Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 5. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Neu tätig. Außer der deutschen Literaturwar es besonders die nordische, spe- ziell die norwegische, die auf seine Studien und Neigungen Einfluß hatte. So bot er uns lyrische Nach- dichtungen von "Welhavens Ausge- wählten Gedichten" (1884) und "Jb- sens Gedichten" (1886. Neue Ausg. 1905.) Nach vorübergehendem Auf- enthalt im Norden und im Alpenge- biet nahm er seinen Wohnsitz in Dres- den, wo er jetzt noch lebt. S: Lebens- *Neumann, Hermann Kuni- bert, wurde am 12. Novbr. 1808 zu Neu kein früheres Bild auffinden ließ,wurde N. als solcher im Kaiserornat gemalt. Jm Jahre 1841 wurde N. als Vorstand der Garnisonverwal- tung nach Wetzlar u. 1842 als Ober- inspektor nach Torgau versetzt. Hier zog das zwingende Vertrauen der Bürger den stillen Dichter 1848 in die politische Bewegung hinein: er ward Leiter fast sämtlicher Vereine der Stadt und des Kreises Torgau und von ihnen als Vertreter zum konstitutionellen Kongreß nach Ber- lin gesandt, hatte auch alle Aussicht, als Abgeordneter zum Parlament ge- wählt zu werden. Da erhielt er gegen Ende d. J. 1848 von der Re- gierung den Befehl, binnen 3 Tagen sein Amt mit einem gleichen in Glatz zu vertauschen. Hier ward er, der Protestant, bald darauf von der durchweg katholischen Bevölkerung zur Nationalversammlung nach Ber- lin gewählt, in der er sich zur Partei Waldeck hielt. Nach Auflösung der Versammlung zog er sich von der öf- fentlichen Politik zurück, u. seit 1853 als Garnisonverwaltungs-Oberin- spektor in Neiße wirkend, lebte er in tiefer Zurückgezogenheit nur seinen Amte, seiner zahlreichen Familie und der Poesie, welche ihm eine Tröste- rin in seinen anhaltenden körper- lichen Leiden geworden ist. N. starb in Neiße nach längerer Krankheit am 8. November 1875. S: Jrishold- *
Neu tätig. Außer der deutſchen Literaturwar es beſonders die nordiſche, ſpe- ziell die norwegiſche, die auf ſeine Studien und Neigungen Einfluß hatte. So bot er uns lyriſche Nach- dichtungen von „Welhavens Ausge- wählten Gedichten“ (1884) und „Jb- ſens Gedichten“ (1886. Neue Ausg. 1905.) Nach vorübergehendem Auf- enthalt im Norden und im Alpenge- biet nahm er ſeinen Wohnſitz in Dres- den, wo er jetzt noch lebt. S: Lebens- *Neumann, Hermann Kuni- bert, wurde am 12. Novbr. 1808 zu Neu kein früheres Bild auffinden ließ,wurde N. als ſolcher im Kaiſerornat gemalt. Jm Jahre 1841 wurde N. als Vorſtand der Garniſonverwal- tung nach Wetzlar u. 1842 als Ober- inſpektor nach Torgau verſetzt. Hier zog das zwingende Vertrauen der Bürger den ſtillen Dichter 1848 in die politiſche Bewegung hinein: er ward Leiter faſt ſämtlicher Vereine der Stadt und des Kreiſes Torgau und von ihnen als Vertreter zum konſtitutionellen Kongreß nach Ber- lin geſandt, hatte auch alle Ausſicht, als Abgeordneter zum Parlament ge- wählt zu werden. Da erhielt er gegen Ende d. J. 1848 von der Re- gierung den Befehl, binnen 3 Tagen ſein Amt mit einem gleichen in Glatz zu vertauſchen. Hier ward er, der Proteſtant, bald darauf von der durchweg katholiſchen Bevölkerung zur Nationalverſammlung nach Ber- lin gewählt, in der er ſich zur Partei Waldeck hielt. Nach Auflöſung der Verſammlung zog er ſich von der öf- fentlichen Politik zurück, u. ſeit 1853 als Garniſonverwaltungs-Oberin- ſpektor in Neiße wirkend, lebte er in tiefer Zurückgezogenheit nur ſeinen Amte, ſeiner zahlreichen Familie und der Poeſie, welche ihm eine Tröſte- rin in ſeinen anhaltenden körper- lichen Leiden geworden iſt. N. ſtarb in Neiße nach längerer Krankheit am 8. November 1875. S: Jrishold- *
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Neu
Neu
tätig. Außer der deutſchen Literatur
war es beſonders die nordiſche, ſpe-
ziell die norwegiſche, die auf ſeine
Studien und Neigungen Einfluß
hatte. So bot er uns lyriſche Nach-
dichtungen von „Welhavens Ausge-
wählten Gedichten“ (1884) und „Jb-
ſens Gedichten“ (1886. Neue Ausg.
1905.) Nach vorübergehendem Auf-
enthalt im Norden und im Alpenge-
biet nahm er ſeinen Wohnſitz in Dres-
den, wo er jetzt noch lebt.
S: Lebens-
runen (hochdeutſche u. niederdeutſche
Ge.), 1907.
*Neumann, Hermann Kuni-
bert, wurde am 12. Novbr. 1808 zu
Marienwerder als der Sohn eines
Regierungsrats geboren. Von Geburt
an äußerſt ſchwächlich, übergaben
ihn ſeine Eltern bereits im dritten
Jahre einer Oberförſterfamilie, die
mitten im Tannenwalde wohnte, u.
im ſechſten Jahre einem Landſchul-
lehrer. Zwölf Jahre alt, kehrte er
gekräftigt ins Elternhaus zurück, er-
hielt von nun an einen regelmäßi-
gen Unterricht und beſuchte dann die
Gymnaſien zu Marienwerder u. El-
bing. Jm Jahre 1826 trat er in den
Militärdienſt, garniſonierte erſt in
Elbing und ſeit 1830 als Offizier im
17. Jnf.-Reg. in Weſel und Düſſel-
dorf. Die ihm vergönnte Muße be-
nutzte er ſchon damals zur Ausbil-
dung ſeiner poetiſchen Anlagen. Jm
Jahre 1839 nahm er als Premier-
leutnant ſeinen Abſchied, um endlich
ſeinen innigſten Herzenswunſch nach
Vereinigung mit der Geliebten und
Gründung eines eigenen Heims rea-
liſieren zu können, und trat zu dieſem
Zweck 1840 in die Militäradmini-
ſtration in Düſſeldorf ein. Mit den
dortigen Künſtlern Schadow, Claa-
ſen, Jttenbach, Alfred Rethel, Joſeph
Kehren u. a. ſtand er in freundſchaft-
lichem Verkehr. Sein ausdrucksvoller
Kopf wurde oft von ihnen benutzt, u.
als für das Porträt Konrads II. im
Kaiſerſaal zu Frankfurt a. M. ſich
kein früheres Bild auffinden ließ,
wurde N. als ſolcher im Kaiſerornat
gemalt. Jm Jahre 1841 wurde N.
als Vorſtand der Garniſonverwal-
tung nach Wetzlar u. 1842 als Ober-
inſpektor nach Torgau verſetzt. Hier
zog das zwingende Vertrauen der
Bürger den ſtillen Dichter 1848 in
die politiſche Bewegung hinein: er
ward Leiter faſt ſämtlicher Vereine
der Stadt und des Kreiſes Torgau
und von ihnen als Vertreter zum
konſtitutionellen Kongreß nach Ber-
lin geſandt, hatte auch alle Ausſicht,
als Abgeordneter zum Parlament ge-
wählt zu werden. Da erhielt er
gegen Ende d. J. 1848 von der Re-
gierung den Befehl, binnen 3 Tagen
ſein Amt mit einem gleichen in Glatz
zu vertauſchen. Hier ward er, der
Proteſtant, bald darauf von der
durchweg katholiſchen Bevölkerung
zur Nationalverſammlung nach Ber-
lin gewählt, in der er ſich zur Partei
Waldeck hielt. Nach Auflöſung der
Verſammlung zog er ſich von der öf-
fentlichen Politik zurück, u. ſeit 1853
als Garniſonverwaltungs-Oberin-
ſpektor in Neiße wirkend, lebte er in
tiefer Zurückgezogenheit nur ſeinen
Amte, ſeiner zahlreichen Familie und
der Poeſie, welche ihm eine Tröſte-
rin in ſeinen anhaltenden körper-
lichen Leiden geworden iſt. N. ſtarb
in Neiße nach längerer Krankheit
am 8. November 1875.
S: Jrishold-
lein und Roſaliebe (M.), 1835. ‒ Des
Dichters Herz (Romant. G.), 1836.
3. A. 1859. ‒ Dichtungen; 3 Abtei-
lungen, 1838 [Jnhalt: Gedichte. ‒
Die Frühlingsfeier der Elfen (Dra-
mat. M.). ‒ Althäa u. Aithone (Tr.)]
‒ Erz und Marmor (3 vaterl. Dn.)
1837. ‒ Nur Jehan (Ep. G.), 1843.
3. A. 1876. ‒ Das letzte Menſchen-
paar (Dr. G.), 1845. 2. A. 1906. ‒
Jürgen Wullenweber, der kühne De-
magoge (Ep. G.), 1846. ‒ Geſammelte
Dichtungen, 1856. ‒ Lazarus (So-
nette), 1858. ‒ Geharniſchte Sonette
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