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Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1887.

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§ 10. Das Wirtschaftsleben der Urzeit.
schon im vierten Jahrhundert das Christentum kennen gelernt. Zuerst
fand es bei den Westgoten Eingang und zwar nach der Lehre des
Arius, welche im fünften Jahrhundert die germanische Form des
Christentums geworden ist 15. Ost- und Westgoten, Vandalen und
Langobarden waren Arianer. Die Burgunder, die sich ursprünglich
dem Katholizismus zugewandt hatten, sind nachträglich zum Arianismus
übergegangen 16. Da die römischen Provinzialen katholisch waren,
bestand in den genannten Reichen der Germanen von vorneherein
eine feindselige Stimmung des katholischen Klerus und der von ihm
geleiteten Bevölkerung gegen die herrschende Staatsgewalt. Die Reiche
der Burgunder, der Vandalen und der Ostgoten sind als arianische
Reiche im Kampfe mit katholischen Mächten untergegangen. Bei
ihrem Zerfall und Untergang spielte der Antagonismus der katho-
lischen Kirche eine erhebliche Rolle. Ihn hatte weder ostgotische
Toleranz, noch vandalische Gewaltsamkeit zu überwinden vermocht.
Im burgundischen Reiche war noch kurz vor dessen Sturz der Katho-
lizismus zum Übergewichte gelangt, ohne dadurch ein Interesse an der
Erhaltung des sinkenden Staates zu gewinnen. Die Westgoten traten
seit dem Ausgange des sechsten, die Langobarden seit der Mitte des
siebenten Jahrhunderts zum Katholizismus über. Bei jenen erwarb
der katholische Klerus so weitgehenden Einfluss auf die Leitung der
öffentlichen Angelegenheiten, dass er die Staatsgewalt untergrub und
das Reich die Kraft verlor, sich gegen die Angriffe des Islams zu
wehren. Im Langobardenreiche ist an die Stelle des verwundenen
konfessionellen Zwiespalts der politische Gegensatz gegen die weltliche
Machtsphäre des Papsttums getreten, ein Konflikt, in welchem das
fränkische Reich intervenierte, um der nationalen Selbständigkeit der
Langobarden ein Ende zu bereiten.

§ 10. Das Wirtschaftsleben der Urzeit.

G. Hanssen, Agrarhistorische Abhandlungen, 2 Bde 1880. 1884. Roscher,
Ansichten der Volkswirthschaft, 1861. v. Inama-Sternegg, Deutsche Wirthschafts-
geschichte I, 1879. Hennings, Über die agrarische Verfassung der alten Deutschen,
1869. Meitzen, Der älteste Anbau der Deutschen, J f. Nationalökonomie und
Statistik NF II 1881; derselbe, Das Nomadentum der Germanen, Verhandl. des
2. deutschen Geographentags, April 1882; derselbe, Der Boden und die land-
wirthschaftl. Verhältnisse des preuss. Staates I, 1868. Karl Lamprecht, Deutsches
Wirtschaftsleben im Mittelalter ... auf Grund der Quellen zunächst des Mosel-

15 Der arianische Gottesdienst wurde bei den Germanen in ihrer Volkssprache
abgehalten.
16 Jahn, Burgundionen I 111.

§ 10. Das Wirtschaftsleben der Urzeit.
schon im vierten Jahrhundert das Christentum kennen gelernt. Zuerst
fand es bei den Westgoten Eingang und zwar nach der Lehre des
Arius, welche im fünften Jahrhundert die germanische Form des
Christentums geworden ist 15. Ost- und Westgoten, Vandalen und
Langobarden waren Arianer. Die Burgunder, die sich ursprünglich
dem Katholizismus zugewandt hatten, sind nachträglich zum Arianismus
übergegangen 16. Da die römischen Provinzialen katholisch waren,
bestand in den genannten Reichen der Germanen von vorneherein
eine feindselige Stimmung des katholischen Klerus und der von ihm
geleiteten Bevölkerung gegen die herrschende Staatsgewalt. Die Reiche
der Burgunder, der Vandalen und der Ostgoten sind als arianische
Reiche im Kampfe mit katholischen Mächten untergegangen. Bei
ihrem Zerfall und Untergang spielte der Antagonismus der katho-
lischen Kirche eine erhebliche Rolle. Ihn hatte weder ostgotische
Toleranz, noch vandalische Gewaltsamkeit zu überwinden vermocht.
Im burgundischen Reiche war noch kurz vor dessen Sturz der Katho-
lizismus zum Übergewichte gelangt, ohne dadurch ein Interesse an der
Erhaltung des sinkenden Staates zu gewinnen. Die Westgoten traten
seit dem Ausgange des sechsten, die Langobarden seit der Mitte des
siebenten Jahrhunderts zum Katholizismus über. Bei jenen erwarb
der katholische Klerus so weitgehenden Einfluſs auf die Leitung der
öffentlichen Angelegenheiten, daſs er die Staatsgewalt untergrub und
das Reich die Kraft verlor, sich gegen die Angriffe des Islams zu
wehren. Im Langobardenreiche ist an die Stelle des verwundenen
konfessionellen Zwiespalts der politische Gegensatz gegen die weltliche
Machtsphäre des Papsttums getreten, ein Konflikt, in welchem das
fränkische Reich intervenierte, um der nationalen Selbständigkeit der
Langobarden ein Ende zu bereiten.

§ 10. Das Wirtschaftsleben der Urzeit.

G. Hanssen, Agrarhistorische Abhandlungen, 2 Bde 1880. 1884. Roscher,
Ansichten der Volkswirthschaft, 1861. v. Inama-Sternegg, Deutsche Wirthschafts-
geschichte I, 1879. Hennings, Über die agrarische Verfassung der alten Deutschen,
1869. Meitzen, Der älteste Anbau der Deutschen, J f. Nationalökonomie und
Statistik NF II 1881; derselbe, Das Nomadentum der Germanen, Verhandl. des
2. deutschen Geographentags, April 1882; derselbe, Der Boden und die land-
wirthschaftl. Verhältnisse des preuſs. Staates I, 1868. Karl Lamprecht, Deutsches
Wirtschaftsleben im Mittelalter … auf Grund der Quellen zunächst des Mosel-

15 Der arianische Gottesdienst wurde bei den Germanen in ihrer Volkssprache
abgehalten.
16 Jahn, Burgundionen I 111.
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[56/0074] § 10. Das Wirtschaftsleben der Urzeit. schon im vierten Jahrhundert das Christentum kennen gelernt. Zuerst fand es bei den Westgoten Eingang und zwar nach der Lehre des Arius, welche im fünften Jahrhundert die germanische Form des Christentums geworden ist 15. Ost- und Westgoten, Vandalen und Langobarden waren Arianer. Die Burgunder, die sich ursprünglich dem Katholizismus zugewandt hatten, sind nachträglich zum Arianismus übergegangen 16. Da die römischen Provinzialen katholisch waren, bestand in den genannten Reichen der Germanen von vorneherein eine feindselige Stimmung des katholischen Klerus und der von ihm geleiteten Bevölkerung gegen die herrschende Staatsgewalt. Die Reiche der Burgunder, der Vandalen und der Ostgoten sind als arianische Reiche im Kampfe mit katholischen Mächten untergegangen. Bei ihrem Zerfall und Untergang spielte der Antagonismus der katho- lischen Kirche eine erhebliche Rolle. Ihn hatte weder ostgotische Toleranz, noch vandalische Gewaltsamkeit zu überwinden vermocht. Im burgundischen Reiche war noch kurz vor dessen Sturz der Katho- lizismus zum Übergewichte gelangt, ohne dadurch ein Interesse an der Erhaltung des sinkenden Staates zu gewinnen. Die Westgoten traten seit dem Ausgange des sechsten, die Langobarden seit der Mitte des siebenten Jahrhunderts zum Katholizismus über. Bei jenen erwarb der katholische Klerus so weitgehenden Einfluſs auf die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten, daſs er die Staatsgewalt untergrub und das Reich die Kraft verlor, sich gegen die Angriffe des Islams zu wehren. Im Langobardenreiche ist an die Stelle des verwundenen konfessionellen Zwiespalts der politische Gegensatz gegen die weltliche Machtsphäre des Papsttums getreten, ein Konflikt, in welchem das fränkische Reich intervenierte, um der nationalen Selbständigkeit der Langobarden ein Ende zu bereiten. § 10. Das Wirtschaftsleben der Urzeit. G. Hanssen, Agrarhistorische Abhandlungen, 2 Bde 1880. 1884. Roscher, Ansichten der Volkswirthschaft, 1861. v. Inama-Sternegg, Deutsche Wirthschafts- geschichte I, 1879. Hennings, Über die agrarische Verfassung der alten Deutschen, 1869. Meitzen, Der älteste Anbau der Deutschen, J f. Nationalökonomie und Statistik NF II 1881; derselbe, Das Nomadentum der Germanen, Verhandl. des 2. deutschen Geographentags, April 1882; derselbe, Der Boden und die land- wirthschaftl. Verhältnisse des preuſs. Staates I, 1868. Karl Lamprecht, Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter … auf Grund der Quellen zunächst des Mosel- 15 Der arianische Gottesdienst wurde bei den Germanen in ihrer Volkssprache abgehalten. 16 Jahn, Burgundionen I 111.

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Zitationshilfe: Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1887, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunner_rechtsgeschichte01_1887/74>, abgerufen am 21.11.2024.