Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 3. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Jor ministerium zu übernehmen. Dasselbehatte er bis 1890 inne; dann veran- laßte ihn das Streben nach Selbst- ständigkeit, nach Guatemala zu gehen, wo er sich als Agent und Vertreter mehrerer großer europäischer und nordamerikanischer Handelshäuser etablierte. Nach einigen Jahren kehrte er aber wieder nach Mexiko zurück, wo er bei Charcas im Staate San Luis Potosi eine Silbermine ankaufte und bewirtschaftete. Dort ist er am 6. Jan. 1902 gestorben. S: Spanische Lieder *Jordan, Wilhelm, stammte Jor Zentrum und der Gagernschen Parteian. Als jüngstes Mitglied des Marine- ausschusses des Parlaments zum Sekretär desselben ernannt, ward er, nachdem die Gründung einer Flotte beschlossen war, als Ministerialrat in die Marineabteilung des Reichs- ministeriums für Handel berufen. Nach Versteigerung der Flotte durch den deutschen Bundestag wurde J. pensioniert und lebte er seitdem, mit wissenschaftl. und poetischen Arbeiten besonders für öffentliche Vorträge be- schäftigt, als Hausbesitzer und Ver- leger seiner Werke in Frankfurt a. M. Jm Jahre 1871 unternahm er eine Reise nach Nordamerika, wo er in den größeren Städten unter allseitiger Teilnahme und Anerkennung seine poetischen Schöpfungen zum Vortrag brachte. J. starb in Frankfurt a. M. am 25. Juni 1904. S: Glocke und *
Jor miniſterium zu übernehmen. Dasſelbehatte er bis 1890 inne; dann veran- laßte ihn das Streben nach Selbſt- ſtändigkeit, nach Guatemala zu gehen, wo er ſich als Agent und Vertreter mehrerer großer europäiſcher und nordamerikaniſcher Handelshäuſer etablierte. Nach einigen Jahren kehrte er aber wieder nach Mexiko zurück, wo er bei Charcas im Staate San Luis Potoſi eine Silbermine ankaufte und bewirtſchaftete. Dort iſt er am 6. Jan. 1902 geſtorben. S: Spaniſche Lieder *Jordan, Wilhelm, ſtammte Jor Zentrum und der Gagernſchen Parteian. Als jüngſtes Mitglied des Marine- ausſchuſſes des Parlaments zum Sekretär desſelben ernannt, ward er, nachdem die Gründung einer Flotte beſchloſſen war, als Miniſterialrat in die Marineabteilung des Reichs- miniſteriums für Handel berufen. Nach Verſteigerung der Flotte durch den deutſchen Bundestag wurde J. penſioniert und lebte er ſeitdem, mit wiſſenſchaftl. und poetiſchen Arbeiten beſonders für öffentliche Vorträge be- ſchäftigt, als Hausbeſitzer und Ver- leger ſeiner Werke in Frankfurt a. M. Jm Jahre 1871 unternahm er eine Reiſe nach Nordamerika, wo er in den größeren Städten unter allſeitiger Teilnahme und Anerkennung ſeine poetiſchen Schöpfungen zum Vortrag brachte. J. ſtarb in Frankfurt a. M. am 25. Juni 1904. S: Glocke und *
<TEI> <text> <body> <div type="index" n="1"> <p><pb facs="#f0377" n="373"/><lb/><cb/><lb/> <fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Jor</hi></fw><lb/> miniſterium zu übernehmen. Dasſelbe<lb/> hatte er bis 1890 inne; dann veran-<lb/> laßte ihn das Streben nach Selbſt-<lb/> ſtändigkeit, nach Guatemala zu gehen,<lb/> wo er ſich als Agent und Vertreter<lb/> mehrerer großer europäiſcher und<lb/> nordamerikaniſcher Handelshäuſer<lb/> etablierte. Nach einigen Jahren kehrte<lb/> er aber wieder nach Mexiko zurück, wo<lb/> er bei Charcas im Staate San Luis<lb/> Potoſi eine Silbermine ankaufte und<lb/> bewirtſchaftete. Dort iſt er am 6. Jan.<lb/> 1902 geſtorben. </p><lb/> <div type="bibliography" n="2"> <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head> <p> Spaniſche Lieder<lb/> von Guſt. Ad. Becquer (aus d. Span.<lb/> überſ.), 1893. – Lieder vom Stillen<lb/> Ozean (Ge.), 1894.</p><lb/> </div> </div><lb/> <div type="index" n="1"> <head>*<hi rendition="#b">Jordan,</hi> <hi rendition="#g">Wilhelm,</hi></head> <p> ſtammte<lb/> aus einer norwegiſchen, ſpäter nach<lb/> Frankreich und endlich infolge der<lb/> Religionsverfolgungen nach Deutſch-<lb/> land ausgewanderten Familie und<lb/> wurde am 8. Februar 1819 zu Jnſter-<lb/> burg in Oſtpreußen geboren. Er be-<lb/> ſuchte die Gymnaſien in Gumbinnen<lb/> und Tilſit und ſtudierte von 1838–42<lb/> auf der Univerſität zu Königsberg<lb/> aufänglich Theologie, dann Philoſo-<lb/> phie und Naturwiſſenſchaften und ſetzte<lb/> dieſe Studien, nachdem er zum Doktor<lb/> promoviert worden, noch ein Jahr<lb/> lang in Berlin fort. Er ließ ſich dann<lb/> in Leipzig nieder, wurde aber 1846<lb/> nach mehreren Preßprozeſſen, in welche<lb/> ihn ſeine religiöſen und politiſchen<lb/> Dichtungen und Aufſätze verwickelt<lb/> hatten, aus Sachſen verwieſen und<lb/> wandte ſich nun nach Bremen, wo er<lb/> bis 1848 teils als Schriftſteller, teils<lb/> als Lehrer tätig war. Beim Ausbruch<lb/> der Februarrevolution in Frankreich<lb/> ging er als Korreſpondent für die<lb/> „Bremer Zeitung“ nach Paris, kehrte<lb/> aber im April nach Berlin zurück, wo<lb/> er unter den Mitgliedern des konſti-<lb/> tutionellen Klubs einer der beliebteſten<lb/> Rednerwar, infolgedeſſen er zu Freien-<lb/> walde zum Abgeordneten für das<lb/> Frankfurter Parlament gewählt<lb/> wurde. Hier gehörte er anfänglich zur<lb/> Linken, ſchloß ſich aber ſpäter dem<lb/><cb/><lb/> <fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Jor</hi></fw><lb/> Zentrum und der Gagernſchen Partei<lb/> an. Als jüngſtes Mitglied des Marine-<lb/> ausſchuſſes des Parlaments zum<lb/> Sekretär desſelben ernannt, ward er,<lb/> nachdem die Gründung einer Flotte<lb/> beſchloſſen war, als Miniſterialrat in<lb/> die Marineabteilung des Reichs-<lb/> miniſteriums für Handel berufen.<lb/> Nach Verſteigerung der Flotte durch<lb/> den deutſchen Bundestag wurde J.<lb/> penſioniert und lebte er ſeitdem, mit<lb/> wiſſenſchaftl. und poetiſchen Arbeiten<lb/> beſonders für öffentliche Vorträge be-<lb/> ſchäftigt, als Hausbeſitzer und Ver-<lb/> leger ſeiner Werke in Frankfurt a. M.<lb/> Jm Jahre 1871 unternahm er eine<lb/> Reiſe nach Nordamerika, wo er in den<lb/> größeren Städten unter allſeitiger<lb/> Teilnahme und Anerkennung ſeine<lb/> poetiſchen Schöpfungen zum Vortrag<lb/> brachte. J. ſtarb in Frankfurt a. M.<lb/> am 25. Juni 1904. </p><lb/> <div type="bibliography" n="2"> <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head> <p> Glocke und<lb/> Kanone (Ge.), 1841. – Jrdiſche Phan-<lb/> taſien (Ge.), 1842. – Litauiſche Volks-<lb/> lieder und Sagen, 1844. – Jhr träumt<lb/> (G.), 1845. – Schaum (Dn.), 1846. –<lb/> Demiurgos (Ein Myſterium. Ep.-<lb/> dramat. D.); <hi rendition="#aq">III,</hi> 1852–54. – Das<lb/> Jnterim (Prologſzene), 1855. – Die<lb/> Liebesleugner (Lſp.) 1856. – Die Witwe<lb/> des Agis (Tr.), 1858. – Shakeſpeares<lb/> Gedichte, überſ., 1861. – Tragödien<lb/> des Sophokles; überſ., 1862. – Der<lb/> epiſche Vers der Germanen und ſein<lb/> Stabreim, 1868. – Das Kunſtgeſetz<lb/> Homers und die Rhapſodik, 1869. –<lb/> Nibelunge. Erſtes Lied: Die Sieg-<lb/> friedsſage, 1868. 15. A. 1904. Zweites<lb/> Lied: Hildebrandts Heimkehr, 1874.<lb/> 13. A. 1904. – Strophen und Stäbe<lb/> (Ge.), 1871. – Arthur Arden (Schſp.),<lb/> 1873. – Homers Odyſſee; überſ. u. er-<lb/> klärt, 1876. – Andachten (Ge.), 1877. –<lb/> Durchs Ohr (Lſp.), 4. A. 1880. – Epi-<lb/> ſche Briefe, 1876. – Die Erfüllung des<lb/> Chriſtentums, 1879. – Sein Zwillings-<lb/> bruder (Lſp.), 1883. – Tauſch ent-<lb/> täuſcht (Lſp.), 1884. – Feſtſpiel zur<lb/> 100jähr. Feier der Brüder Jakob und<lb/> Wilhelm Grimm, 1885. – Die See-<lb/> <fw type="sig" place="bottom">*</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [373/0377]
Jor
Jor
miniſterium zu übernehmen. Dasſelbe
hatte er bis 1890 inne; dann veran-
laßte ihn das Streben nach Selbſt-
ſtändigkeit, nach Guatemala zu gehen,
wo er ſich als Agent und Vertreter
mehrerer großer europäiſcher und
nordamerikaniſcher Handelshäuſer
etablierte. Nach einigen Jahren kehrte
er aber wieder nach Mexiko zurück, wo
er bei Charcas im Staate San Luis
Potoſi eine Silbermine ankaufte und
bewirtſchaftete. Dort iſt er am 6. Jan.
1902 geſtorben.
S: Spaniſche Lieder
von Guſt. Ad. Becquer (aus d. Span.
überſ.), 1893. – Lieder vom Stillen
Ozean (Ge.), 1894.
*Jordan, Wilhelm, ſtammte
aus einer norwegiſchen, ſpäter nach
Frankreich und endlich infolge der
Religionsverfolgungen nach Deutſch-
land ausgewanderten Familie und
wurde am 8. Februar 1819 zu Jnſter-
burg in Oſtpreußen geboren. Er be-
ſuchte die Gymnaſien in Gumbinnen
und Tilſit und ſtudierte von 1838–42
auf der Univerſität zu Königsberg
aufänglich Theologie, dann Philoſo-
phie und Naturwiſſenſchaften und ſetzte
dieſe Studien, nachdem er zum Doktor
promoviert worden, noch ein Jahr
lang in Berlin fort. Er ließ ſich dann
in Leipzig nieder, wurde aber 1846
nach mehreren Preßprozeſſen, in welche
ihn ſeine religiöſen und politiſchen
Dichtungen und Aufſätze verwickelt
hatten, aus Sachſen verwieſen und
wandte ſich nun nach Bremen, wo er
bis 1848 teils als Schriftſteller, teils
als Lehrer tätig war. Beim Ausbruch
der Februarrevolution in Frankreich
ging er als Korreſpondent für die
„Bremer Zeitung“ nach Paris, kehrte
aber im April nach Berlin zurück, wo
er unter den Mitgliedern des konſti-
tutionellen Klubs einer der beliebteſten
Rednerwar, infolgedeſſen er zu Freien-
walde zum Abgeordneten für das
Frankfurter Parlament gewählt
wurde. Hier gehörte er anfänglich zur
Linken, ſchloß ſich aber ſpäter dem
Zentrum und der Gagernſchen Partei
an. Als jüngſtes Mitglied des Marine-
ausſchuſſes des Parlaments zum
Sekretär desſelben ernannt, ward er,
nachdem die Gründung einer Flotte
beſchloſſen war, als Miniſterialrat in
die Marineabteilung des Reichs-
miniſteriums für Handel berufen.
Nach Verſteigerung der Flotte durch
den deutſchen Bundestag wurde J.
penſioniert und lebte er ſeitdem, mit
wiſſenſchaftl. und poetiſchen Arbeiten
beſonders für öffentliche Vorträge be-
ſchäftigt, als Hausbeſitzer und Ver-
leger ſeiner Werke in Frankfurt a. M.
Jm Jahre 1871 unternahm er eine
Reiſe nach Nordamerika, wo er in den
größeren Städten unter allſeitiger
Teilnahme und Anerkennung ſeine
poetiſchen Schöpfungen zum Vortrag
brachte. J. ſtarb in Frankfurt a. M.
am 25. Juni 1904.
S: Glocke und
Kanone (Ge.), 1841. – Jrdiſche Phan-
taſien (Ge.), 1842. – Litauiſche Volks-
lieder und Sagen, 1844. – Jhr träumt
(G.), 1845. – Schaum (Dn.), 1846. –
Demiurgos (Ein Myſterium. Ep.-
dramat. D.); III, 1852–54. – Das
Jnterim (Prologſzene), 1855. – Die
Liebesleugner (Lſp.) 1856. – Die Witwe
des Agis (Tr.), 1858. – Shakeſpeares
Gedichte, überſ., 1861. – Tragödien
des Sophokles; überſ., 1862. – Der
epiſche Vers der Germanen und ſein
Stabreim, 1868. – Das Kunſtgeſetz
Homers und die Rhapſodik, 1869. –
Nibelunge. Erſtes Lied: Die Sieg-
friedsſage, 1868. 15. A. 1904. Zweites
Lied: Hildebrandts Heimkehr, 1874.
13. A. 1904. – Strophen und Stäbe
(Ge.), 1871. – Arthur Arden (Schſp.),
1873. – Homers Odyſſee; überſ. u. er-
klärt, 1876. – Andachten (Ge.), 1877. –
Durchs Ohr (Lſp.), 4. A. 1880. – Epi-
ſche Briefe, 1876. – Die Erfüllung des
Chriſtentums, 1879. – Sein Zwillings-
bruder (Lſp.), 1883. – Tauſch ent-
täuſcht (Lſp.), 1884. – Feſtſpiel zur
100jähr. Feier der Brüder Jakob und
Wilhelm Grimm, 1885. – Die See-
*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |