Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite


[Spaltenumbruch]

Pie
lich einer Schulprüfung verriet sich,
als Karoline zwölf Jahre alt war,
ihr sogenanntes Jmprovisationsta-
lent, infolgedessen sie von ihrem Leh-
rer Anleitung im deutschen Versbau
erhielt. Überhaupt beschäftigten sich
ihre Lehrer, meist ausgezeichnete Ge-
lehrte, viel mit ihr, u. besonders der
Direktor Burdach verstand es, ihr
poetisches Talent zu fördern. Auch
ihrem Verwandten, dem berühmten
Archäologen Dr. Peschek, verdankte
sie viel, so daß ihr, als sie später als
Jmprovisatrice auftrat, eine gründ-
liche wissenschaftliche Bildung dienst-
bar war. Wegen ihrer schönen Sing-
stimme hätte ihr Landsmann Hein-
rich Marschner sie gern der Bühne
zugeführt; allein Familienverhält-
nisse und vor allem des jungen Mäd-
chens Neigung für literarische Arbei-
ten verhinderten dies. Erwachsen,
wandte sie sich nach Dresden, wo
Friedrich Kind sie in literarische
Kreise einführte und ihr die nötige
Unterstützung und Anregung zur Ver-
tiefung ihrer Bildung gewährte. Jn
Dresden lernte sie auch ihren Gatten,
Joh. Peter Lyser, kennen, mit dem
sie sich 1836 verheiratete; doch wurde
die Ehe, der zwei Töchter entsprossen,
schon nach sechs Jahren wieder ge-
löst. Die Beschäftigung mit dem Le-
ben und Dichten der Luise Karschin,
deren Biographie sie auch verfaßte,
erweckte in ihr die Lust, sich auch öf-
fentlich, wie sie es ja privatim so oft
mit Erfolg getan, als Stegreifdich-
terin zu betätigen. Friedr. Rückert
ermutigte sie, ihren Entschluß aus-
zuführen, und so trat sie von 1840-43
nacheinander in Wien, Berlin, Dres-
den, Hamburg, Leipzig, Prag, Pest,
Frankfurt a. M. mit kaum geahntem
Erfolge als Jmprovisatrice auf, in-
folgedessen sie fast an alle Höfe ge-
zogen wurde. Jm Jahre 1844 ver-
mählte sie sich mit dem Komponisten
Henri Hugo Pierson, wodurch ihre
kurze Laufbahn als Jmprovisatrice
[Spaltenumbruch]
Pie
schon wieder zum Abschluß gelangte,
da sie dieselbe auf Wunsch ihres Gat-
ten aufgab. Sie lebte mit demselben
in der Folge in Wien, Mainz, Würz-
burg, Stuttgart und seit 1846 in
Hamburg, später in Leipzig, bis sie
am 27. Januar 1873 Witwe ward.
Nach langer Unterbrechung ihrer
schriftstellerischen Tätigkeit, erst nach-
dem ihre Kinder herangewachsen
waren, nahm Karoline P. wieder die
Feder zur Hand und schrieb teils
anonym, teils unter dem Pseudonym
R. E. Hahn oder R. Edmund
Hahn.
Die Dichterin lebte viele
Jahre in Dresden, wo zwei ihrer
Söhne Besitzer einer Buchhandlung
sind, und konnte hier 1886 ihr 60-
jähriges Jubiläum als Dichterin
festlich begehen. Jm Jahre 1892
verlegte sie ihren Wohnsitz nach Cos-
wig bei Dresden in das Haus ihres
Sohnes Reginald P., der dort die be-
kannte Heilanstalt "Lindenhof" lei-
tet, und ist daselbst am 2. April 1899
gestorben.

S:

Liederkranz, 1834. -
Charakterbilder für deutsche Frauen
und Mädchen (Nn.), 1838. - (Jnhalt:
Die Verwahrlosete. - Lea. - Die
weiße Locke. - Die beiden Perlen-
schnüre. - Die Malerin. - Buch der
Lieder). - Herbstgabe (Taschenbuch
a. d. J. 1839-41). Neue Ausg. u.
d. T.: Zehn Novellen; III, 1842. -
Meister Albrecht Dürer (Dr.), 1840.
- Novellen, 1842 (Jnhalt: Getrennt
und doch vereint. - Das Leben im
Waldschlosse. - Lebensschattierungen.
- Jmanuel. - Konradin.) Starhem-
berg, oder: Die Bürger von Wien,
1865. - Der Verschwundene, 1866. -
Das graue Haus in der Rue Richelieu
(R.), 1867. - Hohenzollern u. Welfen
(R.); III, 1867-69. - Das Dokument
(N.), 1865. - Tat u. Gedanken (N.),
1868. - Bilder aus der Dichter- und
Künstlerwelt, 1870. - Schloß Hra-
wodar (R.); III, 1870. - Die Skla-
verei der Liebe (R.); II, 1873. - Ste-
phanie (R.); II, 1873. - Die falsche

*


[Spaltenumbruch]

Pie
lich einer Schulprüfung verriet ſich,
als Karoline zwölf Jahre alt war,
ihr ſogenanntes Jmproviſationsta-
lent, infolgedeſſen ſie von ihrem Leh-
rer Anleitung im deutſchen Versbau
erhielt. Überhaupt beſchäftigten ſich
ihre Lehrer, meiſt ausgezeichnete Ge-
lehrte, viel mit ihr, u. beſonders der
Direktor Burdach verſtand es, ihr
poetiſches Talent zu fördern. Auch
ihrem Verwandten, dem berühmten
Archäologen Dr. Peſchek, verdankte
ſie viel, ſo daß ihr, als ſie ſpäter als
Jmproviſatrice auftrat, eine gründ-
liche wiſſenſchaftliche Bildung dienſt-
bar war. Wegen ihrer ſchönen Sing-
ſtimme hätte ihr Landsmann Hein-
rich Marſchner ſie gern der Bühne
zugeführt; allein Familienverhält-
niſſe und vor allem des jungen Mäd-
chens Neigung für literariſche Arbei-
ten verhinderten dies. Erwachſen,
wandte ſie ſich nach Dresden, wo
Friedrich Kind ſie in literariſche
Kreiſe einführte und ihr die nötige
Unterſtützung und Anregung zur Ver-
tiefung ihrer Bildung gewährte. Jn
Dresden lernte ſie auch ihren Gatten,
Joh. Peter Lyſer, kennen, mit dem
ſie ſich 1836 verheiratete; doch wurde
die Ehe, der zwei Töchter entſproſſen,
ſchon nach ſechs Jahren wieder ge-
löſt. Die Beſchäftigung mit dem Le-
ben und Dichten der Luiſe Karſchin,
deren Biographie ſie auch verfaßte,
erweckte in ihr die Luſt, ſich auch öf-
fentlich, wie ſie es ja privatim ſo oft
mit Erfolg getan, als Stegreifdich-
terin zu betätigen. Friedr. Rückert
ermutigte ſie, ihren Entſchluß aus-
zuführen, und ſo trat ſie von 1840‒43
nacheinander in Wien, Berlin, Dres-
den, Hamburg, Leipzig, Prag, Peſt,
Frankfurt a. M. mit kaum geahntem
Erfolge als Jmproviſatrice auf, in-
folgedeſſen ſie faſt an alle Höfe ge-
zogen wurde. Jm Jahre 1844 ver-
mählte ſie ſich mit dem Komponiſten
Henri Hugo Pierſon, wodurch ihre
kurze Laufbahn als Jmproviſatrice
[Spaltenumbruch]
Pie
ſchon wieder zum Abſchluß gelangte,
da ſie dieſelbe auf Wunſch ihres Gat-
ten aufgab. Sie lebte mit demſelben
in der Folge in Wien, Mainz, Würz-
burg, Stuttgart und ſeit 1846 in
Hamburg, ſpäter in Leipzig, bis ſie
am 27. Januar 1873 Witwe ward.
Nach langer Unterbrechung ihrer
ſchriftſtelleriſchen Tätigkeit, erſt nach-
dem ihre Kinder herangewachſen
waren, nahm Karoline P. wieder die
Feder zur Hand und ſchrieb teils
anonym, teils unter dem Pſeudonym
R. E. Hahn oder R. Edmund
Hahn.
Die Dichterin lebte viele
Jahre in Dresden, wo zwei ihrer
Söhne Beſitzer einer Buchhandlung
ſind, und konnte hier 1886 ihr 60-
jähriges Jubiläum als Dichterin
feſtlich begehen. Jm Jahre 1892
verlegte ſie ihren Wohnſitz nach Cos-
wig bei Dresden in das Haus ihres
Sohnes Reginald P., der dort die be-
kannte Heilanſtalt „Lindenhof“ lei-
tet, und iſt daſelbſt am 2. April 1899
geſtorben.

S:

Liederkranz, 1834. ‒
Charakterbilder für deutſche Frauen
und Mädchen (Nn.), 1838. ‒ (Jnhalt:
Die Verwahrloſete. ‒ Lea. ‒ Die
weiße Locke. ‒ Die beiden Perlen-
ſchnüre. ‒ Die Malerin. ‒ Buch der
Lieder). ‒ Herbſtgabe (Taſchenbuch
a. d. J. 1839‒41). Neue Ausg. u.
d. T.: Zehn Novellen; III, 1842. ‒
Meiſter Albrecht Dürer (Dr.), 1840.
‒ Novellen, 1842 (Jnhalt: Getrennt
und doch vereint. ‒ Das Leben im
Waldſchloſſe. ‒ Lebensſchattierungen.
‒ Jmanuel. ‒ Konradin.) Starhem-
berg, oder: Die Bürger von Wien,
1865. ‒ Der Verſchwundene, 1866. ‒
Das graue Haus in der Rue Richelieu
(R.), 1867. ‒ Hohenzollern u. Welfen
(R.); III, 1867‒69. ‒ Das Dokument
(N.), 1865. ‒ Tat u. Gedanken (N.),
1868. ‒ Bilder aus der Dichter- und
Künſtlerwelt, 1870. ‒ Schloß Hra-
wodar (R.); III, 1870. ‒ Die Skla-
verei der Liebe (R.); II, 1873. ‒ Ste-
phanie (R.); II, 1873. ‒ Die falſche

*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="index" n="1">
        <p><pb facs="#f0291" n="287"/><lb/><cb/><lb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Pie</hi></fw><lb/>
lich einer Schulprüfung verriet &#x017F;ich,<lb/>
als Karoline zwölf Jahre alt war,<lb/>
ihr &#x017F;ogenanntes Jmprovi&#x017F;ationsta-<lb/>
lent, infolgede&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie von ihrem Leh-<lb/>
rer Anleitung im deut&#x017F;chen Versbau<lb/>
erhielt. Überhaupt be&#x017F;chäftigten &#x017F;ich<lb/>
ihre Lehrer, mei&#x017F;t ausgezeichnete Ge-<lb/>
lehrte, viel mit ihr, u. be&#x017F;onders der<lb/>
Direktor Burdach ver&#x017F;tand es, ihr<lb/>
poeti&#x017F;ches Talent zu fördern. Auch<lb/>
ihrem Verwandten, dem berühmten<lb/>
Archäologen <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Pe&#x017F;chek, verdankte<lb/>
&#x017F;ie viel, &#x017F;o daß ihr, als &#x017F;ie &#x017F;päter als<lb/>
Jmprovi&#x017F;atrice auftrat, eine gründ-<lb/>
liche wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftliche Bildung dien&#x017F;t-<lb/>
bar war. Wegen ihrer &#x017F;chönen Sing-<lb/>
&#x017F;timme hätte ihr Landsmann Hein-<lb/>
rich Mar&#x017F;chner &#x017F;ie gern der Bühne<lb/>
zugeführt; allein Familienverhält-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;e und vor allem des jungen Mäd-<lb/>
chens Neigung für literari&#x017F;che Arbei-<lb/>
ten verhinderten dies. Erwach&#x017F;en,<lb/>
wandte &#x017F;ie &#x017F;ich nach Dresden, wo<lb/>
Friedrich Kind &#x017F;ie in literari&#x017F;che<lb/>
Krei&#x017F;e einführte und ihr die nötige<lb/>
Unter&#x017F;tützung und Anregung zur Ver-<lb/>
tiefung ihrer Bildung gewährte. Jn<lb/>
Dresden lernte &#x017F;ie auch ihren Gatten,<lb/>
Joh. Peter <hi rendition="#g">Ly&#x017F;er,</hi> kennen, mit dem<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich 1836 verheiratete; doch wurde<lb/>
die Ehe, der zwei Töchter ent&#x017F;pro&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
&#x017F;chon nach &#x017F;echs Jahren wieder ge-<lb/>&#x017F;t. Die Be&#x017F;chäftigung mit dem Le-<lb/>
ben und Dichten der Lui&#x017F;e Kar&#x017F;chin,<lb/>
deren Biographie &#x017F;ie auch verfaßte,<lb/>
erweckte in ihr die Lu&#x017F;t, &#x017F;ich auch öf-<lb/>
fentlich, wie &#x017F;ie es ja privatim &#x017F;o oft<lb/>
mit Erfolg getan, als Stegreifdich-<lb/>
terin zu betätigen. Friedr. Rückert<lb/>
ermutigte &#x017F;ie, ihren Ent&#x017F;chluß aus-<lb/>
zuführen, und &#x017F;o trat &#x017F;ie von 1840&#x2012;43<lb/>
nacheinander in Wien, Berlin, Dres-<lb/>
den, Hamburg, Leipzig, Prag, Pe&#x017F;t,<lb/>
Frankfurt a. M. mit kaum geahntem<lb/>
Erfolge als Jmprovi&#x017F;atrice auf, in-<lb/>
folgede&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie fa&#x017F;t an alle Höfe ge-<lb/>
zogen wurde. Jm Jahre 1844 ver-<lb/>
mählte &#x017F;ie &#x017F;ich mit dem Komponi&#x017F;ten<lb/>
Henri Hugo <hi rendition="#g">Pier&#x017F;on,</hi> wodurch ihre<lb/>
kurze Laufbahn als Jmprovi&#x017F;atrice<lb/><cb/><lb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Pie</hi></fw><lb/>
&#x017F;chon wieder zum Ab&#x017F;chluß gelangte,<lb/>
da &#x017F;ie die&#x017F;elbe auf Wun&#x017F;ch ihres Gat-<lb/>
ten aufgab. Sie lebte mit dem&#x017F;elben<lb/>
in der Folge in Wien, Mainz, Würz-<lb/>
burg, Stuttgart und &#x017F;eit 1846 in<lb/>
Hamburg, &#x017F;päter in Leipzig, bis &#x017F;ie<lb/>
am 27. Januar 1873 Witwe ward.<lb/>
Nach langer Unterbrechung ihrer<lb/>
&#x017F;chrift&#x017F;telleri&#x017F;chen Tätigkeit, er&#x017F;t nach-<lb/>
dem ihre Kinder herangewach&#x017F;en<lb/>
waren, nahm Karoline P. wieder die<lb/>
Feder zur Hand und &#x017F;chrieb teils<lb/>
anonym, teils unter dem P&#x017F;eudonym<lb/>
R. E. <hi rendition="#g">Hahn</hi> oder R. <hi rendition="#g">Edmund<lb/>
Hahn.</hi> Die Dichterin lebte viele<lb/>
Jahre in Dresden, wo zwei ihrer<lb/>
Söhne Be&#x017F;itzer einer Buchhandlung<lb/>
&#x017F;ind, und konnte hier 1886 ihr 60-<lb/>
jähriges Jubiläum als Dichterin<lb/>
fe&#x017F;tlich begehen. Jm Jahre 1892<lb/>
verlegte &#x017F;ie ihren Wohn&#x017F;itz nach Cos-<lb/>
wig bei Dresden in das Haus ihres<lb/>
Sohnes Reginald P., der dort die be-<lb/>
kannte Heilan&#x017F;talt &#x201E;Lindenhof&#x201C; lei-<lb/>
tet, und i&#x017F;t da&#x017F;elb&#x017F;t am 2. April 1899<lb/>
ge&#x017F;torben. </p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p>Liederkranz, 1834. &#x2012;<lb/>
Charakterbilder für deut&#x017F;che Frauen<lb/>
und Mädchen (Nn.), 1838. &#x2012; (Jnhalt:<lb/>
Die Verwahrlo&#x017F;ete. &#x2012; Lea. &#x2012; Die<lb/>
weiße Locke. &#x2012; Die beiden Perlen-<lb/>
&#x017F;chnüre. &#x2012; Die Malerin. &#x2012; Buch der<lb/>
Lieder). &#x2012; Herb&#x017F;tgabe (Ta&#x017F;chenbuch<lb/>
a. d. J. 1839&#x2012;41). Neue Ausg. u.<lb/>
d. T.: Zehn Novellen; <hi rendition="#aq">III,</hi> 1842. &#x2012;<lb/>
Mei&#x017F;ter Albrecht Dürer (Dr.), 1840.<lb/>
&#x2012; Novellen, 1842 (Jnhalt: Getrennt<lb/>
und doch vereint. &#x2012; Das Leben im<lb/>
Wald&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;e. &#x2012; Lebens&#x017F;chattierungen.<lb/>
&#x2012; Jmanuel. &#x2012; Konradin.) Starhem-<lb/>
berg, oder: Die Bürger von Wien,<lb/>
1865. &#x2012; Der Ver&#x017F;chwundene, 1866. &#x2012;<lb/>
Das graue Haus in der Rue Richelieu<lb/>
(R.), 1867. &#x2012; Hohenzollern u. Welfen<lb/>
(R.); <hi rendition="#aq">III,</hi> 1867&#x2012;69. &#x2012; Das Dokument<lb/>
(N.), 1865. &#x2012; Tat u. Gedanken (N.),<lb/>
1868. &#x2012; Bilder aus der Dichter- und<lb/>
Kün&#x017F;tlerwelt, 1870. &#x2012; Schloß Hra-<lb/>
wodar (R.); <hi rendition="#aq">III,</hi> 1870. &#x2012; Die Skla-<lb/>
verei der Liebe (R.); <hi rendition="#aq">II,</hi> 1873. &#x2012; Ste-<lb/>
phanie (R.); <hi rendition="#aq">II,</hi> 1873. &#x2012; Die fal&#x017F;che<lb/>
<fw type="sig" place="bottom">*</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[287/0291] Pie Pie lich einer Schulprüfung verriet ſich, als Karoline zwölf Jahre alt war, ihr ſogenanntes Jmproviſationsta- lent, infolgedeſſen ſie von ihrem Leh- rer Anleitung im deutſchen Versbau erhielt. Überhaupt beſchäftigten ſich ihre Lehrer, meiſt ausgezeichnete Ge- lehrte, viel mit ihr, u. beſonders der Direktor Burdach verſtand es, ihr poetiſches Talent zu fördern. Auch ihrem Verwandten, dem berühmten Archäologen Dr. Peſchek, verdankte ſie viel, ſo daß ihr, als ſie ſpäter als Jmproviſatrice auftrat, eine gründ- liche wiſſenſchaftliche Bildung dienſt- bar war. Wegen ihrer ſchönen Sing- ſtimme hätte ihr Landsmann Hein- rich Marſchner ſie gern der Bühne zugeführt; allein Familienverhält- niſſe und vor allem des jungen Mäd- chens Neigung für literariſche Arbei- ten verhinderten dies. Erwachſen, wandte ſie ſich nach Dresden, wo Friedrich Kind ſie in literariſche Kreiſe einführte und ihr die nötige Unterſtützung und Anregung zur Ver- tiefung ihrer Bildung gewährte. Jn Dresden lernte ſie auch ihren Gatten, Joh. Peter Lyſer, kennen, mit dem ſie ſich 1836 verheiratete; doch wurde die Ehe, der zwei Töchter entſproſſen, ſchon nach ſechs Jahren wieder ge- löſt. Die Beſchäftigung mit dem Le- ben und Dichten der Luiſe Karſchin, deren Biographie ſie auch verfaßte, erweckte in ihr die Luſt, ſich auch öf- fentlich, wie ſie es ja privatim ſo oft mit Erfolg getan, als Stegreifdich- terin zu betätigen. Friedr. Rückert ermutigte ſie, ihren Entſchluß aus- zuführen, und ſo trat ſie von 1840‒43 nacheinander in Wien, Berlin, Dres- den, Hamburg, Leipzig, Prag, Peſt, Frankfurt a. M. mit kaum geahntem Erfolge als Jmproviſatrice auf, in- folgedeſſen ſie faſt an alle Höfe ge- zogen wurde. Jm Jahre 1844 ver- mählte ſie ſich mit dem Komponiſten Henri Hugo Pierſon, wodurch ihre kurze Laufbahn als Jmproviſatrice ſchon wieder zum Abſchluß gelangte, da ſie dieſelbe auf Wunſch ihres Gat- ten aufgab. Sie lebte mit demſelben in der Folge in Wien, Mainz, Würz- burg, Stuttgart und ſeit 1846 in Hamburg, ſpäter in Leipzig, bis ſie am 27. Januar 1873 Witwe ward. Nach langer Unterbrechung ihrer ſchriftſtelleriſchen Tätigkeit, erſt nach- dem ihre Kinder herangewachſen waren, nahm Karoline P. wieder die Feder zur Hand und ſchrieb teils anonym, teils unter dem Pſeudonym R. E. Hahn oder R. Edmund Hahn. Die Dichterin lebte viele Jahre in Dresden, wo zwei ihrer Söhne Beſitzer einer Buchhandlung ſind, und konnte hier 1886 ihr 60- jähriges Jubiläum als Dichterin feſtlich begehen. Jm Jahre 1892 verlegte ſie ihren Wohnſitz nach Cos- wig bei Dresden in das Haus ihres Sohnes Reginald P., der dort die be- kannte Heilanſtalt „Lindenhof“ lei- tet, und iſt daſelbſt am 2. April 1899 geſtorben. S: Liederkranz, 1834. ‒ Charakterbilder für deutſche Frauen und Mädchen (Nn.), 1838. ‒ (Jnhalt: Die Verwahrloſete. ‒ Lea. ‒ Die weiße Locke. ‒ Die beiden Perlen- ſchnüre. ‒ Die Malerin. ‒ Buch der Lieder). ‒ Herbſtgabe (Taſchenbuch a. d. J. 1839‒41). Neue Ausg. u. d. T.: Zehn Novellen; III, 1842. ‒ Meiſter Albrecht Dürer (Dr.), 1840. ‒ Novellen, 1842 (Jnhalt: Getrennt und doch vereint. ‒ Das Leben im Waldſchloſſe. ‒ Lebensſchattierungen. ‒ Jmanuel. ‒ Konradin.) Starhem- berg, oder: Die Bürger von Wien, 1865. ‒ Der Verſchwundene, 1866. ‒ Das graue Haus in der Rue Richelieu (R.), 1867. ‒ Hohenzollern u. Welfen (R.); III, 1867‒69. ‒ Das Dokument (N.), 1865. ‒ Tat u. Gedanken (N.), 1868. ‒ Bilder aus der Dichter- und Künſtlerwelt, 1870. ‒ Schloß Hra- wodar (R.); III, 1870. ‒ Die Skla- verei der Liebe (R.); II, 1873. ‒ Ste- phanie (R.); II, 1873. ‒ Die falſche *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon05_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon05_1913/291
Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon05_1913/291>, abgerufen am 21.11.2024.