Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 3. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Kap Hauff (Bühnensp.), 1905 (Manu-skript). Kapper, Siegfried, wurde am 21. Kap sowohl von deutscher als auch vontschechischer Seite nur bittere Ent- täuschung eintrug. Dann war er in gleichem Sinne für das "Konstitutio- nelle Blatt" tätig als Berichterstatter, zuerst über den Verlauf der Revolu- tion in Wien, später über die Ver- handlungen in den Reichstagen zu Wien und Kremsier und über die Er- eignisse auf dem ungarischen Kriegs- schauplatze. Nach Wiederherstellung der Ruhe nahm K. den früher aufge- gebenen Plan wieder auf und bereiste in den Jahren 1850 und 1851 wieder- holt Slavonien, die Wojwodina, Ser- bien, Bulgarien, die Moldau und Walachei. Daran schlossen sich 1852 bis 1853 Reisen durch Deutschland u. Jtalien. Nachdem er sich mit einer Schwester Moritz Hartmanns verhei- ratet hatte, ließ er sich 1854 als prak- tischer Arzt zu Dobris bei Prag nieder, von wo aus er 1859 als freiwilliger Arzt und zugleich als Berichterstatter für die "Kölnische Zeitung" den Feld- zug nach Piemont und der Lombardei mitmachte. Jm Herbst 1860 siedelte er nach Jungbunzlau in Böhmen über. Er starb am 7. Juni 1879 in Pisa. S: Slawische Melodien (Ge.), 1844. - *
Kap Hauff (Bühnenſp.), 1905 (Manu-ſkript). Kapper, Siegfried, wurde am 21. Kap ſowohl von deutſcher als auch vontſchechiſcher Seite nur bittere Ent- täuſchung eintrug. Dann war er in gleichem Sinne für das „Konſtitutio- nelle Blatt“ tätig als Berichterſtatter, zuerſt über den Verlauf der Revolu- tion in Wien, ſpäter über die Ver- handlungen in den Reichstagen zu Wien und Kremſier und über die Er- eigniſſe auf dem ungariſchen Kriegs- ſchauplatze. Nach Wiederherſtellung der Ruhe nahm K. den früher aufge- gebenen Plan wieder auf und bereiſte in den Jahren 1850 und 1851 wieder- holt Slavonien, die Wojwodina, Ser- bien, Bulgarien, die Moldau und Walachei. Daran ſchloſſen ſich 1852 bis 1853 Reiſen durch Deutſchland u. Jtalien. Nachdem er ſich mit einer Schweſter Moritz Hartmanns verhei- ratet hatte, ließ er ſich 1854 als prak- tiſcher Arzt zu Dobris bei Prag nieder, von wo aus er 1859 als freiwilliger Arzt und zugleich als Berichterſtatter für die „Kölniſche Zeitung“ den Feld- zug nach Piemont und der Lombardei mitmachte. Jm Herbſt 1860 ſiedelte er nach Jungbunzlau in Böhmen über. Er ſtarb am 7. Juni 1879 in Piſa. S: Slawiſche Melodien (Ge.), 1844. – *
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Kap
Kap
Hauff (Bühnenſp.), 1905 (Manu-
ſkript).
Kapper, Siegfried, wurde am 21.
März 1821 zu Smichow in der un-
mittelbaren Nähe Prags von jüdiſchen
Eltern geboren. Während der Knabe
ſeinen erſten Unterricht in der tſchechi-
ſchen Volksſchule erhielt, bereitete ihn
ſein Vater, der von 1795–1816 in ver-
ſchiedenen Jnſtituten der Schweiz, des
Elſaß und Süddeutſchlands als Lehrer
gewirkt hatte, durch den Unterricht im
Deutſchen vor, worauf er von 1830
bis 1836 das Gymnaſium auf der
Kleinſeite in Prag beſuchte und dann
an der Hochſchule bis 1839 Philoſo-
phie ſtudierte. Nachdem er ein Jahr
lang als Nachfolger Moritz Hartmanns
in einem Prager Hauſe eine Hofmeiſter-
ſtelle bekleidet, ging er nach Wien, wo
er von 1841–46 ſich dem Studium der
Medizin widmete und 1847 zum Dok-
tor promovierte. Schon in Prag als
Dichter und beſonders als Überſetzer
ſlawiſch. Dichtungen produktiv, folgte
er unmittelbar nach Abſchluß ſeiner
Studien um ſo bereitwilliger einem
Rufe als Arzt nach Karlsſtadt an der
türkiſch-kroatiſchen Grenze, als ihm
hiermit die Ausſicht geboten ward,
ſein Studium des Südſlawentums
durch eigene Anſchauung zu erweitern
und zu ergänzen. Jn dieſem Beſtreben
durch ſlawiſche Dichter und Gelehrte
wie Vuk Stefanowitſch Karadſchitſch,
Jwan Mazuranitſch u. Emmerich von
Tkalac gefördert, bereiſte er Bosnien,
die Herzegowina, Dalmatien, die
Jnſeln des Quarnero und kehrte im
Februar 1848 nach Wien zurück, ur-
ſprünglich in der Abſicht, ſein Studium
auch über die unteren Donauländer
auszubreiten. Jndes beſtimmte ihn
der Ausbruch der Märzrevolution u.
ſeine perſönliche Teilnahme an der-
ſelben, vorerſt noch in der Kaiſerſtadt
zu verbleiben und für die Verſöhnung
der ſich damals ſchon bekämpfenden
deutſchen und tſcheſchiſchen Nationali-
tät zu wirken, ein Beſtreben, das ihm
ſowohl von deutſcher als auch von
tſchechiſcher Seite nur bittere Ent-
täuſchung eintrug. Dann war er in
gleichem Sinne für das „Konſtitutio-
nelle Blatt“ tätig als Berichterſtatter,
zuerſt über den Verlauf der Revolu-
tion in Wien, ſpäter über die Ver-
handlungen in den Reichstagen zu
Wien und Kremſier und über die Er-
eigniſſe auf dem ungariſchen Kriegs-
ſchauplatze. Nach Wiederherſtellung
der Ruhe nahm K. den früher aufge-
gebenen Plan wieder auf und bereiſte
in den Jahren 1850 und 1851 wieder-
holt Slavonien, die Wojwodina, Ser-
bien, Bulgarien, die Moldau und
Walachei. Daran ſchloſſen ſich 1852
bis 1853 Reiſen durch Deutſchland u.
Jtalien. Nachdem er ſich mit einer
Schweſter Moritz Hartmanns verhei-
ratet hatte, ließ er ſich 1854 als prak-
tiſcher Arzt zu Dobris bei Prag nieder,
von wo aus er 1859 als freiwilliger
Arzt und zugleich als Berichterſtatter
für die „Kölniſche Zeitung“ den Feld-
zug nach Piemont und der Lombardei
mitmachte. Jm Herbſt 1860 ſiedelte
er nach Jungbunzlau in Böhmen über.
Er ſtarb am 7. Juni 1879 in Piſa.
S: Slawiſche Melodien (Ge.), 1844. –
Ceské listy, d. i. Böhmiſche Blätter
(Ge. in tſchechiſch. Sprache), 1846. –
Befreite Lieder, 1848. – Lazar, der
Serbenczar. Nach ſerbiſchen Sagen
und Heldengeſängen, 1851. 2. A. u. d.
T.: Fürſt Lazar (Ep. D.), 1851. – Süd-
ſlawiſche Wanderungen; II, 1851. –
Die Geſänge der Serben (Überſetzgn.);
II, 1852. – Herzel und ſeine Freunde
(Bilder a. d. Böhmiſchen Schulleben),
1853. – Falk (E.), 1853. – Chriſten u.
Türken (Reiſebilder von der Save bis
zum eiſernen Tor); II, 1854. – Das
Vorleben eines Künſtlers (R.), 1855. –
Die Handſchriften von Königinhof u.
Grünberg (Altböhmiſche Poeſien a. d.
10.–12. Jahrh.), 1859. – Das Böhmer-
land (Wanderungen), 1863.–Märchen
a. d. Küſtenlande, 1865. – Serbiſche
Nationalpoeſie; II, 1871. – Gusle
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