgeſchmelzten Zeuge verferti-
get/ und in ein Stroh-Corpus einge fuͤllet/ der Satz aber muß ziemlich trucken
und nicht feucht ſeyn. Die Geſtalt eines brennenden Steins oder Leuchtkugel
iſt zu erſehen in Fig. 148.

Granaten aus Feuermoͤrſern zu werffen.

Die Granaten aus Feuermoͤrſern zu werffen/ ſolches beſtehet vornemlich
darinnen/ daß wenn der Granat ſeine richtige Theilung/ und wohl gegoſſen/
muß der Brand auf ein richtig tempo gemacht/ wohl eingekuͤttet/ und mit ra-
ſcher Anfeuerung verſehen werden. Wie aber ein Brand auf ein gewiß tempo,

ſo wohl
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[87/0103] Schelle rein und ſauber ausgeſcheuert ſeyn. Solcher wird auf einen Dreyfuß/ welcher um und um mit Ziegelſteinen beſetzet/ (noch beſſer iſt ein darzu gemach- tes Schmeltz-oͤfelein) uͤber ein nicht zu ſtarckes und wohl angluͤmmendes Kohl- feuer geſetzet. Nachdem nun die Schelle oder Tiegel in etwas erwaͤrmet/ wird ſolcher mit Speck fein eben ausgeſchmieret. Dieſes geſchehen: wird 1. der ab- gewogene Schwefel/ unter welchem aber/ nach quantitaͤt deß Satzes/ vorhero etliche Loth klein geſtoſſen Colophonium vermenget worden/ behutſam darein gethan/ und nachdem ſolcher zerſchmoltzen/ in der Proba zu erſehen/ daß er von einem Ruͤthlein fließe/ auch wenn man das Ruͤhr-oder Mengholtz auf den Boden der Schelle drucket/ ſich ſelbiger krießlich von einander zerthellet/ vom Feuer abgehoben/ und die Schelle inwendig ſeitenwerts mit Speck beſchmieret. 2. Den Salpeter/ welcher vorhero in einem abſonderlichen Tiegel erwaͤrmet worden/ zu zwey oder dreymahlen fein behutſam hinein geſchuͤttet/ und jedes- mal wieder auf die Gluth geſetzet/ und mit dem Ruͤhrholze durch einander ge- menget/ bis beyde ſpecies ſich wohl incorporiret/ und duͤnnfließend worden/ worzu das Colophonium ſehr dienlich iſt. So dieſes auch geſchehen/ die Schelle wieder abgeſetzet/ und inwendig herum mit Speck beſchmieret. Dann drittens das abgewogene Mehlpulver auch fein einzeln und ſehr bewahrſam zu zwey oder drey mahlen unter die allbereit zerfloſſene compoſition geſchuͤttet/ mit dem Ruͤhrholze fein durchmenget/ aber nicht ſtracks auf den Boden zu ruͤhren/ dann jedesmahl wieder auf die Gluth geſetzet/ und allmaͤhlig mit ſtetigem Unter- mengen/ damit an Seiten nichts anpacke/ ſchmelzen laſſen; deßwegen beym Ein- ſetzen des Pulvers/ um beſſerer Sicherheit willen/ und nachdem der Satz groß noch 2. oder 3. Loth geſtoſſen Colophonium hinein geſchuͤttet/ und incorpori- ret werden kan. So nun viertens die Materien wie ein duͤnner Brey anzuſehen/ wird ſol- cher vom Feuer ab-und neben die Form oder Stroh-corpus geſetzet/ mit einem warmen eiſernen Loͤffel oder Kelle aus/ und in die Form/ bis ſolche voll iſt/ gegoſ- ſen/ den Mordſchlag oder Hand-Granaten bis in die Mitten des Zeuges hinein geſtoſſen/ dann ſtracks einen mit Speck beſchmierten hoͤltzernen Deller darauf gedecket/ und oben mit Gewichte beſchweret/ hernach von ſich ſelbſt erkalten laſſen. Wann nun der brennende Stein erkaltet/ wird der Deller abgenommen/ und oben in den geſchmelzten Stein/ etwan 1. Zoll breites/ und 1½ Zoll tieffes Loch gemachet/ ſelbiges (wie bey den Feuerballen Meldung geſchehen) mit Brandſatze ausgefuͤllet; nachmals das obigaufgenaͤhete Saͤcklein mit gutem Feuerballen-Satze und brennenden Steine dicht und derb ausgefuͤllet/ oben veſt zugebunden/ und ſo dieſes verrichtet/ creuzweis Loͤcher mit einem Pfriemen hindurch geſtochen/ und gute Stopinen dadurch gezogen/ damit die Enden 2. quer Finger lang außen hangen bleiben/ hernach mit Brand wein-Teige beſtrichen/ ſo iſt der brennende Stein fertig. NOTA. Die Leuchtkugel wird ebenfalls von einem kaltgeſchmelzten Zeuge verferti- get/ und in ein Stroh-Corpus einge fuͤllet/ der Satz aber muß ziemlich trucken und nicht feucht ſeyn. Die Geſtalt eines brennenden Steins oder Leuchtkugel iſt zu erſehen in Fig. 148. Granaten aus Feuermoͤrſern zu werffen. Die Granaten aus Feuermoͤrſern zu werffen/ ſolches beſtehet vornemlich darinnen/ daß wenn der Granat ſeine richtige Theilung/ und wohl gegoſſen/ muß der Brand auf ein richtig tempo gemacht/ wohl eingekuͤttet/ und mit ra- ſcher Anfeuerung verſehen werden. Wie aber ein Brand auf ein gewiß tempo, ſo wohl M ij

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Zitationshilfe: Buchner, Johann Siegmund: Theoria Et Praxis Artilleriæ. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchner_theoria01_1682/103>, abgerufen am 21.11.2024.