regenten Friedrich von Baden den Auftrag, die Mainau und den badi- schen Bodensee zu beschreiben und mit landschaftlichen Aufnahmen zu illu- strieren. Mitten in diese Arbeit fiel seine Anstellung als Zeichenlehrer am Lyceum in Rastatt (1855), an dem er bis zu seinem Übertritt in den Ruhe- stand (1889), wirkte. Dann zog er sich in seinen Heimatort Hüsingen zurück, wo er, gepflegt von seiner Tochter, die Muße seines Alters der Malerei und Schriftstellerei widmete, bis ihn am 2. Juli 1900 der Tod ab- rief.
S:
Hieronymus. Lebensbilder a. d. Baar u. dem Schwarzwald, ent- worfen und gezeichnet (mit Lithogr. v. J. N. Heinemann), 1853. - Wander- blüten, 1854. - Die Bürgschaft (Genre- bild), 1892. - Novellen und Skizzen, 1896. - Bruder Martin (E. für die Jugend), 2. A. 1899. - Die Schwarz- walduhr (Lsp.), 1898.
Reich, Moritz,
wurde am 20. April 1831 zu Rokitnitz in Böhmen von armen israelitischen Eltern geboren. Der Vater war Schächter und Vor- sänger der kleinen Judengemeinde u. konnte nicht viel für die Erziehung seines Sohnes tun. Er schickte wohl denselben auf das Gymnasium im benachbarten Reichenau; als Moritz aber 1847 nach Prag ging, mußte er durch Unterrichterteilen selbst für sich sorgen. Jn Prag zeigten sich die ersten Spuren der Lungenschwindsucht bei R., und als ihm ein Arzt die unge- schminkte Wahrheit über sein Leiden mitteilte, bemächtigte sich des Jüng- lings eine tiefe, seinen Lebensnerv immer mehr vernichtende Melancholie. Er gab jede Fortsetzung seiner Fach- studien auf, ging 1853 nach Wien u. schrieb hier für verschiedene Journale Novellen u. Skizzen, die R.s treuester Freund, Alfred Meißner, sammelte u. veröffentlichte. R. erlebte ihr Er- scheinen nicht mehr; er war im Febr. 1857 in die Heimat geeilt, und hier fand man ihn am 6. April 1857 in [Spaltenumbruch]
Rei
einem Walde, "Die hohe Wurzel" ge- nannt, eine Stunde von Rokitnitz, tot liegen. Nach Alfred Meißners Lebensskizze hat er sich am 26. März 1857 selbst entleibt.
S:
An der Grenze. Aus dem Nachlasse hrsg. von Alfred Meißner, 1858 (Jnhalt: Lebensskirze. - Aus der Chronik eines Dorfgeist- lichen. - Das Jägerhaus. - Nur ein Schreiber. - Der halbe Kaspar. - Veilchen. - Der Trutzian. - Der Onkel aus Petersburg. - Der Jäger auf den Bergen. - Mammon im Gebirge).
*Reichard, Mea,
geb. in Warschau, ist väterlicherseits russischer u. müt- terlicherseits englischer Abstammung und wurde in Deutschland erzogen und ausgebildet. Jn erster Ehe war sie in Wien verheiratet. Nach dem Tode ihres Gatten heiratete sie den bekannten Afrikaforscher Paul Rei- chard, mit dem sie teils in Brüssel, teils in Berlin lebte. Sie ist Schrift- stellerin u. Malerin. Auf der Brüsse- ler Weltausstellung 1897 wurde sie für ihre Bücher mit der silbernen Medaille und für ihre Ölgemälde mit der bronzenen Medaille ausgezeichnet. Jm Jahre 1905 siedelte sie nach Paris über.
S:
Andree (Sozialer R.), 1890. - Die Unzufriedenen (Moderner R.), 1893. - Vom Opernball und andere Novellen, 1893. - Reiche Töchter (R.), 1895. - Tilda Rogge (Schsp.), 1895. - Potsdamerstraße 128 (P.), 1895. - Mary Wood (Schsp.), 1895. - Die Kokette (Komödie), 1895. - Um fünf Uhr (Lsp.), 1895. - Das neue Dienst- mädchen (Lsp.), 1895.
Reichardt, Mathilde,
siehe Mat- hilde Stromberg!
Reichart, Basilius,
Pseudon. für Richard Basel; s. d.!
Reiche, Jenny,
Pseud. für Käte Donny; s. d.!
*Reiche, Laura,
pseud. Leonore Frei, wurde am 28. Mai 1862 in Pankow bei Berlin als die Tochter des jüdischen Bankiers J. Ball ge- boren, eines Mannes, der mit Logik
*
[Spaltenumbruch]
Rei
regenten Friedrich von Baden den Auftrag, die Mainau und den badi- ſchen Bodenſee zu beſchreiben und mit landſchaftlichen Aufnahmen zu illu- ſtrieren. Mitten in dieſe Arbeit fiel ſeine Anſtellung als Zeichenlehrer am Lyceum in Raſtatt (1855), an dem er bis zu ſeinem Übertritt in den Ruhe- ſtand (1889), wirkte. Dann zog er ſich in ſeinen Heimatort Hüſingen zurück, wo er, gepflegt von ſeiner Tochter, die Muße ſeines Alters der Malerei und Schriftſtellerei widmete, bis ihn am 2. Juli 1900 der Tod ab- rief.
S:
Hieronymus. Lebensbilder a. d. Baar u. dem Schwarzwald, ent- worfen und gezeichnet (mit Lithogr. v. J. N. Heinemann), 1853. ‒ Wander- blüten, 1854. ‒ Die Bürgſchaft (Genre- bild), 1892. ‒ Novellen und Skizzen, 1896. ‒ Bruder Martin (E. für die Jugend), 2. A. 1899. ‒ Die Schwarz- walduhr (Lſp.), 1898.
Reich, Moritz,
wurde am 20. April 1831 zu Rokitnitz in Böhmen von armen iſraelitiſchen Eltern geboren. Der Vater war Schächter und Vor- ſänger der kleinen Judengemeinde u. konnte nicht viel für die Erziehung ſeines Sohnes tun. Er ſchickte wohl denſelben auf das Gymnaſium im benachbarten Reichenau; als Moritz aber 1847 nach Prag ging, mußte er durch Unterrichterteilen ſelbſt für ſich ſorgen. Jn Prag zeigten ſich die erſten Spuren der Lungenſchwindſucht bei R., und als ihm ein Arzt die unge- ſchminkte Wahrheit über ſein Leiden mitteilte, bemächtigte ſich des Jüng- lings eine tiefe, ſeinen Lebensnerv immer mehr vernichtende Melancholie. Er gab jede Fortſetzung ſeiner Fach- ſtudien auf, ging 1853 nach Wien u. ſchrieb hier für verſchiedene Journale Novellen u. Skizzen, die R.s treueſter Freund, Alfred Meißner, ſammelte u. veröffentlichte. R. erlebte ihr Er- ſcheinen nicht mehr; er war im Febr. 1857 in die Heimat geeilt, und hier fand man ihn am 6. April 1857 in [Spaltenumbruch]
Rei
einem Walde, „Die hohe Wurzel“ ge- nannt, eine Stunde von Rokitnitz, tot liegen. Nach Alfred Meißners Lebensſkizze hat er ſich am 26. März 1857 ſelbſt entleibt.
S:
An der Grenze. Aus dem Nachlaſſe hrsg. von Alfred Meißner, 1858 (Jnhalt: Lebensſkirze. ‒ Aus der Chronik eines Dorfgeiſt- lichen. ‒ Das Jägerhaus. ‒ Nur ein Schreiber. ‒ Der halbe Kaſpar. ‒ Veilchen. ‒ Der Trutzian. ‒ Der Onkel aus Petersburg. ‒ Der Jäger auf den Bergen. ‒ Mammon im Gebirge).
*Reichard, Mea,
geb. in Warſchau, iſt väterlicherſeits ruſſiſcher u. müt- terlicherſeits engliſcher Abſtammung und wurde in Deutſchland erzogen und ausgebildet. Jn erſter Ehe war ſie in Wien verheiratet. Nach dem Tode ihres Gatten heiratete ſie den bekannten Afrikaforſcher Paul Rei- chard, mit dem ſie teils in Brüſſel, teils in Berlin lebte. Sie iſt Schrift- ſtellerin u. Malerin. Auf der Brüſſe- ler Weltausſtellung 1897 wurde ſie für ihre Bücher mit der ſilbernen Medaille und für ihre Ölgemälde mit der bronzenen Medaille ausgezeichnet. Jm Jahre 1905 ſiedelte ſie nach Paris über.
S:
Andrée (Sozialer R.), 1890. ‒ Die Unzufriedenen (Moderner R.), 1893. ‒ Vom Opernball und andere Novellen, 1893. ‒ Reiche Töchter (R.), 1895. ‒ Tilda Rogge (Schſp.), 1895. ‒ Potsdamerſtraße 128 (P.), 1895. ‒ Mary Wood (Schſp.), 1895. ‒ Die Kokette (Komödie), 1895. ‒ Um fünf Uhr (Lſp.), 1895. ‒ Das neue Dienſt- mädchen (Lſp.), 1895.
Reichardt, Mathilde,
ſiehe Mat- hilde Stromberg!
Reichart, Baſilius,
Pſeudon. für Richard Baſel; ſ. d.!
Reiche, Jenny,
Pſeud. für Käte Donny; ſ. d.!
*Reiche, Laura,
pſeud. Leonore Frei, wurde am 28. Mai 1862 in Pankow bei Berlin als die Tochter des jüdiſchen Bankiers J. Ball ge- boren, eines Mannes, der mit Logik
*
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[410/0414]
Rei
Rei
regenten Friedrich von Baden den
Auftrag, die Mainau und den badi-
ſchen Bodenſee zu beſchreiben und mit
landſchaftlichen Aufnahmen zu illu-
ſtrieren. Mitten in dieſe Arbeit fiel
ſeine Anſtellung als Zeichenlehrer am
Lyceum in Raſtatt (1855), an dem er
bis zu ſeinem Übertritt in den Ruhe-
ſtand (1889), wirkte. Dann zog er
ſich in ſeinen Heimatort Hüſingen
zurück, wo er, gepflegt von ſeiner
Tochter, die Muße ſeines Alters der
Malerei und Schriftſtellerei widmete,
bis ihn am 2. Juli 1900 der Tod ab-
rief.
S: Hieronymus. Lebensbilder
a. d. Baar u. dem Schwarzwald, ent-
worfen und gezeichnet (mit Lithogr.
v. J. N. Heinemann), 1853. ‒ Wander-
blüten, 1854. ‒ Die Bürgſchaft (Genre-
bild), 1892. ‒ Novellen und Skizzen,
1896. ‒ Bruder Martin (E. für die
Jugend), 2. A. 1899. ‒ Die Schwarz-
walduhr (Lſp.), 1898.
Reich, Moritz, wurde am 20. April
1831 zu Rokitnitz in Böhmen von
armen iſraelitiſchen Eltern geboren.
Der Vater war Schächter und Vor-
ſänger der kleinen Judengemeinde u.
konnte nicht viel für die Erziehung
ſeines Sohnes tun. Er ſchickte wohl
denſelben auf das Gymnaſium im
benachbarten Reichenau; als Moritz
aber 1847 nach Prag ging, mußte er
durch Unterrichterteilen ſelbſt für ſich
ſorgen. Jn Prag zeigten ſich die erſten
Spuren der Lungenſchwindſucht bei
R., und als ihm ein Arzt die unge-
ſchminkte Wahrheit über ſein Leiden
mitteilte, bemächtigte ſich des Jüng-
lings eine tiefe, ſeinen Lebensnerv
immer mehr vernichtende Melancholie.
Er gab jede Fortſetzung ſeiner Fach-
ſtudien auf, ging 1853 nach Wien u.
ſchrieb hier für verſchiedene Journale
Novellen u. Skizzen, die R.s treueſter
Freund, Alfred Meißner, ſammelte u.
veröffentlichte. R. erlebte ihr Er-
ſcheinen nicht mehr; er war im Febr.
1857 in die Heimat geeilt, und hier
fand man ihn am 6. April 1857 in
einem Walde, „Die hohe Wurzel“ ge-
nannt, eine Stunde von Rokitnitz,
tot liegen. Nach Alfred Meißners
Lebensſkizze hat er ſich am 26. März
1857 ſelbſt entleibt.
S: An der Grenze.
Aus dem Nachlaſſe hrsg. von Alfred
Meißner, 1858 (Jnhalt: Lebensſkirze.
‒ Aus der Chronik eines Dorfgeiſt-
lichen. ‒ Das Jägerhaus. ‒ Nur ein
Schreiber. ‒ Der halbe Kaſpar. ‒
Veilchen. ‒ Der Trutzian. ‒ Der Onkel
aus Petersburg. ‒ Der Jäger auf den
Bergen. ‒ Mammon im Gebirge).
*Reichard, Mea, geb. in Warſchau,
iſt väterlicherſeits ruſſiſcher u. müt-
terlicherſeits engliſcher Abſtammung
und wurde in Deutſchland erzogen
und ausgebildet. Jn erſter Ehe war
ſie in Wien verheiratet. Nach dem
Tode ihres Gatten heiratete ſie den
bekannten Afrikaforſcher Paul Rei-
chard, mit dem ſie teils in Brüſſel,
teils in Berlin lebte. Sie iſt Schrift-
ſtellerin u. Malerin. Auf der Brüſſe-
ler Weltausſtellung 1897 wurde ſie
für ihre Bücher mit der ſilbernen
Medaille und für ihre Ölgemälde mit
der bronzenen Medaille ausgezeichnet.
Jm Jahre 1905 ſiedelte ſie nach Paris
über.
S: Andrée (Sozialer R.), 1890.
‒ Die Unzufriedenen (Moderner R.),
1893. ‒ Vom Opernball und andere
Novellen, 1893. ‒ Reiche Töchter (R.),
1895. ‒ Tilda Rogge (Schſp.), 1895.
‒ Potsdamerſtraße 128 (P.), 1895. ‒
Mary Wood (Schſp.), 1895. ‒ Die
Kokette (Komödie), 1895. ‒ Um fünf
Uhr (Lſp.), 1895. ‒ Das neue Dienſt-
mädchen (Lſp.), 1895.
Reichardt, Mathilde, ſiehe Mat-
hilde Stromberg!
Reichart, Baſilius, Pſeudon. für
Richard Baſel; ſ. d.!
Reiche, Jenny, Pſeud. für Käte
Donny; ſ. d.!
*Reiche, Laura, pſeud. Leonore
Frei, wurde am 28. Mai 1862 in
Pankow bei Berlin als die Tochter
des jüdiſchen Bankiers J. Ball ge-
boren, eines Mannes, der mit Logik
*
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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon05_1913/414>, abgerufen am 07.01.2025.
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