trat er in den Ruhestand und in der Nacht vom 3. zum 4. Juli 1874 starb er.
S:
Schauspiele für die Jugend, 1855-58. - Nach Sturm -- Sonnen- schein (Schsp.), 1870. - Xenien zum 10. November 1859; 1859. - Ausge- wählte Dichtungen, 1877.
*Hölterhoff, Elise,
pseudonym E. Ehrenberg, wurde als die Tochter eines Kaufmanns am 24. August 1819 in Elberfeld geboren. Schwere Schicksalsschläge traten schon in der Jugend an sie heran: ihre Mutter wurde infolge eines Schlag- anfalls geistesschwach und war durch zehn Jahre an das Leidenslager ge- fesselt. Während dieser Zeit wurde der Tochter in Ausübung ihrer Kin- despflichten die Lektüre der besten Schriftsteller eine reiche Quelle des Trostes, u. nach dem Tode der Mut- ter versuchte sie, die nun ein durch geschwächte Gesundheit gebotenes Stilleben führte, ihr Talent in eige- nen poetischen Schöpfungen zu erpro- ben; doch entschloß sie sich erst am Abend ihres Lebens, mit den Kindern ihrer Muse an die Öffentlichkeit zu treten. Die Dichterin lebt in Elber- feld.
S:
Das Schwert des Damokles (R.), 1883.
*Holthausen (Holthusen), Gustav,
* am 24. Juni 1848 zu Stotel bei Bremerhaven, kam schon 1863 nach Amerika, wo er einige Monate als Kaufmann tätig war, dann aber in die Nordarmee eintrat und den Bür- gerkrieg bis zu seiner Verwundung in der "Wildernisschlacht" mitmachte. Später arbeitete er in Neuyork und St. Louis, schloß sich dann einer Ko- lonisationsexpedition nach Venezuela an, die aber infolge von Krankheit, Hunger u. Not frühzeitig scheiterte, arbeitete sich danach als Matrose nach Baltimore und Neuyork durch, wo er als Geschäftsmann tätig war, und lebte später in Yankton, Dakota Ter- ritorium. Ein Versuch, sich nachmals in Neuyork niederzulassen, scheiterte; [Spaltenumbruch]
Hol
er konnte geschäftlich nicht vorwärts kommen und wandte sich daher wie- der nach dem Westen. Jn Dakota ist er dann auf tragische Art ums Leben gekommen.
S:
Ole Erinnerungen (Plattd. Ge. und Geschn. in Bremer Mundart), 1876.
*Holthausen, Jeannette,
pseud. Agnes le Grave, wurde am 5. März 1812 zu Kleve a. Rhein als die Tochter eines Kaufmanns Schugt geboren und verlor ihre Mutter be- reits im zweiten Jahre ihres Lebens. Von ihrer Stiefmutter bloß zu Haus- haltungsgeschäften verwendet, be- nutzte sie die Nächte zu ihrer geistigen Ausbildung; sie lernte ohne Anlei- tung die französische Sprache u. das Gitarre- und Klavierspiel, wofür sie große Begabung hatte, u. las nament- lich eifrig unsere klassischen Schrift- steller. Verlobt mit einem Studien- genossen ihres Bruders, namens Holthausen, verlebte sie die vier letzten Jahre ihres Brautstandes als Erzieherin in einer Adelsfamilie Pommerns und folgte dann ihrem Gatten nach Sonnenburg, wo der- selbe eine Stelle als Disponent in einer Teppichfabrik erhalten hatte. Nach sechs Jahren siedelte das junge Ehepaar auf kurze Zeit nach Berlin und dann nach Potsdann über, wo der Gatte eine ähnliche kaufmänni- sche Stellung bekleidete. Der Verlust ihres jüngsten Kindes, ihres einzigen Knaben, drohte die Mutter fast zu vernichten, wurde aber die Veranlas- sung, die ihr innewohnende Begabung für die Dichtkunst nach außen hin zur Darstellung zu bringen. Einige Ver- suche in antiken Formen, die sie dem berühmten Philologen August Böckh in Berlin einsandte, erhielten dessen Beifall, so daß er hinfort einen regen brieflichen und, soweit es die Zeit er- laubte, persönlichen Verkehr mit der Dichterin unterhielt und ihr manchen belehrenden Wink über Anwendung der antiken Metrik erteilte. Seit dem
*
[Spaltenumbruch]
Höl
trat er in den Ruheſtand und in der Nacht vom 3. zum 4. Juli 1874 ſtarb er.
S:
Schauſpiele für die Jugend, 1855–58. – Nach Sturm — Sonnen- ſchein (Schſp.), 1870. – Xenien zum 10. November 1859; 1859. – Ausge- wählte Dichtungen, 1877.
*Hölterhoff, Eliſe,
pſeudonym E. Ehrenberg, wurde als die Tochter eines Kaufmanns am 24. Auguſt 1819 in Elberfeld geboren. Schwere Schickſalsſchläge traten ſchon in der Jugend an ſie heran: ihre Mutter wurde infolge eines Schlag- anfalls geiſtesſchwach und war durch zehn Jahre an das Leidenslager ge- feſſelt. Während dieſer Zeit wurde der Tochter in Ausübung ihrer Kin- despflichten die Lektüre der beſten Schriftſteller eine reiche Quelle des Troſtes, u. nach dem Tode der Mut- ter verſuchte ſie, die nun ein durch geſchwächte Geſundheit gebotenes Stilleben führte, ihr Talent in eige- nen poetiſchen Schöpfungen zu erpro- ben; doch entſchloß ſie ſich erſt am Abend ihres Lebens, mit den Kindern ihrer Muſe an die Öffentlichkeit zu treten. Die Dichterin lebt in Elber- feld.
S:
Das Schwert des Damokles (R.), 1883.
*Holthauſen (Holthuſen), Guſtav,
* am 24. Juni 1848 zu Stotel bei Bremerhaven, kam ſchon 1863 nach Amerika, wo er einige Monate als Kaufmann tätig war, dann aber in die Nordarmee eintrat und den Bür- gerkrieg bis zu ſeiner Verwundung in der „Wildernisſchlacht“ mitmachte. Später arbeitete er in Neuyork und St. Louis, ſchloß ſich dann einer Ko- loniſationsexpedition nach Venezuela an, die aber infolge von Krankheit, Hunger u. Not frühzeitig ſcheiterte, arbeitete ſich danach als Matroſe nach Baltimore und Neuyork durch, wo er als Geſchäftsmann tätig war, und lebte ſpäter in Yankton, Dakota Ter- ritorium. Ein Verſuch, ſich nachmals in Neuyork niederzulaſſen, ſcheiterte; [Spaltenumbruch]
Hol
er konnte geſchäftlich nicht vorwärts kommen und wandte ſich daher wie- der nach dem Weſten. Jn Dakota iſt er dann auf tragiſche Art ums Leben gekommen.
S:
Ole Erinnerungen (Plattd. Ge. und Geſchn. in Bremer Mundart), 1876.
*Holthauſen, Jeannette,
pſeud. Agnes le Grave, wurde am 5. März 1812 zu Kleve a. Rhein als die Tochter eines Kaufmanns Schugt geboren und verlor ihre Mutter be- reits im zweiten Jahre ihres Lebens. Von ihrer Stiefmutter bloß zu Haus- haltungsgeſchäften verwendet, be- nutzte ſie die Nächte zu ihrer geiſtigen Ausbildung; ſie lernte ohne Anlei- tung die franzöſiſche Sprache u. das Gitarre- und Klavierſpiel, wofür ſie große Begabung hatte, u. las nament- lich eifrig unſere klaſſiſchen Schrift- ſteller. Verlobt mit einem Studien- genoſſen ihres Bruders, namens Holthauſen, verlebte ſie die vier letzten Jahre ihres Brautſtandes als Erzieherin in einer Adelsfamilie Pommerns und folgte dann ihrem Gatten nach Sonnenburg, wo der- ſelbe eine Stelle als Disponent in einer Teppichfabrik erhalten hatte. Nach ſechs Jahren ſiedelte das junge Ehepaar auf kurze Zeit nach Berlin und dann nach Potsdann über, wo der Gatte eine ähnliche kaufmänni- ſche Stellung bekleidete. Der Verluſt ihres jüngſten Kindes, ihres einzigen Knaben, drohte die Mutter faſt zu vernichten, wurde aber die Veranlaſ- ſung, die ihr innewohnende Begabung für die Dichtkunſt nach außen hin zur Darſtellung zu bringen. Einige Ver- ſuche in antiken Formen, die ſie dem berühmten Philologen Auguſt Böckh in Berlin einſandte, erhielten deſſen Beifall, ſo daß er hinfort einen regen brieflichen und, ſoweit es die Zeit er- laubte, perſönlichen Verkehr mit der Dichterin unterhielt und ihr manchen belehrenden Wink über Anwendung der antiken Metrik erteilte. Seit dem
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trat er in den Ruheſtand und in der
Nacht vom 3. zum 4. Juli 1874 ſtarb
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S: Schauſpiele für die Jugend,
1855–58. – Nach Sturm — Sonnen-
ſchein (Schſp.), 1870. – Xenien zum
10. November 1859; 1859. – Ausge-
wählte Dichtungen, 1877.
*Hölterhoff, Eliſe, pſeudonym
E. Ehrenberg, wurde als die
Tochter eines Kaufmanns am 24.
Auguſt 1819 in Elberfeld geboren.
Schwere Schickſalsſchläge traten ſchon
in der Jugend an ſie heran: ihre
Mutter wurde infolge eines Schlag-
anfalls geiſtesſchwach und war durch
zehn Jahre an das Leidenslager ge-
feſſelt. Während dieſer Zeit wurde
der Tochter in Ausübung ihrer Kin-
despflichten die Lektüre der beſten
Schriftſteller eine reiche Quelle des
Troſtes, u. nach dem Tode der Mut-
ter verſuchte ſie, die nun ein durch
geſchwächte Geſundheit gebotenes
Stilleben führte, ihr Talent in eige-
nen poetiſchen Schöpfungen zu erpro-
ben; doch entſchloß ſie ſich erſt am
Abend ihres Lebens, mit den Kindern
ihrer Muſe an die Öffentlichkeit zu
treten. Die Dichterin lebt in Elber-
feld.
S: Das Schwert des Damokles
(R.), 1883.
*Holthauſen (Holthuſen), Guſtav,
* am 24. Juni 1848 zu Stotel bei
Bremerhaven, kam ſchon 1863 nach
Amerika, wo er einige Monate als
Kaufmann tätig war, dann aber in
die Nordarmee eintrat und den Bür-
gerkrieg bis zu ſeiner Verwundung
in der „Wildernisſchlacht“ mitmachte.
Später arbeitete er in Neuyork und
St. Louis, ſchloß ſich dann einer Ko-
loniſationsexpedition nach Venezuela
an, die aber infolge von Krankheit,
Hunger u. Not frühzeitig ſcheiterte,
arbeitete ſich danach als Matroſe nach
Baltimore und Neuyork durch, wo er
als Geſchäftsmann tätig war, und
lebte ſpäter in Yankton, Dakota Ter-
ritorium. Ein Verſuch, ſich nachmals
in Neuyork niederzulaſſen, ſcheiterte;
er konnte geſchäftlich nicht vorwärts
kommen und wandte ſich daher wie-
der nach dem Weſten. Jn Dakota iſt
er dann auf tragiſche Art ums Leben
gekommen.
S: Ole Erinnerungen
(Plattd. Ge. und Geſchn. in Bremer
Mundart), 1876.
*Holthauſen, Jeannette, pſeud.
Agnes le Grave, wurde am 5.
März 1812 zu Kleve a. Rhein als die
Tochter eines Kaufmanns Schugt
geboren und verlor ihre Mutter be-
reits im zweiten Jahre ihres Lebens.
Von ihrer Stiefmutter bloß zu Haus-
haltungsgeſchäften verwendet, be-
nutzte ſie die Nächte zu ihrer geiſtigen
Ausbildung; ſie lernte ohne Anlei-
tung die franzöſiſche Sprache u. das
Gitarre- und Klavierſpiel, wofür ſie
große Begabung hatte, u. las nament-
lich eifrig unſere klaſſiſchen Schrift-
ſteller. Verlobt mit einem Studien-
genoſſen ihres Bruders, namens
Holthauſen, verlebte ſie die vier
letzten Jahre ihres Brautſtandes als
Erzieherin in einer Adelsfamilie
Pommerns und folgte dann ihrem
Gatten nach Sonnenburg, wo der-
ſelbe eine Stelle als Disponent in
einer Teppichfabrik erhalten hatte.
Nach ſechs Jahren ſiedelte das junge
Ehepaar auf kurze Zeit nach Berlin
und dann nach Potsdann über, wo
der Gatte eine ähnliche kaufmänni-
ſche Stellung bekleidete. Der Verluſt
ihres jüngſten Kindes, ihres einzigen
Knaben, drohte die Mutter faſt zu
vernichten, wurde aber die Veranlaſ-
ſung, die ihr innewohnende Begabung
für die Dichtkunſt nach außen hin zur
Darſtellung zu bringen. Einige Ver-
ſuche in antiken Formen, die ſie dem
berühmten Philologen Auguſt Böckh
in Berlin einſandte, erhielten deſſen
Beifall, ſo daß er hinfort einen regen
brieflichen und, ſoweit es die Zeit er-
laubte, perſönlichen Verkehr mit der
Dichterin unterhielt und ihr manchen
belehrenden Wink über Anwendung
der antiken Metrik erteilte. Seit dem
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Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 3. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon03_1913/280>, abgerufen am 22.02.2025.
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