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Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660.

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Des Christlichen Teutschen
Herkules
Sechstes Buch.

BLeich umb dieselbe Zeit/ da Herkules mit seiner frölichen Geselschaft seine Schif-
fart von Korinth nach Italien fortsetzete/ kahmen die beyden jungen Fürsten/
Baldrich aus Teutschland/ und Siegward aus Schweden in den Italiänischen
Grenzen an/ woselbst sie mit ihren zwölff Ritterlichen Dienern sich auf Römisch
kleideten und ausrüsteten/ des Vorsatzes/ ihrem Bruder und Oheim/ Herkules und Ladis-
la in die abgelegenen Morgenlänger zufolgen/ weil sie in Erfahrung brachten/ daß sie da-
selbst sich annoch auffhieten/ und den Krieg wider den Parthischen Käyser hefftig fortsetze-
ten/ dem sie/ wie das verlogene Geschrey ging/ seine Reiche entwenden/ und unter ihre Ge-
walt bringen wolten; ja es durfften etliche aussträuen/ sie hätten anfangs mit dem Römi-
schen Reich eben dasselbige vorgehabt/ und währen bloß durch Ladislaen Heyraht davon
abwendig gemacht. Es überlegeten aber hochgedachte beyde junge Fürsten/ ob sie des nä-
hesten bey Aquileja zu Schiffe treten/ oder zuvor unter unbekanten Nahmen die Stad Pa-
dua besehen/ und daselbst Herkules Zustandes sich eigentlicher erkündigen wolten/ welches
ihnen endlich am besten dauchte/ und daher sich auffmacheten/ des Orts bald anzulangen.
Hieselbst wahren Fr. Sophia und ihre Eltern über die masse sehr betrübt/ weil ihnen sint
Leches Abscheid/ und also nunmehr inwendig Jahresfrist keine Zeitung zukommen wahr;
wiewol der Stathalter seinen Leuten allemahl den Trost vorhielt/ es währe nicht möglich/
daß/ wann es den ihren unglüklich ginge/ ein solches lange stille und verschwiegen bleiben
könte; das Geschrey/ wie wenig er demselben gleich trauete/ brächte dannoch lauter gute Zei-
tung ein/ und währe vor weniger Zeit ein Egyptischer Kauffmann zu Rom gewesen/ wel-
cher daselbst beständig ausgesagt/ was gestalt der Persen Fürst durch Hülffe und Beystand
der Teutschen Fürsten/ den grossen König der Parther/ und dessen fast unzählige Macht
aus dem Felde geschlagen/ und biß in seine Haupt Stad Charas getrieben hätte/ womit des
Stathalters zu Damaskus Schreiben an Käyserl. Hocheit allerdinge übereinstimmeten;
währe demnach nicht zuzweifeln/ sie würden ehistes fröliche Zeitung und Briefe von ihnen
zugewarten haben. Fr. Sophia vertrieb ihre Zeit viel mit Lustfahren/ und besuchete die ih-
rem Ladisla und Herkules geschenketen Landgüter zun oftern/ da Fr. Ursula und Frl. Si-
bylla ihre untrenliche Gefärtinnen wahren. Drey Tage vor Herkules Ankunft zu Padua/
wolte sie ihren neu-angelegeten Garten auf ihrem Landgute besichtigen/ welchen sie mit al-
lerhand fremden Gewächsen und schönen Blumen besetzen ließ/ weil es numehr gegen den
Frühling ging/ und es der 19 Tag des Hornungs wahr/ da sie obgemeldete ihre beyde Wa-
sen/ ihre Leibdienerin Beaten/ und einen ädelknaben mit sich nam/ und des morgens früh
mit dem Tage davon fuhr/ weil es sich zu einem schönen Wetter ansehen ließ/ welches sie
doch betrog/ massen der Wind aus dem Westen einen hefftigen Plazregen zusammen trieb/
daß sie die Gutsche umher zumachen/ und vor dem Regen sich verbergen musten. Ihr
Gutscher hatte auf diese Gelegenheit schon etliche Wochen gehoffet/ gebrauchte sich dem-

nach
Des Chriſtlichen Teutſchen
Herkules
Sechſtes Buch.

BLeich umb dieſelbe Zeit/ da Herkules mit ſeiner froͤlichen Geſelſchaft ſeine Schif-
fart von Korinth nach Italien fortſetzete/ kahmen die beyden jungen Fuͤrſten/
Baldrich aus Teutſchland/ und Siegward aus Schweden in den Italiaͤniſchẽ
Grenzen an/ woſelbſt ſie mit ihren zwoͤlff Ritterlichen Dienern ſich auf Roͤmiſch
kleideten und ausruͤſteten/ des Vorſatzes/ ihrem Bruder und Oheim/ Herkules und Ladiſ-
la in die abgelegenen Morgenlaͤnger zufolgen/ weil ſie in Erfahrung brachten/ daß ſie da-
ſelbſt ſich annoch auffhieten/ und den Krieg wider den Parthiſchen Kaͤyſer hefftig fortſetze-
ten/ dem ſie/ wie das verlogene Geſchrey ging/ ſeine Reiche entwenden/ und unter ihre Ge-
walt bringen wolten; ja es durfften etliche ausſtraͤuen/ ſie haͤtten anfangs mit dem Roͤmi-
ſchen Reich eben daſſelbige vorgehabt/ und waͤhren bloß durch Ladiſlaen Heyraht davon
abwendig gemacht. Es uͤberlegeten aber hochgedachte beyde junge Fuͤrſten/ ob ſie des naͤ-
heſten bey Aquileja zu Schiffe treten/ oder zuvor unter unbekanten Nahmen die Stad Pa-
dua beſehen/ und daſelbſt Herkules Zuſtandes ſich eigentlicher erkuͤndigen wolten/ welches
ihnen endlich am beſten dauchte/ und daher ſich auffmacheten/ des Orts bald anzulangen.
Hieſelbſt wahren Fr. Sophia und ihre Eltern uͤber die maſſe ſehr betruͤbt/ weil ihnen ſint
Leches Abſcheid/ und alſo nunmehr inwendig Jahresfriſt keine Zeitung zukommen wahr;
wiewol der Stathalter ſeinen Leuten allemahl den Troſt vorhielt/ es waͤhre nicht moͤglich/
daß/ wann es den ihren ungluͤklich ginge/ ein ſolches lange ſtille und verſchwiegen bleiben
koͤnte; das Geſchrey/ wie wenig er demſelben gleich trauete/ braͤchte dannoch lauter gute Zei-
tung ein/ und waͤhre vor weniger Zeit ein Egyptiſcher Kauffmann zu Rom geweſen/ wel-
cher daſelbſt beſtaͤndig ausgeſagt/ was geſtalt der Perſen Fuͤrſt durch Hülffe und Beyſtand
der Teutſchen Fuͤrſten/ den groſſen Koͤnig der Parther/ und deſſen faſt unzaͤhlige Macht
aus dem Felde geſchlagen/ und biß in ſeine Haupt Stad Charas getrieben haͤtte/ womit des
Stathalters zu Damaſkus Schreiben an Kaͤyſerl. Hocheit allerdinge uͤbereinſtimmeten;
waͤhre demnach nicht zuzweifeln/ ſie wuͤrden ehiſtes froͤliche Zeitung und Briefe von ihnẽ
zugewarten haben. Fr. Sophia vertrieb ihre Zeit viel mit Luſtfahren/ und beſuchete die ih-
rem Ladiſla und Herkules geſchenketen Landgüter zun oftern/ da Fr. Urſula und Frl. Si-
bylla ihre untrenliche Gefaͤrtinnen wahren. Drey Tage vor Herkules Ankunft zu Padua/
wolte ſie ihren neu-angelegeten Garten auf ihrem Landgute beſichtigen/ welchen ſie mit al-
lerhand fremden Gewaͤchſen und ſchoͤnen Blumen beſetzen ließ/ weil es numehr gegen den
Fruͤhling ging/ und es der 19 Tag des Hornungs wahr/ da ſie obgemeldete ihre beyde Wa-
ſen/ ihre Leibdienerin Beaten/ und einen aͤdelknaben mit ſich nam/ und des morgens fruͤh
mit dem Tage davon fuhr/ weil es ſich zu einem ſchoͤnen Wetter anſehen ließ/ welches ſie
doch betrog/ maſſen der Wind aus dem Weſten einen hefftigen Plazregen zuſam̃en trieb/
daß ſie die Gutſche umher zumachen/ und vor dem Regen ſich verbergen muſten. Ihr
Gutſcher hatte auf dieſe Gelegenheit ſchon etliche Wochen gehoffet/ gebrauchte ſich dem-

nach
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[254/0260] Des Chriſtlichen Teutſchen Herkules Sechſtes Buch. BLeich umb dieſelbe Zeit/ da Herkules mit ſeiner froͤlichen Geſelſchaft ſeine Schif- fart von Korinth nach Italien fortſetzete/ kahmen die beyden jungen Fuͤrſten/ Baldrich aus Teutſchland/ und Siegward aus Schweden in den Italiaͤniſchẽ Grenzen an/ woſelbſt ſie mit ihren zwoͤlff Ritterlichen Dienern ſich auf Roͤmiſch kleideten und ausruͤſteten/ des Vorſatzes/ ihrem Bruder und Oheim/ Herkules und Ladiſ- la in die abgelegenen Morgenlaͤnger zufolgen/ weil ſie in Erfahrung brachten/ daß ſie da- ſelbſt ſich annoch auffhieten/ und den Krieg wider den Parthiſchen Kaͤyſer hefftig fortſetze- ten/ dem ſie/ wie das verlogene Geſchrey ging/ ſeine Reiche entwenden/ und unter ihre Ge- walt bringen wolten; ja es durfften etliche ausſtraͤuen/ ſie haͤtten anfangs mit dem Roͤmi- ſchen Reich eben daſſelbige vorgehabt/ und waͤhren bloß durch Ladiſlaen Heyraht davon abwendig gemacht. Es uͤberlegeten aber hochgedachte beyde junge Fuͤrſten/ ob ſie des naͤ- heſten bey Aquileja zu Schiffe treten/ oder zuvor unter unbekanten Nahmen die Stad Pa- dua beſehen/ und daſelbſt Herkules Zuſtandes ſich eigentlicher erkuͤndigen wolten/ welches ihnen endlich am beſten dauchte/ und daher ſich auffmacheten/ des Orts bald anzulangen. Hieſelbſt wahren Fr. Sophia und ihre Eltern uͤber die maſſe ſehr betruͤbt/ weil ihnen ſint Leches Abſcheid/ und alſo nunmehr inwendig Jahresfriſt keine Zeitung zukommen wahr; wiewol der Stathalter ſeinen Leuten allemahl den Troſt vorhielt/ es waͤhre nicht moͤglich/ daß/ wann es den ihren ungluͤklich ginge/ ein ſolches lange ſtille und verſchwiegen bleiben koͤnte; das Geſchrey/ wie wenig er demſelben gleich trauete/ braͤchte dannoch lauter gute Zei- tung ein/ und waͤhre vor weniger Zeit ein Egyptiſcher Kauffmann zu Rom geweſen/ wel- cher daſelbſt beſtaͤndig ausgeſagt/ was geſtalt der Perſen Fuͤrſt durch Hülffe und Beyſtand der Teutſchen Fuͤrſten/ den groſſen Koͤnig der Parther/ und deſſen faſt unzaͤhlige Macht aus dem Felde geſchlagen/ und biß in ſeine Haupt Stad Charas getrieben haͤtte/ womit des Stathalters zu Damaſkus Schreiben an Kaͤyſerl. Hocheit allerdinge uͤbereinſtimmeten; waͤhre demnach nicht zuzweifeln/ ſie wuͤrden ehiſtes froͤliche Zeitung und Briefe von ihnẽ zugewarten haben. Fr. Sophia vertrieb ihre Zeit viel mit Luſtfahren/ und beſuchete die ih- rem Ladiſla und Herkules geſchenketen Landgüter zun oftern/ da Fr. Urſula und Frl. Si- bylla ihre untrenliche Gefaͤrtinnen wahren. Drey Tage vor Herkules Ankunft zu Padua/ wolte ſie ihren neu-angelegeten Garten auf ihrem Landgute beſichtigen/ welchen ſie mit al- lerhand fremden Gewaͤchſen und ſchoͤnen Blumen beſetzen ließ/ weil es numehr gegen den Fruͤhling ging/ und es der 19 Tag des Hornungs wahr/ da ſie obgemeldete ihre beyde Wa- ſen/ ihre Leibdienerin Beaten/ und einen aͤdelknaben mit ſich nam/ und des morgens fruͤh mit dem Tage davon fuhr/ weil es ſich zu einem ſchoͤnen Wetter anſehen ließ/ welches ſie doch betrog/ maſſen der Wind aus dem Weſten einen hefftigen Plazregen zuſam̃en trieb/ daß ſie die Gutſche umher zumachen/ und vor dem Regen ſich verbergen muſten. Ihr Gutſcher hatte auf dieſe Gelegenheit ſchon etliche Wochen gehoffet/ gebrauchte ſich dem- nach

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Zitationshilfe: Bucholtz, Andreas Heinrich: Des Christlich: Teutschen Königes Herkules und der Teutschen Königin Valiska Wunder-Geschicht. Bd. 2. Braunschweig, 1660, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buchholtz_herkules02_1660/260>, abgerufen am 21.11.2024.