Sikyon zur Zeit des Philipp von Makedonien, 1) stehend neben dem Wagen der Siegesgöttin. Bei der Zerstörung der übrigen Tyrannenbilder durch Arat drohte diesem ein glei- ches Geschick, doch ward dasselbe wenigstens zum Theil durch den Maler Nealkes abgewendet, der sich nur dazu verstehen musste, die Figur des Aristratos auszulöschen. An ihrer Stelle phoinika monon enegrapsen, allo de ouden etolmese pa- rabalein. Man wollte dies übersetzen: er habe eine Palme an die Stelle der Figur gemalt. Aber was soll dann der Zusatz bedeuten: er habe nicht gewagt, etwas anderes hin- zuzufügen? Sicherlich that er nichts, als dass er die Figur mit rother Farbe überstrich und also gar keinen künstleri- schen Ersatz für dieselbe hinzufügte. Die Füsse des Ari- stratos soll man noch später hinter dem Wagen haben be- merken können. Ueber die Angabe des Plinius, 2) dass er, wie Apelles, Aetion, Nikomachos, nur mit vier Farben ge- malt habe, wird unter Apelles gesprochen werden.
Pausias.
Pausias erscheint unter den Schülern des Pamphilos als derjenige, welcher von den theoretischen Studien und For- schungen seines Lehrers die umfassendsten praktischen An- wendungen zu machen verstand. Hören wir darüber vor Allem den ausführlichen Bericht des Plinius: 3)
"Auch Pamphilos, des Apelles Lehrer, soll die Enkau- stik nicht allein selbst ausgeübt, sondern auch darin den Pausias von Sikyon unterwiesen haben, welcher zuerst in dieser Gattung Ruhm erwarb. Dieser war der Sohn des [uns sonst gänzlich unbekannten] Bryetes und anfänglich auch dessen Schüler. Er malte auch mit dem Pinsel Wandgemälde zu Thespiae, als die früher von Polygnot gemalten wieder- hergestellt wurden; doch urtheilte man, dass der Vergleich sehr zu seinem Nachtheil ausfalle, weil er sich in einer ihm nicht eigenthümlichen Gattung der Malerei in den Wettstreit eingelassen. Er war auch der erste, der anfing, Decken (lacunaria) zu malen, während es vor ihm nicht Sitte war, Gewölbe (camaras) in dieser Weise zu schmücken. Er malte kleine Bildchen und besonders Kinder. Dies deuteten seine
1) Demosth. de coron. §. 48 u. 295.
2) 35, 50.
3) 35, 123--127.
Sikyon zur Zeit des Philipp von Makedonien, 1) stehend neben dem Wagen der Siegesgöttin. Bei der Zerstörung der übrigen Tyrannenbilder durch Arat drohte diesem ein glei- ches Geschick, doch ward dasselbe wenigstens zum Theil durch den Maler Nealkes abgewendet, der sich nur dazu verstehen musste, die Figur des Aristratos auszulöschen. An ihrer Stelle φοίνικα μόνον ἐνέγϱαψεν, ἄλλο δὲ οὐδὲν ἐτόλμησε πα- ϱαβαλεῖν. Man wollte dies übersetzen: er habe eine Palme an die Stelle der Figur gemalt. Aber was soll dann der Zusatz bedeuten: er habe nicht gewagt, etwas anderes hin- zuzufügen? Sicherlich that er nichts, als dass er die Figur mit rother Farbe überstrich und also gar keinen künstleri- schen Ersatz für dieselbe hinzufügte. Die Füsse des Ari- stratos soll man noch später hinter dem Wagen haben be- merken können. Ueber die Angabe des Plinius, 2) dass er, wie Apelles, Aetion, Nikomachos, nur mit vier Farben ge- malt habe, wird unter Apelles gesprochen werden.
Pausias.
Pausias erscheint unter den Schülern des Pamphilos als derjenige, welcher von den theoretischen Studien und For- schungen seines Lehrers die umfassendsten praktischen An- wendungen zu machen verstand. Hören wir darüber vor Allem den ausführlichen Bericht des Plinius: 3)
„Auch Pamphilos, des Apelles Lehrer, soll die Enkau- stik nicht allein selbst ausgeübt, sondern auch darin den Pausias von Sikyon unterwiesen haben, welcher zuerst in dieser Gattung Ruhm erwarb. Dieser war der Sohn des [uns sonst gänzlich unbekannten] Bryetes und anfänglich auch dessen Schüler. Er malte auch mit dem Pinsel Wandgemälde zu Thespiae, als die früher von Polygnot gemalten wieder- hergestellt wurden; doch urtheilte man, dass der Vergleich sehr zu seinem Nachtheil ausfalle, weil er sich in einer ihm nicht eigenthümlichen Gattung der Malerei in den Wettstreit eingelassen. Er war auch der erste, der anfing, Decken (lacunaria) zu malen, während es vor ihm nicht Sitte war, Gewölbe (camaras) in dieser Weise zu schmücken. Er malte kleine Bildchen und besonders Kinder. Dies deuteten seine
1) Demosth. de coron. §. 48 u. 295.
2) 35, 50.
3) 35, 123—127.
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Sikyon zur Zeit des Philipp von Makedonien, 1) stehend
neben dem Wagen der Siegesgöttin. Bei der Zerstörung der
übrigen Tyrannenbilder durch Arat drohte diesem ein glei-
ches Geschick, doch ward dasselbe wenigstens zum Theil
durch den Maler Nealkes abgewendet, der sich nur dazu
verstehen musste, die Figur des Aristratos auszulöschen. An
ihrer Stelle φοίνικα μόνον ἐνέγϱαψεν, ἄλλο δὲ οὐδὲν ἐτόλμησε πα-
ϱαβαλεῖν. Man wollte dies übersetzen: er habe eine Palme
an die Stelle der Figur gemalt. Aber was soll dann der
Zusatz bedeuten: er habe nicht gewagt, etwas anderes hin-
zuzufügen? Sicherlich that er nichts, als dass er die Figur
mit rother Farbe überstrich und also gar keinen künstleri-
schen Ersatz für dieselbe hinzufügte. Die Füsse des Ari-
stratos soll man noch später hinter dem Wagen haben be-
merken können. Ueber die Angabe des Plinius, 2) dass er,
wie Apelles, Aetion, Nikomachos, nur mit vier Farben ge-
malt habe, wird unter Apelles gesprochen werden.
Pausias.
Pausias erscheint unter den Schülern des Pamphilos als
derjenige, welcher von den theoretischen Studien und For-
schungen seines Lehrers die umfassendsten praktischen An-
wendungen zu machen verstand. Hören wir darüber vor
Allem den ausführlichen Bericht des Plinius: 3)
„Auch Pamphilos, des Apelles Lehrer, soll die Enkau-
stik nicht allein selbst ausgeübt, sondern auch darin den
Pausias von Sikyon unterwiesen haben, welcher zuerst in
dieser Gattung Ruhm erwarb. Dieser war der Sohn des [uns
sonst gänzlich unbekannten] Bryetes und anfänglich auch
dessen Schüler. Er malte auch mit dem Pinsel Wandgemälde
zu Thespiae, als die früher von Polygnot gemalten wieder-
hergestellt wurden; doch urtheilte man, dass der Vergleich
sehr zu seinem Nachtheil ausfalle, weil er sich in einer ihm
nicht eigenthümlichen Gattung der Malerei in den Wettstreit
eingelassen. Er war auch der erste, der anfing, Decken
(lacunaria) zu malen, während es vor ihm nicht Sitte war,
Gewölbe (camaras) in dieser Weise zu schmücken. Er malte
kleine Bildchen und besonders Kinder. Dies deuteten seine
1) Demosth. de coron. §. 48 u. 295.
2) 35, 50.
3) 35, 123—127.
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Brunn, Heinrich: Geschichte der griechischen Künstler. T. 2, Abt. 1. Braunschweig, 1856, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brunn_griechen0201_1856/152>, abgerufen am 21.12.2024.
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