Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 3. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Heu der Großstädte Rom, Florenz, Nea-pel, Paris, Dresden und Berlin brachten ihn mit dem meisten, was die europäische Kultur an Zelebritä- ten auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft besaß, in Berührung. H. hat niemals ein öffentliches Amt gesucht und bekleidet; sein äußerlich einförmiges, aber innerlich gehalt- volles Leben verbrachte er größten- teils in Wien, wo er auch am 24. Mai 1889 starb. S: Schattenrisse aus Heuser, Olga, pseud. Olga Hil- S: Jch habe verstanden (N.), 1897. - *Hevesi, Ludwig, deutsch-ungari- Heu scher Schriftsteller, psd. Onkel Tom,wurde am 20. Dezbr. 1843 zu Heves in Ungarn als der Sohn eines an- gesehenen Arztes geboren, absol- vierte das Gymnasium in Pest und studierte dann in Wien Medizin, nebenher mit besonderer Vorliebe klas- sische Philologie. Von früh auf ge- zwungen, sich durch literarische Ar- beiten zu erhalten und von der Lauf- bahn eines praktischen Arztes wenig gelockt, warf er sich seit 1865 mit voller Kraft in die journalistische Strömung. Schon 1866 erhielt er einen Ruf als Feuilletonist an den "Pester Lloyd", und gehörte er dem- selben auch fernerhin an, war aber seit 1875, wo er an das Wiener "Frem- denblatt" berufen wurde, in Wien ansässig u. teilte seine Tätigkeit seit- dem zwischen beiden Blättern. Von 1871-74 hatte er auch die Leitung der Wiener Jugendzeitschrift "Kleine Leute" übernommen, und stammt der Jnhalt der sieben ersten Bände gänz- lich aus seiner Feder. Noch in voller Manneskraft, klaren Geistes, im stol- zen Gefühl, stets für alles Gute und Schöne gekämpft zu haben, schied er aus unbekannten Gründen am 27. Febr. 1910 freiwillig aus dem Leben, indem er sich erschoß. S: Sie sollen *
Heu der Großſtädte Rom, Florenz, Nea-pel, Paris, Dresden und Berlin brachten ihn mit dem meiſten, was die europäiſche Kultur an Zelebritä- ten auf dem Gebiete der Kunſt und Wiſſenſchaft beſaß, in Berührung. H. hat niemals ein öffentliches Amt geſucht und bekleidet; ſein äußerlich einförmiges, aber innerlich gehalt- volles Leben verbrachte er größten- teils in Wien, wo er auch am 24. Mai 1889 ſtarb. S: Schattenriſſe aus Heuſer, Olga, pſeud. Olga Hil- S: Jch habe verſtanden (N.), 1897. – *Heveſi, Ludwig, deutſch-ungari- Heu ſcher Schriftſteller, pſd. Onkel Tom,wurde am 20. Dezbr. 1843 zu Heves in Ungarn als der Sohn eines an- geſehenen Arztes geboren, abſol- vierte das Gymnaſium in Peſt und ſtudierte dann in Wien Medizin, nebenher mit beſonderer Vorliebe klaſ- ſiſche Philologie. Von früh auf ge- zwungen, ſich durch literariſche Ar- beiten zu erhalten und von der Lauf- bahn eines praktiſchen Arztes wenig gelockt, warf er ſich ſeit 1865 mit voller Kraft in die journaliſtiſche Strömung. Schon 1866 erhielt er einen Ruf als Feuilletoniſt an den „Peſter Lloyd“, und gehörte er dem- ſelben auch fernerhin an, war aber ſeit 1875, wo er an das Wiener „Frem- denblatt“ berufen wurde, in Wien anſäſſig u. teilte ſeine Tätigkeit ſeit- dem zwiſchen beiden Blättern. Von 1871–74 hatte er auch die Leitung der Wiener Jugendzeitſchrift „Kleine Leute“ übernommen, und ſtammt der Jnhalt der ſieben erſten Bände gänz- lich aus ſeiner Feder. Noch in voller Manneskraft, klaren Geiſtes, im ſtol- zen Gefühl, ſtets für alles Gute und Schöne gekämpft zu haben, ſchied er aus unbekannten Gründen am 27. Febr. 1910 freiwillig aus dem Leben, indem er ſich erſchoß. S: Sie ſollen *
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Heu
Heu
der Großſtädte Rom, Florenz, Nea-
pel, Paris, Dresden und Berlin
brachten ihn mit dem meiſten, was
die europäiſche Kultur an Zelebritä-
ten auf dem Gebiete der Kunſt und
Wiſſenſchaft beſaß, in Berührung.
H. hat niemals ein öffentliches Amt
geſucht und bekleidet; ſein äußerlich
einförmiges, aber innerlich gehalt-
volles Leben verbrachte er größten-
teils in Wien, wo er auch am 24. Mai
1889 ſtarb.
S: Schattenriſſe aus
Giulios Leben (R. in Br.), 1832. –
Ein weibliches Herz (Dr. G.), 1842.
– Heſperus (G.), 1844. – Gedichte,
1845. – Jm Abendſtrahl (Dichtung
und Betrachtung); II, 1880–84. – Die
wunderlichen Pilger (Lſp.), 1884. –
Maske und Lyra (Ein guter Bürger,
Tr. – Der Virginier, Tr. – Gedichte),
1885. – Geſammelte Werke; VI, 1897 ff.
(Jnhalt: I. Lyriſche Dichtungen. –
II.–III. Lyriſche Dichtungen. – Erzäh-
lende Dichtungen und Sprüche in
Reimen. – IV. Dramen. – V. Schat-
tenriſſe aus Giulios Leben. – Erzäh-
lungen, 1. Teil. – VI. Erzählungen,
2. Tl. – Kritiſche Schriften. – Reflexe
und Reflexionen).
Heuſer, Olga, pſeud. Olga Hil-
ler, wurde 1853 zu Filehne in der
Provinz Poſen als die Tochter des
Sanitätsrats Dr. Cohn geboren.
Sehr früh beſchäftigte ſie ſich mit der
Literatur und dem Niederſchreiben
ihrer Gedanken, hatte auch den Mut,
im Alter von 16 Jahren ihren erſten
Roman der Redaktion der „Garten-
laube“ einzuſenden. Nach ihrer Ver-
heiratung mit dem Fabrikdirektor
Heuſer in Stralſund ließen häus-
liche Pflichten und Sorgen ſie nicht
zum Schreiben kommen, und erſt nach
mehreren Jahren hat ſie wieder die
Feder zur Hand genommen und zu-
nächſt kleinere Novellen veröffentlicht.
S: Jch habe verſtanden (N.), 1897. –
Doktor Burkhardt (N.), 1897. – Am
Walchenſee (N.), 1897.
*Heveſi, Ludwig, deutſch-ungari-
ſcher Schriftſteller, pſd. Onkel Tom,
wurde am 20. Dezbr. 1843 zu Heves
in Ungarn als der Sohn eines an-
geſehenen Arztes geboren, abſol-
vierte das Gymnaſium in Peſt und
ſtudierte dann in Wien Medizin,
nebenher mit beſonderer Vorliebe klaſ-
ſiſche Philologie. Von früh auf ge-
zwungen, ſich durch literariſche Ar-
beiten zu erhalten und von der Lauf-
bahn eines praktiſchen Arztes wenig
gelockt, warf er ſich ſeit 1865 mit
voller Kraft in die journaliſtiſche
Strömung. Schon 1866 erhielt er
einen Ruf als Feuilletoniſt an den
„Peſter Lloyd“, und gehörte er dem-
ſelben auch fernerhin an, war aber ſeit
1875, wo er an das Wiener „Frem-
denblatt“ berufen wurde, in Wien
anſäſſig u. teilte ſeine Tätigkeit ſeit-
dem zwiſchen beiden Blättern. Von
1871–74 hatte er auch die Leitung
der Wiener Jugendzeitſchrift „Kleine
Leute“ übernommen, und ſtammt der
Jnhalt der ſieben erſten Bände gänz-
lich aus ſeiner Feder. Noch in voller
Manneskraft, klaren Geiſtes, im ſtol-
zen Gefühl, ſtets für alles Gute und
Schöne gekämpft zu haben, ſchied er
aus unbekannten Gründen am 27.
Febr. 1910 freiwillig aus dem Leben,
indem er ſich erſchoß.
S: Sie ſollen
ihn nicht haben (Heiteres aus ernſter
Zeit), 1871. – Des Schneidergeſellen
Andreas Jelky Abenteuer in vier
Weltteilen, 1875. – Auf der Schneide
(En.), 1884. – Neues Geſchichtenbuch,
1885. – Auf der Sonnenſeite (En.),
1886. – Almanaccando (Bilder aus
Jtalien), 1888. – Buch der Laune
(Neue Geſchn.), 1889. – Ein engliſcher
September (Heitere Fahrten), 1891.
– Regenbogen (7 heitere Geſchn.),
1892. – Von Kalau bis Säkkingen,
1893. – Zerline Gabillon (Ein Künſt-
lerleben), 1893. – Glückliche Reiſen,
1894. – Die Althofleute (Sommer-
roman), 1896. – Blaue Fernen (Neue
Reiſebilder), 1897. – Das bunte Buch
(Hum.), 1898. – Wiener Totentanz
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