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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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- Der Stern Vandaliens (Allegor.
G.), 1828. - Deutsche historische Ro-
mane fürs deutsche Volk; III, 1844
(Jnhalt: Georg Podiebrad, König
von Böhmen. - Lauermann. - Die
Raubritter von Spremberg. - Die
Türkenzüge oder: Die Fürstentöchter
von Luckau). - De Holtrerolutschon
to Holteck (älteste E. im Strelitzschen
Plattdeutsch), 1861. - Der Vater (ein
deutscher Psalm), 1861.

Reinick, Robert,

wurde am 22.
Februar 1805 in Danzig als Sohn
eines reichen Tuchwarenhändlers ge-
boren. Seine ersten Lebensjahre fie-
len in die Zeit der Kriegsdrangsale,
unter denen Danzig, besonders zur
Zeit der Belagerung durch die Ver-
bündeten schwer zu leiden hatte. Jm
Frühjahr 1814 verlor R. seine Mut-
ter, eine Tochter des Predigers und
Kirchenliederdichters Unselt, und 1821
auch seinen Vater. Er kam nun in
das Haus des Konsistorialrats Blech,
der das Jnteresse des Jünglings für
Literatur und Theater in verständiger
Weise förderte, aber auch für die
Pflege und Entwicklung der künstle-
rischen Begabung R.s durch den tüch-
tigen Professor Schöler sorgte. Nach-
dem R. 1825 das Gymnasium absol-
viert hatte, entschied er sich für den
Beruf eines Kunstmalers. Er ging
deshalb nach Berlin, wo er an Begas
und Schadow vorzügliche Meister
fand. Gleichzeitig wurde er durch
fortgesetzten Umgang mit Chamisso,
Hitzig, Eichendorff und besonders mit
Franz Kugler zur Beschäftigung mit
der Poesie angeregt, und bald ließ er
auch in Chamissos Musenalmanach
seine Gedichte zum Abdruck bringen,
die fast alle auf den Einfluß des Hain-
bunddichters Hölty zurückweisen. Auch
das Ölbild des Dichters Chamisso,
das später durch den Stich verviel-
fältigt worden ist, rührt von R. aus
jener Zeit her. Das Dürer-Fest in
Nürnberg, das R. 1828 mitmachte,
trieb ihn zu eifriger Beschäftigung
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mit dem alten Meister, zu dessen Holz-
schnitten er einen erklärenden Text
verfaßte. Jm Jahre 1831 begab er
sich zu weiterer Ausbildung nach
Düsseldorf, wo ein ausgezeichneter
Kreis von Künstlern, Schadow an der
Spitze, die Welt mit Ruhm erfüllte,
und besonders Jmmermann, Üchtritz,
Felix Mendelssohn, Schnaase und
andere bedeutende Männer durch den
Umgang mit ihm seinen dortigen Auf-
enthalt zu dem angenehmsten machten.
Leider zog er sich bei der Ausbildung
der Kupferstecherkunst ein Augenübel
zu, das ihn nötigte, diese Beschäftigung
aufzugeben, ihm aber auch gleichzeitig
die Erkenntnis brachte, daß er als
Maler die früher in ihn gesetzten Hoff-
nungen nicht werde erfüllen können.
Und damit trat die Poesie, fremde
wie eigene, immer mehr in den Vor-
dergrund. Zunächst entschloß er sich,
Düsseldorf zu verlassen und in einem
milderen Klima Heilung zu suchen.
Er ging im Herbst 1838 nach Jtalien,
dem Lande seiner Sehnsucht, lernte
Rom und Kapri, das Albaner- und
Sabinergebirge, Neapel und Sizilien
gründlich kennen, malte und zeichnete
fleißig; aber Heilung brachten ihm die
drei dort verlebten Jahre nicht. Der
Gebrauch einer Wasserkur in Gräfen-
berg erwies sich gleichfalls erfolglos;
erst die Ostseebäder von Zoppot kräf-
tigten 1842 und 1843 seine Gesund-
heit einigermaßen wieder. Er arbeitete
fleißig an der Ausführung italieni-
scher Skizzen, malte eine Reihe von
Porträts in Öl und blieb auch der
Poesie treu. Nach seiner Verheiratung
mit einer Tochter seiner Stiefschwester
ließ er sich 1844 in Dresden nieder
und stand hier mit einer großen An-
zahl von Dichtern und Künstlern in
anregendstem Verkehr. Aber auch die
früheren Seelenkämpfe fehlten nicht:
der Dichter stand immer noch dem
Künstler im Wege, und einer ließ den
anderen nicht zur vollen Entfaltung
der ganzen Manneskraft kommen.

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Rei
‒ Der Stern Vandaliens (Allegor.
G.), 1828. ‒ Deutſche hiſtoriſche Ro-
mane fürs deutſche Volk; III, 1844
(Jnhalt: Georg Podiebrad, König
von Böhmen. ‒ Lauermann. ‒ Die
Raubritter von Spremberg. ‒ Die
Türkenzüge oder: Die Fürſtentöchter
von Luckau). ‒ De Holtrerolutſchon
to Holteck (älteſte E. im Strelitzſchen
Plattdeutſch), 1861. ‒ Der Vater (ein
deutſcher Pſalm), 1861.

Reinick, Robert,

wurde am 22.
Februar 1805 in Danzig als Sohn
eines reichen Tuchwarenhändlers ge-
boren. Seine erſten Lebensjahre fie-
len in die Zeit der Kriegsdrangſale,
unter denen Danzig, beſonders zur
Zeit der Belagerung durch die Ver-
bündeten ſchwer zu leiden hatte. Jm
Frühjahr 1814 verlor R. ſeine Mut-
ter, eine Tochter des Predigers und
Kirchenliederdichters Unſelt, und 1821
auch ſeinen Vater. Er kam nun in
das Haus des Konſiſtorialrats Blech,
der das Jntereſſe des Jünglings für
Literatur und Theater in verſtändiger
Weiſe förderte, aber auch für die
Pflege und Entwicklung der künſtle-
riſchen Begabung R.s durch den tüch-
tigen Profeſſor Schöler ſorgte. Nach-
dem R. 1825 das Gymnaſium abſol-
viert hatte, entſchied er ſich für den
Beruf eines Kunſtmalers. Er ging
deshalb nach Berlin, wo er an Begas
und Schadow vorzügliche Meiſter
fand. Gleichzeitig wurde er durch
fortgeſetzten Umgang mit Chamiſſo,
Hitzig, Eichendorff und beſonders mit
Franz Kugler zur Beſchäftigung mit
der Poeſie angeregt, und bald ließ er
auch in Chamiſſos Muſenalmanach
ſeine Gedichte zum Abdruck bringen,
die faſt alle auf den Einfluß des Hain-
bunddichters Hölty zurückweiſen. Auch
das Ölbild des Dichters Chamiſſo,
das ſpäter durch den Stich verviel-
fältigt worden iſt, rührt von R. aus
jener Zeit her. Das Dürer-Feſt in
Nürnberg, das R. 1828 mitmachte,
trieb ihn zu eifriger Beſchäftigung
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Rei
mit dem alten Meiſter, zu deſſen Holz-
ſchnitten er einen erklärenden Text
verfaßte. Jm Jahre 1831 begab er
ſich zu weiterer Ausbildung nach
Düſſeldorf, wo ein ausgezeichneter
Kreis von Künſtlern, Schadow an der
Spitze, die Welt mit Ruhm erfüllte,
und beſonders Jmmermann, Üchtritz,
Felix Mendelsſohn, Schnaaſe und
andere bedeutende Männer durch den
Umgang mit ihm ſeinen dortigen Auf-
enthalt zu dem angenehmſten machten.
Leider zog er ſich bei der Ausbildung
der Kupferſtecherkunſt ein Augenübel
zu, das ihn nötigte, dieſe Beſchäftigung
aufzugeben, ihm aber auch gleichzeitig
die Erkenntnis brachte, daß er als
Maler die früher in ihn geſetzten Hoff-
nungen nicht werde erfüllen können.
Und damit trat die Poeſie, fremde
wie eigene, immer mehr in den Vor-
dergrund. Zunächſt entſchloß er ſich,
Düſſeldorf zu verlaſſen und in einem
milderen Klima Heilung zu ſuchen.
Er ging im Herbſt 1838 nach Jtalien,
dem Lande ſeiner Sehnſucht, lernte
Rom und Kapri, das Albaner- und
Sabinergebirge, Neapel und Sizilien
gründlich kennen, malte und zeichnete
fleißig; aber Heilung brachten ihm die
drei dort verlebten Jahre nicht. Der
Gebrauch einer Waſſerkur in Gräfen-
berg erwies ſich gleichfalls erfolglos;
erſt die Oſtſeebäder von Zoppot kräf-
tigten 1842 und 1843 ſeine Geſund-
heit einigermaßen wieder. Er arbeitete
fleißig an der Ausführung italieni-
ſcher Skizzen, malte eine Reihe von
Porträts in Öl und blieb auch der
Poeſie treu. Nach ſeiner Verheiratung
mit einer Tochter ſeiner Stiefſchweſter
ließ er ſich 1844 in Dresden nieder
und ſtand hier mit einer großen An-
zahl von Dichtern und Künſtlern in
anregendſtem Verkehr. Aber auch die
früheren Seelenkämpfe fehlten nicht:
der Dichter ſtand immer noch dem
Künſtler im Wege, und einer ließ den
anderen nicht zur vollen Entfaltung
der ganzen Manneskraft kommen.

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[423/0427] Rei Rei ‒ Der Stern Vandaliens (Allegor. G.), 1828. ‒ Deutſche hiſtoriſche Ro- mane fürs deutſche Volk; III, 1844 (Jnhalt: Georg Podiebrad, König von Böhmen. ‒ Lauermann. ‒ Die Raubritter von Spremberg. ‒ Die Türkenzüge oder: Die Fürſtentöchter von Luckau). ‒ De Holtrerolutſchon to Holteck (älteſte E. im Strelitzſchen Plattdeutſch), 1861. ‒ Der Vater (ein deutſcher Pſalm), 1861. Reinick, Robert, wurde am 22. Februar 1805 in Danzig als Sohn eines reichen Tuchwarenhändlers ge- boren. Seine erſten Lebensjahre fie- len in die Zeit der Kriegsdrangſale, unter denen Danzig, beſonders zur Zeit der Belagerung durch die Ver- bündeten ſchwer zu leiden hatte. Jm Frühjahr 1814 verlor R. ſeine Mut- ter, eine Tochter des Predigers und Kirchenliederdichters Unſelt, und 1821 auch ſeinen Vater. Er kam nun in das Haus des Konſiſtorialrats Blech, der das Jntereſſe des Jünglings für Literatur und Theater in verſtändiger Weiſe förderte, aber auch für die Pflege und Entwicklung der künſtle- riſchen Begabung R.s durch den tüch- tigen Profeſſor Schöler ſorgte. Nach- dem R. 1825 das Gymnaſium abſol- viert hatte, entſchied er ſich für den Beruf eines Kunſtmalers. Er ging deshalb nach Berlin, wo er an Begas und Schadow vorzügliche Meiſter fand. Gleichzeitig wurde er durch fortgeſetzten Umgang mit Chamiſſo, Hitzig, Eichendorff und beſonders mit Franz Kugler zur Beſchäftigung mit der Poeſie angeregt, und bald ließ er auch in Chamiſſos Muſenalmanach ſeine Gedichte zum Abdruck bringen, die faſt alle auf den Einfluß des Hain- bunddichters Hölty zurückweiſen. Auch das Ölbild des Dichters Chamiſſo, das ſpäter durch den Stich verviel- fältigt worden iſt, rührt von R. aus jener Zeit her. Das Dürer-Feſt in Nürnberg, das R. 1828 mitmachte, trieb ihn zu eifriger Beſchäftigung mit dem alten Meiſter, zu deſſen Holz- ſchnitten er einen erklärenden Text verfaßte. Jm Jahre 1831 begab er ſich zu weiterer Ausbildung nach Düſſeldorf, wo ein ausgezeichneter Kreis von Künſtlern, Schadow an der Spitze, die Welt mit Ruhm erfüllte, und beſonders Jmmermann, Üchtritz, Felix Mendelsſohn, Schnaaſe und andere bedeutende Männer durch den Umgang mit ihm ſeinen dortigen Auf- enthalt zu dem angenehmſten machten. Leider zog er ſich bei der Ausbildung der Kupferſtecherkunſt ein Augenübel zu, das ihn nötigte, dieſe Beſchäftigung aufzugeben, ihm aber auch gleichzeitig die Erkenntnis brachte, daß er als Maler die früher in ihn geſetzten Hoff- nungen nicht werde erfüllen können. Und damit trat die Poeſie, fremde wie eigene, immer mehr in den Vor- dergrund. Zunächſt entſchloß er ſich, Düſſeldorf zu verlaſſen und in einem milderen Klima Heilung zu ſuchen. Er ging im Herbſt 1838 nach Jtalien, dem Lande ſeiner Sehnſucht, lernte Rom und Kapri, das Albaner- und Sabinergebirge, Neapel und Sizilien gründlich kennen, malte und zeichnete fleißig; aber Heilung brachten ihm die drei dort verlebten Jahre nicht. Der Gebrauch einer Waſſerkur in Gräfen- berg erwies ſich gleichfalls erfolglos; erſt die Oſtſeebäder von Zoppot kräf- tigten 1842 und 1843 ſeine Geſund- heit einigermaßen wieder. Er arbeitete fleißig an der Ausführung italieni- ſcher Skizzen, malte eine Reihe von Porträts in Öl und blieb auch der Poeſie treu. Nach ſeiner Verheiratung mit einer Tochter ſeiner Stiefſchweſter ließ er ſich 1844 in Dresden nieder und ſtand hier mit einer großen An- zahl von Dichtern und Künſtlern in anregendſtem Verkehr. Aber auch die früheren Seelenkämpfe fehlten nicht: der Dichter ſtand immer noch dem Künſtler im Wege, und einer ließ den anderen nicht zur vollen Entfaltung der ganzen Manneskraft kommen. *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon05_1913/427>, abgerufen am 21.11.2024.