Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 8. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Wüst
am Hoftheater zu Kassel und zuletzt
am Residenztheater in Berlin tätig
und zog sich 1894 nach Hamburg ins
Privatleben zurück.

S:

Arkanum
(Gesch. a. d. Rokokozeit), 1893. - Der
Unbezwingliche (Histor. Genrebild);
III, 1900.

Wüst, Wilhelm Friedrich,

geb. am
4. Oktober 1796 zu Murrhardt in
Württemberg, wurde Lehrer und
wirkte seit 1820 als solcher an der
Knabenvolksschule in Tübingen. Auf
dem Gebiet gemeinnütziger Bestre-
bungen entwickelte er eine hervor-
ragende Tätigkeit: er gründete und
leitete eine Volksbiblothek, die er
selbst mit mehreren guten Schriften
versorgte, sorgte für die Bedürfnisse
der bäuerlichen Bevölkerung durch
Gründung einer Weinverbesserungs-
gesellschaft und bemühte sich in Wort
und Schrift um die sonstige Auf-
klärung in landwirtschaftlichen Din-
gen. Er starb am 21. Dezember 1863.

S:

Lehrerfreuden und Lehrerleiden,
1857. - Gedichte in schwäb. Mund-
art, 1857.

*Wuthenow, Alwine,

die sich auf
ihren Schriften bloß A. W. zeichnet,
ist die Tochter des Predigers Bal-
thasar
und wurde am 16. Septbr.
1820 zu Neuenkirchen bei Greifswald
geboren, kam frühe in das Städtchen
Gützkow, wo ihr Vater Superinten-
dent wurde, und verlebte dort eine
frohe, nur zeitweise durch Krankheiten
getrübte Jugend, wurde aber im Alter
von 19 Jahren schwer leidend. Sie
ward von einer ganz eigenartigen
Geisteskrankheit befallen, deren erste
Spuren bis in ihre frühe Jugend
zurückreichen: sie fühlte sich gewissen
Zwangsvorstellungen unterworfen
(Wiederholungszwang), die schließ-
lich die Unterbringung der Kranken
in der Heilanstalt Sachsenberg bei
Schwerin nötig machte. Hier blieb
sie drei Jahre, um dann, scheinbar
völlig geheilt, zu den Jhrigen zurück-
zukehren. Jm Jahre 1843 verhei-
[Spaltenumbruch]

Wut
ratete sie sich mit dem Bürgermeister
W. in Gützkow, der 1849 als Kreis-
gerichtsrat nach Greifswald versetzt
ward. Bald darauf brach das alte
Leiden mit erneuter Heftigkeit her-
vor, und die Bedauernswerte mußte
wieder einer Heilanstalt überwiesen
werden, in der sie bis 1874 verblieb.
Jn diesen schweren Leidensjahren
regte sich ihre dichterische Schaffens-
kraft, und Fritz Reuter, der mehrere
ihrer Dichtungen in sein Unterhal-
tungsblatt für beide Mecklenburg und
Pommern aufgenommen, besorgte
auch endlich eine Sammlung und
Herausgabe derselben. Jm Jahre
1874 kehrte Alwine in ihr Heim zurück
und konnte sich noch acht Jahre eines
glücklichen Zusammenlebens m. ihrem
Gatten erfreuen, bis dieser 1882 starb.
Die Dichterin lebte dann auch weiter
in Greifswald unter der zärtlichen
Pflege ihrer jüngsten Tochter, bis der
Tod auch sie am 8. (nicht 9. oder 11.)
Januar 1908 von hinnen rief.

S:

En
por Blomen ut Annmariek Schulten
ehren Goren; hrsg. von Fritz Reuter,
1857. - Nige Blomen ut A. Sch. ehren
Goren, 1861. - Beide Sammlungen
u. d. T.: Blomen ut A. Sch. ehren
Goren; hrsg. von Dr. Marx Möller,
1896. - Hochdeutsche Gedichte, 1862.

*Wuttke-Biller, Emma,

pseud.
E. Biller, wurde am 7. März 1833
in Breslau als die Tochter des nun-
mehr verstorbenen Stadtrats Biller
geboren und genoß im elterlichen
Hause mit ihren drei Schwestern eine
auf die Bildung des Geistes wie des
Herzens gleichmäßig bedachte Erzie-
hung. Jm Jahre 1854 verheiratete
sie sich mit ihrem Vetter, dem Univer-
sitätsprofessor Dr. Heinrich Wuttke
in Leipzig, der sie sich zu einer Hel-
ferin für seine Arbeiten heranzubilden
suchte. Sie las mit ihm umfangreiche
historische Werke, und der lebhafte
Verkehr mit den Fachgenossen ihres
Gatten brachte ihr weiter eine Fülle
von Anregungen, auf Grund deren

*

[Spaltenumbruch]

Wüſt
am Hoftheater zu Kaſſel und zuletzt
am Reſidenztheater in Berlin tätig
und zog ſich 1894 nach Hamburg ins
Privatleben zurück.

S:

Arkanum
(Geſch. a. d. Rokokozeit), 1893. – Der
Unbezwingliche (Hiſtor. Genrebild);
III, 1900.

Wüſt, Wilhelm Friedrich,

geb. am
4. Oktober 1796 zu Murrhardt in
Württemberg, wurde Lehrer und
wirkte ſeit 1820 als ſolcher an der
Knabenvolksſchule in Tübingen. Auf
dem Gebiet gemeinnütziger Beſtre-
bungen entwickelte er eine hervor-
ragende Tätigkeit: er gründete und
leitete eine Volksbiblothek, die er
ſelbſt mit mehreren guten Schriften
verſorgte, ſorgte für die Bedürfniſſe
der bäuerlichen Bevölkerung durch
Gründung einer Weinverbeſſerungs-
geſellſchaft und bemühte ſich in Wort
und Schrift um die ſonſtige Auf-
klärung in landwirtſchaftlichen Din-
gen. Er ſtarb am 21. Dezember 1863.

S:

Lehrerfreuden und Lehrerleiden,
1857. – Gedichte in ſchwäb. Mund-
art, 1857.

*Wuthenow, Alwine,

die ſich auf
ihren Schriften bloß A. W. zeichnet,
iſt die Tochter des Predigers Bal-
thaſar
und wurde am 16. Septbr.
1820 zu Neuenkirchen bei Greifswald
geboren, kam frühe in das Städtchen
Gützkow, wo ihr Vater Superinten-
dent wurde, und verlebte dort eine
frohe, nur zeitweiſe durch Krankheiten
getrübte Jugend, wurde aber im Alter
von 19 Jahren ſchwer leidend. Sie
ward von einer ganz eigenartigen
Geiſteskrankheit befallen, deren erſte
Spuren bis in ihre frühe Jugend
zurückreichen: ſie fühlte ſich gewiſſen
Zwangsvorſtellungen unterworfen
(Wiederholungszwang), die ſchließ-
lich die Unterbringung der Kranken
in der Heilanſtalt Sachſenberg bei
Schwerin nötig machte. Hier blieb
ſie drei Jahre, um dann, ſcheinbar
völlig geheilt, zu den Jhrigen zurück-
zukehren. Jm Jahre 1843 verhei-
[Spaltenumbruch]

Wut
ratete ſie ſich mit dem Bürgermeiſter
W. in Gützkow, der 1849 als Kreis-
gerichtsrat nach Greifswald verſetzt
ward. Bald darauf brach das alte
Leiden mit erneuter Heftigkeit her-
vor, und die Bedauernswerte mußte
wieder einer Heilanſtalt überwieſen
werden, in der ſie bis 1874 verblieb.
Jn dieſen ſchweren Leidensjahren
regte ſich ihre dichteriſche Schaffens-
kraft, und Fritz Reuter, der mehrere
ihrer Dichtungen in ſein Unterhal-
tungsblatt für beide Mecklenburg und
Pommern aufgenommen, beſorgte
auch endlich eine Sammlung und
Herausgabe derſelben. Jm Jahre
1874 kehrte Alwine in ihr Heim zurück
und konnte ſich noch acht Jahre eines
glücklichen Zuſammenlebens m. ihrem
Gatten erfreuen, bis dieſer 1882 ſtarb.
Die Dichterin lebte dann auch weiter
in Greifswald unter der zärtlichen
Pflege ihrer jüngſten Tochter, bis der
Tod auch ſie am 8. (nicht 9. oder 11.)
Januar 1908 von hinnen rief.

S:

En
por Blomen ut Annmariek Schulten
ehren Goren; hrsg. von Fritz Reuter,
1857. – Nige Blomen ut A. Sch. ehren
Goren, 1861. – Beide Sammlungen
u. d. T.: Blomen ut A. Sch. ehren
Goren; hrsg. von Dr. Marx Möller,
1896. – Hochdeutſche Gedichte, 1862.

*Wuttke-Biller, Emma,

pſeud.
E. Biller, wurde am 7. März 1833
in Breslau als die Tochter des nun-
mehr verſtorbenen Stadtrats Biller
geboren und genoß im elterlichen
Hauſe mit ihren drei Schweſtern eine
auf die Bildung des Geiſtes wie des
Herzens gleichmäßig bedachte Erzie-
hung. Jm Jahre 1854 verheiratete
ſie ſich mit ihrem Vetter, dem Univer-
ſitätsprofeſſor Dr. Heinrich Wuttke
in Leipzig, der ſie ſich zu einer Hel-
ferin für ſeine Arbeiten heranzubilden
ſuchte. Sie las mit ihm umfangreiche
hiſtoriſche Werke, und der lebhafte
Verkehr mit den Fachgenoſſen ihres
Gatten brachte ihr weiter eine Fülle
von Anregungen, auf Grund deren

*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="index" n="1">
        <p><pb facs="#f0062" n="58"/><cb/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">&#x017F;t</hi></fw><lb/>
am Hoftheater zu Ka&#x017F;&#x017F;el und zuletzt<lb/>
am Re&#x017F;idenztheater in Berlin tätig<lb/>
und zog &#x017F;ich 1894 nach Hamburg ins<lb/>
Privatleben zurück. </p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p> Arkanum<lb/>
(Ge&#x017F;ch. a. d. Rokokozeit), 1893. &#x2013; Der<lb/>
Unbezwingliche (Hi&#x017F;tor. Genrebild);<lb/><hi rendition="#aq">III,</hi> 1900.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head>
          <persName><hi rendition="#b">&#x017F;t,</hi> Wilhelm Friedrich,</persName>
        </head>
        <p> geb. am<lb/>
4. Oktober 1796 zu Murrhardt in<lb/>
Württemberg, wurde Lehrer und<lb/>
wirkte &#x017F;eit 1820 als &#x017F;olcher an der<lb/>
Knabenvolks&#x017F;chule in Tübingen. Auf<lb/>
dem Gebiet gemeinnütziger Be&#x017F;tre-<lb/>
bungen entwickelte er eine hervor-<lb/>
ragende Tätigkeit: er gründete und<lb/>
leitete eine Volksbiblothek, die er<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t mit mehreren guten Schriften<lb/>
ver&#x017F;orgte, &#x017F;orgte für die Bedürfni&#x017F;&#x017F;e<lb/>
der bäuerlichen Bevölkerung durch<lb/>
Gründung einer Weinverbe&#x017F;&#x017F;erungs-<lb/>
ge&#x017F;ell&#x017F;chaft und bemühte &#x017F;ich in Wort<lb/>
und Schrift um die &#x017F;on&#x017F;tige Auf-<lb/>
klärung in landwirt&#x017F;chaftlichen Din-<lb/>
gen. Er &#x017F;tarb am 21. Dezember 1863.</p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p> Lehrerfreuden und Lehrerleiden,<lb/>
1857. &#x2013; Gedichte in &#x017F;chwäb. Mund-<lb/>
art, 1857.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head>
          <persName>*<hi rendition="#b">Wuthenow,</hi> Alwine,</persName>
        </head>
        <p> die &#x017F;ich auf<lb/>
ihren Schriften bloß A. W. zeichnet,<lb/>
i&#x017F;t die Tochter des Predigers <hi rendition="#g">Bal-<lb/>
tha&#x017F;ar</hi> und wurde am 16. Septbr.<lb/>
1820 zu Neuenkirchen bei Greifswald<lb/>
geboren, kam frühe in das Städtchen<lb/>
Gützkow, wo ihr Vater Superinten-<lb/>
dent wurde, und verlebte dort eine<lb/>
frohe, nur zeitwei&#x017F;e durch Krankheiten<lb/>
getrübte Jugend, wurde aber im Alter<lb/>
von 19 Jahren &#x017F;chwer leidend. Sie<lb/>
ward von einer ganz eigenartigen<lb/>
Gei&#x017F;teskrankheit befallen, deren er&#x017F;te<lb/>
Spuren bis in ihre frühe Jugend<lb/>
zurückreichen: &#x017F;ie fühlte &#x017F;ich gewi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Zwangsvor&#x017F;tellungen unterworfen<lb/>
(Wiederholungszwang), die &#x017F;chließ-<lb/>
lich die Unterbringung der Kranken<lb/>
in der Heilan&#x017F;talt Sach&#x017F;enberg bei<lb/>
Schwerin nötig machte. Hier blieb<lb/>
&#x017F;ie drei Jahre, um dann, &#x017F;cheinbar<lb/>
völlig geheilt, zu den Jhrigen zurück-<lb/>
zukehren. Jm Jahre 1843 verhei-<lb/><cb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Wut</hi></fw><lb/>
ratete &#x017F;ie &#x017F;ich mit dem Bürgermei&#x017F;ter<lb/>
W. in Gützkow, der 1849 als Kreis-<lb/>
gerichtsrat nach Greifswald ver&#x017F;etzt<lb/>
ward. Bald darauf brach das alte<lb/>
Leiden mit erneuter Heftigkeit her-<lb/>
vor, und die Bedauernswerte mußte<lb/>
wieder einer Heilan&#x017F;talt überwie&#x017F;en<lb/>
werden, in der &#x017F;ie bis 1874 verblieb.<lb/>
Jn die&#x017F;en &#x017F;chweren Leidensjahren<lb/>
regte &#x017F;ich ihre dichteri&#x017F;che Schaffens-<lb/>
kraft, und Fritz Reuter, der mehrere<lb/>
ihrer Dichtungen in &#x017F;ein Unterhal-<lb/>
tungsblatt für beide Mecklenburg und<lb/>
Pommern aufgenommen, be&#x017F;orgte<lb/>
auch endlich eine Sammlung und<lb/>
Herausgabe der&#x017F;elben. Jm Jahre<lb/>
1874 kehrte Alwine in ihr Heim zurück<lb/>
und konnte &#x017F;ich noch acht Jahre eines<lb/>
glücklichen Zu&#x017F;ammenlebens m. ihrem<lb/>
Gatten erfreuen, bis die&#x017F;er 1882 &#x017F;tarb.<lb/>
Die Dichterin lebte dann auch weiter<lb/>
in Greifswald unter der zärtlichen<lb/>
Pflege ihrer jüng&#x017F;ten Tochter, bis der<lb/>
Tod auch &#x017F;ie am 8. (nicht 9. oder 11.)<lb/>
Januar 1908 von hinnen rief. </p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p> En<lb/>
por Blomen ut Annmariek Schulten<lb/>
ehren Goren; hrsg. von Fritz Reuter,<lb/>
1857. &#x2013; Nige Blomen ut A. Sch. ehren<lb/>
Goren, 1861. &#x2013; Beide Sammlungen<lb/>
u. d. T.: Blomen ut A. Sch. ehren<lb/>
Goren; hrsg. von <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Marx Möller,<lb/>
1896. &#x2013; Hochdeut&#x017F;che Gedichte, 1862.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head>
          <persName>*<hi rendition="#b">Wuttke-Biller,</hi> Emma,</persName>
        </head>
        <p> p&#x017F;eud.<lb/>
E. <hi rendition="#g">Biller,</hi> wurde am 7. März 1833<lb/>
in Breslau als die Tochter des nun-<lb/>
mehr ver&#x017F;torbenen Stadtrats Biller<lb/>
geboren und genoß im elterlichen<lb/>
Hau&#x017F;e mit ihren drei Schwe&#x017F;tern eine<lb/>
auf die Bildung des Gei&#x017F;tes wie des<lb/>
Herzens gleichmäßig bedachte Erzie-<lb/>
hung. Jm Jahre 1854 verheiratete<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich mit ihrem Vetter, dem Univer-<lb/>
&#x017F;itätsprofe&#x017F;&#x017F;or <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Heinrich Wuttke<lb/>
in Leipzig, der &#x017F;ie &#x017F;ich zu einer Hel-<lb/>
ferin für &#x017F;eine Arbeiten heranzubilden<lb/>
&#x017F;uchte. Sie las mit ihm umfangreiche<lb/>
hi&#x017F;tori&#x017F;che Werke, und der lebhafte<lb/>
Verkehr mit den Fachgeno&#x017F;&#x017F;en ihres<lb/>
Gatten brachte ihr weiter eine Fülle<lb/>
von Anregungen, auf Grund deren<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">*</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[58/0062] Wüſt Wut am Hoftheater zu Kaſſel und zuletzt am Reſidenztheater in Berlin tätig und zog ſich 1894 nach Hamburg ins Privatleben zurück. S: Arkanum (Geſch. a. d. Rokokozeit), 1893. – Der Unbezwingliche (Hiſtor. Genrebild); III, 1900. Wüſt, Wilhelm Friedrich, geb. am 4. Oktober 1796 zu Murrhardt in Württemberg, wurde Lehrer und wirkte ſeit 1820 als ſolcher an der Knabenvolksſchule in Tübingen. Auf dem Gebiet gemeinnütziger Beſtre- bungen entwickelte er eine hervor- ragende Tätigkeit: er gründete und leitete eine Volksbiblothek, die er ſelbſt mit mehreren guten Schriften verſorgte, ſorgte für die Bedürfniſſe der bäuerlichen Bevölkerung durch Gründung einer Weinverbeſſerungs- geſellſchaft und bemühte ſich in Wort und Schrift um die ſonſtige Auf- klärung in landwirtſchaftlichen Din- gen. Er ſtarb am 21. Dezember 1863. S: Lehrerfreuden und Lehrerleiden, 1857. – Gedichte in ſchwäb. Mund- art, 1857. *Wuthenow, Alwine, die ſich auf ihren Schriften bloß A. W. zeichnet, iſt die Tochter des Predigers Bal- thaſar und wurde am 16. Septbr. 1820 zu Neuenkirchen bei Greifswald geboren, kam frühe in das Städtchen Gützkow, wo ihr Vater Superinten- dent wurde, und verlebte dort eine frohe, nur zeitweiſe durch Krankheiten getrübte Jugend, wurde aber im Alter von 19 Jahren ſchwer leidend. Sie ward von einer ganz eigenartigen Geiſteskrankheit befallen, deren erſte Spuren bis in ihre frühe Jugend zurückreichen: ſie fühlte ſich gewiſſen Zwangsvorſtellungen unterworfen (Wiederholungszwang), die ſchließ- lich die Unterbringung der Kranken in der Heilanſtalt Sachſenberg bei Schwerin nötig machte. Hier blieb ſie drei Jahre, um dann, ſcheinbar völlig geheilt, zu den Jhrigen zurück- zukehren. Jm Jahre 1843 verhei- ratete ſie ſich mit dem Bürgermeiſter W. in Gützkow, der 1849 als Kreis- gerichtsrat nach Greifswald verſetzt ward. Bald darauf brach das alte Leiden mit erneuter Heftigkeit her- vor, und die Bedauernswerte mußte wieder einer Heilanſtalt überwieſen werden, in der ſie bis 1874 verblieb. Jn dieſen ſchweren Leidensjahren regte ſich ihre dichteriſche Schaffens- kraft, und Fritz Reuter, der mehrere ihrer Dichtungen in ſein Unterhal- tungsblatt für beide Mecklenburg und Pommern aufgenommen, beſorgte auch endlich eine Sammlung und Herausgabe derſelben. Jm Jahre 1874 kehrte Alwine in ihr Heim zurück und konnte ſich noch acht Jahre eines glücklichen Zuſammenlebens m. ihrem Gatten erfreuen, bis dieſer 1882 ſtarb. Die Dichterin lebte dann auch weiter in Greifswald unter der zärtlichen Pflege ihrer jüngſten Tochter, bis der Tod auch ſie am 8. (nicht 9. oder 11.) Januar 1908 von hinnen rief. S: En por Blomen ut Annmariek Schulten ehren Goren; hrsg. von Fritz Reuter, 1857. – Nige Blomen ut A. Sch. ehren Goren, 1861. – Beide Sammlungen u. d. T.: Blomen ut A. Sch. ehren Goren; hrsg. von Dr. Marx Möller, 1896. – Hochdeutſche Gedichte, 1862. *Wuttke-Biller, Emma, pſeud. E. Biller, wurde am 7. März 1833 in Breslau als die Tochter des nun- mehr verſtorbenen Stadtrats Biller geboren und genoß im elterlichen Hauſe mit ihren drei Schweſtern eine auf die Bildung des Geiſtes wie des Herzens gleichmäßig bedachte Erzie- hung. Jm Jahre 1854 verheiratete ſie ſich mit ihrem Vetter, dem Univer- ſitätsprofeſſor Dr. Heinrich Wuttke in Leipzig, der ſie ſich zu einer Hel- ferin für ſeine Arbeiten heranzubilden ſuchte. Sie las mit ihm umfangreiche hiſtoriſche Werke, und der lebhafte Verkehr mit den Fachgenoſſen ihres Gatten brachte ihr weiter eine Fülle von Anregungen, auf Grund deren *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon08_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon08_1913/62
Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 8. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon08_1913/62>, abgerufen am 18.12.2024.