Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 3. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Her er, da sein Vater verarmte, vomGymnasium scheiden. Er schlug sich nun ein Jahr lang als Einjährig- Freiwilliger durch Erteilung von Privatunterricht durch u. ging dann nach Leipzig, wo er nach Ablegung seines Maturitätsexamens Philoso- phie und neuere Sprachen studierte. Jm Jahre 1881 wandte er sich nach Halle und gründete hier nach seiner Verheiratung ein Pensionat für Kna- ben, verbunden mit einem Vorberei- tungskursus für das Examen als Einjährig-Freiwilliger. Außer eini- gen religions-philosophischen Schrif- ten veröffentlichte er S: Lazarus von Herwegh, Georg Friedrich Ru- dolf Theodor Andreas, wurde am 31. Her strebungen jener Zeit einen wahrenSturm der Begeisterung in Deutsch- land hervorriefen und trotz ihrer Konfiskation in kurzer Zeit sieben Auflagen erlebten. Nach einem kurzen Aufenthalt in Paris bereiste er 1842 Deutschland, um Mitarbeiter für eine von ihm zu gründende Zeitschrift zu gewinnen. Diese Reise glich einem förmlichen Triumphzuge, und selbst König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen ließ sich den Dichter vor- stellen. Da aber der letztere die Takt- losigkeit beging, an den König von Königsberg aus einen beleidigenden Brief zu schreiben, so erfolgte seine Ausweisung aus Preußen. H. kehrte nach der Schweiz zurück, aber selbst hier war die Mißstimmung gegen ihn so groß, daß verschiedene Kantone ihm das Asylrecht verweigerten. Endlich erlangte er von der kleinen Gemeinde Liestal im Kanton Baselland das Bürgerrecht u. verheiratete sich dann mit Emma Siegmund, der Tochter eines reichen jüdischen Bankiers in Berlin. H. lebte jetzt viel auf Reisen, ließ sich dann in Paris nieder und war ziemlich vergessen, als er plötz- lich 1849 an der Spitze einer aus Deutschen und Franzosen gebildeten Arbeiterschar in Baden einfiel u. sich an dem dortigen Aufstande beteiligte. Am 27. April 1849 bei Schopfheim von den Württembergern geschlagen, flüchtete er über die Grenze, lebte seit- dem bald in Paris, bald in Genf oder Zürich und siedelte endlich 1866 nach Baden-Baden über, wo er die letzten Jahre seines Lebens in stiller Zurückgezogenheit weilte. Er starb daselbst am 7. April 1875. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhofe in Liestal, wo ihm ein Grabdenkmal er- richtet werden soll. S: Lamartines *
Her er, da ſein Vater verarmte, vomGymnaſium ſcheiden. Er ſchlug ſich nun ein Jahr lang als Einjährig- Freiwilliger durch Erteilung von Privatunterricht durch u. ging dann nach Leipzig, wo er nach Ablegung ſeines Maturitätsexamens Philoſo- phie und neuere Sprachen ſtudierte. Jm Jahre 1881 wandte er ſich nach Halle und gründete hier nach ſeiner Verheiratung ein Penſionat für Kna- ben, verbunden mit einem Vorberei- tungskurſus für das Examen als Einjährig-Freiwilliger. Außer eini- gen religions-philoſophiſchen Schrif- ten veröffentlichte er S: Lazarus von Herwegh, Georg Friedrich Ru- dolf Theodor Andreas, wurde am 31. Her ſtrebungen jener Zeit einen wahrenSturm der Begeiſterung in Deutſch- land hervorriefen und trotz ihrer Konfiskation in kurzer Zeit ſieben Auflagen erlebten. Nach einem kurzen Aufenthalt in Paris bereiſte er 1842 Deutſchland, um Mitarbeiter für eine von ihm zu gründende Zeitſchrift zu gewinnen. Dieſe Reiſe glich einem förmlichen Triumphzuge, und ſelbſt König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen ließ ſich den Dichter vor- ſtellen. Da aber der letztere die Takt- loſigkeit beging, an den König von Königsberg aus einen beleidigenden Brief zu ſchreiben, ſo erfolgte ſeine Ausweiſung aus Preußen. H. kehrte nach der Schweiz zurück, aber ſelbſt hier war die Mißſtimmung gegen ihn ſo groß, daß verſchiedene Kantone ihm das Aſylrecht verweigerten. Endlich erlangte er von der kleinen Gemeinde Lieſtal im Kanton Baſelland das Bürgerrecht u. verheiratete ſich dann mit Emma Siegmund, der Tochter eines reichen jüdiſchen Bankiers in Berlin. H. lebte jetzt viel auf Reiſen, ließ ſich dann in Paris nieder und war ziemlich vergeſſen, als er plötz- lich 1849 an der Spitze einer aus Deutſchen und Franzoſen gebildeten Arbeiterſchar in Baden einfiel u. ſich an dem dortigen Aufſtande beteiligte. Am 27. April 1849 bei Schopfheim von den Württembergern geſchlagen, flüchtete er über die Grenze, lebte ſeit- dem bald in Paris, bald in Genf oder Zürich und ſiedelte endlich 1866 nach Baden-Baden über, wo er die letzten Jahre ſeines Lebens in ſtiller Zurückgezogenheit weilte. Er ſtarb daſelbſt am 7. April 1875. Sein Grab befindet ſich auf dem Friedhofe in Lieſtal, wo ihm ein Grabdenkmal er- richtet werden ſoll. S: Lamartines *
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Her
Her
er, da ſein Vater verarmte, vom
Gymnaſium ſcheiden. Er ſchlug ſich
nun ein Jahr lang als Einjährig-
Freiwilliger durch Erteilung von
Privatunterricht durch u. ging dann
nach Leipzig, wo er nach Ablegung
ſeines Maturitätsexamens Philoſo-
phie und neuere Sprachen ſtudierte.
Jm Jahre 1881 wandte er ſich nach
Halle und gründete hier nach ſeiner
Verheiratung ein Penſionat für Kna-
ben, verbunden mit einem Vorberei-
tungskurſus für das Examen als
Einjährig-Freiwilliger. Außer eini-
gen religions-philoſophiſchen Schrif-
ten veröffentlichte er
S: Lazarus von
Bethanien (Chriſtl. Tr.), 1886. – Prinz
Heraklius, oder: Ein Traum (Dr.),
1896.
Herwegh, Georg Friedrich Ru-
dolf Theodor Andreas, wurde am 31.
Mai 1817 zu Stuttgart geboren, be-
ſuchte das Gymnaſium ſeiner Vater-
ſtadt, das niedere theologiſche Semi-
nar in Maulbronn und ſeit Oktober
1835 das theologiſche Stift in Tü-
bingen, kehrte aber noch vor Beendi-
gung ſeiner Studien (im Aug. 1836)
nach Stuttgart zurück und beteiligte
ſich als Mitarbeiter an der von Aug.
Lewald herausgegebenen Zeitſchrift
„Europa“. Eines Tages wurde er
hier im Redaktionsbureau verhaftet,
da er in unbegreiflichem Leichtſinn
ſich um ſeine Konſkriptionspflicht
nicht gekümmert hatte, dann zwangs-
weiſe in die Kaſerne geführt und als
Soldat eingekleidet. Hieraus ent-
wickelten ſich für H., vielfach durch
eigene Unbeſonnenheit, mancherlei
Verdrießlichkeiten, und als er eines
Tages mit einem Offizier in Streit
geraten war, der für ihn bedenk-
liche Folgen haben konnte, floh er in
die Schweiz. Er ging nach Emmis-
hofen (Kant. Thurgau), wo er Mit-
arbeiter der radikalen „Volkshalle“
war, und ſpäter nach Zürich, wo er
ſeine „Gedichte eines Lebendigen“
herausgab, die bei den Freiheitsbe-
ſtrebungen jener Zeit einen wahren
Sturm der Begeiſterung in Deutſch-
land hervorriefen und trotz ihrer
Konfiskation in kurzer Zeit ſieben
Auflagen erlebten. Nach einem kurzen
Aufenthalt in Paris bereiſte er 1842
Deutſchland, um Mitarbeiter für eine
von ihm zu gründende Zeitſchrift zu
gewinnen. Dieſe Reiſe glich einem
förmlichen Triumphzuge, und ſelbſt
König Friedrich Wilhelm IV. von
Preußen ließ ſich den Dichter vor-
ſtellen. Da aber der letztere die Takt-
loſigkeit beging, an den König von
Königsberg aus einen beleidigenden
Brief zu ſchreiben, ſo erfolgte ſeine
Ausweiſung aus Preußen. H. kehrte
nach der Schweiz zurück, aber ſelbſt
hier war die Mißſtimmung gegen ihn
ſo groß, daß verſchiedene Kantone ihm
das Aſylrecht verweigerten. Endlich
erlangte er von der kleinen Gemeinde
Lieſtal im Kanton Baſelland das
Bürgerrecht u. verheiratete ſich dann
mit Emma Siegmund, der Tochter
eines reichen jüdiſchen Bankiers in
Berlin. H. lebte jetzt viel auf Reiſen,
ließ ſich dann in Paris nieder und
war ziemlich vergeſſen, als er plötz-
lich 1849 an der Spitze einer aus
Deutſchen und Franzoſen gebildeten
Arbeiterſchar in Baden einfiel u. ſich
an dem dortigen Aufſtande beteiligte.
Am 27. April 1849 bei Schopfheim
von den Württembergern geſchlagen,
flüchtete er über die Grenze, lebte ſeit-
dem bald in Paris, bald in Genf
oder Zürich und ſiedelte endlich 1866
nach Baden-Baden über, wo er die
letzten Jahre ſeines Lebens in ſtiller
Zurückgezogenheit weilte. Er ſtarb
daſelbſt am 7. April 1875. Sein Grab
befindet ſich auf dem Friedhofe in
Lieſtal, wo ihm ein Grabdenkmal er-
richtet werden ſoll.
S: Lamartines
ſämtliche Werke, überſ.; I.–V. Band,
1839–40. – Gedichte eines Lebendi-
gen; II, 1841–44, 7. A. 1844. 12. A.
1896. – Einundzwanzig Bogen aus
der Schweiz, 1843. – Zwei Preußen-
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