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Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1892.

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§ 81. Die Grafen.
§ 81. Die Grafen.

Waitz, VG II 2, S. 21 ff. III 378 ff. Sohm, Reichs- und Gerichtsverfassung
I 74. 146 ff. Eichhorn, Z. f. gesch. RW VIII 281 ff. Savigny, Gesch. des
röm. Rechts I 267 ff. Bethmann-Hollweg, Civilprozess IV 412 ff. Schröder,
RG S. 128 ff. Dahn, Deutsche Geschichte II 596. Alfred Pernice, Artikel
Graf in Ersch und Grubers Encyklopädie der Wiss. 1. Section. LXXVIII 132 ff.
W. Sickel, Götting. gel. Anzeigen 1888, S. 440. Digot, Histoire d'Austrasie II
219 ff. Beauchet, Histoire de l'organisation judiciaire en France 1886, S. 9,
160 ff. Fustel de Coulanges, Monarchie franque S. 196. -- Über die Mark-
grafen: Stenzel, De marchionum in Germania origine et officio publico 1824.
Dümmler, Über die südöstlichen Marken des fränkischen Reiches unter den
Karolingern 1853 (Archiv für österr. Gesch. X). v. Daniels, Handbuch I 545.
Waitz, VG III 369 f. -- Über den Vicecomes: Waitz, VG III 397, VII 34.
Sohm S. 516. v. Daniels I 551. Pernice, Graf S. 140. Eichhorn, Z. f.
gesch. RW VIII 315. Beauchet S. 192 ff. Ficker, Forschungen II 35, III 217.

Der ordentliche Beamte der Gauverwaltung hiess Graf oder comes.
Herkunft und Bedeutung des Wortes Graf, grafio, garafio 1 sind streitig
und unsicher. Vermutlich gehört es zu ahd. rova 2, Zahl, und be-
deutete Graf ursprünglich den militärischen Befehlshaber 3, den Führer
des numerus, d. h. der Mannschaft, welche der dem Begriff der
Tausendschaft entwachsene Gau stellte 4. Der Graf hätte dann seinen
Namen ebenso von der Schar, die er führte, wie der Hunno oder
Centenar von der unter seiner Führung stehenden Hundertschaft. Der
Comestitel entstammt den Ordnungen des römischen Reiches. Nach

1 So in Lex Salica 32, 5, Cod. 5 und in Form. Bignon. 9.
2 Grimm, RA S. 752, leitet es von ravo, tignum, tectum, ab und erklärt es
als contubernalis, Hausgenosse. Schmid, Ges. der Ags. S. 597, erklärt Graf und
ags. gerefa als exactor von reafian, rauben. Nach Müllenhoff bei Waitz, Altes
Recht S. 283, liegt ein Lehnwort ungermanischer Wurzel vor. v. Richthofen,
WB S. 786, denkt an die Wurzel graben und an griech. graphein. Kluge, Etym.
WB, führt Graf, indem er das Wort mit Weinhold zu got. gagrefts stellt, auf
eine germanische Wurzel gref, gebieten, zurück und negiert die Verwandtschaft
mit ags. gerefa, das er aus rof, Zahl, erklärt. Kögel, Z. f. DA 1889, S. 23, will
letztgedachte Ableitung auch für Graf geltend machen und stellt Graf und gerefa
zu ahd. rova, ruova, ruaba, numerus. Davon *garefjo, eine im Wurzelvokal ab-
weichende Umbildung der Vorform *garofjo, got. *garofja. Graf wäre nach ihm
der Zahlmeister, der Zähler.
3 Vgl. Ahd. Gloss. I 276, 51: comites, princeps milicie, cravo vel kasind.
4 Seit der Gau nicht mehr der Tausendschaft entsprach (siehe oben I 133),
mochte man den Heerkörper des Gaues *rof, numerus, nennen und den Führer
desselben garofjo, garefjo.
Binding, Handbuch. II. 1. II: Brunner, Deutsche Rechtsgesch. II. 11
§ 81. Die Grafen.
§ 81. Die Grafen.

Waitz, VG II 2, S. 21 ff. III 378 ff. Sohm, Reichs- und Gerichtsverfassung
I 74. 146 ff. Eichhorn, Z. f. gesch. RW VIII 281 ff. Savigny, Gesch. des
röm. Rechts I 267 ff. Bethmann-Hollweg, Civilprozeſs IV 412 ff. Schröder,
RG S. 128 ff. Dahn, Deutsche Geschichte II 596. Alfred Pernice, Artikel
Graf in Ersch und Grubers Encyklopädie der Wiss. 1. Section. LXXVIII 132 ff.
W. Sickel, Götting. gel. Anzeigen 1888, S. 440. Digot, Histoire d’Austrasie II
219 ff. Beauchet, Histoire de l’organisation judiciaire en France 1886, S. 9,
160 ff. Fustel de Coulanges, Monarchie franque S. 196. — Über die Mark-
grafen: Stenzel, De marchionum in Germania origine et officio publico 1824.
Dümmler, Über die südöstlichen Marken des fränkischen Reiches unter den
Karolingern 1853 (Archiv für österr. Gesch. X). v. Daniels, Handbuch I 545.
Waitz, VG III 369 f. — Über den Vicecomes: Waitz, VG III 397, VII 34.
Sohm S. 516. v. Daniels I 551. Pernice, Graf S. 140. Eichhorn, Z. f.
gesch. RW VIII 315. Beauchet S. 192 ff. Ficker, Forschungen II 35, III 217.

Der ordentliche Beamte der Gauverwaltung hieſs Graf oder comes.
Herkunft und Bedeutung des Wortes Graf, grafio, garafio 1 sind streitig
und unsicher. Vermutlich gehört es zu ahd. rôva 2, Zahl, und be-
deutete Graf ursprünglich den militärischen Befehlshaber 3, den Führer
des numerus, d. h. der Mannschaft, welche der dem Begriff der
Tausendschaft entwachsene Gau stellte 4. Der Graf hätte dann seinen
Namen ebenso von der Schar, die er führte, wie der Hunno oder
Centenar von der unter seiner Führung stehenden Hundertschaft. Der
Comestitel entstammt den Ordnungen des römischen Reiches. Nach

1 So in Lex Salica 32, 5, Cod. 5 und in Form. Bignon. 9.
2 Grimm, RA S. 752, leitet es von râvo, tignum, tectum, ab und erklärt es
als contubernalis, Hausgenosse. Schmid, Ges. der Ags. S. 597, erklärt Graf und
ags. geréfa als exactor von reáfian, rauben. Nach Müllenhoff bei Waitz, Altes
Recht S. 283, liegt ein Lehnwort ungermanischer Wurzel vor. v. Richthofen,
WB S. 786, denkt an die Wurzel graben und an griech. γϱάφειν. Kluge, Etym.
WB, führt Graf, indem er das Wort mit Weinhold zu got. gagrêfts stellt, auf
eine germanische Wurzel grêf, gebieten, zurück und negiert die Verwandtschaft
mit ags. geréfa, das er aus rôf, Zahl, erklärt. Kögel, Z. f. DA 1889, S. 23, will
letztgedachte Ableitung auch für Graf geltend machen und stellt Graf und geréfa
zu ahd. rôva, ruova, ruaba, numerus. Davon *garêfjo, eine im Wurzelvokal ab-
weichende Umbildung der Vorform *garôfjo, got. *garôfja. Graf wäre nach ihm
der Zahlmeister, der Zähler.
3 Vgl. Ahd. Gloss. I 276, 51: comites, princeps milicie, cravo vel kasind.
4 Seit der Gau nicht mehr der Tausendschaft entsprach (siehe oben I 133),
mochte man den Heerkörper des Gaues *rôf, numerus, nennen und den Führer
desselben garôfjo, garêfjo.
Binding, Handbuch. II. 1. II: Brunner, Deutsche Rechtsgesch. II. 11
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[161/0179] § 81. Die Grafen. § 81. Die Grafen. Waitz, VG II 2, S. 21 ff. III 378 ff. Sohm, Reichs- und Gerichtsverfassung I 74. 146 ff. Eichhorn, Z. f. gesch. RW VIII 281 ff. Savigny, Gesch. des röm. Rechts I 267 ff. Bethmann-Hollweg, Civilprozeſs IV 412 ff. Schröder, RG S. 128 ff. Dahn, Deutsche Geschichte II 596. Alfred Pernice, Artikel Graf in Ersch und Grubers Encyklopädie der Wiss. 1. Section. LXXVIII 132 ff. W. Sickel, Götting. gel. Anzeigen 1888, S. 440. Digot, Histoire d’Austrasie II 219 ff. Beauchet, Histoire de l’organisation judiciaire en France 1886, S. 9, 160 ff. Fustel de Coulanges, Monarchie franque S. 196. — Über die Mark- grafen: Stenzel, De marchionum in Germania origine et officio publico 1824. Dümmler, Über die südöstlichen Marken des fränkischen Reiches unter den Karolingern 1853 (Archiv für österr. Gesch. X). v. Daniels, Handbuch I 545. Waitz, VG III 369 f. — Über den Vicecomes: Waitz, VG III 397, VII 34. Sohm S. 516. v. Daniels I 551. Pernice, Graf S. 140. Eichhorn, Z. f. gesch. RW VIII 315. Beauchet S. 192 ff. Ficker, Forschungen II 35, III 217. Der ordentliche Beamte der Gauverwaltung hieſs Graf oder comes. Herkunft und Bedeutung des Wortes Graf, grafio, garafio 1 sind streitig und unsicher. Vermutlich gehört es zu ahd. rôva 2, Zahl, und be- deutete Graf ursprünglich den militärischen Befehlshaber 3, den Führer des numerus, d. h. der Mannschaft, welche der dem Begriff der Tausendschaft entwachsene Gau stellte 4. Der Graf hätte dann seinen Namen ebenso von der Schar, die er führte, wie der Hunno oder Centenar von der unter seiner Führung stehenden Hundertschaft. Der Comestitel entstammt den Ordnungen des römischen Reiches. Nach 1 So in Lex Salica 32, 5, Cod. 5 und in Form. Bignon. 9. 2 Grimm, RA S. 752, leitet es von râvo, tignum, tectum, ab und erklärt es als contubernalis, Hausgenosse. Schmid, Ges. der Ags. S. 597, erklärt Graf und ags. geréfa als exactor von reáfian, rauben. Nach Müllenhoff bei Waitz, Altes Recht S. 283, liegt ein Lehnwort ungermanischer Wurzel vor. v. Richthofen, WB S. 786, denkt an die Wurzel graben und an griech. γϱάφειν. Kluge, Etym. WB, führt Graf, indem er das Wort mit Weinhold zu got. gagrêfts stellt, auf eine germanische Wurzel grêf, gebieten, zurück und negiert die Verwandtschaft mit ags. geréfa, das er aus rôf, Zahl, erklärt. Kögel, Z. f. DA 1889, S. 23, will letztgedachte Ableitung auch für Graf geltend machen und stellt Graf und geréfa zu ahd. rôva, ruova, ruaba, numerus. Davon *garêfjo, eine im Wurzelvokal ab- weichende Umbildung der Vorform *garôfjo, got. *garôfja. Graf wäre nach ihm der Zahlmeister, der Zähler. 3 Vgl. Ahd. Gloss. I 276, 51: comites, princeps milicie, cravo vel kasind. 4 Seit der Gau nicht mehr der Tausendschaft entsprach (siehe oben I 133), mochte man den Heerkörper des Gaues *rôf, numerus, nennen und den Führer desselben garôfjo, garêfjo. Binding, Handbuch. II. 1. II: Brunner, Deutsche Rechtsgesch. II. 11

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Zitationshilfe: Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1892, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunner_rechtsgeschichte02_1892/179>, abgerufen am 21.12.2024.