Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Nor eine Gouvernante, dann durch Haus-lehrer u. endlich in der Erziehungs- anstalt zu Gnadau; doch war wohl ihrem vielseitig gebildeten Vater der größte Einfluß auf ihre geistige Ent- wicklung zuzuschreiben. Die Dich- terin lebte bei nicht allzufester Ge- sundheit still und zurückgezogen in Alvensleben, ihre Zeit dem Studium und dem Wohltun widmend. Sie starb am 25. März 1869. S: Gedichte, *Nordmann, Johannes, ur- Nor Beim Ausbruch der Revolution 1848war er in Wien Mitglied der akade- mischen Legion, ließ seine "Trutznach- tigallen" in die Massen fliegen, ver- öffentlichte das Werk "Die Liguoria- ner, ihre Konstitution und Korre- spondenz" (Wien 1849) und leitete 1849 als Chefredakteur das politische Journal "Die Zeit", das nach kur- zem Bestande für die Dauer des Be- lagerungszustandes verboten wurde. Jm Jahre 1853 gründete er die Wo- chenschrift "Der Salon", eine Unter- haltungsschrift im höheren Stile, die aber leider mit dem zweiten Jahr- gange schloß. Er nahm nun wieder seine selbständige literarische Produk- tion auf. Jm Jahre 1858 verließ N. seine Heimat mit dem Gedanken, ihr auf lange Zeit ferne bleiben zu wol- len, hielt sich aber nur ein Jahr in Belgien, Frankreich u. Württemberg auf. Nach seiner Rückkehr trat er in die Redaktion des politischen Jour- nals "Der Wanderer" ein, das er von 1863-69 als Redakteur führte, und ging dann zur Redaktion der "Neuen Freien Presse" über, der er bis zu seinem Tode, am 20. August 1887, angehörte. Nebenbei redigierte er von 1873-79 die "Neue Jllustrierte Zeitung". Als langjähriger Präsi- dent des Wiener Journalisten- und Schriftsteller-Vereins "Konkordia" (1876-79 u. 1880-83) leitete er 1881 den Kongreß in Wien, an dem die internationale literarische Assoziation und der Allgemeine Deutsche Schrift- stellerverband partizipierten, und die Stadt Wien beehrte ihn nach dieser denkwürdigen Festwoche mit dem Bürgerrecht. S: Novellenbuch; II, *
Nor eine Gouvernante, dann durch Haus-lehrer u. endlich in der Erziehungs- anſtalt zu Gnadau; doch war wohl ihrem vielſeitig gebildeten Vater der größte Einfluß auf ihre geiſtige Ent- wicklung zuzuſchreiben. Die Dich- terin lebte bei nicht allzufeſter Ge- ſundheit ſtill und zurückgezogen in Alvensleben, ihre Zeit dem Studium und dem Wohltun widmend. Sie ſtarb am 25. März 1869. S: Gedichte, *Nordmann, Johannes, ur- Nor Beim Ausbruch der Revolution 1848war er in Wien Mitglied der akade- miſchen Legion, ließ ſeine „Trutznach- tigallen“ in die Maſſen fliegen, ver- öffentlichte das Werk „Die Liguoria- ner, ihre Konſtitution und Korre- ſpondenz“ (Wien 1849) und leitete 1849 als Chefredakteur das politiſche Journal „Die Zeit“, das nach kur- zem Beſtande für die Dauer des Be- lagerungszuſtandes verboten wurde. Jm Jahre 1853 gründete er die Wo- chenſchrift „Der Salon“, eine Unter- haltungsſchrift im höheren Stile, die aber leider mit dem zweiten Jahr- gange ſchloß. Er nahm nun wieder ſeine ſelbſtändige literariſche Produk- tion auf. Jm Jahre 1858 verließ N. ſeine Heimat mit dem Gedanken, ihr auf lange Zeit ferne bleiben zu wol- len, hielt ſich aber nur ein Jahr in Belgien, Frankreich u. Württemberg auf. Nach ſeiner Rückkehr trat er in die Redaktion des politiſchen Jour- nals „Der Wanderer“ ein, das er von 1863‒69 als Redakteur führte, und ging dann zur Redaktion der „Neuen Freien Preſſe“ über, der er bis zu ſeinem Tode, am 20. Auguſt 1887, angehörte. Nebenbei redigierte er von 1873‒79 die „Neue Jlluſtrierte Zeitung“. Als langjähriger Präſi- dent des Wiener Journaliſten- und Schriftſteller-Vereins „Konkordia“ (1876‒79 u. 1880‒83) leitete er 1881 den Kongreß in Wien, an dem die internationale literariſche Aſſoziation und der Allgemeine Deutſche Schrift- ſtellerverband partizipierten, und die Stadt Wien beehrte ihn nach dieſer denkwürdigen Feſtwoche mit dem Bürgerrecht. S: Novellenbuch; II, *
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Nor
Nor
eine Gouvernante, dann durch Haus-
lehrer u. endlich in der Erziehungs-
anſtalt zu Gnadau; doch war wohl
ihrem vielſeitig gebildeten Vater der
größte Einfluß auf ihre geiſtige Ent-
wicklung zuzuſchreiben. Die Dich-
terin lebte bei nicht allzufeſter Ge-
ſundheit ſtill und zurückgezogen in
Alvensleben, ihre Zeit dem Studium
und dem Wohltun widmend. Sie
ſtarb am 25. März 1869.
S: Gedichte,
1863.
*Nordmann, Johannes, ur-
ſprünglich Pſeudonym, im J. 1866
aber von der Regierung genehmigter
bürgerlicher Name für Johann
Rumpelmayer, wurde am 13.
März 1820 in Landersdorf b. Krems
(Niederöſterreich) als „lediger“ Sohn
der Hauerstochter Franziska Rumpel-
mayer geboren. Als ſich dieſe ver-
heiratete, übergab ſie ihren Knaben
der Pflege einfacher Leute in Krems.
Hier beſuchte der begabte Knabe das
Piariſtengymnaſium, machte große
Fortſchritte und gewann ſich auch die
Sympathie ſeiner Lehrer und Mit-
ſchüler, welche ihn die mancherlei Ent-
behrungen in ſeiner Jugend vergeſſen
ließ. Jm Jahre 1837 ging er zur
Fortſetzung ſeiner philoſophiſchen
Studien nach Wien und begann hier
nebenher 1839 ſeine journaliſtiſche
Tätigkeit für die verſchiedenſten Zeit-
ſchriften. Von 1843 bis Mitte 1845
war N. Hauslehrer bei den Söhnen
des ſchleſiſchen Freiherrn Eduard von
Badenſeld (ſ. d.!) und begleitete die-
ſen und ſeine Zöglinge auf weiten
Reiſen durch Deutſchland, Tirol, die
Schweiz, Südfrankreich und Jtalien
bis nach Sizilien hinab. Jm Juli
1845 war N. wieder in Wien u. be-
reiſte dann (in welcher Eigenſchaft,
iſt unbekannt) Dänemark und Nor-
wegen, worauf er 1846 nach Dresden
und von hier nach Leipzig auswan-
derte u. hier einen Band „Gedichte“
herausgab, der in Öſterreich mit dem
„Damnatur“ der Zenſur belegt ward.
Beim Ausbruch der Revolution 1848
war er in Wien Mitglied der akade-
miſchen Legion, ließ ſeine „Trutznach-
tigallen“ in die Maſſen fliegen, ver-
öffentlichte das Werk „Die Liguoria-
ner, ihre Konſtitution und Korre-
ſpondenz“ (Wien 1849) und leitete
1849 als Chefredakteur das politiſche
Journal „Die Zeit“, das nach kur-
zem Beſtande für die Dauer des Be-
lagerungszuſtandes verboten wurde.
Jm Jahre 1853 gründete er die Wo-
chenſchrift „Der Salon“, eine Unter-
haltungsſchrift im höheren Stile, die
aber leider mit dem zweiten Jahr-
gange ſchloß. Er nahm nun wieder
ſeine ſelbſtändige literariſche Produk-
tion auf. Jm Jahre 1858 verließ N.
ſeine Heimat mit dem Gedanken, ihr
auf lange Zeit ferne bleiben zu wol-
len, hielt ſich aber nur ein Jahr in
Belgien, Frankreich u. Württemberg
auf. Nach ſeiner Rückkehr trat er in
die Redaktion des politiſchen Jour-
nals „Der Wanderer“ ein, das er von
1863‒69 als Redakteur führte, und
ging dann zur Redaktion der „Neuen
Freien Preſſe“ über, der er bis zu
ſeinem Tode, am 20. Auguſt 1887,
angehörte. Nebenbei redigierte er
von 1873‒79 die „Neue Jlluſtrierte
Zeitung“. Als langjähriger Präſi-
dent des Wiener Journaliſten- und
Schriftſteller-Vereins „Konkordia“
(1876‒79 u. 1880‒83) leitete er 1881
den Kongreß in Wien, an dem die
internationale literariſche Aſſoziation
und der Allgemeine Deutſche Schrift-
ſtellerverband partizipierten, und die
Stadt Wien beehrte ihn nach dieſer
denkwürdigen Feſtwoche mit dem
Bürgerrecht.
S: Novellenbuch; II,
1846. 3. A. 1866. ‒ Gedichte, 1847. ‒
Aurelie (R.); II, 1847. ‒ Ein Jugend-
leben (Poet. E.), 1849. ‒ Zwei Frauen
(R.), 1850. ‒ Carrara (Hiſt. R.); II,
1851. ‒ Ein Marſchall von Frankreich
(Tr.), 1857. ‒ Frühlingsnächte in
Salamanca, 1857. 3. A. 1880. ‒ Ein
Wiener Bürger (R.), 1860. 2. A. 1882.
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