Brunner, Heinrich: Deutsche Rechtsgeschichte. Bd. 1. Leipzig, 1887.§ 51. Die Lex Rom. Cur. und die Cap. Remedii. Form zu giessen und den für die Praxis unbequemen Dualismus vonText und Interpretatio zu beseitigen. Unter diesem Gesichtspunkte wurden zahlreiche Auszüge aus dem Breviarium verfasst. Solcher Auszüge, die sich zumeist der Interpretatio anschliessen, sind uns aus dem achten und neunten Jahrhundert sechs erhalten. Die meiste Verbreitung scheint die Epitome Aegidii genossen zu haben 8. Sie muss schon um die Mitte des achten Jahrhunderts vorhanden gewesen sein, weil sie in einigen Formeln der Formelsammlung von Tours benutzt worden ist 9. Bei der Art, wie sie ihre Vorlage wiedergeben, sind die Auszüge aus dem Breviar eine beachtenswerte Quelle für die Erkenntnis des römischen Vulgarrechtes. § 51. Die Lex Romana Curiensis und die Capitual Remedii. Ausgaben: Nach der Handschrift von Udine (jetzt Univ.-Bibl. zu Leipzig, Cod. 3493) Die Lex Romana Curiensis stellt sich äusserlich als ein Auszug 8 So genannt nach ihrem ersten Herausgeber, Peter Aegidius aus Antwerpen. 9 Form. Turon. 11, Zeumer S 141, zitiert ex corpore Theodosiani libri
quinti eine Stelle, deren Wortlaut sich in der Ep. Aeg. V 8 findet. Ein Zitat aus Ep. Aeg. Paulus II 20, 2 eröffnet die Form. 16, Zeumer S 143. § 51. Die Lex Rom. Cur. und die Cap. Remedii. Form zu gieſsen und den für die Praxis unbequemen Dualismus vonText und Interpretatio zu beseitigen. Unter diesem Gesichtspunkte wurden zahlreiche Auszüge aus dem Breviarium verfaſst. Solcher Auszüge, die sich zumeist der Interpretatio anschlieſsen, sind uns aus dem achten und neunten Jahrhundert sechs erhalten. Die meiste Verbreitung scheint die Epitome Aegidii genossen zu haben 8. Sie muſs schon um die Mitte des achten Jahrhunderts vorhanden gewesen sein, weil sie in einigen Formeln der Formelsammlung von Tours benutzt worden ist 9. Bei der Art, wie sie ihre Vorlage wiedergeben, sind die Auszüge aus dem Breviar eine beachtenswerte Quelle für die Erkenntnis des römischen Vulgarrechtes. § 51. Die Lex Romana Curiensis und die Capitual Remedii. Ausgaben: Nach der Handschrift von Udine (jetzt Univ.-Bibl. zu Leipzig, Cod. 3493) Die Lex Romana Curiensis stellt sich äuſserlich als ein Auszug 8 So genannt nach ihrem ersten Herausgeber, Peter Aegidius aus Antwerpen. 9 Form. Turon. 11, Zeumer S 141, zitiert ex corpore Theodosiani libri
quinti eine Stelle, deren Wortlaut sich in der Ep. Aeg. V 8 findet. Ein Zitat aus Ep. Aeg. Paulus II 20, 2 eröffnet die Form. 16, Zeumer S 143. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0379" n="361"/><fw place="top" type="header">§ 51. Die Lex Rom. Cur. und die Cap. Remedii.</fw><lb/> Form zu gieſsen und den für die Praxis unbequemen Dualismus von<lb/> Text und Interpretatio zu beseitigen. Unter diesem Gesichtspunkte<lb/> wurden zahlreiche Auszüge aus dem Breviarium verfaſst. Solcher<lb/> Auszüge, die sich zumeist der Interpretatio anschlieſsen, sind uns aus<lb/> dem achten und neunten Jahrhundert sechs erhalten. Die meiste<lb/> Verbreitung scheint die Epitome Aegidii genossen zu haben <note place="foot" n="8">So genannt nach ihrem ersten Herausgeber, Peter Aegidius aus Antwerpen.</note>. Sie<lb/> muſs schon um die Mitte des achten Jahrhunderts vorhanden gewesen<lb/> sein, weil sie in einigen Formeln der Formelsammlung von Tours<lb/> benutzt worden ist <note place="foot" n="9">Form. Turon. 11, <hi rendition="#g">Zeumer</hi> S 141, zitiert ex corpore Theodosiani libri<lb/> quinti eine Stelle, deren Wortlaut sich in der Ep. Aeg. V 8 findet. Ein Zitat aus<lb/> Ep. Aeg. Paulus II 20, 2 eröffnet die Form. 16, <hi rendition="#g">Zeumer</hi> S 143.</note>. Bei der Art, wie sie ihre Vorlage wiedergeben,<lb/> sind die Auszüge aus dem Breviar eine beachtenswerte Quelle für die<lb/> Erkenntnis des römischen Vulgarrechtes.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§ 51. <hi rendition="#g">Die Lex Romana Curiensis und die Capitual<lb/> Remedii</hi>.</head><lb/> <p> <bibl><hi rendition="#g">Ausgaben</hi>: Nach der Handschrift von Udine (jetzt Univ.-Bibl. zu Leipzig, Cod. 3493)<lb/> bei <hi rendition="#g">Canciani</hi>, Barbarorum Leges IV 461, nach diesem bei <hi rendition="#g">Walter</hi>, Corpus iur.<lb/> germ. III 691. Nach den zwei schweizerischen Handschriften bei <hi rendition="#g">Haenel</hi>, Lex<lb/> Romana Visigothorum, neben dem Breviar und dessen epitomae und bei <hi rendition="#g">Planta</hi>,<lb/> Das alte Rätien, 1872, S 452. Eine kritische Ausgabe wird für die Mon. Germ. von<lb/><hi rendition="#c">K. <hi rendition="#g">Zeumer</hi> vorbereitet. Cap. Remedii hg. von <hi rendition="#g">Haenel</hi>, LL V 180.</hi><lb/><hi rendition="#g">Litteratur: Savigny</hi>, Gesch. d. röm. Rechts I 426 f., VII 26. <hi rendition="#g">Haenel</hi>, Lex Rom.<lb/> Visig. proleg. S XXXI. LXXXIII. <hi rendition="#g">Bethmann-Hollweg</hi>, Ursprung d. lomb. Städte-<lb/> freiheit, 1846, S 28. <hi rendition="#g">Hegel</hi>, Gesch. d. Städteverfassung v. Italien, 1847, II 104 f.<lb/><hi rendition="#g">Stobbe</hi>, De lege Romana Utinensi, 1853. <hi rendition="#g">Francesco Schupfer</hi>, La Legge<lb/> Romana Udinese, 1881 Atti della reale Ac. dei Lincei ser. 3, mem. della classe<lb/> di scienze morali vol. VII; <hi rendition="#g">derselbe</hi>, Nuovi studi sulla legge Rom. Udinese, 1882<lb/> a. O. vol. X. R. <hi rendition="#g">Wagner</hi>, Zur Frage nach der Entstehung und dem Geltungs-<lb/> gebiet der Lex Rom. Ut., in Z<hi rendition="#sup">2</hi> f. RG IV 54. <hi rendition="#g">Brunner</hi> ebendaselbst S 263 f.<lb/><hi rendition="#c">v. <hi rendition="#g">Salis</hi>, Lex Romana Curiensis, in Z<hi rendition="#sup">2</hi> f. RG VI 141.</hi></bibl> </p><lb/> <p>Die Lex Romana Curiensis stellt sich äuſserlich als ein Auszug<lb/> aus der Lex Romana Wisigothorum dar, welcher den gesamten Stoff<lb/> derselben in 27 Bücher verteilt. Sachlich hat sie aber den Charakter<lb/> eines selbständigen Rechtsbuches, denn sie enthält nicht bloſs Ab-<lb/> änderungen ihrer Vorlage, sondern auch Rechtssätze, die von derselben<lb/> völlig unabhängig sind. Die Abweichungen von der Lex Romana<lb/> Wisigothorum beruhen zum Teil auf römischem Vulgarrecht, zum<lb/> Teil führen sie auf deutsches, insbesondere auf fränkisches Recht<lb/> zurück. Die Sprache der Lex wimmelt von Germanismen und ist<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [361/0379]
§ 51. Die Lex Rom. Cur. und die Cap. Remedii.
Form zu gieſsen und den für die Praxis unbequemen Dualismus von
Text und Interpretatio zu beseitigen. Unter diesem Gesichtspunkte
wurden zahlreiche Auszüge aus dem Breviarium verfaſst. Solcher
Auszüge, die sich zumeist der Interpretatio anschlieſsen, sind uns aus
dem achten und neunten Jahrhundert sechs erhalten. Die meiste
Verbreitung scheint die Epitome Aegidii genossen zu haben 8. Sie
muſs schon um die Mitte des achten Jahrhunderts vorhanden gewesen
sein, weil sie in einigen Formeln der Formelsammlung von Tours
benutzt worden ist 9. Bei der Art, wie sie ihre Vorlage wiedergeben,
sind die Auszüge aus dem Breviar eine beachtenswerte Quelle für die
Erkenntnis des römischen Vulgarrechtes.
§ 51. Die Lex Romana Curiensis und die Capitual
Remedii.
Ausgaben: Nach der Handschrift von Udine (jetzt Univ.-Bibl. zu Leipzig, Cod. 3493)
bei Canciani, Barbarorum Leges IV 461, nach diesem bei Walter, Corpus iur.
germ. III 691. Nach den zwei schweizerischen Handschriften bei Haenel, Lex
Romana Visigothorum, neben dem Breviar und dessen epitomae und bei Planta,
Das alte Rätien, 1872, S 452. Eine kritische Ausgabe wird für die Mon. Germ. von
K. Zeumer vorbereitet. Cap. Remedii hg. von Haenel, LL V 180.
Litteratur: Savigny, Gesch. d. röm. Rechts I 426 f., VII 26. Haenel, Lex Rom.
Visig. proleg. S XXXI. LXXXIII. Bethmann-Hollweg, Ursprung d. lomb. Städte-
freiheit, 1846, S 28. Hegel, Gesch. d. Städteverfassung v. Italien, 1847, II 104 f.
Stobbe, De lege Romana Utinensi, 1853. Francesco Schupfer, La Legge
Romana Udinese, 1881 Atti della reale Ac. dei Lincei ser. 3, mem. della classe
di scienze morali vol. VII; derselbe, Nuovi studi sulla legge Rom. Udinese, 1882
a. O. vol. X. R. Wagner, Zur Frage nach der Entstehung und dem Geltungs-
gebiet der Lex Rom. Ut., in Z2 f. RG IV 54. Brunner ebendaselbst S 263 f.
v. Salis, Lex Romana Curiensis, in Z2 f. RG VI 141.
Die Lex Romana Curiensis stellt sich äuſserlich als ein Auszug
aus der Lex Romana Wisigothorum dar, welcher den gesamten Stoff
derselben in 27 Bücher verteilt. Sachlich hat sie aber den Charakter
eines selbständigen Rechtsbuches, denn sie enthält nicht bloſs Ab-
änderungen ihrer Vorlage, sondern auch Rechtssätze, die von derselben
völlig unabhängig sind. Die Abweichungen von der Lex Romana
Wisigothorum beruhen zum Teil auf römischem Vulgarrecht, zum
Teil führen sie auf deutsches, insbesondere auf fränkisches Recht
zurück. Die Sprache der Lex wimmelt von Germanismen und ist
8 So genannt nach ihrem ersten Herausgeber, Peter Aegidius aus Antwerpen.
9 Form. Turon. 11, Zeumer S 141, zitiert ex corpore Theodosiani libri
quinti eine Stelle, deren Wortlaut sich in der Ep. Aeg. V 8 findet. Ein Zitat aus
Ep. Aeg. Paulus II 20, 2 eröffnet die Form. 16, Zeumer S 143.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |