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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 8. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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Woer
Herbst 1861 zurückkehrte. Vollgekräf-
tigt nahm er unter Leitung tüchtiger
Männer seine klassischen Studien wie-
der auf, trat dann im Sommer 1863
in das akademische Gymnasium ein
und erlangte im Herbst das Zeugnis
der Reife. Seinem Vater zu Liebe
gab er sich während der folgenden
Jahre in Heidelberg, Göttingen, Ber-
lin u. Kiel mit allem Eifer juristischen
Studien hin, ohne jedoch die histori-
schen, archäologischen u. schönwissen-
schaftlichen Dißiplinen, welche seine
Lieblingsfächer waren und blieben,
zu vernachlässigen. Jm Herbste 1867
erlangte er in Göttingen die juristische
Doktorwürde und ließ sich bald dar-
auf als Advokat in seiner Vaterstadt
Hamburg immatrikulieren. Ehe er
jedoch ins praktische Leben eintrat,
unternahm er im Frühling 1868 eine
größere Reise nach England, Frank-
reich und Nordamerika. Durch die-
selbe wurde er aber der juristischen
Praxis immer mehr entfremdet u. zu
planmäßigen kunsthistorischen Stu-
dien angetrieben. Nach Hamburg zu-
rückgekehrt, entsagte er auch bald der
Advokatenlaufbahn und kehrte im
Frühling 1870 nach Heidelberg zu-
rück, wo er im Juli auch in der phi-
losophischen Fakultät zum Doktor
promoviert ward. Den Winter von
1870 auf 1871 verbrachte er in Mün-
chen mit archäologischen Studien, ha-
bilitierte sich im Sommer in Heidel-
berg als Privatdozent für Archäo-
logie und Kunstgeschichte, nahm aber
sofort Urlaub zu einer dritten großen
Reise nach Jtalien, Griechenland u.
Kleinasien, kehrte im Herbst 1872 zu-
rück und nahm dann seine Tätigkeit
als Dozent in Heidelberg wieder auf.
Ostern 1874 wurde W. zum Professor
der Kunstgeschichte an der königl.
Kunstakademie in Düsseldorf ernannt
und im Oktbr. 1882 folgte er einem
Rufe nach Dresden, wo er an Julius
Hübners Stelle Direktor der königl.
Gemäldegalerie und des Kupferstich-
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Wor
kabinetts ward. Am 1. April 1910 trat
er in den Ruhestand. Außer mehreren
kulturhistorisch. Schriften, von denen
besonders seine "Geschichte der Kunst
aller Zeiten u. Völker" (III, 1900-11)
hervorzuheben ist, veröffentlichte er

S:

Geharnischte Sonette aus Nord-
deutschland, 1866. - Aus der Natur
und dem Geiste (Ge.), 1870. - Ana-
thema sit
(Sonette), 1871. - Neapel
(Elegien und Oden), 1877. - Neue
Gedichte, 1884. - Ludwig Richter-
Feier der Dresdener Kunstgenossen-
schaft (Lebende Bilder mit Dn. von
K. W.), 1890. - Zu Zwei'n im Süden
(Dn.), 1892. 2. A. 1893. - Deutsche
Herzen (Erzählde. u. a. Ge.), 1895.
2. A. 1896. - Von Apelles zu Böcklin
und weiter (Gesamm. Aufsätze, Vor-
träge etc.); II, 1912.

*Worms, Karl Emanuel,

geb.
am 22. April 1857 in Talsen (Kur-
land) als der Sohn des dort ansäs-
sigen Arztes Dr. Friedrich W., wurde
durch die Natur der Heimat, beson-
ders aber durch eine für alles Schöne
empfängliche Mutter angeregt, sich
schon sehr früh mit lebhaften Augen
umzuschauen und Menschen u. Dinge
in seiner Weise zu betrachten. Jm
Jahre 1865 kam er mit den Eltern
nach Riga, wo er 1869-76 das klas-
sische Gymnasium besuchte, um dann
1876-80 in Dorpat Geschichte zu stu-
dieren. Nach Erledigung des Kandi-
daten- u. Oberlehrerexamens (1881)
wurde er Hauslehrer u. hatte als sol-
cher in den Jahren 1882-84 Gelegen-
heit, auf größeren Reisen Deutschland,
Österreich, Jtalien und die Schweiz
kennen zu lernen. Nach seiner Heim-
kehr widmete er infolge der alles ni-
vellierenden Russifikation seine Be-
gabung und Arbeit der Heimat und
machte sich als Lehrer und Schrift-
steller, wenn auch fürs erste in engen
Grenzen, die Pflege des Deutschtums
in den Baltenlanden zur Lebensauf-
gabe. Er lebt seitdem bald in Deutsch-
land, besonders in Stuttgart u. Ber-

*

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Woer
Herbſt 1861 zurückkehrte. Vollgekräf-
tigt nahm er unter Leitung tüchtiger
Männer ſeine klaſſiſchen Studien wie-
der auf, trat dann im Sommer 1863
in das akademiſche Gymnaſium ein
und erlangte im Herbſt das Zeugnis
der Reife. Seinem Vater zu Liebe
gab er ſich während der folgenden
Jahre in Heidelberg, Göttingen, Ber-
lin u. Kiel mit allem Eifer juriſtiſchen
Studien hin, ohne jedoch die hiſtori-
ſchen, archäologiſchen u. ſchönwiſſen-
ſchaftlichen Diſziplinen, welche ſeine
Lieblingsfächer waren und blieben,
zu vernachläſſigen. Jm Herbſte 1867
erlangte er in Göttingen die juriſtiſche
Doktorwürde und ließ ſich bald dar-
auf als Advokat in ſeiner Vaterſtadt
Hamburg immatrikulieren. Ehe er
jedoch ins praktiſche Leben eintrat,
unternahm er im Frühling 1868 eine
größere Reiſe nach England, Frank-
reich und Nordamerika. Durch die-
ſelbe wurde er aber der juriſtiſchen
Praxis immer mehr entfremdet u. zu
planmäßigen kunſthiſtoriſchen Stu-
dien angetrieben. Nach Hamburg zu-
rückgekehrt, entſagte er auch bald der
Advokatenlaufbahn und kehrte im
Frühling 1870 nach Heidelberg zu-
rück, wo er im Juli auch in der phi-
loſophiſchen Fakultät zum Doktor
promoviert ward. Den Winter von
1870 auf 1871 verbrachte er in Mün-
chen mit archäologiſchen Studien, ha-
bilitierte ſich im Sommer in Heidel-
berg als Privatdozent für Archäo-
logie und Kunſtgeſchichte, nahm aber
ſofort Urlaub zu einer dritten großen
Reiſe nach Jtalien, Griechenland u.
Kleinaſien, kehrte im Herbſt 1872 zu-
rück und nahm dann ſeine Tätigkeit
als Dozent in Heidelberg wieder auf.
Oſtern 1874 wurde W. zum Profeſſor
der Kunſtgeſchichte an der königl.
Kunſtakademie in Düſſeldorf ernannt
und im Oktbr. 1882 folgte er einem
Rufe nach Dresden, wo er an Julius
Hübners Stelle Direktor der königl.
Gemäldegalerie und des Kupferſtich-
[Spaltenumbruch]
Wor
kabinetts ward. Am 1. April 1910 trat
er in den Ruheſtand. Außer mehreren
kulturhiſtoriſch. Schriften, von denen
beſonders ſeine „Geſchichte der Kunſt
aller Zeiten u. Völker“ (III, 1900–11)
hervorzuheben iſt, veröffentlichte er

S:

Geharniſchte Sonette aus Nord-
deutſchland, 1866. – Aus der Natur
und dem Geiſte (Ge.), 1870. – Ana-
thema sit
(Sonette), 1871. – Neapel
(Elegien und Oden), 1877. – Neue
Gedichte, 1884. – Ludwig Richter-
Feier der Dresdener Kunſtgenoſſen-
ſchaft (Lebende Bilder mit Dn. von
K. W.), 1890. – Zu Zwei’n im Süden
(Dn.), 1892. 2. A. 1893. – Deutſche
Herzen (Erzählde. u. a. Ge.), 1895.
2. A. 1896. – Von Apelles zu Böcklin
und weiter (Geſamm. Aufſätze, Vor-
träge ꝛc.); II, 1912.

*Worms, Karl Emanuel,

geb.
am 22. April 1857 in Talſen (Kur-
land) als der Sohn des dort anſäſ-
ſigen Arztes Dr. Friedrich W., wurde
durch die Natur der Heimat, beſon-
ders aber durch eine für alles Schöne
empfängliche Mutter angeregt, ſich
ſchon ſehr früh mit lebhaften Augen
umzuſchauen und Menſchen u. Dinge
in ſeiner Weiſe zu betrachten. Jm
Jahre 1865 kam er mit den Eltern
nach Riga, wo er 1869–76 das klaſ-
ſiſche Gymnaſium beſuchte, um dann
1876–80 in Dorpat Geſchichte zu ſtu-
dieren. Nach Erledigung des Kandi-
daten- u. Oberlehrerexamens (1881)
wurde er Hauslehrer u. hatte als ſol-
cher in den Jahren 1882–84 Gelegen-
heit, auf größeren Reiſen Deutſchland,
Öſterreich, Jtalien und die Schweiz
kennen zu lernen. Nach ſeiner Heim-
kehr widmete er infolge der alles ni-
vellierenden Ruſſifikation ſeine Be-
gabung und Arbeit der Heimat und
machte ſich als Lehrer und Schrift-
ſteller, wenn auch fürs erſte in engen
Grenzen, die Pflege des Deutſchtums
in den Baltenlanden zur Lebensauf-
gabe. Er lebt ſeitdem bald in Deutſch-
land, beſonders in Stuttgart u. Ber-

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[42/0046] Woer Wor Herbſt 1861 zurückkehrte. Vollgekräf- tigt nahm er unter Leitung tüchtiger Männer ſeine klaſſiſchen Studien wie- der auf, trat dann im Sommer 1863 in das akademiſche Gymnaſium ein und erlangte im Herbſt das Zeugnis der Reife. Seinem Vater zu Liebe gab er ſich während der folgenden Jahre in Heidelberg, Göttingen, Ber- lin u. Kiel mit allem Eifer juriſtiſchen Studien hin, ohne jedoch die hiſtori- ſchen, archäologiſchen u. ſchönwiſſen- ſchaftlichen Diſziplinen, welche ſeine Lieblingsfächer waren und blieben, zu vernachläſſigen. Jm Herbſte 1867 erlangte er in Göttingen die juriſtiſche Doktorwürde und ließ ſich bald dar- auf als Advokat in ſeiner Vaterſtadt Hamburg immatrikulieren. Ehe er jedoch ins praktiſche Leben eintrat, unternahm er im Frühling 1868 eine größere Reiſe nach England, Frank- reich und Nordamerika. Durch die- ſelbe wurde er aber der juriſtiſchen Praxis immer mehr entfremdet u. zu planmäßigen kunſthiſtoriſchen Stu- dien angetrieben. Nach Hamburg zu- rückgekehrt, entſagte er auch bald der Advokatenlaufbahn und kehrte im Frühling 1870 nach Heidelberg zu- rück, wo er im Juli auch in der phi- loſophiſchen Fakultät zum Doktor promoviert ward. Den Winter von 1870 auf 1871 verbrachte er in Mün- chen mit archäologiſchen Studien, ha- bilitierte ſich im Sommer in Heidel- berg als Privatdozent für Archäo- logie und Kunſtgeſchichte, nahm aber ſofort Urlaub zu einer dritten großen Reiſe nach Jtalien, Griechenland u. Kleinaſien, kehrte im Herbſt 1872 zu- rück und nahm dann ſeine Tätigkeit als Dozent in Heidelberg wieder auf. Oſtern 1874 wurde W. zum Profeſſor der Kunſtgeſchichte an der königl. Kunſtakademie in Düſſeldorf ernannt und im Oktbr. 1882 folgte er einem Rufe nach Dresden, wo er an Julius Hübners Stelle Direktor der königl. Gemäldegalerie und des Kupferſtich- kabinetts ward. Am 1. April 1910 trat er in den Ruheſtand. Außer mehreren kulturhiſtoriſch. Schriften, von denen beſonders ſeine „Geſchichte der Kunſt aller Zeiten u. Völker“ (III, 1900–11) hervorzuheben iſt, veröffentlichte er S: Geharniſchte Sonette aus Nord- deutſchland, 1866. – Aus der Natur und dem Geiſte (Ge.), 1870. – Ana- thema sit (Sonette), 1871. – Neapel (Elegien und Oden), 1877. – Neue Gedichte, 1884. – Ludwig Richter- Feier der Dresdener Kunſtgenoſſen- ſchaft (Lebende Bilder mit Dn. von K. W.), 1890. – Zu Zwei’n im Süden (Dn.), 1892. 2. A. 1893. – Deutſche Herzen (Erzählde. u. a. Ge.), 1895. 2. A. 1896. – Von Apelles zu Böcklin und weiter (Geſamm. Aufſätze, Vor- träge ꝛc.); II, 1912. *Worms, Karl Emanuel, geb. am 22. April 1857 in Talſen (Kur- land) als der Sohn des dort anſäſ- ſigen Arztes Dr. Friedrich W., wurde durch die Natur der Heimat, beſon- ders aber durch eine für alles Schöne empfängliche Mutter angeregt, ſich ſchon ſehr früh mit lebhaften Augen umzuſchauen und Menſchen u. Dinge in ſeiner Weiſe zu betrachten. Jm Jahre 1865 kam er mit den Eltern nach Riga, wo er 1869–76 das klaſ- ſiſche Gymnaſium beſuchte, um dann 1876–80 in Dorpat Geſchichte zu ſtu- dieren. Nach Erledigung des Kandi- daten- u. Oberlehrerexamens (1881) wurde er Hauslehrer u. hatte als ſol- cher in den Jahren 1882–84 Gelegen- heit, auf größeren Reiſen Deutſchland, Öſterreich, Jtalien und die Schweiz kennen zu lernen. Nach ſeiner Heim- kehr widmete er infolge der alles ni- vellierenden Ruſſifikation ſeine Be- gabung und Arbeit der Heimat und machte ſich als Lehrer und Schrift- ſteller, wenn auch fürs erſte in engen Grenzen, die Pflege des Deutſchtums in den Baltenlanden zur Lebensauf- gabe. Er lebt ſeitdem bald in Deutſch- land, beſonders in Stuttgart u. Ber- *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 8. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon08_1913/46>, abgerufen am 16.11.2024.