Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 2. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Grü kommissar fungierte und nach Unter-drückung der Bewegung in effigie hingerichtet wurde. Er selber war mittlerweile beim badischen Aufstande beteiligt und entkam zuletzt nach Straßburg, wo er Vorlesungen über deutsche Sprache und Literatur hielt und als Lehrer in diesem Fache tätig war. Jm Dezember 1852 vertrieb ihn der Staatsstreich wieder aus Frankreich; aber nur einen Winter brachte er in der Schweiz zu, dann kehrte er wieder nach Straßburg zu- rück und nahm seine frühere Tätig- keit wieder auf. Während der Bela- gerung Straßburgs wurde er Ende 1870 mit Weib und Kind abermals aus Straßburg verwiesen, zog aber mit den deutschen Truppen wieder ein und übernahm die Redaktion des "Niederrheinischen Couriers", die er zwei Jahre lang führte. Dann wurde er Lehrer der Geschichte u. Literatur an der städtischen höheren Töchter- schule in Straßburg, an welcher er bis zu seiner Pensionierung im Herbst 1895 tätig war. Jm Juli d. J. hatte er den Charakter als Professor er- halten. Er starb am 22. April 1904. S: Deutsche Flüchtlinge (Ein Zeit- Grün, Anastasius, Pseud. für Grün, Dionys Ritter von, wurde Grü zu Preßburg ein u. studierte 1845-47unter fortwährendem Kampfe um seine Existenz in Prag Philosophie und Geschichte. Dann war er zwei Jahre Hauslehrer in Dresden. Durch die politischen Unruhen von dort verscheucht, ging er 1849 nach Berlin, wo er sich seinen Unterhalt durch schriftstellerische Arbeiten er- warb und daneben an der Universi- tät Vorlesungen hörte, namentlich bei dem Physiker Wilhelm Dove und dem Geographen Karl Ritter. Der letztere erweckte in ihm ein so lebhaf- tes Jnteresse für sein Spezialgebiet, daß G. den Entschluß faßte, sich fort- an ausschließlich der geographischen Wissenschaft zu widmen. Jn Berlin trat G. auch zur katholischen Kirche über. Nach Beendigung seiner Stu- dien kehrte er nach Österreich zurück, wurde aber hier bald in Unter- suchungshaft genommen, da einige in Berlin veröffentlichte Zeitungs- artikel über den ungarischen Aufstand das Mißfallen der österr. Reaktion erregt hatten. Von seiner Absicht, sich der journalistischen Laufbahn zu widmen, kam er bald zurück, u. 1853 nahm er eine Lehrerstelle an dem erz- bischöflichen Gymnasium zu Leut- schau in der Zipser Gespanschaft an, die er 1855 mit einer Professur für Geschichte und Geographie am akade- mischen Gymnasium in Wien ver- tauschte. Seine umfangreiche "Län- der- und Völkerkunde" (1870. 2. A. 1873) gab den Anlaß, daß er 1872 zum Lehrer des damals 14jährigen Kronprinzen Rudolf für Geographie berufen ward. Nach Abschluß dieser Tätigkeit wurde G. 1875 vom Kaiser in den Ritterstand erhoben und noch in demselben Jahre von der Univer- sität Prag zum Professor auf den neu geschaffenen Lehrstuhl für Geogra- phie berufen. Andauernde Kränklich- keit zwang ihn, 1885 in den Ruhestand zu treten. Er starb in Prag am 26. Februar 1896 an Altersschwäche. Zu *
Grü kommiſſar fungierte und nach Unter-drückung der Bewegung in effigie hingerichtet wurde. Er ſelber war mittlerweile beim badiſchen Aufſtande beteiligt und entkam zuletzt nach Straßburg, wo er Vorleſungen über deutſche Sprache und Literatur hielt und als Lehrer in dieſem Fache tätig war. Jm Dezember 1852 vertrieb ihn der Staatsſtreich wieder aus Frankreich; aber nur einen Winter brachte er in der Schweiz zu, dann kehrte er wieder nach Straßburg zu- rück und nahm ſeine frühere Tätig- keit wieder auf. Während der Bela- gerung Straßburgs wurde er Ende 1870 mit Weib und Kind abermals aus Straßburg verwieſen, zog aber mit den deutſchen Truppen wieder ein und übernahm die Redaktion des „Niederrheiniſchen Couriers“, die er zwei Jahre lang führte. Dann wurde er Lehrer der Geſchichte u. Literatur an der ſtädtiſchen höheren Töchter- ſchule in Straßburg, an welcher er bis zu ſeiner Penſionierung im Herbſt 1895 tätig war. Jm Juli d. J. hatte er den Charakter als Profeſſor er- halten. Er ſtarb am 22. April 1904. S: Deutſche Flüchtlinge (Ein Zeit- Grün, Anaſtaſius, Pſeud. für Grün, Dionys Ritter von, wurde Grü zu Preßburg ein u. ſtudierte 1845–47unter fortwährendem Kampfe um ſeine Exiſtenz in Prag Philoſophie und Geſchichte. Dann war er zwei Jahre Hauslehrer in Dresden. Durch die politiſchen Unruhen von dort verſcheucht, ging er 1849 nach Berlin, wo er ſich ſeinen Unterhalt durch ſchriftſtelleriſche Arbeiten er- warb und daneben an der Univerſi- tät Vorleſungen hörte, namentlich bei dem Phyſiker Wilhelm Dove und dem Geographen Karl Ritter. Der letztere erweckte in ihm ein ſo lebhaf- tes Jntereſſe für ſein Spezialgebiet, daß G. den Entſchluß faßte, ſich fort- an ausſchließlich der geographiſchen Wiſſenſchaft zu widmen. Jn Berlin trat G. auch zur katholiſchen Kirche über. Nach Beendigung ſeiner Stu- dien kehrte er nach Öſterreich zurück, wurde aber hier bald in Unter- ſuchungshaft genommen, da einige in Berlin veröffentlichte Zeitungs- artikel über den ungariſchen Aufſtand das Mißfallen der öſterr. Reaktion erregt hatten. Von ſeiner Abſicht, ſich der journaliſtiſchen Laufbahn zu widmen, kam er bald zurück, u. 1853 nahm er eine Lehrerſtelle an dem erz- biſchöflichen Gymnaſium zu Leut- ſchau in der Zipſer Geſpanſchaft an, die er 1855 mit einer Profeſſur für Geſchichte und Geographie am akade- miſchen Gymnaſium in Wien ver- tauſchte. Seine umfangreiche „Län- der- und Völkerkunde“ (1870. 2. A. 1873) gab den Anlaß, daß er 1872 zum Lehrer des damals 14jährigen Kronprinzen Rudolf für Geographie berufen ward. Nach Abſchluß dieſer Tätigkeit wurde G. 1875 vom Kaiſer in den Ritterſtand erhoben und noch in demſelben Jahre von der Univer- ſität Prag zum Profeſſor auf den neu geſchaffenen Lehrſtuhl für Geogra- phie berufen. Andauernde Kränklich- keit zwang ihn, 1885 in den Ruheſtand zu treten. Er ſtarb in Prag am 26. Februar 1896 an Altersſchwäche. Zu *
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Grü
Grü
kommiſſar fungierte und nach Unter-
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hingerichtet wurde. Er ſelber war
mittlerweile beim badiſchen Aufſtande
beteiligt und entkam zuletzt nach
Straßburg, wo er Vorleſungen über
deutſche Sprache und Literatur hielt
und als Lehrer in dieſem Fache tätig
war. Jm Dezember 1852 vertrieb
ihn der Staatsſtreich wieder aus
Frankreich; aber nur einen Winter
brachte er in der Schweiz zu, dann
kehrte er wieder nach Straßburg zu-
rück und nahm ſeine frühere Tätig-
keit wieder auf. Während der Bela-
gerung Straßburgs wurde er Ende
1870 mit Weib und Kind abermals
aus Straßburg verwieſen, zog aber
mit den deutſchen Truppen wieder
ein und übernahm die Redaktion des
„Niederrheiniſchen Couriers“, die er
zwei Jahre lang führte. Dann wurde
er Lehrer der Geſchichte u. Literatur
an der ſtädtiſchen höheren Töchter-
ſchule in Straßburg, an welcher er
bis zu ſeiner Penſionierung im Herbſt
1895 tätig war. Jm Juli d. J. hatte
er den Charakter als Profeſſor er-
halten. Er ſtarb am 22. April 1904.
S: Deutſche Flüchtlinge (Ein Zeit-
bild), 1851. – Aus der Verbannung
(Ge.), 1859. – Friederike (von Seſen-
heim; Schſp.), 1859. – Das Forſthaus
in den Vogeſen (R.); III, 1874. –
Goethes Fauſt. Briefwechſel mit
einer Dame, 1856. – Die Poeſie der
Natur, 1877. – Das ABC der Äſthe-
tik, 1856.
Grün, Anaſtaſius, Pſeud. für
Anton Alexander Graf v. Auers-
perg; ſ. d.!
Grün, Dionys Ritter von, wurde
am 18. Januar 1819 als Sohn un-
bemittelter jüdiſcher Eltern zu Pre-
rau in Mähren geboren. Nach Be-
ſuch der Volksſchule wendete er ſich
der Landwirtſchaft zu; da ihm dieſer
Beruf zu wenig Befriedigung ſeines
Bildungstriebes bot, ſo trat er noch
mit 20 Jahren in das Gymnaſium
zu Preßburg ein u. ſtudierte 1845–47
unter fortwährendem Kampfe um
ſeine Exiſtenz in Prag Philoſophie
und Geſchichte. Dann war er zwei
Jahre Hauslehrer in Dresden.
Durch die politiſchen Unruhen von
dort verſcheucht, ging er 1849 nach
Berlin, wo er ſich ſeinen Unterhalt
durch ſchriftſtelleriſche Arbeiten er-
warb und daneben an der Univerſi-
tät Vorleſungen hörte, namentlich
bei dem Phyſiker Wilhelm Dove und
dem Geographen Karl Ritter. Der
letztere erweckte in ihm ein ſo lebhaf-
tes Jntereſſe für ſein Spezialgebiet,
daß G. den Entſchluß faßte, ſich fort-
an ausſchließlich der geographiſchen
Wiſſenſchaft zu widmen. Jn Berlin
trat G. auch zur katholiſchen Kirche
über. Nach Beendigung ſeiner Stu-
dien kehrte er nach Öſterreich zurück,
wurde aber hier bald in Unter-
ſuchungshaft genommen, da einige
in Berlin veröffentlichte Zeitungs-
artikel über den ungariſchen Aufſtand
das Mißfallen der öſterr. Reaktion
erregt hatten. Von ſeiner Abſicht,
ſich der journaliſtiſchen Laufbahn zu
widmen, kam er bald zurück, u. 1853
nahm er eine Lehrerſtelle an dem erz-
biſchöflichen Gymnaſium zu Leut-
ſchau in der Zipſer Geſpanſchaft an,
die er 1855 mit einer Profeſſur für
Geſchichte und Geographie am akade-
miſchen Gymnaſium in Wien ver-
tauſchte. Seine umfangreiche „Län-
der- und Völkerkunde“ (1870. 2. A.
1873) gab den Anlaß, daß er 1872
zum Lehrer des damals 14jährigen
Kronprinzen Rudolf für Geographie
berufen ward. Nach Abſchluß dieſer
Tätigkeit wurde G. 1875 vom Kaiſer
in den Ritterſtand erhoben und noch
in demſelben Jahre von der Univer-
ſität Prag zum Profeſſor auf den neu
geſchaffenen Lehrſtuhl für Geogra-
phie berufen. Andauernde Kränklich-
keit zwang ihn, 1885 in den Ruheſtand
zu treten. Er ſtarb in Prag am 26.
Februar 1896 an Altersſchwäche. Zu
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