Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 8. 6. Aufl. Leipzig, 1913.[Spaltenumbruch] Wüst am Hoftheater zu Kassel und zuletztam Residenztheater in Berlin tätig und zog sich 1894 nach Hamburg ins Privatleben zurück. S: Arkanum Wüst, Wilhelm Friedrich, geb. am S: Lehrerfreuden und Lehrerleiden, *Wuthenow, Alwine, die sich auf Wut ratete sie sich mit dem BürgermeisterW. in Gützkow, der 1849 als Kreis- gerichtsrat nach Greifswald versetzt ward. Bald darauf brach das alte Leiden mit erneuter Heftigkeit her- vor, und die Bedauernswerte mußte wieder einer Heilanstalt überwiesen werden, in der sie bis 1874 verblieb. Jn diesen schweren Leidensjahren regte sich ihre dichterische Schaffens- kraft, und Fritz Reuter, der mehrere ihrer Dichtungen in sein Unterhal- tungsblatt für beide Mecklenburg und Pommern aufgenommen, besorgte auch endlich eine Sammlung und Herausgabe derselben. Jm Jahre 1874 kehrte Alwine in ihr Heim zurück und konnte sich noch acht Jahre eines glücklichen Zusammenlebens m. ihrem Gatten erfreuen, bis dieser 1882 starb. Die Dichterin lebte dann auch weiter in Greifswald unter der zärtlichen Pflege ihrer jüngsten Tochter, bis der Tod auch sie am 8. (nicht 9. oder 11.) Januar 1908 von hinnen rief. S: En *Wuttke-Biller, Emma, pseud. *
[Spaltenumbruch] Wüſt am Hoftheater zu Kaſſel und zuletztam Reſidenztheater in Berlin tätig und zog ſich 1894 nach Hamburg ins Privatleben zurück. S: Arkanum Wüſt, Wilhelm Friedrich, geb. am S: Lehrerfreuden und Lehrerleiden, *Wuthenow, Alwine, die ſich auf Wut ratete ſie ſich mit dem BürgermeiſterW. in Gützkow, der 1849 als Kreis- gerichtsrat nach Greifswald verſetzt ward. Bald darauf brach das alte Leiden mit erneuter Heftigkeit her- vor, und die Bedauernswerte mußte wieder einer Heilanſtalt überwieſen werden, in der ſie bis 1874 verblieb. Jn dieſen ſchweren Leidensjahren regte ſich ihre dichteriſche Schaffens- kraft, und Fritz Reuter, der mehrere ihrer Dichtungen in ſein Unterhal- tungsblatt für beide Mecklenburg und Pommern aufgenommen, beſorgte auch endlich eine Sammlung und Herausgabe derſelben. Jm Jahre 1874 kehrte Alwine in ihr Heim zurück und konnte ſich noch acht Jahre eines glücklichen Zuſammenlebens m. ihrem Gatten erfreuen, bis dieſer 1882 ſtarb. Die Dichterin lebte dann auch weiter in Greifswald unter der zärtlichen Pflege ihrer jüngſten Tochter, bis der Tod auch ſie am 8. (nicht 9. oder 11.) Januar 1908 von hinnen rief. S: En *Wuttke-Biller, Emma, pſeud. *
<TEI> <text> <body> <div type="index" n="1"> <p><pb facs="#f0062" n="58"/><cb/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Wüſt</hi></fw><lb/> am Hoftheater zu Kaſſel und zuletzt<lb/> am Reſidenztheater in Berlin tätig<lb/> und zog ſich 1894 nach Hamburg ins<lb/> Privatleben zurück. </p><lb/> <div type="bibliography" n="2"> <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head> <p> Arkanum<lb/> (Geſch. a. d. Rokokozeit), 1893. – Der<lb/> Unbezwingliche (Hiſtor. Genrebild);<lb/><hi rendition="#aq">III,</hi> 1900.</p> </div> </div><lb/> <div type="index" n="1"> <head> <persName><hi rendition="#b">Wüſt,</hi> Wilhelm Friedrich,</persName> </head> <p> geb. am<lb/> 4. Oktober 1796 zu Murrhardt in<lb/> Württemberg, wurde Lehrer und<lb/> wirkte ſeit 1820 als ſolcher an der<lb/> Knabenvolksſchule in Tübingen. Auf<lb/> dem Gebiet gemeinnütziger Beſtre-<lb/> bungen entwickelte er eine hervor-<lb/> ragende Tätigkeit: er gründete und<lb/> leitete eine Volksbiblothek, die er<lb/> ſelbſt mit mehreren guten Schriften<lb/> verſorgte, ſorgte für die Bedürfniſſe<lb/> der bäuerlichen Bevölkerung durch<lb/> Gründung einer Weinverbeſſerungs-<lb/> geſellſchaft und bemühte ſich in Wort<lb/> und Schrift um die ſonſtige Auf-<lb/> klärung in landwirtſchaftlichen Din-<lb/> gen. Er ſtarb am 21. Dezember 1863.</p><lb/> <div type="bibliography" n="2"> <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head> <p> Lehrerfreuden und Lehrerleiden,<lb/> 1857. – Gedichte in ſchwäb. Mund-<lb/> art, 1857.</p> </div> </div><lb/> <div type="index" n="1"> <head> <persName>*<hi rendition="#b">Wuthenow,</hi> Alwine,</persName> </head> <p> die ſich auf<lb/> ihren Schriften bloß A. W. zeichnet,<lb/> iſt die Tochter des Predigers <hi rendition="#g">Bal-<lb/> thaſar</hi> und wurde am 16. Septbr.<lb/> 1820 zu Neuenkirchen bei Greifswald<lb/> geboren, kam frühe in das Städtchen<lb/> Gützkow, wo ihr Vater Superinten-<lb/> dent wurde, und verlebte dort eine<lb/> frohe, nur zeitweiſe durch Krankheiten<lb/> getrübte Jugend, wurde aber im Alter<lb/> von 19 Jahren ſchwer leidend. Sie<lb/> ward von einer ganz eigenartigen<lb/> Geiſteskrankheit befallen, deren erſte<lb/> Spuren bis in ihre frühe Jugend<lb/> zurückreichen: ſie fühlte ſich gewiſſen<lb/> Zwangsvorſtellungen unterworfen<lb/> (Wiederholungszwang), die ſchließ-<lb/> lich die Unterbringung der Kranken<lb/> in der Heilanſtalt Sachſenberg bei<lb/> Schwerin nötig machte. Hier blieb<lb/> ſie drei Jahre, um dann, ſcheinbar<lb/> völlig geheilt, zu den Jhrigen zurück-<lb/> zukehren. Jm Jahre 1843 verhei-<lb/><cb/> <fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Wut</hi></fw><lb/> ratete ſie ſich mit dem Bürgermeiſter<lb/> W. in Gützkow, der 1849 als Kreis-<lb/> gerichtsrat nach Greifswald verſetzt<lb/> ward. Bald darauf brach das alte<lb/> Leiden mit erneuter Heftigkeit her-<lb/> vor, und die Bedauernswerte mußte<lb/> wieder einer Heilanſtalt überwieſen<lb/> werden, in der ſie bis 1874 verblieb.<lb/> Jn dieſen ſchweren Leidensjahren<lb/> regte ſich ihre dichteriſche Schaffens-<lb/> kraft, und Fritz Reuter, der mehrere<lb/> ihrer Dichtungen in ſein Unterhal-<lb/> tungsblatt für beide Mecklenburg und<lb/> Pommern aufgenommen, beſorgte<lb/> auch endlich eine Sammlung und<lb/> Herausgabe derſelben. Jm Jahre<lb/> 1874 kehrte Alwine in ihr Heim zurück<lb/> und konnte ſich noch acht Jahre eines<lb/> glücklichen Zuſammenlebens m. ihrem<lb/> Gatten erfreuen, bis dieſer 1882 ſtarb.<lb/> Die Dichterin lebte dann auch weiter<lb/> in Greifswald unter der zärtlichen<lb/> Pflege ihrer jüngſten Tochter, bis der<lb/> Tod auch ſie am 8. (nicht 9. oder 11.)<lb/> Januar 1908 von hinnen rief. </p><lb/> <div type="bibliography" n="2"> <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head> <p> En<lb/> por Blomen ut Annmariek Schulten<lb/> ehren Goren; hrsg. von Fritz Reuter,<lb/> 1857. – Nige Blomen ut A. Sch. ehren<lb/> Goren, 1861. – Beide Sammlungen<lb/> u. d. T.: Blomen ut A. Sch. ehren<lb/> Goren; hrsg. von <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Marx Möller,<lb/> 1896. – Hochdeutſche Gedichte, 1862.</p> </div> </div><lb/> <div type="index" n="1"> <head> <persName>*<hi rendition="#b">Wuttke-Biller,</hi> Emma,</persName> </head> <p> pſeud.<lb/> E. <hi rendition="#g">Biller,</hi> wurde am 7. März 1833<lb/> in Breslau als die Tochter des nun-<lb/> mehr verſtorbenen Stadtrats Biller<lb/> geboren und genoß im elterlichen<lb/> Hauſe mit ihren drei Schweſtern eine<lb/> auf die Bildung des Geiſtes wie des<lb/> Herzens gleichmäßig bedachte Erzie-<lb/> hung. Jm Jahre 1854 verheiratete<lb/> ſie ſich mit ihrem Vetter, dem Univer-<lb/> ſitätsprofeſſor <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Heinrich Wuttke<lb/> in Leipzig, der ſie ſich zu einer Hel-<lb/> ferin für ſeine Arbeiten heranzubilden<lb/> ſuchte. Sie las mit ihm umfangreiche<lb/> hiſtoriſche Werke, und der lebhafte<lb/> Verkehr mit den Fachgenoſſen ihres<lb/> Gatten brachte ihr weiter eine Fülle<lb/> von Anregungen, auf Grund deren<lb/> <fw type="sig" place="bottom">*</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [58/0062]
Wüſt
Wut
am Hoftheater zu Kaſſel und zuletzt
am Reſidenztheater in Berlin tätig
und zog ſich 1894 nach Hamburg ins
Privatleben zurück.
S: Arkanum
(Geſch. a. d. Rokokozeit), 1893. – Der
Unbezwingliche (Hiſtor. Genrebild);
III, 1900.
Wüſt, Wilhelm Friedrich, geb. am
4. Oktober 1796 zu Murrhardt in
Württemberg, wurde Lehrer und
wirkte ſeit 1820 als ſolcher an der
Knabenvolksſchule in Tübingen. Auf
dem Gebiet gemeinnütziger Beſtre-
bungen entwickelte er eine hervor-
ragende Tätigkeit: er gründete und
leitete eine Volksbiblothek, die er
ſelbſt mit mehreren guten Schriften
verſorgte, ſorgte für die Bedürfniſſe
der bäuerlichen Bevölkerung durch
Gründung einer Weinverbeſſerungs-
geſellſchaft und bemühte ſich in Wort
und Schrift um die ſonſtige Auf-
klärung in landwirtſchaftlichen Din-
gen. Er ſtarb am 21. Dezember 1863.
S: Lehrerfreuden und Lehrerleiden,
1857. – Gedichte in ſchwäb. Mund-
art, 1857.
*Wuthenow, Alwine, die ſich auf
ihren Schriften bloß A. W. zeichnet,
iſt die Tochter des Predigers Bal-
thaſar und wurde am 16. Septbr.
1820 zu Neuenkirchen bei Greifswald
geboren, kam frühe in das Städtchen
Gützkow, wo ihr Vater Superinten-
dent wurde, und verlebte dort eine
frohe, nur zeitweiſe durch Krankheiten
getrübte Jugend, wurde aber im Alter
von 19 Jahren ſchwer leidend. Sie
ward von einer ganz eigenartigen
Geiſteskrankheit befallen, deren erſte
Spuren bis in ihre frühe Jugend
zurückreichen: ſie fühlte ſich gewiſſen
Zwangsvorſtellungen unterworfen
(Wiederholungszwang), die ſchließ-
lich die Unterbringung der Kranken
in der Heilanſtalt Sachſenberg bei
Schwerin nötig machte. Hier blieb
ſie drei Jahre, um dann, ſcheinbar
völlig geheilt, zu den Jhrigen zurück-
zukehren. Jm Jahre 1843 verhei-
ratete ſie ſich mit dem Bürgermeiſter
W. in Gützkow, der 1849 als Kreis-
gerichtsrat nach Greifswald verſetzt
ward. Bald darauf brach das alte
Leiden mit erneuter Heftigkeit her-
vor, und die Bedauernswerte mußte
wieder einer Heilanſtalt überwieſen
werden, in der ſie bis 1874 verblieb.
Jn dieſen ſchweren Leidensjahren
regte ſich ihre dichteriſche Schaffens-
kraft, und Fritz Reuter, der mehrere
ihrer Dichtungen in ſein Unterhal-
tungsblatt für beide Mecklenburg und
Pommern aufgenommen, beſorgte
auch endlich eine Sammlung und
Herausgabe derſelben. Jm Jahre
1874 kehrte Alwine in ihr Heim zurück
und konnte ſich noch acht Jahre eines
glücklichen Zuſammenlebens m. ihrem
Gatten erfreuen, bis dieſer 1882 ſtarb.
Die Dichterin lebte dann auch weiter
in Greifswald unter der zärtlichen
Pflege ihrer jüngſten Tochter, bis der
Tod auch ſie am 8. (nicht 9. oder 11.)
Januar 1908 von hinnen rief.
S: En
por Blomen ut Annmariek Schulten
ehren Goren; hrsg. von Fritz Reuter,
1857. – Nige Blomen ut A. Sch. ehren
Goren, 1861. – Beide Sammlungen
u. d. T.: Blomen ut A. Sch. ehren
Goren; hrsg. von Dr. Marx Möller,
1896. – Hochdeutſche Gedichte, 1862.
*Wuttke-Biller, Emma, pſeud.
E. Biller, wurde am 7. März 1833
in Breslau als die Tochter des nun-
mehr verſtorbenen Stadtrats Biller
geboren und genoß im elterlichen
Hauſe mit ihren drei Schweſtern eine
auf die Bildung des Geiſtes wie des
Herzens gleichmäßig bedachte Erzie-
hung. Jm Jahre 1854 verheiratete
ſie ſich mit ihrem Vetter, dem Univer-
ſitätsprofeſſor Dr. Heinrich Wuttke
in Leipzig, der ſie ſich zu einer Hel-
ferin für ſeine Arbeiten heranzubilden
ſuchte. Sie las mit ihm umfangreiche
hiſtoriſche Werke, und der lebhafte
Verkehr mit den Fachgenoſſen ihres
Gatten brachte ihr weiter eine Fülle
von Anregungen, auf Grund deren
*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |