geb. am 24. Juni 1869 in Berlin, lebt daselbst. Er hatte ursprünglich die Absicht, zu studieren und auch eine dementsprechende Vor- bildung erhalten; doch kam es nicht dazu: er wurde Kaufmann, blieb dies aber auch nur kurze Zeit, um dann in das literarische Fahrwasser hineinzu- steuern.
S:
Zerstörtes Glück (Schsp.), 1895. - Der Tugendwächter u. and. Erzählungen, 1896. - Eine Bekannt- schaft (R.), 1896. - Junge Ehe (Schsp.), 1896. - Lustig. Durcheinander (Hum.), 1897. - Erkenntnis (Schsp.), 1897. - Der Herr Klavierlehrer (Schw.), 1897. - Glückshandel (Zeitroman), 1906. - Der Mann mit dem Pech und andere Schnurren, 1906. - Die da leiden, 1906. - Die kleinen Götzen (R.), 1909.
Kirsten, Paul,
geb. am 12. Dezbr. 1853 zu Wilsdruff in Sachsen, bezog nach absolviertem Gymnasium die Universität Leipzig, wo er nach dem Willen seiner Angehörigen Theologie studieren sollte, sich aber literarischen u. philosophischen Studien zuwandte. Durch dieses eigenmächtige Vorgehen gänzlich auf sich selbst angewiesen, sah er sich bald gezwungen, seine Studien aufzugeben u. dem Broterwerb nach- zugehen, wo und in welcher Gestalt er sich fand. Nach vielen vergeblichen Versuchen, festen Boden zu gewinnen, fand er endlich eine redaktionelle Wirk- samkeit, deren Ertrag ihm nicht nur mehrere größere Reisen (Frankreich, Schweiz), sondern auch zu Beginn der achtziger Jahre die Wiederaufnahme u. Vollendung seiner unterbrochenen Studien ermöglichte. Danach ließ er sich in Blasewitz bei Dresden nieder, wo er jetzt noch als Schriftsteller tätig ist.
S:
Tolle Streiche, 1877. - All Heil! (Velozipedgeschn.), 1887. - Zwirl- Dudenfing (Hum. R.), 1888. - Dox! (Hum. Ehebild), 1889. - Die Morgen- [Spaltenumbruch]
Kis
röte des 20. Jahrhunderts (R.); III, 1890.
*Kis-Killay, O. von,
ist das Pseu- donym einer Dame, die dasselbe nach dem Gute ihres Vaters in Finnland gewählt hat. Sie ist dort als die Toch- ter eines Deutschrussen aus Peters- burg geboren, der sich mit einer Finn- länderin verheiratet hatte und in den finnischen Untertanenverband einge- treten war. Jm Elternhause herrschte die bunteste Sprachverwirrung: deutsch, französisch, finnisch, schwe- disch und russisch schwirrte durchein- ander, auch englisch wurde viel ge- sprochen. Da aber Tradition und Sitte im Elternhause deutsch waren, die Eltern untereinander auch nur deutsch sprachen, so erhielt auch die Tochter in einer deutschen Schule in Wiborg von deutschen Lehrern ihren Unterricht und durch letztere auch ihre Vorliebe für die deutsche klassische Lite- ratur. Durch ihre Verheiratung mit einem russischen Offizier kam sie in ganz neue Kreise hinein: eine neue Welt trat an sie heran, neue Begriffe und Anschauungen, neue Sitten und Gebräuche, die sie mit großem Jnter- esse und großer Aufmerksamkeit ver- folgte. Nach einigen Jahren wurde ihr Gatte auf das große Experimen- tal- und Schießfeld von Ochta in der Nähe von Petersburg versetzt, und dort, in fast ländlicher Stille, wid- mete sie sich vollständig dem Unter- richt und der Erziehung ihrer Kinder; um letztere zu vervollständigen, siedelte sie später nach Petersburg über. Jm Jahre 1894 erkrankte sie an einer schweren Rippenfellentzündung, und wenn dieselbe auch durch zweimaligen Winteraufenthalt in Montreux ge- hoben wurde, so war doch eine Rück- kehr in den kalten Norden Rußlands für die Zukunft ausgeschlossen. Des- halb ließen sich die Gatten 1897 in Warschau nieder. Ein Augenleiden, das die Dame hier befiel, gab den An- stoß, alle Bilder und Vorstellungen,
geb. am 24. Juni 1869 in Berlin, lebt daſelbſt. Er hatte urſprünglich die Abſicht, zu ſtudieren und auch eine dementſprechende Vor- bildung erhalten; doch kam es nicht dazu: er wurde Kaufmann, blieb dies aber auch nur kurze Zeit, um dann in das literariſche Fahrwaſſer hineinzu- ſteuern.
S:
Zerſtörtes Glück (Schſp.), 1895. – Der Tugendwächter u. and. Erzählungen, 1896. – Eine Bekannt- ſchaft (R.), 1896. – Junge Ehe (Schſp.), 1896. – Luſtig. Durcheinander (Hum.), 1897. – Erkenntnis (Schſp.), 1897. – Der Herr Klavierlehrer (Schw.), 1897. – Glückshandel (Zeitroman), 1906. – Der Mann mit dem Pech und andere Schnurren, 1906. – Die da leiden, 1906. – Die kleinen Götzen (R.), 1909.
Kirſten, Paul,
geb. am 12. Dezbr. 1853 zu Wilsdruff in Sachſen, bezog nach abſolviertem Gymnaſium die Univerſität Leipzig, wo er nach dem Willen ſeiner Angehörigen Theologie ſtudieren ſollte, ſich aber literariſchen u. philoſophiſchen Studien zuwandte. Durch dieſes eigenmächtige Vorgehen gänzlich auf ſich ſelbſt angewieſen, ſah er ſich bald gezwungen, ſeine Studien aufzugeben u. dem Broterwerb nach- zugehen, wo und in welcher Geſtalt er ſich fand. Nach vielen vergeblichen Verſuchen, feſten Boden zu gewinnen, fand er endlich eine redaktionelle Wirk- ſamkeit, deren Ertrag ihm nicht nur mehrere größere Reiſen (Frankreich, Schweiz), ſondern auch zu Beginn der achtziger Jahre die Wiederaufnahme u. Vollendung ſeiner unterbrochenen Studien ermöglichte. Danach ließ er ſich in Blaſewitz bei Dresden nieder, wo er jetzt noch als Schriftſteller tätig iſt.
S:
Tolle Streiche, 1877. – All Heil! (Velozipedgeſchn.), 1887. – Zwirl- Dudenfing (Hum. R.), 1888. – Dox! (Hum. Ehebild), 1889. – Die Morgen- [Spaltenumbruch]
Kis
röte des 20. Jahrhunderts (R.); III, 1890.
*Kis-Killay, O. von,
iſt das Pſeu- donym einer Dame, die dasſelbe nach dem Gute ihres Vaters in Finnland gewählt hat. Sie iſt dort als die Toch- ter eines Deutſchruſſen aus Peters- burg geboren, der ſich mit einer Finn- länderin verheiratet hatte und in den finniſchen Untertanenverband einge- treten war. Jm Elternhauſe herrſchte die bunteſte Sprachverwirrung: deutſch, franzöſiſch, finniſch, ſchwe- diſch und ruſſiſch ſchwirrte durchein- ander, auch engliſch wurde viel ge- ſprochen. Da aber Tradition und Sitte im Elternhauſe deutſch waren, die Eltern untereinander auch nur deutſch ſprachen, ſo erhielt auch die Tochter in einer deutſchen Schule in Wiborg von deutſchen Lehrern ihren Unterricht und durch letztere auch ihre Vorliebe für die deutſche klaſſiſche Lite- ratur. Durch ihre Verheiratung mit einem ruſſiſchen Offizier kam ſie in ganz neue Kreiſe hinein: eine neue Welt trat an ſie heran, neue Begriffe und Anſchauungen, neue Sitten und Gebräuche, die ſie mit großem Jnter- eſſe und großer Aufmerkſamkeit ver- folgte. Nach einigen Jahren wurde ihr Gatte auf das große Experimen- tal- und Schießfeld von Ochta in der Nähe von Petersburg verſetzt, und dort, in faſt ländlicher Stille, wid- mete ſie ſich vollſtändig dem Unter- richt und der Erziehung ihrer Kinder; um letztere zu vervollſtändigen, ſiedelte ſie ſpäter nach Petersburg über. Jm Jahre 1894 erkrankte ſie an einer ſchweren Rippenfellentzündung, und wenn dieſelbe auch durch zweimaligen Winteraufenthalt in Montreux ge- hoben wurde, ſo war doch eine Rück- kehr in den kalten Norden Rußlands für die Zukunft ausgeſchloſſen. Des- halb ließen ſich die Gatten 1897 in Warſchau nieder. Ein Augenleiden, das die Dame hier befiel, gab den An- ſtoß, alle Bilder und Vorſtellungen,
*
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[472/0476]
Kir
Kis
Theater in Berlin.
S: Merlin (Dra-
mat. G.), 1901. – Lene (Liebeskomö-
die), 1903. – Gerhart Hauptmann
(Literar. Studie), 2. A. 1901.
Kirſtein, Paul A., geb. am 24. Juni
1869 in Berlin, lebt daſelbſt. Er hatte
urſprünglich die Abſicht, zu ſtudieren
und auch eine dementſprechende Vor-
bildung erhalten; doch kam es nicht
dazu: er wurde Kaufmann, blieb dies
aber auch nur kurze Zeit, um dann in
das literariſche Fahrwaſſer hineinzu-
ſteuern.
S: Zerſtörtes Glück (Schſp.),
1895. – Der Tugendwächter u. and.
Erzählungen, 1896. – Eine Bekannt-
ſchaft (R.), 1896. – Junge Ehe (Schſp.),
1896. – Luſtig. Durcheinander (Hum.),
1897. – Erkenntnis (Schſp.), 1897. –
Der Herr Klavierlehrer (Schw.), 1897.
– Glückshandel (Zeitroman), 1906. –
Der Mann mit dem Pech und andere
Schnurren, 1906. – Die da leiden,
1906. – Die kleinen Götzen (R.), 1909.
Kirſten, Paul, geb. am 12. Dezbr.
1853 zu Wilsdruff in Sachſen, bezog
nach abſolviertem Gymnaſium die
Univerſität Leipzig, wo er nach dem
Willen ſeiner Angehörigen Theologie
ſtudieren ſollte, ſich aber literariſchen
u. philoſophiſchen Studien zuwandte.
Durch dieſes eigenmächtige Vorgehen
gänzlich auf ſich ſelbſt angewieſen, ſah
er ſich bald gezwungen, ſeine Studien
aufzugeben u. dem Broterwerb nach-
zugehen, wo und in welcher Geſtalt
er ſich fand. Nach vielen vergeblichen
Verſuchen, feſten Boden zu gewinnen,
fand er endlich eine redaktionelle Wirk-
ſamkeit, deren Ertrag ihm nicht nur
mehrere größere Reiſen (Frankreich,
Schweiz), ſondern auch zu Beginn der
achtziger Jahre die Wiederaufnahme
u. Vollendung ſeiner unterbrochenen
Studien ermöglichte. Danach ließ er
ſich in Blaſewitz bei Dresden nieder,
wo er jetzt noch als Schriftſteller tätig
iſt.
S: Tolle Streiche, 1877. – All
Heil! (Velozipedgeſchn.), 1887. – Zwirl-
Dudenfing (Hum. R.), 1888. – Dox!
(Hum. Ehebild), 1889. – Die Morgen-
röte des 20. Jahrhunderts (R.); III,
1890.
*Kis-Killay, O. von, iſt das Pſeu-
donym einer Dame, die dasſelbe nach
dem Gute ihres Vaters in Finnland
gewählt hat. Sie iſt dort als die Toch-
ter eines Deutſchruſſen aus Peters-
burg geboren, der ſich mit einer Finn-
länderin verheiratet hatte und in den
finniſchen Untertanenverband einge-
treten war. Jm Elternhauſe herrſchte
die bunteſte Sprachverwirrung:
deutſch, franzöſiſch, finniſch, ſchwe-
diſch und ruſſiſch ſchwirrte durchein-
ander, auch engliſch wurde viel ge-
ſprochen. Da aber Tradition und
Sitte im Elternhauſe deutſch waren,
die Eltern untereinander auch nur
deutſch ſprachen, ſo erhielt auch die
Tochter in einer deutſchen Schule in
Wiborg von deutſchen Lehrern ihren
Unterricht und durch letztere auch ihre
Vorliebe für die deutſche klaſſiſche Lite-
ratur. Durch ihre Verheiratung mit
einem ruſſiſchen Offizier kam ſie in
ganz neue Kreiſe hinein: eine neue
Welt trat an ſie heran, neue Begriffe
und Anſchauungen, neue Sitten und
Gebräuche, die ſie mit großem Jnter-
eſſe und großer Aufmerkſamkeit ver-
folgte. Nach einigen Jahren wurde
ihr Gatte auf das große Experimen-
tal- und Schießfeld von Ochta in der
Nähe von Petersburg verſetzt, und
dort, in faſt ländlicher Stille, wid-
mete ſie ſich vollſtändig dem Unter-
richt und der Erziehung ihrer Kinder;
um letztere zu vervollſtändigen, ſiedelte
ſie ſpäter nach Petersburg über. Jm
Jahre 1894 erkrankte ſie an einer
ſchweren Rippenfellentzündung, und
wenn dieſelbe auch durch zweimaligen
Winteraufenthalt in Montreux ge-
hoben wurde, ſo war doch eine Rück-
kehr in den kalten Norden Rußlands
für die Zukunft ausgeſchloſſen. Des-
halb ließen ſich die Gatten 1897 in
Warſchau nieder. Ein Augenleiden,
das die Dame hier befiel, gab den An-
ſtoß, alle Bilder und Vorſtellungen,
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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 3. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon03_1913/476>, abgerufen am 22.02.2025.
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