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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

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zeitig Strafanstaltsprediger daselbst;
seit 1910 wirkt er als Pfarrer in
Wiesbaden.

S:

Einfache Geschich-
ten, 1899. - Aus der Stille (Lr.),
1902. - Hasselbach und Wildendorn
(Erzählungen aus dem Westerwälder
Volksleben), 1903. - Jeremia (Dra-
mat. D.), 1905. - Unter den langen
Dächern (Neue Erzähl. vom Wester-
wald), 1906. - Menschenlied (Neue
Ge.), 1906. - Westerwälder Volks-
erzählungen. Eingeleitet v. Walther
Schulte vom Brühl; 1. Tl., 1906 (Jn-
halt: I. "Freibier". - Das Stoppel-
kalb). - Adam Notmann. Ein Leben
in der Zelle (R.), 1906. - Von der
Erde und vom Menschen (Bauern-
geschn.), 1907. - Auf der Jnsel (Zucht-
hausgeschn.), 1910. - Vom Weibe bist
du (R.), 1911. - Jm Netz (Nn.), 1912.

Philippson, Ludwig,

Sohn eines
jüdischen Lehrers an der herzoglichen
Franz-Schule und Schriftstellers in
deutscher und hebräischer Sprache,
wurde am 28. Dezbr. 1811 zu Dessau
geboren, verlor seinen Vater bereits
im dritten Jahre u. wurde von seiner
Mutter u. seinem älteren Bruder in
der Liebe zur Wissenschaft erzogen.
Jm Jahre 1825 kam er auf die latei-
nische Schule des Waisenhauses in
Halle, als deren Zögling er "Die
Propheten Hosea, Joel, Jona, Obad-
ja und Nahum in metrisch-deutscher
Übersetzung" veröffentlichte u. unter
dem Namen seines Bruders Phöbus,
der in Halle Medizin studierte, her-
ausgab. Ludwig studierte dann von
1829-33 in Berlin Philologie, Philo-
sophie, Naturwissenschaften, Geschichte
und jüdische Theologie. Jn diese Zeit
fallen mehrere seiner gelehrten Schrif-
ten, deren Bedeutung die Universität
Jena durch Verleihung der Doktor-
würde anerkannte. Jm Herbst 1833
folgte er einem Rufe als Prediger u.
Dirigent der Religionsschule, sowie
als Rabbiner des Magdeburger Sy-
nagogenbezirks nach Magdeburg, wo
er durch seine Predigten (erschienen
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Phi
unter dem Titel "Siloah"), durch
das im Jahre 1834 begründete "Js-
raelitische Predigt- und Schulmaga-
zin", durch die 1836 an dessen Stelle
gesetzte "Allgemeine Zeitung des Ju-
dentums", insonderheit aber durch
seine großartigen Bemühungen zur
Verbesserung der sozialen und poli-
tischen Zustände seiner Glaubens-
genossen in außerdeutschen Ländern
eine weitverbreitete und segensreiche
Wirksamkeit entwickelte. Die Ereig-
nisse des Jahres 1848 trafen P. auf
der gemäßigt-liberalen Seite; er
nahm sich damals besonders der ge-
werblichen Verhältnisse an, wurde
1849 Mitglied des Gewerberates u.
1850 des inneren Gewerberates, auch
Präsident des allgemeinen Lehrer-
vereins der Provinz Sachsen. Jm
Winter 1850-51 u. 1852-53 hielt er
wieder öffentliche Vorlesungen, er-
krankte aber infolge seiner vielseiti-
gen, anstrengenden Tätigkeit. Nach
seiner Genesung machte er 1853 eine
Reise nach Prag u. Wien, 1854 nach
Paris und 1855 nach Brüssel, wo er
in maßgebenden Kreisen für die rus-
sischen u. orientalischen Juden wirkte;
auch gründete er 1855 das Jnstitut
zur Förderung israelitischer Litera-
tur, das sich durch 18 Jahre seines
Bestehens schöner Erfolge erfreute.
Das Unglück, beinahe gänzlich zu er-
blinden, nötigte ihn, 1862 sein Amt
niederzulegen; er siedelte nach Bonn
über, wo er seitdem, von seiner Gat-
tin unterstützt, seine schriftstellerische
Tätigkeit fortsetzte u. am 29. Dezbr.
1889 starb.

S:

Stimmen und Stim-
mungen aus der Zeit (Ge.), 1849. -
Saron (Gesammelte Dn., mit seinem
Bruder hrsg.); V, 1843-63. - Das
Jch (Dd. G.), 1859. - Sepphoris u.
Rom (Histor. R.); II, 2. A. 1866. -
Jakob Tirado (Hist. R.), 1867. - An
den Strömen durch drei Jahrhun-
derte (En.), 1872. - Die Entthronten
(Tr.), 1869. - Gesammelte Schriften
(hrsg. v. Martin Philippson), 1891 ff.

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Phi
zeitig Strafanſtaltsprediger daſelbſt;
ſeit 1910 wirkt er als Pfarrer in
Wiesbaden.

S:

Einfache Geſchich-
ten, 1899. ‒ Aus der Stille (Lr.),
1902. ‒ Haſſelbach und Wildendorn
(Erzählungen aus dem Weſterwälder
Volksleben), 1903. ‒ Jeremia (Dra-
mat. D.), 1905. ‒ Unter den langen
Dächern (Neue Erzähl. vom Weſter-
wald), 1906. ‒ Menſchenlied (Neue
Ge.), 1906. ‒ Weſterwälder Volks-
erzählungen. Eingeleitet v. Walther
Schulte vom Brühl; 1. Tl., 1906 (Jn-
halt: I. „Freibier“. ‒ Das Stoppel-
kalb). ‒ Adam Notmann. Ein Leben
in der Zelle (R.), 1906. ‒ Von der
Erde und vom Menſchen (Bauern-
geſchn.), 1907. ‒ Auf der Jnſel (Zucht-
hausgeſchn.), 1910. ‒ Vom Weibe biſt
du (R.), 1911. ‒ Jm Netz (Nn.), 1912.

Philippſon, Ludwig,

Sohn eines
jüdiſchen Lehrers an der herzoglichen
Franz-Schule und Schriftſtellers in
deutſcher und hebräiſcher Sprache,
wurde am 28. Dezbr. 1811 zu Deſſau
geboren, verlor ſeinen Vater bereits
im dritten Jahre u. wurde von ſeiner
Mutter u. ſeinem älteren Bruder in
der Liebe zur Wiſſenſchaft erzogen.
Jm Jahre 1825 kam er auf die latei-
niſche Schule des Waiſenhauſes in
Halle, als deren Zögling er „Die
Propheten Hoſea, Joel, Jona, Obad-
ja und Nahum in metriſch-deutſcher
Überſetzung“ veröffentlichte u. unter
dem Namen ſeines Bruders Phöbus,
der in Halle Medizin ſtudierte, her-
ausgab. Ludwig ſtudierte dann von
1829‒33 in Berlin Philologie, Philo-
ſophie, Naturwiſſenſchaften, Geſchichte
und jüdiſche Theologie. Jn dieſe Zeit
fallen mehrere ſeiner gelehrten Schrif-
ten, deren Bedeutung die Univerſität
Jena durch Verleihung der Doktor-
würde anerkannte. Jm Herbſt 1833
folgte er einem Rufe als Prediger u.
Dirigent der Religionsſchule, ſowie
als Rabbiner des Magdeburger Sy-
nagogenbezirks nach Magdeburg, wo
er durch ſeine Predigten (erſchienen
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Phi
unter dem Titel „Siloah“), durch
das im Jahre 1834 begründete „Js-
raelitiſche Predigt- und Schulmaga-
zin“, durch die 1836 an deſſen Stelle
geſetzte „Allgemeine Zeitung des Ju-
dentums“, inſonderheit aber durch
ſeine großartigen Bemühungen zur
Verbeſſerung der ſozialen und poli-
tiſchen Zuſtände ſeiner Glaubens-
genoſſen in außerdeutſchen Ländern
eine weitverbreitete und ſegensreiche
Wirkſamkeit entwickelte. Die Ereig-
niſſe des Jahres 1848 trafen P. auf
der gemäßigt-liberalen Seite; er
nahm ſich damals beſonders der ge-
werblichen Verhältniſſe an, wurde
1849 Mitglied des Gewerberates u.
1850 des inneren Gewerberates, auch
Präſident des allgemeinen Lehrer-
vereins der Provinz Sachſen. Jm
Winter 1850‒51 u. 1852‒53 hielt er
wieder öffentliche Vorleſungen, er-
krankte aber infolge ſeiner vielſeiti-
gen, anſtrengenden Tätigkeit. Nach
ſeiner Geneſung machte er 1853 eine
Reiſe nach Prag u. Wien, 1854 nach
Paris und 1855 nach Brüſſel, wo er
in maßgebenden Kreiſen für die ruſ-
ſiſchen u. orientaliſchen Juden wirkte;
auch gründete er 1855 das Jnſtitut
zur Förderung israelitiſcher Litera-
tur, das ſich durch 18 Jahre ſeines
Beſtehens ſchöner Erfolge erfreute.
Das Unglück, beinahe gänzlich zu er-
blinden, nötigte ihn, 1862 ſein Amt
niederzulegen; er ſiedelte nach Bonn
über, wo er ſeitdem, von ſeiner Gat-
tin unterſtützt, ſeine ſchriftſtelleriſche
Tätigkeit fortſetzte u. am 29. Dezbr.
1889 ſtarb.

S:

Stimmen und Stim-
mungen aus der Zeit (Ge.), 1849. ‒
Saron (Geſammelte Dn., mit ſeinem
Bruder hrsg.); V, 1843‒63. ‒ Das
Jch (Dd. G.), 1859. ‒ Sepphoris u.
Rom (Hiſtor. R.); II, 2. A. 1866. ‒
Jakob Tirado (Hiſt. R.), 1867. ‒ An
den Strömen durch drei Jahrhun-
derte (En.), 1872. ‒ Die Entthronten
(Tr.), 1869. ‒ Geſammelte Schriften
(hrsg. v. Martin Philippſon), 1891 ff.

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[281/0285] Phi Phi zeitig Strafanſtaltsprediger daſelbſt; ſeit 1910 wirkt er als Pfarrer in Wiesbaden. S: Einfache Geſchich- ten, 1899. ‒ Aus der Stille (Lr.), 1902. ‒ Haſſelbach und Wildendorn (Erzählungen aus dem Weſterwälder Volksleben), 1903. ‒ Jeremia (Dra- mat. D.), 1905. ‒ Unter den langen Dächern (Neue Erzähl. vom Weſter- wald), 1906. ‒ Menſchenlied (Neue Ge.), 1906. ‒ Weſterwälder Volks- erzählungen. Eingeleitet v. Walther Schulte vom Brühl; 1. Tl., 1906 (Jn- halt: I. „Freibier“. ‒ Das Stoppel- kalb). ‒ Adam Notmann. Ein Leben in der Zelle (R.), 1906. ‒ Von der Erde und vom Menſchen (Bauern- geſchn.), 1907. ‒ Auf der Jnſel (Zucht- hausgeſchn.), 1910. ‒ Vom Weibe biſt du (R.), 1911. ‒ Jm Netz (Nn.), 1912. Philippſon, Ludwig, Sohn eines jüdiſchen Lehrers an der herzoglichen Franz-Schule und Schriftſtellers in deutſcher und hebräiſcher Sprache, wurde am 28. Dezbr. 1811 zu Deſſau geboren, verlor ſeinen Vater bereits im dritten Jahre u. wurde von ſeiner Mutter u. ſeinem älteren Bruder in der Liebe zur Wiſſenſchaft erzogen. Jm Jahre 1825 kam er auf die latei- niſche Schule des Waiſenhauſes in Halle, als deren Zögling er „Die Propheten Hoſea, Joel, Jona, Obad- ja und Nahum in metriſch-deutſcher Überſetzung“ veröffentlichte u. unter dem Namen ſeines Bruders Phöbus, der in Halle Medizin ſtudierte, her- ausgab. Ludwig ſtudierte dann von 1829‒33 in Berlin Philologie, Philo- ſophie, Naturwiſſenſchaften, Geſchichte und jüdiſche Theologie. Jn dieſe Zeit fallen mehrere ſeiner gelehrten Schrif- ten, deren Bedeutung die Univerſität Jena durch Verleihung der Doktor- würde anerkannte. Jm Herbſt 1833 folgte er einem Rufe als Prediger u. Dirigent der Religionsſchule, ſowie als Rabbiner des Magdeburger Sy- nagogenbezirks nach Magdeburg, wo er durch ſeine Predigten (erſchienen unter dem Titel „Siloah“), durch das im Jahre 1834 begründete „Js- raelitiſche Predigt- und Schulmaga- zin“, durch die 1836 an deſſen Stelle geſetzte „Allgemeine Zeitung des Ju- dentums“, inſonderheit aber durch ſeine großartigen Bemühungen zur Verbeſſerung der ſozialen und poli- tiſchen Zuſtände ſeiner Glaubens- genoſſen in außerdeutſchen Ländern eine weitverbreitete und ſegensreiche Wirkſamkeit entwickelte. Die Ereig- niſſe des Jahres 1848 trafen P. auf der gemäßigt-liberalen Seite; er nahm ſich damals beſonders der ge- werblichen Verhältniſſe an, wurde 1849 Mitglied des Gewerberates u. 1850 des inneren Gewerberates, auch Präſident des allgemeinen Lehrer- vereins der Provinz Sachſen. Jm Winter 1850‒51 u. 1852‒53 hielt er wieder öffentliche Vorleſungen, er- krankte aber infolge ſeiner vielſeiti- gen, anſtrengenden Tätigkeit. Nach ſeiner Geneſung machte er 1853 eine Reiſe nach Prag u. Wien, 1854 nach Paris und 1855 nach Brüſſel, wo er in maßgebenden Kreiſen für die ruſ- ſiſchen u. orientaliſchen Juden wirkte; auch gründete er 1855 das Jnſtitut zur Förderung israelitiſcher Litera- tur, das ſich durch 18 Jahre ſeines Beſtehens ſchöner Erfolge erfreute. Das Unglück, beinahe gänzlich zu er- blinden, nötigte ihn, 1862 ſein Amt niederzulegen; er ſiedelte nach Bonn über, wo er ſeitdem, von ſeiner Gat- tin unterſtützt, ſeine ſchriftſtelleriſche Tätigkeit fortſetzte u. am 29. Dezbr. 1889 ſtarb. S: Stimmen und Stim- mungen aus der Zeit (Ge.), 1849. ‒ Saron (Geſammelte Dn., mit ſeinem Bruder hrsg.); V, 1843‒63. ‒ Das Jch (Dd. G.), 1859. ‒ Sepphoris u. Rom (Hiſtor. R.); II, 2. A. 1866. ‒ Jakob Tirado (Hiſt. R.), 1867. ‒ An den Strömen durch drei Jahrhun- derte (En.), 1872. ‒ Die Entthronten (Tr.), 1869. ‒ Geſammelte Schriften (hrsg. v. Martin Philippſon), 1891 ff. *

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Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon05_1913/285>, abgerufen am 21.11.2024.