Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite


[Spaltenumbruch]

Rob
nung im königl. Schlosse. Er starb
während des Aufenthalts auf Helgo-
land am 17. Septbr. 1895.

S:

Goethe
in Heines Werken, 1883. - Begleit-
buch (Epigr. u. Spr.), 1888. - Ge-
dichte, 1897.

*Robertus, Gerda von,

Pseud.
für Gertrud von Schlieben,
jetzt Gertrud Bornträger; s. d.
im Nachtrag!

*Robiano, Louisa Mary Gräfin
v.,

wurde am 27. Jan. 1821 zu New-
castle upon Tyne in England als die
Tochter eines deutschen Flüchtlings,
Heinrich von Köppen, geboren,
der nach mancherlei Jrrfahrten in
einem englischen Handelshause deut-
scher Schriftführer und Buchhalter
geworden war, daneben Unterricht
in der deutschen Sprache erteilte und
sich auf diese Weise ein kleines Ver-
mögen erwarb, so daß er später ein
eigenes Geschäft als Schiffsmakler
gründen konnte. Er hatte sich ohne
Wissen sener Mutter mit der unbe-
mittelten Tochter eines invaliden
Marine-Unteroffiziers vermählt und
lebte mit ihr in der glücklichsten Ehe,
der sechs Kinder entsprossen, von
denen unsere Dichterin die älteste
war. Jm Jahre 1830 entriß der
Tod die Mutter diesem glücklichen
Kreise; 1831 starb der Vater an der
Cholera, und so blieben seine sechs
Kinder dem Schutze wohlwollender
Kaufleute überlassen, bis sie auf
Wunsch ihrer Tante, der Frau Pro-
fessor Schröder in Tübingen, 1832
nach Deutschland übersiedelten. Wäh-
rend ihre Geschwister nach Württem-
berg gebracht wurden, blieb Louisa
Mary als Pflegekind eines reichen
Kaufherrn in Hamburg, in dessen
Hause sie fünf Jahre lang eine sorg-
fältige Ausbildung erhielt. Dann
siedelte sie ebenfalls nach Württem-
berg über u. erhielt hier eine Stelle
als Lehrerin des Englischen am Ka-
tharinenstifte in Stuttgart. Hier
lernte sie 1848 den Grafen Alois
[Spaltenumbruch]

Rob
de Robiano, einen älteren Mann,
kennen, mit dem sie sich verlobte u.
später, wiewohl gegen den Willen
ihrer Verwandten, verheiratete. Die
Ehe, obgleich anfangs glücklich, blieb,
wie vorauszusehen war, nicht un-
angefochten. Jn Belgien, Frankreich
und Jtalien, wo das Ehepaar ab-
wechselnd lebte, gelang es einigen
Priestern, Gewissensskrupel bei dem
Grafen zu erwecken, der katholischer
Konfession u. überdies Mitglied des
Jesuitenordens war, und schließlich
sah die Gräfin sich genötigt, auf eine
zeitweilige Trennung anzutragen.
Diese fand auch statt. Die Gräfin
kehrte nach Deutschland zurück, der
Graf begab sich nach Rom, von wo
aus er einen öffentlichen Übertritt
seiner Gemahlin zur katholischen Re-
ligion verlangte. Da sich die Gräfin
weigerte, hierauf einzugehen u. der
Graf inzwischen eine neue Liaison
angeknüpft hatte, welche sie tief ver-
letzen mußte, so wurde auf Schei-
dung bei dem belgischen Gerichte an-
getragen, und dieselbe nach einem
fünfjährigen Prozesse auch ausge-
sprochen. Bald darauf verfiel der
Graf aus Scham, Reue und Gewis-
sensbisse in Wahnsinn und starb in
einer Jrrenanstalt. Die Gräfin, die
während des Prozesses in England
gelebt, kehrte 1860 nach Württemberg
zurück und begann in Stuttgart ihre
schriftstellerische Tätigkeit mit dem
ihr eigenes Leben widerspiegelnden
Roman "Der Jesuit". Später siedelte
sie nach Bietigheim a. d. Enz und dann
nach Unter-Dürkheim über. Hier starb
sie, nachdem sie in den letzten Lebens-
jahren an unheilbarer Taubheit ge-
litten hatte, am 5. Juli 1886.

S:

Der
Jesuit, oder: Eine gemischte Ehe (R.);
II, 1861. 2. A. 1871. - Ende gut,
alles gut! (Erinnerungen an Nau-
heim), 1863. - Anna Boleyn (Hist.
R.); II, 1867. - Lebende Bilder (En.);
II, 1867. (Jnhalt: I. Vaterlands-
liebe. - Lady Ellen, oder: Ein Gottes-

*


[Spaltenumbruch]

Rob
nung im königl. Schloſſe. Er ſtarb
während des Aufenthalts auf Helgo-
land am 17. Septbr. 1895.

S:

Goethe
in Heines Werken, 1883. – Begleit-
buch (Epigr. u. Spr.), 1888. – Ge-
dichte, 1897.

*Robertus, Gerda von,

Pſeud.
für Gertrud von Schlieben,
jetzt Gertrud Bornträger; ſ. d.
im Nachtrag!

*Robiano, Louiſa Mary Gräfin
v.,

wurde am 27. Jan. 1821 zu New-
caſtle upon Tyne in England als die
Tochter eines deutſchen Flüchtlings,
Heinrich von Köppen, geboren,
der nach mancherlei Jrrfahrten in
einem engliſchen Handelshauſe deut-
ſcher Schriftführer und Buchhalter
geworden war, daneben Unterricht
in der deutſchen Sprache erteilte und
ſich auf dieſe Weiſe ein kleines Ver-
mögen erwarb, ſo daß er ſpäter ein
eigenes Geſchäft als Schiffsmakler
gründen konnte. Er hatte ſich ohne
Wiſſen ſener Mutter mit der unbe-
mittelten Tochter eines invaliden
Marine-Unteroffiziers vermählt und
lebte mit ihr in der glücklichſten Ehe,
der ſechs Kinder entſproſſen, von
denen unſere Dichterin die älteſte
war. Jm Jahre 1830 entriß der
Tod die Mutter dieſem glücklichen
Kreiſe; 1831 ſtarb der Vater an der
Cholera, und ſo blieben ſeine ſechs
Kinder dem Schutze wohlwollender
Kaufleute überlaſſen, bis ſie auf
Wunſch ihrer Tante, der Frau Pro-
feſſor Schröder in Tübingen, 1832
nach Deutſchland überſiedelten. Wäh-
rend ihre Geſchwiſter nach Württem-
berg gebracht wurden, blieb Louiſa
Mary als Pflegekind eines reichen
Kaufherrn in Hamburg, in deſſen
Hauſe ſie fünf Jahre lang eine ſorg-
fältige Ausbildung erhielt. Dann
ſiedelte ſie ebenfalls nach Württem-
berg über u. erhielt hier eine Stelle
als Lehrerin des Engliſchen am Ka-
tharinenſtifte in Stuttgart. Hier
lernte ſie 1848 den Grafen Alois
[Spaltenumbruch]

Rob
de Robiano, einen älteren Mann,
kennen, mit dem ſie ſich verlobte u.
ſpäter, wiewohl gegen den Willen
ihrer Verwandten, verheiratete. Die
Ehe, obgleich anfangs glücklich, blieb,
wie vorauszuſehen war, nicht un-
angefochten. Jn Belgien, Frankreich
und Jtalien, wo das Ehepaar ab-
wechſelnd lebte, gelang es einigen
Prieſtern, Gewiſſensſkrupel bei dem
Grafen zu erwecken, der katholiſcher
Konfeſſion u. überdies Mitglied des
Jeſuitenordens war, und ſchließlich
ſah die Gräfin ſich genötigt, auf eine
zeitweilige Trennung anzutragen.
Dieſe fand auch ſtatt. Die Gräfin
kehrte nach Deutſchland zurück, der
Graf begab ſich nach Rom, von wo
aus er einen öffentlichen Übertritt
ſeiner Gemahlin zur katholiſchen Re-
ligion verlangte. Da ſich die Gräfin
weigerte, hierauf einzugehen u. der
Graf inzwiſchen eine neue Liaiſon
angeknüpft hatte, welche ſie tief ver-
letzen mußte, ſo wurde auf Schei-
dung bei dem belgiſchen Gerichte an-
getragen, und dieſelbe nach einem
fünfjährigen Prozeſſe auch ausge-
ſprochen. Bald darauf verfiel der
Graf aus Scham, Reue und Gewiſ-
ſensbiſſe in Wahnſinn und ſtarb in
einer Jrrenanſtalt. Die Gräfin, die
während des Prozeſſes in England
gelebt, kehrte 1860 nach Württemberg
zurück und begann in Stuttgart ihre
ſchriftſtelleriſche Tätigkeit mit dem
ihr eigenes Leben widerſpiegelnden
Roman „Der Jeſuit“. Später ſiedelte
ſie nach Bietigheim a. d. Enz und dann
nach Unter-Dürkheim über. Hier ſtarb
ſie, nachdem ſie in den letzten Lebens-
jahren an unheilbarer Taubheit ge-
litten hatte, am 5. Juli 1886.

S:

Der
Jeſuit, oder: Eine gemiſchte Ehe (R.);
II, 1861. 2. A. 1871. – Ende gut,
alles gut! (Erinnerungen an Nau-
heim), 1863. – Anna Boleyn (Hiſt.
R.); II, 1867. – Lebende Bilder (En.);
II, 1867. (Jnhalt: I. Vaterlands-
liebe. – Lady Ellen, oder: Ein Gottes-

*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="index" n="1">
        <p><pb facs="#f0017" n="13"/><lb/><cb/><lb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Rob</hi></fw><lb/>
nung im königl. Schlo&#x017F;&#x017F;e. Er &#x017F;tarb<lb/>
während des Aufenthalts auf Helgo-<lb/>
land am 17. Septbr. 1895. </p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p>Goethe<lb/>
in Heines Werken, 1883. &#x2013; Begleit-<lb/>
buch (Epigr. u. Spr.), 1888. &#x2013; Ge-<lb/>
dichte, 1897.</p><lb/>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head>
          <persName>*<hi rendition="#b">Robertus,</hi> Gerda von,</persName>
        </head>
        <p> P&#x017F;eud.<lb/>
für <hi rendition="#g">Gertrud von Schlieben,</hi><lb/>
jetzt <hi rendition="#g">Gertrud Bornträger;</hi> &#x017F;. d.<lb/>
im Nachtrag!</p><lb/>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head>
          <persName>*<hi rendition="#b">Robiano,</hi> Loui&#x017F;a Mary Gräfin<lb/>
v.,</persName>
        </head>
        <p> wurde am 27. Jan. 1821 zu New-<lb/>
ca&#x017F;tle upon Tyne in England als die<lb/>
Tochter eines deut&#x017F;chen Flüchtlings,<lb/><hi rendition="#g">Heinrich von Köppen,</hi> geboren,<lb/>
der nach mancherlei Jrrfahrten in<lb/>
einem engli&#x017F;chen Handelshau&#x017F;e deut-<lb/>
&#x017F;cher Schriftführer und Buchhalter<lb/>
geworden war, daneben Unterricht<lb/>
in der deut&#x017F;chen Sprache erteilte und<lb/>
&#x017F;ich auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e ein kleines Ver-<lb/>
mögen erwarb, &#x017F;o daß er &#x017F;päter ein<lb/>
eigenes Ge&#x017F;chäft als Schiffsmakler<lb/>
gründen konnte. Er hatte &#x017F;ich ohne<lb/>
Wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ener Mutter mit der unbe-<lb/>
mittelten Tochter eines invaliden<lb/>
Marine-Unteroffiziers vermählt und<lb/>
lebte mit ihr in der glücklich&#x017F;ten Ehe,<lb/>
der &#x017F;echs Kinder ent&#x017F;pro&#x017F;&#x017F;en, von<lb/>
denen un&#x017F;ere Dichterin die älte&#x017F;te<lb/>
war. Jm Jahre 1830 entriß der<lb/>
Tod die Mutter die&#x017F;em glücklichen<lb/>
Krei&#x017F;e; 1831 &#x017F;tarb der Vater an der<lb/>
Cholera, und &#x017F;o blieben &#x017F;eine &#x017F;echs<lb/>
Kinder dem Schutze wohlwollender<lb/>
Kaufleute überla&#x017F;&#x017F;en, bis &#x017F;ie auf<lb/>
Wun&#x017F;ch ihrer Tante, der Frau Pro-<lb/>
fe&#x017F;&#x017F;or Schröder in Tübingen, 1832<lb/>
nach Deut&#x017F;chland über&#x017F;iedelten. Wäh-<lb/>
rend ihre Ge&#x017F;chwi&#x017F;ter nach Württem-<lb/>
berg gebracht wurden, blieb Loui&#x017F;a<lb/>
Mary als Pflegekind eines reichen<lb/>
Kaufherrn in Hamburg, in de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Hau&#x017F;e &#x017F;ie fünf Jahre lang eine &#x017F;org-<lb/>
fältige Ausbildung erhielt. Dann<lb/>
&#x017F;iedelte &#x017F;ie ebenfalls nach Württem-<lb/>
berg über u. erhielt hier eine Stelle<lb/>
als Lehrerin des Engli&#x017F;chen am Ka-<lb/>
tharinen&#x017F;tifte in Stuttgart. Hier<lb/>
lernte &#x017F;ie 1848 den Grafen <hi rendition="#g">Alois</hi><lb/><cb/><lb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Rob</hi></fw><lb/><hi rendition="#g">de Robiano,</hi> einen älteren Mann,<lb/>
kennen, mit dem &#x017F;ie &#x017F;ich verlobte u.<lb/>
&#x017F;päter, wiewohl gegen den Willen<lb/>
ihrer Verwandten, verheiratete. Die<lb/>
Ehe, obgleich anfangs glücklich, blieb,<lb/>
wie vorauszu&#x017F;ehen war, nicht un-<lb/>
angefochten. Jn Belgien, Frankreich<lb/>
und Jtalien, wo das Ehepaar ab-<lb/>
wech&#x017F;elnd lebte, gelang es einigen<lb/>
Prie&#x017F;tern, Gewi&#x017F;&#x017F;ens&#x017F;krupel bei dem<lb/>
Grafen zu erwecken, der katholi&#x017F;cher<lb/>
Konfe&#x017F;&#x017F;ion u. überdies Mitglied des<lb/>
Je&#x017F;uitenordens war, und &#x017F;chließlich<lb/>
&#x017F;ah die Gräfin &#x017F;ich genötigt, auf eine<lb/>
zeitweilige Trennung anzutragen.<lb/>
Die&#x017F;e fand auch &#x017F;tatt. Die Gräfin<lb/>
kehrte nach Deut&#x017F;chland zurück, der<lb/>
Graf begab &#x017F;ich nach Rom, von wo<lb/>
aus er einen öffentlichen Übertritt<lb/>
&#x017F;einer Gemahlin zur katholi&#x017F;chen Re-<lb/>
ligion verlangte. Da &#x017F;ich die Gräfin<lb/>
weigerte, hierauf einzugehen u. der<lb/>
Graf inzwi&#x017F;chen eine neue Liai&#x017F;on<lb/>
angeknüpft hatte, welche &#x017F;ie tief ver-<lb/>
letzen mußte, &#x017F;o wurde auf Schei-<lb/>
dung bei dem belgi&#x017F;chen Gerichte an-<lb/>
getragen, und die&#x017F;elbe nach einem<lb/>
fünfjährigen Proze&#x017F;&#x017F;e auch ausge-<lb/>
&#x017F;prochen. Bald darauf verfiel der<lb/>
Graf aus Scham, Reue und Gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ensbi&#x017F;&#x017F;e in Wahn&#x017F;inn und &#x017F;tarb in<lb/>
einer Jrrenan&#x017F;talt. Die Gräfin, die<lb/>
während des Proze&#x017F;&#x017F;es in England<lb/>
gelebt, kehrte 1860 nach Württemberg<lb/>
zurück und begann in Stuttgart ihre<lb/>
&#x017F;chrift&#x017F;telleri&#x017F;che Tätigkeit mit dem<lb/>
ihr eigenes Leben wider&#x017F;piegelnden<lb/>
Roman &#x201E;Der Je&#x017F;uit&#x201C;. Später &#x017F;iedelte<lb/>
&#x017F;ie nach Bietigheim a. d. Enz und dann<lb/>
nach Unter-Dürkheim über. Hier &#x017F;tarb<lb/>
&#x017F;ie, nachdem &#x017F;ie in den letzten Lebens-<lb/>
jahren an unheilbarer Taubheit ge-<lb/>
litten hatte, am 5. Juli 1886. </p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p>Der<lb/>
Je&#x017F;uit, oder: Eine gemi&#x017F;chte Ehe (R.);<lb/><hi rendition="#aq">II,</hi> 1861. 2. A. 1871. &#x2013; Ende gut,<lb/>
alles gut! (Erinnerungen an Nau-<lb/>
heim), 1863. &#x2013; Anna Boleyn (Hi&#x017F;t.<lb/>
R.); <hi rendition="#aq">II,</hi> 1867. &#x2013; Lebende Bilder (En.);<lb/><hi rendition="#aq">II,</hi> 1867. (Jnhalt: <hi rendition="#aq">I.</hi> Vaterlands-<lb/>
liebe. &#x2013; Lady Ellen, oder: Ein Gottes-<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">*</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0017] Rob Rob nung im königl. Schloſſe. Er ſtarb während des Aufenthalts auf Helgo- land am 17. Septbr. 1895. S: Goethe in Heines Werken, 1883. – Begleit- buch (Epigr. u. Spr.), 1888. – Ge- dichte, 1897. *Robertus, Gerda von, Pſeud. für Gertrud von Schlieben, jetzt Gertrud Bornträger; ſ. d. im Nachtrag! *Robiano, Louiſa Mary Gräfin v., wurde am 27. Jan. 1821 zu New- caſtle upon Tyne in England als die Tochter eines deutſchen Flüchtlings, Heinrich von Köppen, geboren, der nach mancherlei Jrrfahrten in einem engliſchen Handelshauſe deut- ſcher Schriftführer und Buchhalter geworden war, daneben Unterricht in der deutſchen Sprache erteilte und ſich auf dieſe Weiſe ein kleines Ver- mögen erwarb, ſo daß er ſpäter ein eigenes Geſchäft als Schiffsmakler gründen konnte. Er hatte ſich ohne Wiſſen ſener Mutter mit der unbe- mittelten Tochter eines invaliden Marine-Unteroffiziers vermählt und lebte mit ihr in der glücklichſten Ehe, der ſechs Kinder entſproſſen, von denen unſere Dichterin die älteſte war. Jm Jahre 1830 entriß der Tod die Mutter dieſem glücklichen Kreiſe; 1831 ſtarb der Vater an der Cholera, und ſo blieben ſeine ſechs Kinder dem Schutze wohlwollender Kaufleute überlaſſen, bis ſie auf Wunſch ihrer Tante, der Frau Pro- feſſor Schröder in Tübingen, 1832 nach Deutſchland überſiedelten. Wäh- rend ihre Geſchwiſter nach Württem- berg gebracht wurden, blieb Louiſa Mary als Pflegekind eines reichen Kaufherrn in Hamburg, in deſſen Hauſe ſie fünf Jahre lang eine ſorg- fältige Ausbildung erhielt. Dann ſiedelte ſie ebenfalls nach Württem- berg über u. erhielt hier eine Stelle als Lehrerin des Engliſchen am Ka- tharinenſtifte in Stuttgart. Hier lernte ſie 1848 den Grafen Alois de Robiano, einen älteren Mann, kennen, mit dem ſie ſich verlobte u. ſpäter, wiewohl gegen den Willen ihrer Verwandten, verheiratete. Die Ehe, obgleich anfangs glücklich, blieb, wie vorauszuſehen war, nicht un- angefochten. Jn Belgien, Frankreich und Jtalien, wo das Ehepaar ab- wechſelnd lebte, gelang es einigen Prieſtern, Gewiſſensſkrupel bei dem Grafen zu erwecken, der katholiſcher Konfeſſion u. überdies Mitglied des Jeſuitenordens war, und ſchließlich ſah die Gräfin ſich genötigt, auf eine zeitweilige Trennung anzutragen. Dieſe fand auch ſtatt. Die Gräfin kehrte nach Deutſchland zurück, der Graf begab ſich nach Rom, von wo aus er einen öffentlichen Übertritt ſeiner Gemahlin zur katholiſchen Re- ligion verlangte. Da ſich die Gräfin weigerte, hierauf einzugehen u. der Graf inzwiſchen eine neue Liaiſon angeknüpft hatte, welche ſie tief ver- letzen mußte, ſo wurde auf Schei- dung bei dem belgiſchen Gerichte an- getragen, und dieſelbe nach einem fünfjährigen Prozeſſe auch ausge- ſprochen. Bald darauf verfiel der Graf aus Scham, Reue und Gewiſ- ſensbiſſe in Wahnſinn und ſtarb in einer Jrrenanſtalt. Die Gräfin, die während des Prozeſſes in England gelebt, kehrte 1860 nach Württemberg zurück und begann in Stuttgart ihre ſchriftſtelleriſche Tätigkeit mit dem ihr eigenes Leben widerſpiegelnden Roman „Der Jeſuit“. Später ſiedelte ſie nach Bietigheim a. d. Enz und dann nach Unter-Dürkheim über. Hier ſtarb ſie, nachdem ſie in den letzten Lebens- jahren an unheilbarer Taubheit ge- litten hatte, am 5. Juli 1886. S: Der Jeſuit, oder: Eine gemiſchte Ehe (R.); II, 1861. 2. A. 1871. – Ende gut, alles gut! (Erinnerungen an Nau- heim), 1863. – Anna Boleyn (Hiſt. R.); II, 1867. – Lebende Bilder (En.); II, 1867. (Jnhalt: I. Vaterlands- liebe. – Lady Ellen, oder: Ein Gottes- *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon06_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon06_1913/17
Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 6. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon06_1913/17>, abgerufen am 21.12.2024.