Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913.[Spaltenumbruch] Red *Redlich, Ernst, wurde am 1. Ok- Redlich, Richard, * am 5. Dezbr. S: Empedokles (Tr.), *Redwitz(-Schmölz), Oskar Freiherr von, entstammt einer älte- Red obgleich er die Staatsprüfung rühm-lich bestanden, die juristische Lauf- bahn auf, um sich literarischen und schönwissenschaftlichen Studien zu widmen. Er ging 1850 nach Bonn, wo er unter Simrock mittelhochdeut- sche Sprache und Literatur studierte und sich zum Antritt einer Professur vorbereitete. Jnzwischen war 1849 seine Dichtung "Amaranth" erschie- nen, die größtenteils auf dem Gute Schellenberg bei Kaiserslautern an der Seite seiner Braut, Mathilde Hoscher, entstanden war, und die in jener Zeit revolutionärer Bewegun- gen wegen ihres christlich-romanti- schen Jnhalts von konservativer Seite mit Freuden begrüßt wurde und eine überaus schnelle Verbreitung erlebte. Vielleicht infolge dieses glücklichen Wurfes erhielt R. 1851 einen Ruf als Professor der Ästhetik und Lite- raturgeschichte an die Universität Wien, den er auch annahm; indessen behagte ihm die gebundene Stellung eines Universitätsprofessors auf die Dauer nicht, u. so schied er sehr bald aus derselben u. kehrte zunächst nach dem Gute seiner Schwiegermutter, Schellenberg, zurück, um dann im Herbst 1853 den Besitz und die Ver- waltung seiner fränkischen Familien- güter Schmölz und Theisenroth zu übernehmen. Nachdem er dieselben 1861 verkauft hatte, siedelte er sich in München an. Ein altes asthmatisches Leiden, das zuerst in Schmölz ent- standen war, nötigte ihn seit dem Herbst 1866 wiederholt, das milde Klima von Meran aufzusuchen, und nachdem er 1870-71 seinen Wohnsitz in Aschaffenburg gehabt, ließ er sich im Herbst 1872 dauernd auf seiner bei Meran erworbenen Besitzung "Schillerhof" nieder. Jn den Jahren 1858 und 1862 wurde er im Bezirk Kronach (Oberfranken) zum Abgeord- neten des bayerischen Landtags ge- wählt, dem er als liberales Mitglied bis 1866 angehörte, wo sein asthma- * 26*
[Spaltenumbruch] Red *Redlich, Ernſt, wurde am 1. Ok- Redlich, Richard, * am 5. Dezbr. S: Empedokles (Tr.), *Redwitz(-Schmölz), Oskar Freiherr von, entſtammt einer älte- Red obgleich er die Staatsprüfung rühm-lich beſtanden, die juriſtiſche Lauf- bahn auf, um ſich literariſchen und ſchönwiſſenſchaftlichen Studien zu widmen. Er ging 1850 nach Bonn, wo er unter Simrock mittelhochdeut- ſche Sprache und Literatur ſtudierte und ſich zum Antritt einer Profeſſur vorbereitete. Jnzwiſchen war 1849 ſeine Dichtung „Amaranth“ erſchie- nen, die größtenteils auf dem Gute Schellenberg bei Kaiſerslautern an der Seite ſeiner Braut, Mathilde Hoſcher, entſtanden war, und die in jener Zeit revolutionärer Bewegun- gen wegen ihres chriſtlich-romanti- ſchen Jnhalts von konſervativer Seite mit Freuden begrüßt wurde und eine überaus ſchnelle Verbreitung erlebte. Vielleicht infolge dieſes glücklichen Wurfes erhielt R. 1851 einen Ruf als Profeſſor der Äſthetik und Lite- raturgeſchichte an die Univerſität Wien, den er auch annahm; indeſſen behagte ihm die gebundene Stellung eines Univerſitätsprofeſſors auf die Dauer nicht, u. ſo ſchied er ſehr bald aus derſelben u. kehrte zunächſt nach dem Gute ſeiner Schwiegermutter, Schellenberg, zurück, um dann im Herbſt 1853 den Beſitz und die Ver- waltung ſeiner fränkiſchen Familien- güter Schmölz und Theiſenroth zu übernehmen. Nachdem er dieſelben 1861 verkauft hatte, ſiedelte er ſich in München an. Ein altes aſthmatiſches Leiden, das zuerſt in Schmölz ent- ſtanden war, nötigte ihn ſeit dem Herbſt 1866 wiederholt, das milde Klima von Meran aufzuſuchen, und nachdem er 1870‒71 ſeinen Wohnſitz in Aſchaffenburg gehabt, ließ er ſich im Herbſt 1872 dauernd auf ſeiner bei Meran erworbenen Beſitzung „Schillerhof“ nieder. Jn den Jahren 1858 und 1862 wurde er im Bezirk Kronach (Oberfranken) zum Abgeord- neten des bayeriſchen Landtags ge- wählt, dem er als liberales Mitglied bis 1866 angehörte, wo ſein aſthma- * 26*
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Red
Red
*Redlich, Ernſt, wurde am 1. Ok-
tober 1885 in Leitmeritz (Böhmen)
als Sohn eines Unteroffiziers ge-
boren, deſſen häufige Verſetzungen
ihn in die Volksſchulen verſchiedener
Städte Böhmens führten. Als dann
der Vater eine Zivilanſtellung als
Gerichtsbeamter in Trautenau er-
halten hatte, beſuchte hier der Sohn
nach vollendeter Volksſchulzeit die
k. k. Staatsoberrealſchule, mußte aber
krankheitshalber ſein Studium un-
terbrechen, bis er 1905 in die Lehrer-
bildungsanſtalt in Trautenau ein-
treten konnte, die er 1909 abſolvierte.
Er fand dann am k. k. Blinden-Er-
ziehungs-Jnſtitut in Wien Anſtellung.
Jn nächſter Zeit ſollen die erſten
ſchönwiſſenſchaftlichen Schriften R.s
erſcheinen.
Redlich, Richard, * am 5. Dezbr.
1852 in Sorau, lebt als Schriftſteller
in Berlin.
S: Empedokles (Tr.),
1903.
*Redwitz(-Schmölz), Oskar
Freiherr von, entſtammt einer älte-
ren fränkiſchen Adelsfamilie u. wurde
am 28. Juni 1823 zu Lichtenau in
Mittelfranken geboren. Jm Alter
von zwei Jahren kam er mit ſeinen
Eltern nach Kaiſerslautern, wohin
ſein Vater Ludwig von R. († 1848
zu Speier) als Direktor des Zentral-
gefängniſſes berufen worden war,
und im ſechſten Jahre nach Speier,
wo er 1831 in die lateiniſche Schule
eintrat. Nachdem er ſeit 1834 das
franzöſiſche Collège zu Weißenburg
i. Elſaß, ſeit 1837 das Gymnaſium
zu Zweibrücken u. ſpäter wieder das
zu Speier beſucht hatte, ſtudierte er
vom Herbſt 1841 ab, mit Ausnahme
eines Semeſters in Erlangen, auf
der Univerſität zu München Philo-
ſophie und die Rechtswiſſenſchaften
und kehrte dann nach Speier zurück,
um ſich für den Staatsdienſt vorzu-
bereiten. Als Rechtspraktikant arbei-
tete er 1846 u. 1847 in Speier, 1848
u. 1849 zu Kaiſerslautern, gab aber,
obgleich er die Staatsprüfung rühm-
lich beſtanden, die juriſtiſche Lauf-
bahn auf, um ſich literariſchen und
ſchönwiſſenſchaftlichen Studien zu
widmen. Er ging 1850 nach Bonn,
wo er unter Simrock mittelhochdeut-
ſche Sprache und Literatur ſtudierte
und ſich zum Antritt einer Profeſſur
vorbereitete. Jnzwiſchen war 1849
ſeine Dichtung „Amaranth“ erſchie-
nen, die größtenteils auf dem Gute
Schellenberg bei Kaiſerslautern an
der Seite ſeiner Braut, Mathilde
Hoſcher, entſtanden war, und die in
jener Zeit revolutionärer Bewegun-
gen wegen ihres chriſtlich-romanti-
ſchen Jnhalts von konſervativer Seite
mit Freuden begrüßt wurde und eine
überaus ſchnelle Verbreitung erlebte.
Vielleicht infolge dieſes glücklichen
Wurfes erhielt R. 1851 einen Ruf
als Profeſſor der Äſthetik und Lite-
raturgeſchichte an die Univerſität
Wien, den er auch annahm; indeſſen
behagte ihm die gebundene Stellung
eines Univerſitätsprofeſſors auf die
Dauer nicht, u. ſo ſchied er ſehr bald
aus derſelben u. kehrte zunächſt nach
dem Gute ſeiner Schwiegermutter,
Schellenberg, zurück, um dann im
Herbſt 1853 den Beſitz und die Ver-
waltung ſeiner fränkiſchen Familien-
güter Schmölz und Theiſenroth zu
übernehmen. Nachdem er dieſelben
1861 verkauft hatte, ſiedelte er ſich in
München an. Ein altes aſthmatiſches
Leiden, das zuerſt in Schmölz ent-
ſtanden war, nötigte ihn ſeit dem
Herbſt 1866 wiederholt, das milde
Klima von Meran aufzuſuchen, und
nachdem er 1870‒71 ſeinen Wohnſitz
in Aſchaffenburg gehabt, ließ er ſich
im Herbſt 1872 dauernd auf ſeiner
bei Meran erworbenen Beſitzung
„Schillerhof“ nieder. Jn den Jahren
1858 und 1862 wurde er im Bezirk
Kronach (Oberfranken) zum Abgeord-
neten des bayeriſchen Landtags ge-
wählt, dem er als liberales Mitglied
bis 1866 angehörte, wo ſein aſthma-
* 26*
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