Von griechischen Künstlern in Aegypten haben wir in der vorigen Periode Antiphilos, Timon und seine Tochter He- lena kennen gelernt. An sie reihen wir jetzt an:
Galaton. Er malte den Homer, wie er sich übergiebt und die andern Dichter, wie sie zu sich nehmen, was er von sich gegeben: Aelian V. H. XIII, 22; Schol. Lucian. Contempl. c. 8. Nicht ohne Wahrscheinlichkeit vermuthet Meyer (Kunstgesch. II, S. 193), dass dieses Bild in die Zeit des Ptolemaeos Philo- pator gehöre. Aelian erwähnt nemlich zugleich mit dem Bilde den Tempel, welchen dieser dem Homer errichtet hatte. In demselben stand die Statue des Dichters und um ihn herum die Städte, welche sich die Ehre seiner Geburt zuschrieben, so dass sich das Bild fast wie eine Parodie auf diese göttliche Verehrung ausnimmt.
Euanthes. Achilles Tatius (III, 6 sqq.) beschreibt zwei zu einander ge- hörige Gemälde: Andromeda und Prometheus darstellend, als im Tempel des Zeus Kasios zu Pelusion befindlich. Da in der ganzen ausführlichen Beschreibung nichts auf eine poetische Fiction hindeutet, so sehe ich nicht ein, weshalb man den von Achilles überlieferten Künstlernamen Euanthes für erdichtet hat halten wollen, in welcher Ansicht mir be- reits Welcker (zu Philostrat. p. LXIII) vorangegangen ist. Ich halte vielmehr Euanthes wegen des Ortes, an welchem sich seine Werke befanden, für einen Maler der alexandri- nischen Epoche. Ueber seine künstlerische Eigenthümlich- keit lässt sich nach der rhetorischen nur auf den Inhalt der Malereien gerichteten Beschreibung nicht urtheilen. Die Dar- stellungen selbst sind übrigens in der ganzen Auffassung ein- fach: Andromeda mit einem langen feinen Gewande beklei- det, ist an den Felsen geschmiedet. Das nach ihr gerichtete Ungeheuer taucht nur mit dem Kopfe aus dem Meere auf, während der übrige Körper durch das Wasser durchschim- mert. Dazwischen erscheint aus der Luft herabsteigend Per- seus, nackt bis auf eine Chlamys, beflügelt an den Füssen und mit der Kappe des Hades auf dem Haupte; dazu be- waffnet mit dem Haupt der Medusa, und dem auf der einen Seite mit einer Sichel versehenen Schwerte. Durchaus ent-
Maler in Aegypten.
Von griechischen Künstlern in Aegypten haben wir in der vorigen Periode Antiphilos, Timon und seine Tochter He- lena kennen gelernt. An sie reihen wir jetzt an:
Galaton. Er malte den Homer, wie er sich übergiebt und die andern Dichter, wie sie zu sich nehmen, was er von sich gegeben: Aelian V. H. XIII, 22; Schol. Lucian. Contempl. c. 8. Nicht ohne Wahrscheinlichkeit vermuthet Meyer (Kunstgesch. II, S. 193), dass dieses Bild in die Zeit des Ptolemaeos Philo- pator gehöre. Aelian erwähnt nemlich zugleich mit dem Bilde den Tempel, welchen dieser dem Homer errichtet hatte. In demselben stand die Statue des Dichters und um ihn herum die Städte, welche sich die Ehre seiner Geburt zuschrieben, so dass sich das Bild fast wie eine Parodie auf diese göttliche Verehrung ausnimmt.
Euanthes. Achilles Tatius (III, 6 sqq.) beschreibt zwei zu einander ge- hörige Gemälde: Andromeda und Prometheus darstellend, als im Tempel des Zeus Kasios zu Pelusion befindlich. Da in der ganzen ausführlichen Beschreibung nichts auf eine poetische Fiction hindeutet, so sehe ich nicht ein, weshalb man den von Achilles überlieferten Künstlernamen Euanthes für erdichtet hat halten wollen, in welcher Ansicht mir be- reits Welcker (zu Philostrat. p. LXIII) vorangegangen ist. Ich halte vielmehr Euanthes wegen des Ortes, an welchem sich seine Werke befanden, für einen Maler der alexandri- nischen Epoche. Ueber seine künstlerische Eigenthümlich- keit lässt sich nach der rhetorischen nur auf den Inhalt der Malereien gerichteten Beschreibung nicht urtheilen. Die Dar- stellungen selbst sind übrigens in der ganzen Auffassung ein- fach: Andromeda mit einem langen feinen Gewande beklei- det, ist an den Felsen geschmiedet. Das nach ihr gerichtete Ungeheuer taucht nur mit dem Kopfe aus dem Meere auf, während der übrige Körper durch das Wasser durchschim- mert. Dazwischen erscheint aus der Luft herabsteigend Per- seus, nackt bis auf eine Chlamys, beflügelt an den Füssen und mit der Kappe des Hades auf dem Haupte; dazu be- waffnet mit dem Haupt der Medusa, und dem auf der einen Seite mit einer Sichel versehenen Schwerte. Durchaus ent-
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Maler in Aegypten.
Von griechischen Künstlern in Aegypten haben wir in
der vorigen Periode Antiphilos, Timon und seine Tochter He-
lena kennen gelernt. An sie reihen wir jetzt an:
Galaton.
Er malte den Homer, wie er sich übergiebt und die andern
Dichter, wie sie zu sich nehmen, was er von sich gegeben:
Aelian V. H. XIII, 22; Schol. Lucian. Contempl. c. 8. Nicht
ohne Wahrscheinlichkeit vermuthet Meyer (Kunstgesch. II,
S. 193), dass dieses Bild in die Zeit des Ptolemaeos Philo-
pator gehöre. Aelian erwähnt nemlich zugleich mit dem
Bilde den Tempel, welchen dieser dem Homer errichtet
hatte. In demselben stand die Statue des Dichters und um
ihn herum die Städte, welche sich die Ehre seiner Geburt
zuschrieben, so dass sich das Bild fast wie eine Parodie auf
diese göttliche Verehrung ausnimmt.
Euanthes.
Achilles Tatius (III, 6 sqq.) beschreibt zwei zu einander ge-
hörige Gemälde: Andromeda und Prometheus darstellend,
als im Tempel des Zeus Kasios zu Pelusion befindlich. Da
in der ganzen ausführlichen Beschreibung nichts auf eine
poetische Fiction hindeutet, so sehe ich nicht ein, weshalb
man den von Achilles überlieferten Künstlernamen Euanthes
für erdichtet hat halten wollen, in welcher Ansicht mir be-
reits Welcker (zu Philostrat. p. LXIII) vorangegangen ist.
Ich halte vielmehr Euanthes wegen des Ortes, an welchem
sich seine Werke befanden, für einen Maler der alexandri-
nischen Epoche. Ueber seine künstlerische Eigenthümlich-
keit lässt sich nach der rhetorischen nur auf den Inhalt der
Malereien gerichteten Beschreibung nicht urtheilen. Die Dar-
stellungen selbst sind übrigens in der ganzen Auffassung ein-
fach: Andromeda mit einem langen feinen Gewande beklei-
det, ist an den Felsen geschmiedet. Das nach ihr gerichtete
Ungeheuer taucht nur mit dem Kopfe aus dem Meere auf,
während der übrige Körper durch das Wasser durchschim-
mert. Dazwischen erscheint aus der Luft herabsteigend Per-
seus, nackt bis auf eine Chlamys, beflügelt an den Füssen
und mit der Kappe des Hades auf dem Haupte; dazu be-
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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/296>, abgerufen am 21.11.2024.
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