spätkarolingischer Zeit als Lehen des Grafen behandelt wurde, nicht von einem königlichen actor, sondern vom Grafen selbst verwaltet.
Der einzelne Fiskus ist je nach seiner Grösse in eine Anzahl ministeria eingeteilt, deren jedes einem Unterbeamten des actor, Na- mens maior, zugewiesen ist. Der Umfang des Meieramtes soll nach den karolingischen Ordnungen nur so gross sein, dass es der Meier im Laufe eines Tages inspicieren kann. Die einzelnen Höfe werden als Haupt- und Nebenhöfe, villae capitaneae und villae mansioniles 48, unterschieden. Letztere verwaltet entweder ein fiskalischer Unter- beamter, oder sie sind mit Zinsbauern besetzt. Sämtliche Unterbeamte des actor werden als dessen iuniores oder ministeriales zusammen- gefasst. Zu ihnen gehören auch die decani, welche einen als decania bezeichneten Komplex von Höfen unter sich haben 49.
§ 76. Volksversammlungen und Hoftage.
Eichhorn, D. Staats- und Rechtsgeschichte §§ 121 f. 133. 161. 162. Daniels, Handbuch I 578 ff. Waitz, VG II 2, S. 213. 225 ff.; III 554 ff. R. Schröder, RG S. 143 ff. Dahn, Deutsche Geschichte II 563 ff. Viollet, Historie I 199 ff. Glasson, Historie II 324 ff. Fustel de Coulanges, Monarchie franque S. 63 ff. 598 ff. Joachim, Geschichte der teutschen Reichstäge 1762. Runde, Ab- handlung vom Ursprung der Reichsstandschaft der Bischöfe und Äbte 1775. F. W. Unger, Geschichte d. deutschen Landstände 1844. Ahrens, Über Namen und Zeit des campus Martius der alten Franken 1872. Waitz, Der frän- kische campus Martius, Forschungen XIII 489 ff. Prou, Hincmar de ordine pa- latii 1885, S. 71 ff. Wilhelm Sickel, Zur Geschichte des deutschen Reichs- tags, Mitth. des Instituts für österr. Geschichtsforschung, 1. Ergänzungsband 1885, S. 220 f. Derselbe, Die merowingische Volksversammlung, a. O. 2. Ergänzungs- band 1888, S. 295. Derselbe, in den Götting. gel. Anzeigen vom 15. März 1890, S. 214 ff. Adelb. Prenzel, Beiträge zur Geschichte der Kriegsverfassung unter den Karolingern 1887, S. 93 f. (die Heerversammlung).
Neben der in der Person und am Hofe des Königs concentrierten Reichsregierung bot die fränkische Reichsverfassung keinen Raum für Volksversammlungen des Reiches von der selbständigen politischen Bedeutung, wie sie die altgermanische Landesversammlung besass. Allerdings lassen sich allgemeine Versammlungen bis in die karolin- gische Zeit hinein verfolgen; allein sie treten nicht aus eigenem Rechte zusammen, sind in den Dienst des Königs gestellt, der sie
48 Cap. de villis c. 19, I 84. Brevium exempla ad describendas res ... fis- cales circa 810, c. 26, Cap. I 254: item de mansionilibus, quae ad suprascriptum mansum aspiciunt. Du Cange (Henschel) IV 239.
49 Cap. de villis c. 10, I 84; c. 88, I 58. Waitz, VG I 486.
§ 76. Volksversammlungen und Hoftage.
spätkarolingischer Zeit als Lehen des Grafen behandelt wurde, nicht von einem königlichen actor, sondern vom Grafen selbst verwaltet.
Der einzelne Fiskus ist je nach seiner Gröſse in eine Anzahl ministeria eingeteilt, deren jedes einem Unterbeamten des actor, Na- mens maior, zugewiesen ist. Der Umfang des Meieramtes soll nach den karolingischen Ordnungen nur so groſs sein, daſs es der Meier im Laufe eines Tages inspicieren kann. Die einzelnen Höfe werden als Haupt- und Nebenhöfe, villae capitaneae und villae mansioniles 48, unterschieden. Letztere verwaltet entweder ein fiskalischer Unter- beamter, oder sie sind mit Zinsbauern besetzt. Sämtliche Unterbeamte des actor werden als dessen iuniores oder ministeriales zusammen- gefaſst. Zu ihnen gehören auch die decani, welche einen als decania bezeichneten Komplex von Höfen unter sich haben 49.
§ 76. Volksversammlungen und Hoftage.
Eichhorn, D. Staats- und Rechtsgeschichte §§ 121 f. 133. 161. 162. Daniels, Handbuch I 578 ff. Waitz, VG II 2, S. 213. 225 ff.; III 554 ff. R. Schröder, RG S. 143 ff. Dahn, Deutsche Geschichte II 563 ff. Viollet, Historie I 199 ff. Glasson, Historie II 324 ff. Fustel de Coulanges, Monarchie franque S. 63 ff. 598 ff. Joachim, Geschichte der teutschen Reichstäge 1762. Runde, Ab- handlung vom Ursprung der Reichsstandschaft der Bischöfe und Äbte 1775. F. W. Unger, Geschichte d. deutschen Landstände 1844. Ahrens, Über Namen und Zeit des campus Martius der alten Franken 1872. Waitz, Der frän- kische campus Martius, Forschungen XIII 489 ff. Prou, Hincmar de ordine pa- latii 1885, S. 71 ff. Wilhelm Sickel, Zur Geschichte des deutschen Reichs- tags, Mitth. des Instituts für österr. Geschichtsforschung, 1. Ergänzungsband 1885, S. 220 f. Derselbe, Die merowingische Volksversammlung, a. O. 2. Ergänzungs- band 1888, S. 295. Derselbe, in den Götting. gel. Anzeigen vom 15. März 1890, S. 214 ff. Adelb. Prenzel, Beiträge zur Geschichte der Kriegsverfassung unter den Karolingern 1887, S. 93 f. (die Heerversammlung).
Neben der in der Person und am Hofe des Königs concentrierten Reichsregierung bot die fränkische Reichsverfassung keinen Raum für Volksversammlungen des Reiches von der selbständigen politischen Bedeutung, wie sie die altgermanische Landesversammlung besaſs. Allerdings lassen sich allgemeine Versammlungen bis in die karolin- gische Zeit hinein verfolgen; allein sie treten nicht aus eigenem Rechte zusammen, sind in den Dienst des Königs gestellt, der sie
48 Cap. de villis c. 19, I 84. Brevium exempla ad describendas res … fis- cales circa 810, c. 26, Cap. I 254: item de mansionilibus, quae ad suprascriptum mansum aspiciunt. Du Cange (Henschel) IV 239.
49 Cap. de villis c. 10, I 84; c. 88, I 58. Waitz, VG I 486.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0143"n="125"/><fwplace="top"type="header">§ 76. Volksversammlungen und Hoftage.</fw><lb/>
spätkarolingischer Zeit als Lehen des Grafen behandelt wurde, nicht<lb/>
von einem königlichen actor, sondern vom Grafen selbst verwaltet.</p><lb/><p>Der einzelne Fiskus ist je nach seiner Gröſse in eine Anzahl<lb/>
ministeria eingeteilt, deren jedes einem Unterbeamten des actor, Na-<lb/>
mens maior, zugewiesen ist. Der Umfang des Meieramtes soll nach<lb/>
den karolingischen Ordnungen nur so groſs sein, daſs es der Meier<lb/>
im Laufe eines Tages inspicieren kann. Die einzelnen Höfe werden<lb/>
als Haupt- und Nebenhöfe, villae capitaneae und villae mansioniles <noteplace="foot"n="48">Cap. de villis c. 19, I 84. Brevium exempla ad describendas res … fis-<lb/>
cales circa 810, c. 26, Cap. I 254: item de mansionilibus, quae ad suprascriptum<lb/>
mansum aspiciunt. Du Cange (Henschel) IV 239.</note>,<lb/>
unterschieden. Letztere verwaltet entweder ein fiskalischer Unter-<lb/>
beamter, oder sie sind mit Zinsbauern besetzt. Sämtliche Unterbeamte<lb/>
des actor werden als dessen iuniores oder ministeriales zusammen-<lb/>
gefaſst. Zu ihnen gehören auch die decani, welche einen als decania<lb/>
bezeichneten Komplex von Höfen unter sich haben <noteplace="foot"n="49">Cap. de villis c. 10, I 84; c. 88, I 58. <hirendition="#g">Waitz</hi>, VG I 486.</note>.</p></div><lb/><divn="3"><head>§ 76. <hirendition="#g">Volksversammlungen und Hoftage</hi>.</head><lb/><p><bibl><hirendition="#g">Eichhorn</hi>, D. Staats- und Rechtsgeschichte §§ 121 f. 133. 161. 162. <hirendition="#g">Daniels</hi>,<lb/>
Handbuch I 578 ff. <hirendition="#g">Waitz</hi>, VG II 2, S. 213. 225 ff.; III 554 ff. R. <hirendition="#g">Schröder</hi>,<lb/>
RG S. 143 ff. <hirendition="#g">Dahn</hi>, Deutsche Geschichte II 563 ff. <hirendition="#g">Viollet</hi>, Historie I 199 ff.<lb/><hirendition="#g">Glasson</hi>, Historie II 324 ff. <hirendition="#g">Fustel de Coulanges</hi>, Monarchie franque S. 63 ff.<lb/>
598 ff. <hirendition="#g">Joachim</hi>, Geschichte der teutschen Reichstäge 1762. <hirendition="#g">Runde</hi>, Ab-<lb/>
handlung vom Ursprung der Reichsstandschaft der Bischöfe und Äbte 1775.<lb/>
F. W. <hirendition="#g">Unger</hi>, Geschichte d. deutschen Landstände 1844. <hirendition="#g">Ahrens</hi>, Über Namen<lb/>
und Zeit des campus Martius der alten Franken 1872. <hirendition="#g">Waitz</hi>, Der frän-<lb/>
kische campus Martius, Forschungen XIII 489 ff. <hirendition="#g">Prou</hi>, Hincmar de ordine pa-<lb/>
latii 1885, S. 71 ff. <hirendition="#g">Wilhelm Sickel</hi>, Zur Geschichte des deutschen Reichs-<lb/>
tags, Mitth. des Instituts für österr. Geschichtsforschung, 1. Ergänzungsband 1885,<lb/>
S. 220 f. <hirendition="#g">Derselbe</hi>, Die merowingische Volksversammlung, a. O. 2. Ergänzungs-<lb/>
band 1888, S. 295. <hirendition="#g">Derselbe</hi>, in den Götting. gel. Anzeigen vom 15. März 1890,<lb/>
S. 214 ff. <hirendition="#g">Adelb. Prenzel</hi>, Beiträge zur Geschichte der Kriegsverfassung unter<lb/><hirendition="#c">den Karolingern 1887, S. 93 f. (die Heerversammlung).</hi></bibl></p><lb/><p>Neben der in der Person und am Hofe des Königs concentrierten<lb/>
Reichsregierung bot die fränkische Reichsverfassung keinen Raum für<lb/>
Volksversammlungen des Reiches von der selbständigen politischen<lb/>
Bedeutung, wie sie die altgermanische Landesversammlung besaſs.<lb/>
Allerdings lassen sich allgemeine Versammlungen bis in die karolin-<lb/>
gische Zeit hinein verfolgen; allein sie treten nicht aus eigenem<lb/>
Rechte zusammen, sind in den Dienst des Königs gestellt, der sie<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[125/0143]
§ 76. Volksversammlungen und Hoftage.
spätkarolingischer Zeit als Lehen des Grafen behandelt wurde, nicht
von einem königlichen actor, sondern vom Grafen selbst verwaltet.
Der einzelne Fiskus ist je nach seiner Gröſse in eine Anzahl
ministeria eingeteilt, deren jedes einem Unterbeamten des actor, Na-
mens maior, zugewiesen ist. Der Umfang des Meieramtes soll nach
den karolingischen Ordnungen nur so groſs sein, daſs es der Meier
im Laufe eines Tages inspicieren kann. Die einzelnen Höfe werden
als Haupt- und Nebenhöfe, villae capitaneae und villae mansioniles 48,
unterschieden. Letztere verwaltet entweder ein fiskalischer Unter-
beamter, oder sie sind mit Zinsbauern besetzt. Sämtliche Unterbeamte
des actor werden als dessen iuniores oder ministeriales zusammen-
gefaſst. Zu ihnen gehören auch die decani, welche einen als decania
bezeichneten Komplex von Höfen unter sich haben 49.
§ 76. Volksversammlungen und Hoftage.
Eichhorn, D. Staats- und Rechtsgeschichte §§ 121 f. 133. 161. 162. Daniels,
Handbuch I 578 ff. Waitz, VG II 2, S. 213. 225 ff.; III 554 ff. R. Schröder,
RG S. 143 ff. Dahn, Deutsche Geschichte II 563 ff. Viollet, Historie I 199 ff.
Glasson, Historie II 324 ff. Fustel de Coulanges, Monarchie franque S. 63 ff.
598 ff. Joachim, Geschichte der teutschen Reichstäge 1762. Runde, Ab-
handlung vom Ursprung der Reichsstandschaft der Bischöfe und Äbte 1775.
F. W. Unger, Geschichte d. deutschen Landstände 1844. Ahrens, Über Namen
und Zeit des campus Martius der alten Franken 1872. Waitz, Der frän-
kische campus Martius, Forschungen XIII 489 ff. Prou, Hincmar de ordine pa-
latii 1885, S. 71 ff. Wilhelm Sickel, Zur Geschichte des deutschen Reichs-
tags, Mitth. des Instituts für österr. Geschichtsforschung, 1. Ergänzungsband 1885,
S. 220 f. Derselbe, Die merowingische Volksversammlung, a. O. 2. Ergänzungs-
band 1888, S. 295. Derselbe, in den Götting. gel. Anzeigen vom 15. März 1890,
S. 214 ff. Adelb. Prenzel, Beiträge zur Geschichte der Kriegsverfassung unter
den Karolingern 1887, S. 93 f. (die Heerversammlung).
Neben der in der Person und am Hofe des Königs concentrierten
Reichsregierung bot die fränkische Reichsverfassung keinen Raum für
Volksversammlungen des Reiches von der selbständigen politischen
Bedeutung, wie sie die altgermanische Landesversammlung besaſs.
Allerdings lassen sich allgemeine Versammlungen bis in die karolin-
gische Zeit hinein verfolgen; allein sie treten nicht aus eigenem
Rechte zusammen, sind in den Dienst des Königs gestellt, der sie
48 Cap. de villis c. 19, I 84. Brevium exempla ad describendas res … fis-
cales circa 810, c. 26, Cap. I 254: item de mansionilibus, quae ad suprascriptum
mansum aspiciunt. Du Cange (Henschel) IV 239.
49 Cap. de villis c. 10, I 84; c. 88, I 58. Waitz, VG I 486.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 2. Leipzig, 1892, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunner_rechtsgeschichte02_1892/143>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.