Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 3. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Kal Proudhon. Letzterer verschaffte ihm,der bald von allen Mitteln entblößt war, eine Stelle als Buchhalter und Korrespondent in einer großen Straß- burger Seidenhandlung. Jm Jahre 1846 kehrte K. nach Deutschland zurück und nahm zunächst seinen Aufenthalt in Leipzig, wo er als Mitarbeiter an Öttingers "Charivari" tätig war, wandte sich dann im folgenden Jahre nach Berlin, wo er zunächst zu seinem kaufmännischen Berufe zurückkehrte und in einem Speditionsgeschäfte Stellung fand. Die Revolution des Jahres 1848 fand K. auf der äußer- sten Linken des Freisinns, und im Geiste desselben gründete er im Mai d. J. das humoristisch-satirische Wo- chenblatt "Der Kladderadatsch", das er während des ersten Jahres fast ganz allein schrieb, und dem er seine Haupttätigkeit bis an seinen Tod widmete. Die Müller- und Schulze- Literatur, die Figur Zwickauers und der Kladderadatschkalender sind Ka- lischs Werk; außerdem schrieb er die Mehrzahl der prosaischen Artikel im Berliner Dialekt, die Parodien, die travestierten Novellen u. die Sprüche der Weisheit: in kurzer Zeit hatte sich das Witzblatt die Stellung erobert, die es heute noch einnimmt. Neben dieser Tätigkeit begann K. seine Wirk- samkeit für das Theater, und schon seine beiden ersten Stücke "Hundert- tausend Taler" u. "Berlin bei Nacht" begründeten seinen Ruf als Possen- dichter. Er starb in Berlin am 21. August 1872. S: Berliner Volks- Kal - Die Bummler von Berlin. - Erverlangt sein Alibi. - Herr Karoline. - Der Mützenmacher. - Auf der Eisen- bahn. - Aurora in Öl. - Berlin wird Weltstadt. - Ein Abenteuer mit Jenny Lind. - Tannhäuser, oder: Der Sän- gerkrieg auf der Wartburg. - Namen- los usw.). Kalisch, Jsidor, * am 15. Novbr. S: Schlachtgesang der Deut- Kalisch, Ludwig, * am 7. Septbr. *
Kal Proudhon. Letzterer verſchaffte ihm,der bald von allen Mitteln entblößt war, eine Stelle als Buchhalter und Korreſpondent in einer großen Straß- burger Seidenhandlung. Jm Jahre 1846 kehrte K. nach Deutſchland zurück und nahm zunächſt ſeinen Aufenthalt in Leipzig, wo er als Mitarbeiter an Öttingers „Charivari“ tätig war, wandte ſich dann im folgenden Jahre nach Berlin, wo er zunächſt zu ſeinem kaufmänniſchen Berufe zurückkehrte und in einem Speditionsgeſchäfte Stellung fand. Die Revolution des Jahres 1848 fand K. auf der äußer- ſten Linken des Freiſinns, und im Geiſte desſelben gründete er im Mai d. J. das humoriſtiſch-ſatiriſche Wo- chenblatt „Der Kladderadatſch“, das er während des erſten Jahres faſt ganz allein ſchrieb, und dem er ſeine Haupttätigkeit bis an ſeinen Tod widmete. Die Müller- und Schulze- Literatur, die Figur Zwickauers und der Kladderadatſchkalender ſind Ka- liſchs Werk; außerdem ſchrieb er die Mehrzahl der proſaiſchen Artikel im Berliner Dialekt, die Parodien, die traveſtierten Novellen u. die Sprüche der Weisheit: in kurzer Zeit hatte ſich das Witzblatt die Stellung erobert, die es heute noch einnimmt. Neben dieſer Tätigkeit begann K. ſeine Wirk- ſamkeit für das Theater, und ſchon ſeine beiden erſten Stücke „Hundert- tauſend Taler“ u. „Berlin bei Nacht“ begründeten ſeinen Ruf als Poſſen- dichter. Er ſtarb in Berlin am 21. Auguſt 1872. S: Berliner Volks- Kal – Die Bummler von Berlin. – Erverlangt ſein Alibi. – Herr Karoline. – Der Mützenmacher. – Auf der Eiſen- bahn. – Aurora in Öl. – Berlin wird Weltſtadt. – Ein Abenteuer mit Jenny Lind. – Tannhäuſer, oder: Der Sän- gerkrieg auf der Wartburg. – Namen- los uſw.). Kaliſch, Jſidor, * am 15. Novbr. S: Schlachtgeſang der Deut- Kaliſch, Ludwig, * am 7. Septbr. *
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Kal
Kal
Proudhon. Letzterer verſchaffte ihm,
der bald von allen Mitteln entblößt
war, eine Stelle als Buchhalter und
Korreſpondent in einer großen Straß-
burger Seidenhandlung. Jm Jahre
1846 kehrte K. nach Deutſchland zurück
und nahm zunächſt ſeinen Aufenthalt
in Leipzig, wo er als Mitarbeiter an
Öttingers „Charivari“ tätig war,
wandte ſich dann im folgenden Jahre
nach Berlin, wo er zunächſt zu ſeinem
kaufmänniſchen Berufe zurückkehrte
und in einem Speditionsgeſchäfte
Stellung fand. Die Revolution des
Jahres 1848 fand K. auf der äußer-
ſten Linken des Freiſinns, und im
Geiſte desſelben gründete er im Mai
d. J. das humoriſtiſch-ſatiriſche Wo-
chenblatt „Der Kladderadatſch“, das
er während des erſten Jahres faſt
ganz allein ſchrieb, und dem er ſeine
Haupttätigkeit bis an ſeinen Tod
widmete. Die Müller- und Schulze-
Literatur, die Figur Zwickauers und
der Kladderadatſchkalender ſind Ka-
liſchs Werk; außerdem ſchrieb er die
Mehrzahl der proſaiſchen Artikel im
Berliner Dialekt, die Parodien, die
traveſtierten Novellen u. die Sprüche
der Weisheit: in kurzer Zeit hatte ſich
das Witzblatt die Stellung erobert,
die es heute noch einnimmt. Neben
dieſer Tätigkeit begann K. ſeine Wirk-
ſamkeit für das Theater, und ſchon
ſeine beiden erſten Stücke „Hundert-
tauſend Taler“ u. „Berlin bei Nacht“
begründeten ſeinen Ruf als Poſſen-
dichter. Er ſtarb in Berlin am 21.
Auguſt 1872.
S: Berliner Volks-
bühne; IV, Neue Ausg. 1864. – Luſtige
Werke; V, 1870–71 (Beide enthalten
ſeine Poſſen; z. B. Hunderttauſend
Taler. – Berlin bei Nacht. – Junger
Zunder, alter Plunder. – Der Markt
der Jdeen. – Doktor Peſchke. – Ein
gebildeter Hausknecht. – Der Aktien-
budiker. – Berlin, wie es weint und
lacht. – Einer von unſere Leut’. –
Unſer Verkehr. – Otto Bellmann. –
Gräfin Guſte. – Berliner auf Wache.
– Die Bummler von Berlin. – Er
verlangt ſein Alibi. – Herr Karoline.
– Der Mützenmacher. – Auf der Eiſen-
bahn. – Aurora in Öl. – Berlin wird
Weltſtadt. – Ein Abenteuer mit Jenny
Lind. – Tannhäuſer, oder: Der Sän-
gerkrieg auf der Wartburg. – Namen-
los uſw.).
Kaliſch, Jſidor, * am 15. Novbr.
1817 zu Krotoſchin in der Provinz
Poſen, ſtudierte in Prag, Breslau
und Berlin Theologie u. Philoſophie
und lieferte ſchon als Student zahl-
reiche poetiſche und wiſſenſchaftliche
Beiträge für Zeitſchriften. Seine
freiſinnigen Publikationen während
des Jahres 1848 brachten ihn nach
Amerika, wo er ſich zuerſt als Rab-
biner in Cleveland niederließ. Wäh-
rend ſeines ſiebenjährigen Aufent-
halts daſelbſt ſchrieb er ſeine bekannte
„Kritik des Evangeliums Matthäi“
(1852); auch entzifferte er eine phö-
niziſche Jnſchrift, welche 1855 bei
Sidon gefunden und ihm zur Über-
ſetzung vom Prof. Gibbes am Yale
Kollege zugeſchickt worden war; dieſe
Überſetzung ging ſpäter an die ſyro-
ägyptiſche Geſellſchaft in London,
welche ſie für richtig befand. Später
war K. Rabbiner in Cincinnati, Jn-
dianopolis, Milwaukee, Detroit und
Naſhville, und zog 1875 nach Newark,
N. Jerſey, wo er ganz literariſchen
Arbeiten oblag und am 11. Mai 1886
ſtarb.
S: Schlachtgeſang der Deut-
ſchen (G.), 1843. – Töne des Mor-
genlandes (Ge.), 1865. – Leſſings
Nathan der Weiſe, ins Engl. überſ.
(die beſte Überſetzung dieſes Dr.),
1869.
Kaliſch, Ludwig, * am 7. Septbr.
1814 zu Liſſa in der jetzigen Provinz
Poſen, ſtammte von jüdiſchen Eltern
und verließ, von einem unbewußten
Drange getrieben, im Knabenalter
ſeine Heimat und bereitete ſich nach
langen Jrrfahrten ziemlich ſpät auf
das akademiſche Studium vor. Er
beſuchte die Univerſitäten Heidelberg
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