Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Oese Erweiterung seiner Studien noch einJahr lang in Berlin zugebracht und die Städte Leipzig, Dresden, Prag, Wien, München, Nürnberg u. deren Kunstschätze besucht hatte, kehrte er in die Heimat zurück, wurde 1843 Vikar zu Diegten, Kanton Baselland, 1845 Pfarrer zu Waldenburg am Fuße des obern Hauenstein in einem engen von Felsen umschlossenen Tale, u. 1866 Prediger an der Strafanstalt zu Basel. Seit 1885 wirkte er als Prediger zu Benken, Kanton Basel- land, und hier starb er am 15. Dezbr. 1891. S: Sechzig Kreuz- und Trost- *Oeser, August, geboren 1865 in Oese Sondershausen, um bei Ad. Schultzeund Musikdirektor Ritter Studien im Kontrapunkt zu machen. Nach andert- halb Jahren ging er nach München, wo er bei Rheinberger u. F. Lachner ein Jahr lang Unterricht nahm und sich dann autodidaktisch weiterbildete. Von 1889-97 lebte er in Hamburg, wo er viele Konzerte (Aufführungen seiner Kompositionen) gab, sich aber auch viel mit philosophischen u. theo- sophischen Fragen beschäftigte, die ihn schließlich zur Vertretung des strenggläubigen Christentums führ- ten. Von 1897-1900 lebte O. in Wilhelmsburg b. Hamburg, 1900-07 in Charlottenburg, wo er nicht nur Konzerte veranstaltete, sondern auch philosophisch-theosophische Vorträge hielt, und hat seitdem seinen Wohn- sitz in seiner Vaterstadt Schwerin. Außer zahlreichen Kompositionen ver- schiedenster Art (zum Teil unter dem Namen "Fernando") und einigen philosophischen und theosophischen Schriften veröffentlichte er S: Dich- Oeser, Hermann, ein Sohn des be- S: Vom Tage (Paraboli- *
Oeſe Erweiterung ſeiner Studien noch einJahr lang in Berlin zugebracht und die Städte Leipzig, Dresden, Prag, Wien, München, Nürnberg u. deren Kunſtſchätze beſucht hatte, kehrte er in die Heimat zurück, wurde 1843 Vikar zu Diegten, Kanton Baſelland, 1845 Pfarrer zu Waldenburg am Fuße des obern Hauenſtein in einem engen von Felſen umſchloſſenen Tale, u. 1866 Prediger an der Strafanſtalt zu Baſel. Seit 1885 wirkte er als Prediger zu Benken, Kanton Baſel- land, und hier ſtarb er am 15. Dezbr. 1891. S: Sechzig Kreuz- und Troſt- *Oeſer, Auguſt, geboren 1865 in Oeſe Sondershauſen, um bei Ad. Schultzeund Muſikdirektor Ritter Studien im Kontrapunkt zu machen. Nach andert- halb Jahren ging er nach München, wo er bei Rheinberger u. F. Lachner ein Jahr lang Unterricht nahm und ſich dann autodidaktiſch weiterbildete. Von 1889‒97 lebte er in Hamburg, wo er viele Konzerte (Aufführungen ſeiner Kompoſitionen) gab, ſich aber auch viel mit philoſophiſchen u. theo- ſophiſchen Fragen beſchäftigte, die ihn ſchließlich zur Vertretung des ſtrenggläubigen Chriſtentums führ- ten. Von 1897‒1900 lebte O. in Wilhelmsburg b. Hamburg, 1900‒07 in Charlottenburg, wo er nicht nur Konzerte veranſtaltete, ſondern auch philoſophiſch-theoſophiſche Vorträge hielt, und hat ſeitdem ſeinen Wohn- ſitz in ſeiner Vaterſtadt Schwerin. Außer zahlreichen Kompoſitionen ver- ſchiedenſter Art (zum Teil unter dem Namen „Fernando“) und einigen philoſophiſchen und theoſophiſchen Schriften veröffentlichte er S: Dich- Oeſer, Hermann, ein Sohn des be- S: Vom Tage (Paraboli- *
<TEI> <text> <body> <div type="index" n="1"> <p><pb facs="#f0204" n="200"/><lb/><cb/><lb/> <fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Oeſe</hi></fw><lb/> Erweiterung ſeiner Studien noch ein<lb/> Jahr lang in Berlin zugebracht und<lb/> die Städte Leipzig, Dresden, Prag,<lb/> Wien, München, Nürnberg u. deren<lb/> Kunſtſchätze beſucht hatte, kehrte er<lb/> in die Heimat zurück, wurde 1843<lb/> Vikar zu Diegten, Kanton Baſelland,<lb/> 1845 Pfarrer zu Waldenburg am<lb/> Fuße des obern Hauenſtein in einem<lb/> engen von Felſen umſchloſſenen Tale,<lb/> u. 1866 Prediger an der Strafanſtalt<lb/> zu Baſel. Seit 1885 wirkte er als<lb/> Prediger zu Benken, Kanton Baſel-<lb/> land, und hier ſtarb er am 15. Dezbr.<lb/> 1891. </p><lb/> <div type="bibliography" n="2"> <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head> <p>Sechzig Kreuz- und Troſt-<lb/> lieder, 1856. 2. verm. A. u. d. T.:<lb/> Kreuz- u. Troſtlieder, 1865. ‒ Album<lb/> lyriſcher Originalien (Anthol.), hrsg.<lb/> 1858. ‒ Liederbuch 1842‒74; 1875. ‒<lb/> Leben und Streben (Reimſprüche),<lb/> 1878. ‒ Geiſtliche Triolette, 1882. ‒<lb/> Neue Lieder (1874‒84); 1885. ‒ Bru-<lb/> der Adolphus (Kloſteridyll), 1887. ‒<lb/> Weihnachtskantate in Abtlgn., komp.<lb/> v. W. Haller, Regensburg o. J. ‒<lb/> Schweizeriſche Kunſt. Ein Album.<lb/> Baſel o. J.</p><lb/> </div> </div><lb/> <div type="index" n="1"> <head>*<persName><hi rendition="#b">Oeſer,</hi> Auguſt,</persName></head> <p> geboren 1865 in<lb/> Schwerin (Mecklenburg) als älteſter<lb/> Sohn des im Feldzuge 1871 in Yères<lb/> bei Paris verbliebenen Hoboiſten<lb/> Wilhelm O. zeigte ſchon früh Talent<lb/> zum Komponieren, Reimen u. Philo-<lb/> ſophieren. Leider erfuhren dieſe ſeine<lb/> Gaben eine jähe Unterdrückung, als<lb/> ſich ſeine Mutter wieder verheiratete,<lb/> da der Stiefvater, der Poſtbeamte<lb/> Schumacher, von einer Ausbildung<lb/> ſeiner Talente nichts wiſſen wollte.<lb/> So mußte der Sohn mit 16 Jahren<lb/> die Laufbahn eines Eiſenbahnbureau-<lb/> beamten einſchlagen. Nachdem er<lb/> aber mehrere ſeiner Kompoſitionen<lb/> durch die Hofkapellmeiſter Schröder<lb/> und Becker hatte prüfen laſſen und<lb/> deren Urteil ermunternd ausgefallen<lb/> war, machte er der Pein, die ihm ſein<lb/> aufgedrungener Beruf bereitete, durch<lb/> einen Gewaltſtreich ein Ende u. floh<lb/> Oſtern 1885 bei Nacht u. Nebel nach<lb/><cb/><lb/> <fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Oeſe</hi></fw><lb/> Sondershauſen, um bei Ad. Schultze<lb/> und Muſikdirektor Ritter Studien im<lb/> Kontrapunkt zu machen. Nach andert-<lb/> halb Jahren ging er nach München,<lb/> wo er bei Rheinberger u. F. Lachner<lb/> ein Jahr lang Unterricht nahm und<lb/> ſich dann autodidaktiſch weiterbildete.<lb/> Von 1889‒97 lebte er in Hamburg,<lb/> wo er viele Konzerte (Aufführungen<lb/> ſeiner Kompoſitionen) gab, ſich aber<lb/> auch viel mit philoſophiſchen u. theo-<lb/> ſophiſchen Fragen beſchäftigte, die<lb/> ihn ſchließlich zur Vertretung des<lb/> ſtrenggläubigen Chriſtentums führ-<lb/> ten. Von 1897‒1900 lebte O. in<lb/> Wilhelmsburg b. Hamburg, 1900‒07<lb/> in Charlottenburg, wo er nicht nur<lb/> Konzerte veranſtaltete, ſondern auch<lb/> philoſophiſch-theoſophiſche Vorträge<lb/> hielt, und hat ſeitdem ſeinen Wohn-<lb/> ſitz in ſeiner Vaterſtadt Schwerin.<lb/> Außer zahlreichen Kompoſitionen ver-<lb/> ſchiedenſter Art (zum Teil unter dem<lb/> Namen „Fernando“) und einigen<lb/> philoſophiſchen und theoſophiſchen<lb/> Schriften veröffentlichte er </p><lb/> <div type="bibliography" n="2"> <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head> <p>Dich-<lb/> tungen u. Aphorismen, 1. u. 2. Heft,<lb/> 1906‒07.</p><lb/> </div> </div><lb/> <div type="index" n="1"> <head> <persName><hi rendition="#b">Oeſer,</hi> Hermann,</persName> </head> <p> ein Sohn des be-<lb/> kannten, unter dem Namen O. Glaub-<lb/> recht ſchreibenden Pfarrers Rudolf<lb/> Oeſer (ſ. d.!), wurde am 27. Novbr.<lb/> 1849 zu Lindheim in Heſſen geboren,<lb/> beſuchte ſeit 1860 das Gymnaſium in<lb/> Gießen und ſtudierte an der dortigen<lb/> Univerſität 1868‒73 neuere u. deut-<lb/> ſche Philologie. Nachdem er dann<lb/> zuerſt als Hilfslehrer am Gymnaſium<lb/> in Gießen Verwendung gefunden,<lb/> wurde er 1874 Gymnaſiallehrer in<lb/> Worms, trat 1879 in den badiſchen<lb/> Schuldienſt und wurde Profeſſor am<lb/> Lehrerinnenſeminar in Karlsruhe, an<lb/> welche Anſtalt er auch 1882 als Di-<lb/> rektor zurückkehrte, nachdem er ein<lb/> Jahr lang das Direktorat der höhe-<lb/> ren Mädchenſchule in Baden verwal-<lb/> tet hatte. </p><lb/> <div type="bibliography" n="2"> <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head> <p>Vom Tage (Paraboli-<lb/> ſches), 1888. 2. A. 1895. ‒ Stille<lb/> Leute (Lebensbilder), 1889. 5. A. 1899.<lb/> <fw type="sig" place="bottom">*</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [200/0204]
Oeſe
Oeſe
Erweiterung ſeiner Studien noch ein
Jahr lang in Berlin zugebracht und
die Städte Leipzig, Dresden, Prag,
Wien, München, Nürnberg u. deren
Kunſtſchätze beſucht hatte, kehrte er
in die Heimat zurück, wurde 1843
Vikar zu Diegten, Kanton Baſelland,
1845 Pfarrer zu Waldenburg am
Fuße des obern Hauenſtein in einem
engen von Felſen umſchloſſenen Tale,
u. 1866 Prediger an der Strafanſtalt
zu Baſel. Seit 1885 wirkte er als
Prediger zu Benken, Kanton Baſel-
land, und hier ſtarb er am 15. Dezbr.
1891.
S: Sechzig Kreuz- und Troſt-
lieder, 1856. 2. verm. A. u. d. T.:
Kreuz- u. Troſtlieder, 1865. ‒ Album
lyriſcher Originalien (Anthol.), hrsg.
1858. ‒ Liederbuch 1842‒74; 1875. ‒
Leben und Streben (Reimſprüche),
1878. ‒ Geiſtliche Triolette, 1882. ‒
Neue Lieder (1874‒84); 1885. ‒ Bru-
der Adolphus (Kloſteridyll), 1887. ‒
Weihnachtskantate in Abtlgn., komp.
v. W. Haller, Regensburg o. J. ‒
Schweizeriſche Kunſt. Ein Album.
Baſel o. J.
*Oeſer, Auguſt, geboren 1865 in
Schwerin (Mecklenburg) als älteſter
Sohn des im Feldzuge 1871 in Yères
bei Paris verbliebenen Hoboiſten
Wilhelm O. zeigte ſchon früh Talent
zum Komponieren, Reimen u. Philo-
ſophieren. Leider erfuhren dieſe ſeine
Gaben eine jähe Unterdrückung, als
ſich ſeine Mutter wieder verheiratete,
da der Stiefvater, der Poſtbeamte
Schumacher, von einer Ausbildung
ſeiner Talente nichts wiſſen wollte.
So mußte der Sohn mit 16 Jahren
die Laufbahn eines Eiſenbahnbureau-
beamten einſchlagen. Nachdem er
aber mehrere ſeiner Kompoſitionen
durch die Hofkapellmeiſter Schröder
und Becker hatte prüfen laſſen und
deren Urteil ermunternd ausgefallen
war, machte er der Pein, die ihm ſein
aufgedrungener Beruf bereitete, durch
einen Gewaltſtreich ein Ende u. floh
Oſtern 1885 bei Nacht u. Nebel nach
Sondershauſen, um bei Ad. Schultze
und Muſikdirektor Ritter Studien im
Kontrapunkt zu machen. Nach andert-
halb Jahren ging er nach München,
wo er bei Rheinberger u. F. Lachner
ein Jahr lang Unterricht nahm und
ſich dann autodidaktiſch weiterbildete.
Von 1889‒97 lebte er in Hamburg,
wo er viele Konzerte (Aufführungen
ſeiner Kompoſitionen) gab, ſich aber
auch viel mit philoſophiſchen u. theo-
ſophiſchen Fragen beſchäftigte, die
ihn ſchließlich zur Vertretung des
ſtrenggläubigen Chriſtentums führ-
ten. Von 1897‒1900 lebte O. in
Wilhelmsburg b. Hamburg, 1900‒07
in Charlottenburg, wo er nicht nur
Konzerte veranſtaltete, ſondern auch
philoſophiſch-theoſophiſche Vorträge
hielt, und hat ſeitdem ſeinen Wohn-
ſitz in ſeiner Vaterſtadt Schwerin.
Außer zahlreichen Kompoſitionen ver-
ſchiedenſter Art (zum Teil unter dem
Namen „Fernando“) und einigen
philoſophiſchen und theoſophiſchen
Schriften veröffentlichte er
S: Dich-
tungen u. Aphorismen, 1. u. 2. Heft,
1906‒07.
Oeſer, Hermann, ein Sohn des be-
kannten, unter dem Namen O. Glaub-
recht ſchreibenden Pfarrers Rudolf
Oeſer (ſ. d.!), wurde am 27. Novbr.
1849 zu Lindheim in Heſſen geboren,
beſuchte ſeit 1860 das Gymnaſium in
Gießen und ſtudierte an der dortigen
Univerſität 1868‒73 neuere u. deut-
ſche Philologie. Nachdem er dann
zuerſt als Hilfslehrer am Gymnaſium
in Gießen Verwendung gefunden,
wurde er 1874 Gymnaſiallehrer in
Worms, trat 1879 in den badiſchen
Schuldienſt und wurde Profeſſor am
Lehrerinnenſeminar in Karlsruhe, an
welche Anſtalt er auch 1882 als Di-
rektor zurückkehrte, nachdem er ein
Jahr lang das Direktorat der höhe-
ren Mädchenſchule in Baden verwal-
tet hatte.
S: Vom Tage (Paraboli-
ſches), 1888. 2. A. 1895. ‒ Stille
Leute (Lebensbilder), 1889. 5. A. 1899.
*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |