Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]
Pla
*Planitz, Ernst Edler von der,


entstammte einem altsächsischen evan-
gelischen Adelsgeschlechte u. zählt zu
seinen direkten Vorfahren jenen Hans
von der Planitz, der im Verein mit
andern Rittern Luther am 4. Mai
1521 auf der Wartburg in Sicherheit
brachte. Trotzdem ist P. selbst katho-
lisch erzogen worden. Geboren zu
Norwich in Nordamerika am 3. März
1857 als der Sohn des Gutsbesitzers
Moritz E. v. d. Pl. auf Tobelhof bei
Ravensburg in Württemberg, kam er
mit drei Jahren nach Deutschland.
Bald danach starb der Vater, die
Mutter zog sich in ein Nonnenkloster
zurück und der kleine Ernst wuchs als
das einzige männliche Wesen zwischen
300 Nonnen in einem geschlossenen
Kloster auf. Mit zehn Jahren kam er
nach Rottenburg am Neckar, wo der
nachmalige Bischof Reiser seine Er-
ziehung übernahm, mit 15 Jahren
auf das Gymnasium in Ellwangen,
mit 17 Jahren auf das Obergym-
nasium in Ehingen a. d. Donau, er-
langte das Reifezeugnis in Rottweil
und hörte dann auf deutschen und
französischen Universitäten (München
und Paris) Vorlesungen sämtlicher
Fakultäten, da es ihm nicht um ein
sogenanntes Brotstudium, sondern
zunächst um eine universelle Bildung
zu tun war. Jn Paris gab er (1878
bis 1880) die erste nach dem Deutsch-
Französisch. Kriege erscheinende deut-
sche Zeitschrift "Wanderlust" heraus.
Als Berichterstatter zu den wichtig-
sten Ereignissen entsendet, hatte er
Gelegenheit, fast ganz Europa kennen
zu lernen u. Augenzeuge der meisten
politisch und kulturgeschichtlich be-
deutsamen Ereignisse zu sein (Rück-
kehr der Communards in Paris, 1879
-- Königskatastrophe in Bayern,
1886 -- Tod des Kronprinzen Ru-
dolf, 1889 -- Anarchistenunruhen in
Spanien, 1893 -- Russisch-französi-
sche Flottendemonstration in Tou-
lon, 1893 -- Zarenkrönung in Mos-
[Spaltenumbruch]

Pla
kau 1896), die er sämtlich literarisch
verwertete. Jm Winter 1893-94
fungierte P. als Kriegsberichterstat-
ter während des spanisch-marokka-
nischen Krieges in Nordafrika. Des-
gleichen war er als Kunst- u. Theater-
kritiker für große Blätter des Jn- u.
Auslandes auf fast allen Kunstaus-
stellungen seit 1878 tätig. Nach Be-
gründung der "Deutschen Warte" in
Berlin (1890) fungierte er längere
Zeit als erster Redakteur derselben
und lebt nunmehr daselbst als unab-
hängiger Schriftsteller. Jn seiner
Schrift "Das Melophantasma, eine
neue Kunstform" (1901) hat er die
Prinzipien einer neuen Vortrags-
weise niedergelegt, die im wesentlichen
auf einer Kombination von Rezita-
tion und Musikbegleitung beruht.

S:

Das Land der Mitternachtssonne
(Reiseschildergn.); II, 1887-94. - Neu-
Deutschlands Heldenbuch (Epen-Zy-
klus); 1. Stück: Der Dragoner von
Gravelotte, 1886. Neue Bearb. 1897.
9. A. 1901. - Ein Königsmärchen
(Lyr. Ep.), 1889. 6. A. 1901. - Das
Epos des Privatdozenten, 1888. -
Die volle Wahrheit (in Österreich
verboten), 1889. 22. A. 1897. - Ver-
schämte Lieder, auf Leder gedichtet,
1890. 7. A. 1893. - Vergessene Ge-
schichten, 1892. - Eine Königstochter
(P.), 1893. - Das Geheimnis der
Frauenkirche in München (R.), 1893.
- Minnelieder, 1893. - Wach auf,
Germania! (Festspiel), 1895. - Das
Redaktionsgeheimnis (Lsp.), 1896. -
Die Weiber von Weinsberg (Ep.),
1897. 2. A. 1901. - Die Hexe von
Goslar (Ein Spuk- u. Zaubersang),
1900. - Der graue Reiter (Melophan-
tasma), 1902. - Die Weihe des Rei-
ches (desgl.), 1901. - Gebet im Sturm
(desgl.), 1902. - Der Sturm auf
Vionville (Ep. G.), 1901. - Der letzte
Königsumritt (Ep. G.), 1901. - Die
volle Wahrheit über den Tod des
Kronprinzen Rudolf von Österreich;
II, 1.-46. A. 1901. - Großmamas

*

[Spaltenumbruch]
Pla
*Planitz, Ernſt Edler von der,


entſtammte einem altſächſiſchen evan-
geliſchen Adelsgeſchlechte u. zählt zu
ſeinen direkten Vorfahren jenen Hans
von der Planitz, der im Verein mit
andern Rittern Luther am 4. Mai
1521 auf der Wartburg in Sicherheit
brachte. Trotzdem iſt P. ſelbſt katho-
liſch erzogen worden. Geboren zu
Norwich in Nordamerika am 3. März
1857 als der Sohn des Gutsbeſitzers
Moritz E. v. d. Pl. auf Tobelhof bei
Ravensburg in Württemberg, kam er
mit drei Jahren nach Deutſchland.
Bald danach ſtarb der Vater, die
Mutter zog ſich in ein Nonnenkloſter
zurück und der kleine Ernſt wuchs als
das einzige männliche Weſen zwiſchen
300 Nonnen in einem geſchloſſenen
Kloſter auf. Mit zehn Jahren kam er
nach Rottenburg am Neckar, wo der
nachmalige Biſchof Reiſer ſeine Er-
ziehung übernahm, mit 15 Jahren
auf das Gymnaſium in Ellwangen,
mit 17 Jahren auf das Obergym-
naſium in Ehingen a. d. Donau, er-
langte das Reifezeugnis in Rottweil
und hörte dann auf deutſchen und
franzöſiſchen Univerſitäten (München
und Paris) Vorleſungen ſämtlicher
Fakultäten, da es ihm nicht um ein
ſogenanntes Brotſtudium, ſondern
zunächſt um eine univerſelle Bildung
zu tun war. Jn Paris gab er (1878
bis 1880) die erſte nach dem Deutſch-
Franzöſiſch. Kriege erſcheinende deut-
ſche Zeitſchrift „Wanderluſt“ heraus.
Als Berichterſtatter zu den wichtig-
ſten Ereigniſſen entſendet, hatte er
Gelegenheit, faſt ganz Europa kennen
zu lernen u. Augenzeuge der meiſten
politiſch und kulturgeſchichtlich be-
deutſamen Ereigniſſe zu ſein (Rück-
kehr der Communards in Paris, 1879
— Königskataſtrophe in Bayern,
1886 — Tod des Kronprinzen Ru-
dolf, 1889 — Anarchiſtenunruhen in
Spanien, 1893 — Ruſſiſch-franzöſi-
ſche Flottendemonſtration in Tou-
lon, 1893 — Zarenkrönung in Mos-
[Spaltenumbruch]

Pla
kau 1896), die er ſämtlich literariſch
verwertete. Jm Winter 1893-94
fungierte P. als Kriegsberichterſtat-
ter während des ſpaniſch-marokka-
niſchen Krieges in Nordafrika. Des-
gleichen war er als Kunſt- u. Theater-
kritiker für große Blätter des Jn- u.
Auslandes auf faſt allen Kunſtaus-
ſtellungen ſeit 1878 tätig. Nach Be-
gründung der „Deutſchen Warte“ in
Berlin (1890) fungierte er längere
Zeit als erſter Redakteur derſelben
und lebt nunmehr daſelbſt als unab-
hängiger Schriftſteller. Jn ſeiner
Schrift „Das Melophantasma, eine
neue Kunſtform“ (1901) hat er die
Prinzipien einer neuen Vortrags-
weiſe niedergelegt, die im weſentlichen
auf einer Kombination von Rezita-
tion und Muſikbegleitung beruht.

S:

Das Land der Mitternachtsſonne
(Reiſeſchildergn.); II, 1887-94. ‒ Neu-
Deutſchlands Heldenbuch (Epen-Zy-
klus); 1. Stück: Der Dragoner von
Gravelotte, 1886. Neue Bearb. 1897.
9. A. 1901. ‒ Ein Königsmärchen
(Lyr. Ep.), 1889. 6. A. 1901. ‒ Das
Epos des Privatdozenten, 1888. ‒
Die volle Wahrheit (in Öſterreich
verboten), 1889. 22. A. 1897. ‒ Ver-
ſchämte Lieder, auf Leder gedichtet,
1890. 7. A. 1893. ‒ Vergeſſene Ge-
ſchichten, 1892. ‒ Eine Königstochter
(P.), 1893. ‒ Das Geheimnis der
Frauenkirche in München (R.), 1893.
‒ Minnelieder, 1893. ‒ Wach auf,
Germania! (Feſtſpiel), 1895. ‒ Das
Redaktionsgeheimnis (Lſp.), 1896. ‒
Die Weiber von Weinsberg (Ep.),
1897. 2. A. 1901. ‒ Die Hexe von
Goslar (Ein Spuk- u. Zauberſang),
1900. ‒ Der graue Reiter (Melophan-
tasma), 1902. ‒ Die Weihe des Rei-
ches (desgl.), 1901. ‒ Gebet im Sturm
(desgl.), 1902. ‒ Der Sturm auf
Vionville (Ep. G.), 1901. ‒ Der letzte
Königsumritt (Ep. G.), 1901. ‒ Die
volle Wahrheit über den Tod des
Kronprinzen Rudolf von Öſterreich;
II, 1.-46. A. 1901. ‒ Großmamas

*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="index" n="1">
        <div type="bibliography" n="2">
          <pb facs="#f0302" n="298"/><lb/>
          <cb/><lb/>
          <fw type="header" place="top"> <hi rendition="#g">Pla</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head>*<persName><hi rendition="#b">Planitz,</hi> Ern&#x017F;t Edler von der,</persName></head>
        <p><lb/>
ent&#x017F;tammte einem alt&#x017F;äch&#x017F;i&#x017F;chen evan-<lb/>
geli&#x017F;chen Adelsge&#x017F;chlechte u. zählt zu<lb/>
&#x017F;einen direkten Vorfahren jenen Hans<lb/>
von der Planitz, der im Verein mit<lb/>
andern Rittern Luther am 4. Mai<lb/>
1521 auf der Wartburg in Sicherheit<lb/>
brachte. Trotzdem i&#x017F;t P. &#x017F;elb&#x017F;t katho-<lb/>
li&#x017F;ch erzogen worden. Geboren zu<lb/>
Norwich in Nordamerika am 3. März<lb/>
1857 als der Sohn des Gutsbe&#x017F;itzers<lb/>
Moritz E. v. d. Pl. auf Tobelhof bei<lb/>
Ravensburg in Württemberg, kam er<lb/>
mit drei Jahren nach Deut&#x017F;chland.<lb/>
Bald danach &#x017F;tarb der Vater, die<lb/>
Mutter zog &#x017F;ich in ein Nonnenklo&#x017F;ter<lb/>
zurück und der kleine Ern&#x017F;t wuchs als<lb/>
das einzige männliche We&#x017F;en zwi&#x017F;chen<lb/>
300 Nonnen in einem ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen<lb/>
Klo&#x017F;ter auf. Mit zehn Jahren kam er<lb/>
nach Rottenburg am Neckar, wo der<lb/>
nachmalige Bi&#x017F;chof Rei&#x017F;er &#x017F;eine Er-<lb/>
ziehung übernahm, mit 15 Jahren<lb/>
auf das Gymna&#x017F;ium in Ellwangen,<lb/>
mit 17 Jahren auf das Obergym-<lb/>
na&#x017F;ium in Ehingen a. d. Donau, er-<lb/>
langte das Reifezeugnis in Rottweil<lb/>
und hörte dann auf deut&#x017F;chen und<lb/>
franzö&#x017F;i&#x017F;chen Univer&#x017F;itäten (München<lb/>
und Paris) Vorle&#x017F;ungen &#x017F;ämtlicher<lb/>
Fakultäten, da es ihm nicht um ein<lb/>
&#x017F;ogenanntes Brot&#x017F;tudium, &#x017F;ondern<lb/>
zunäch&#x017F;t um eine univer&#x017F;elle Bildung<lb/>
zu tun war. Jn Paris gab er (1878<lb/>
bis 1880) die er&#x017F;te nach dem Deut&#x017F;ch-<lb/>
Franzö&#x017F;i&#x017F;ch. Kriege er&#x017F;cheinende deut-<lb/>
&#x017F;che Zeit&#x017F;chrift &#x201E;Wanderlu&#x017F;t&#x201C; heraus.<lb/>
Als Berichter&#x017F;tatter zu den wichtig-<lb/>
&#x017F;ten Ereigni&#x017F;&#x017F;en ent&#x017F;endet, hatte er<lb/>
Gelegenheit, fa&#x017F;t ganz Europa kennen<lb/>
zu lernen u. Augenzeuge der mei&#x017F;ten<lb/>
politi&#x017F;ch und kulturge&#x017F;chichtlich be-<lb/>
deut&#x017F;amen Ereigni&#x017F;&#x017F;e zu &#x017F;ein (Rück-<lb/>
kehr der Communards in Paris, 1879<lb/>
&#x2014; Königskata&#x017F;trophe in Bayern,<lb/>
1886 &#x2014; Tod des Kronprinzen Ru-<lb/>
dolf, 1889 &#x2014; Anarchi&#x017F;tenunruhen in<lb/>
Spanien, 1893 &#x2014; Ru&#x017F;&#x017F;i&#x017F;ch-franzö&#x017F;i-<lb/>
&#x017F;che Flottendemon&#x017F;tration in Tou-<lb/>
lon, 1893 &#x2014; Zarenkrönung in Mos-<lb/><cb/><lb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Pla</hi></fw><lb/>
kau 1896), die er &#x017F;ämtlich literari&#x017F;ch<lb/>
verwertete. Jm Winter 1893-94<lb/>
fungierte P. als Kriegsberichter&#x017F;tat-<lb/>
ter während des &#x017F;pani&#x017F;ch-marokka-<lb/>
ni&#x017F;chen Krieges in Nordafrika. Des-<lb/>
gleichen war er als Kun&#x017F;t- u. Theater-<lb/>
kritiker für große Blätter des Jn- u.<lb/>
Auslandes auf fa&#x017F;t allen Kun&#x017F;taus-<lb/>
&#x017F;tellungen &#x017F;eit 1878 tätig. Nach Be-<lb/>
gründung der &#x201E;Deut&#x017F;chen Warte&#x201C; in<lb/>
Berlin (1890) fungierte er längere<lb/>
Zeit als er&#x017F;ter Redakteur der&#x017F;elben<lb/>
und lebt nunmehr da&#x017F;elb&#x017F;t als unab-<lb/>
hängiger Schrift&#x017F;teller. Jn &#x017F;einer<lb/>
Schrift &#x201E;Das Melophantasma, eine<lb/>
neue Kun&#x017F;tform&#x201C; (1901) hat er die<lb/>
Prinzipien einer neuen Vortrags-<lb/>
wei&#x017F;e niedergelegt, die im we&#x017F;entlichen<lb/>
auf einer Kombination von Rezita-<lb/>
tion und Mu&#x017F;ikbegleitung beruht.<lb/></p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p>Das Land der Mitternachts&#x017F;onne<lb/>
(Rei&#x017F;e&#x017F;childergn.); <hi rendition="#aq">II,</hi> 1887-94. &#x2012; Neu-<lb/>
Deut&#x017F;chlands Heldenbuch (Epen-Zy-<lb/>
klus); 1. Stück: Der Dragoner von<lb/>
Gravelotte, 1886. Neue Bearb. 1897.<lb/>
9. A. 1901. &#x2012; Ein Königsmärchen<lb/>
(Lyr. Ep.), 1889. 6. A. 1901. &#x2012; Das<lb/>
Epos des Privatdozenten, 1888. &#x2012;<lb/>
Die volle Wahrheit (in Ö&#x017F;terreich<lb/>
verboten), 1889. 22. A. 1897. &#x2012; Ver-<lb/>
&#x017F;chämte Lieder, auf Leder gedichtet,<lb/>
1890. 7. A. 1893. &#x2012; Verge&#x017F;&#x017F;ene Ge-<lb/>
&#x017F;chichten, 1892. &#x2012; Eine Königstochter<lb/>
(P.), 1893. &#x2012; Das Geheimnis der<lb/>
Frauenkirche in München (R.), 1893.<lb/>
&#x2012; Minnelieder, 1893. &#x2012; Wach auf,<lb/>
Germania! (Fe&#x017F;t&#x017F;piel), 1895. &#x2012; Das<lb/>
Redaktionsgeheimnis (L&#x017F;p.), 1896. &#x2012;<lb/>
Die Weiber von Weinsberg (Ep.),<lb/>
1897. 2. A. 1901. &#x2012; Die Hexe von<lb/>
Goslar (Ein Spuk- u. Zauber&#x017F;ang),<lb/>
1900. &#x2012; Der graue Reiter (Melophan-<lb/>
tasma), 1902. &#x2012; Die Weihe des Rei-<lb/>
ches (desgl.), 1901. &#x2012; Gebet im Sturm<lb/>
(desgl.), 1902. &#x2012; Der Sturm auf<lb/>
Vionville (Ep. G.), 1901. &#x2012; Der letzte<lb/>
Königsumritt (Ep. G.), 1901. &#x2012; Die<lb/>
volle Wahrheit über den Tod des<lb/>
Kronprinzen Rudolf von Ö&#x017F;terreich;<lb/><hi rendition="#aq">II,</hi> 1.-46. A. 1901. &#x2012; Großmamas<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">*</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[298/0302] Pla Pla *Planitz, Ernſt Edler von der, entſtammte einem altſächſiſchen evan- geliſchen Adelsgeſchlechte u. zählt zu ſeinen direkten Vorfahren jenen Hans von der Planitz, der im Verein mit andern Rittern Luther am 4. Mai 1521 auf der Wartburg in Sicherheit brachte. Trotzdem iſt P. ſelbſt katho- liſch erzogen worden. Geboren zu Norwich in Nordamerika am 3. März 1857 als der Sohn des Gutsbeſitzers Moritz E. v. d. Pl. auf Tobelhof bei Ravensburg in Württemberg, kam er mit drei Jahren nach Deutſchland. Bald danach ſtarb der Vater, die Mutter zog ſich in ein Nonnenkloſter zurück und der kleine Ernſt wuchs als das einzige männliche Weſen zwiſchen 300 Nonnen in einem geſchloſſenen Kloſter auf. Mit zehn Jahren kam er nach Rottenburg am Neckar, wo der nachmalige Biſchof Reiſer ſeine Er- ziehung übernahm, mit 15 Jahren auf das Gymnaſium in Ellwangen, mit 17 Jahren auf das Obergym- naſium in Ehingen a. d. Donau, er- langte das Reifezeugnis in Rottweil und hörte dann auf deutſchen und franzöſiſchen Univerſitäten (München und Paris) Vorleſungen ſämtlicher Fakultäten, da es ihm nicht um ein ſogenanntes Brotſtudium, ſondern zunächſt um eine univerſelle Bildung zu tun war. Jn Paris gab er (1878 bis 1880) die erſte nach dem Deutſch- Franzöſiſch. Kriege erſcheinende deut- ſche Zeitſchrift „Wanderluſt“ heraus. Als Berichterſtatter zu den wichtig- ſten Ereigniſſen entſendet, hatte er Gelegenheit, faſt ganz Europa kennen zu lernen u. Augenzeuge der meiſten politiſch und kulturgeſchichtlich be- deutſamen Ereigniſſe zu ſein (Rück- kehr der Communards in Paris, 1879 — Königskataſtrophe in Bayern, 1886 — Tod des Kronprinzen Ru- dolf, 1889 — Anarchiſtenunruhen in Spanien, 1893 — Ruſſiſch-franzöſi- ſche Flottendemonſtration in Tou- lon, 1893 — Zarenkrönung in Mos- kau 1896), die er ſämtlich literariſch verwertete. Jm Winter 1893-94 fungierte P. als Kriegsberichterſtat- ter während des ſpaniſch-marokka- niſchen Krieges in Nordafrika. Des- gleichen war er als Kunſt- u. Theater- kritiker für große Blätter des Jn- u. Auslandes auf faſt allen Kunſtaus- ſtellungen ſeit 1878 tätig. Nach Be- gründung der „Deutſchen Warte“ in Berlin (1890) fungierte er längere Zeit als erſter Redakteur derſelben und lebt nunmehr daſelbſt als unab- hängiger Schriftſteller. Jn ſeiner Schrift „Das Melophantasma, eine neue Kunſtform“ (1901) hat er die Prinzipien einer neuen Vortrags- weiſe niedergelegt, die im weſentlichen auf einer Kombination von Rezita- tion und Muſikbegleitung beruht. S: Das Land der Mitternachtsſonne (Reiſeſchildergn.); II, 1887-94. ‒ Neu- Deutſchlands Heldenbuch (Epen-Zy- klus); 1. Stück: Der Dragoner von Gravelotte, 1886. Neue Bearb. 1897. 9. A. 1901. ‒ Ein Königsmärchen (Lyr. Ep.), 1889. 6. A. 1901. ‒ Das Epos des Privatdozenten, 1888. ‒ Die volle Wahrheit (in Öſterreich verboten), 1889. 22. A. 1897. ‒ Ver- ſchämte Lieder, auf Leder gedichtet, 1890. 7. A. 1893. ‒ Vergeſſene Ge- ſchichten, 1892. ‒ Eine Königstochter (P.), 1893. ‒ Das Geheimnis der Frauenkirche in München (R.), 1893. ‒ Minnelieder, 1893. ‒ Wach auf, Germania! (Feſtſpiel), 1895. ‒ Das Redaktionsgeheimnis (Lſp.), 1896. ‒ Die Weiber von Weinsberg (Ep.), 1897. 2. A. 1901. ‒ Die Hexe von Goslar (Ein Spuk- u. Zauberſang), 1900. ‒ Der graue Reiter (Melophan- tasma), 1902. ‒ Die Weihe des Rei- ches (desgl.), 1901. ‒ Gebet im Sturm (desgl.), 1902. ‒ Der Sturm auf Vionville (Ep. G.), 1901. ‒ Der letzte Königsumritt (Ep. G.), 1901. ‒ Die volle Wahrheit über den Tod des Kronprinzen Rudolf von Öſterreich; II, 1.-46. A. 1901. ‒ Großmamas *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon05_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon05_1913/302
Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon05_1913/302>, abgerufen am 21.11.2024.