der medizinischen Fakultät. Er starb am 18. Dezember 1882.
S:
Gedichte, 1876.
*Fiedler, Friedrich,
* am 4. (16. n. St.) Novbr. 1859 zu St. Petersburg, erhielt daselbst auf der "Reformier- ten Kirchenschule" seine Gymnasial- bildung und studierte an der dortigen Universität 1880-84 germanische und romanische Philologie und Literatur- geschichte. Er wurde alsbald Lehrer der deutschen Sprache und Literatur am weiblichen Gymnasium der Für- stin Obolensky und am St. Helenen- stift in St. Petersburg. Jetzt ist er Oberlehrer am Katharinenstift für adelige Fräulein und am Realgym- nasium von Gurewitsch daselbst und seit 1897 mit dem Titel eines Staats- rats geziert. Jn den Jahren 1885, 1891, 1894 und 1896 bereiste er Deutschland, Österreich, die Schweiz u. Oberitalien und machte dabei die persönliche Bekanntschaft der bedeu- tendsten deutschen Schriftsteller. Seit dem Jahre 1888 führte er auch durch mehrere Jahre das Referat über das deutsche und russische Drama am "St. Petersburger Herold". F. ist beson- ders hervorragend als Übersetzer rus- sischer Dichtungen.
S:
Dichtungen von Puschkin, Krylow, Kolzow und Lermontow, übersetzt, 1879. - Nero (Dr.), 1883. - Gedichte von A. Kol- zow, 1885. - Puschkins Boris Godu- now, 1886. - Der Landjunker (Lsp. v. Wisin), 1888. - Der russische Par- naß (Anthol.), 1889. - Dramen von A. Puschkin, 1891. - Waldwildnis (Dr. von Angarin), 1892. - Gedichte von Lermontow, 1893. - Der Revisor (Lsp. v. Gogol), 1894. - Gedichte von Graf A. Tolstoj, 1895. - Gedichte von S. J. Nadson, 1898. - Gedichte von Nikitin, 1896. - Gedichte von A. Pusch- kin, 1897. - Gedichte von A. N. Mai- kow (im Versmaße des Orig. ver- deutscht), 1901. - Gedichte von N. A. Nekrassow (desgl.), 1902. - Gedichte von A. A. Feth (desgl.), 1903. - Ge- [Spaltenumbruch]
Fie
dichte von F. J. Tjütschow (desgl.), 1905. - Russische Dichterinnen (An- thol.), 1907.
*Fiedler, Karl,
wurde, wie sein Grabstein in Lausa berichtet, am 9. März 1834 (er selber gab wohl 1836 und 1838 und 1840 als sein Ge- burtsjahr an) zu Hannover geboren und beabsichtigte, sich dem Studium der Theologie zu widmen, sah sich in- dessen durch Familienverhältnisse ge- zwungen, einen praktischen Beruf zu ergreifen. Er wurde Kaufmann, wandte sich aber bald dem Theater zu. Ein ehemaliger Jesuitenzögling bereitete ihn für den Schauspieler- beruf vor, machte aber schließlich, wie man annimmt, aus Eifersucht den Versuch, F. zu vergiften. Er mußte dieses Verbrechen mit fünf Jahren Zuchthausstrafe büßen. F. genas nach längerem Siechtum und nahm nun seinen Kaufmannsberuf wieder auf. Er bereiste Frankreich, England und Jtalien, wo er durch eine Reihe von Jahren neben dem für seine Existenz notwendigen geschäftlichen Berufe dem Studium der Künste u. Wissen- schaften lebte. Nachdem F. im Jahre 1861 nach Deutschland zurückgekehrt war, gründete er in Krefeld, sowie später in Lyon eines der bedeutend- sten Rohseiden-Geschäfte mit gutem pekuniären Erfolge und schuf dann nach etlichen Jahren in Krefeld, in- dem er seiner Lieblingsneigung folgte, ein nach streng künstlerischen Prinzi- pien geleitetes Theater, dem er noto- risch im Laufe von fünf Jahren ein ganzes Vermögen opferte. Endlich gab er, durch Neid und Undank ent- mutigt, Theater und Geschäft auf, um nunmehr ausschließlich seinem dichte- rischen und dramaturgischen Schaffen zu leben. Er siedelte zunächst nach Gohlis bei Leipzig, später nach Stutt- gart über, bis ihn 1874 seine Verhei- ratung mit der trefflichen herzoglich dessauischen Hofschauspielerin Theo- dore von Wurzbach-Tannenberg, sei-
*
[Spaltenumbruch]
Fie
der mediziniſchen Fakultät. Er ſtarb am 18. Dezember 1882.
S:
Gedichte, 1876.
*Fiedler, Friedrich,
* am 4. (16. n. St.) Novbr. 1859 zu St. Petersburg, erhielt daſelbſt auf der „Reformier- ten Kirchenſchule“ ſeine Gymnaſial- bildung und ſtudierte an der dortigen Univerſität 1880–84 germaniſche und romaniſche Philologie und Literatur- geſchichte. Er wurde alsbald Lehrer der deutſchen Sprache und Literatur am weiblichen Gymnaſium der Für- ſtin Obolensky und am St. Helenen- ſtift in St. Petersburg. Jetzt iſt er Oberlehrer am Katharinenſtift für adelige Fräulein und am Realgym- naſium von Gurewitſch daſelbſt und ſeit 1897 mit dem Titel eines Staats- rats geziert. Jn den Jahren 1885, 1891, 1894 und 1896 bereiſte er Deutſchland, Öſterreich, die Schweiz u. Oberitalien und machte dabei die perſönliche Bekanntſchaft der bedeu- tendſten deutſchen Schriftſteller. Seit dem Jahre 1888 führte er auch durch mehrere Jahre das Referat über das deutſche und ruſſiſche Drama am „St. Petersburger Herold“. F. iſt beſon- ders hervorragend als Überſetzer ruſ- ſiſcher Dichtungen.
S:
Dichtungen von Puſchkin, Krylow, Kolzow und Lermontow, überſetzt, 1879. – Nero (Dr.), 1883. – Gedichte von A. Kol- zow, 1885. – Puſchkins Boris Godu- now, 1886. – Der Landjunker (Lſp. v. Wiſin), 1888. – Der ruſſiſche Par- naß (Anthol.), 1889. – Dramen von A. Puſchkin, 1891. – Waldwildnis (Dr. von Angarin), 1892. – Gedichte von Lermontow, 1893. – Der Reviſor (Lſp. v. Gogol), 1894. – Gedichte von Graf A. Tolſtoj, 1895. – Gedichte von S. J. Nadſon, 1898. – Gedichte von Nikitin, 1896. – Gedichte von A. Puſch- kin, 1897. – Gedichte von A. N. Mai- kow (im Versmaße des Orig. ver- deutſcht), 1901. – Gedichte von N. A. Nekraſſow (desgl.), 1902. – Gedichte von A. A. Feth (desgl.), 1903. – Ge- [Spaltenumbruch]
Fie
dichte von F. J. Tjütſchow (desgl.), 1905. – Ruſſiſche Dichterinnen (An- thol.), 1907.
*Fiedler, Karl,
wurde, wie ſein Grabſtein in Lauſa berichtet, am 9. März 1834 (er ſelber gab wohl 1836 und 1838 und 1840 als ſein Ge- burtsjahr an) zu Hannover geboren und beabſichtigte, ſich dem Studium der Theologie zu widmen, ſah ſich in- deſſen durch Familienverhältniſſe ge- zwungen, einen praktiſchen Beruf zu ergreifen. Er wurde Kaufmann, wandte ſich aber bald dem Theater zu. Ein ehemaliger Jeſuitenzögling bereitete ihn für den Schauſpieler- beruf vor, machte aber ſchließlich, wie man annimmt, aus Eiferſucht den Verſuch, F. zu vergiften. Er mußte dieſes Verbrechen mit fünf Jahren Zuchthausſtrafe büßen. F. genas nach längerem Siechtum und nahm nun ſeinen Kaufmannsberuf wieder auf. Er bereiſte Frankreich, England und Jtalien, wo er durch eine Reihe von Jahren neben dem für ſeine Exiſtenz notwendigen geſchäftlichen Berufe dem Studium der Künſte u. Wiſſen- ſchaften lebte. Nachdem F. im Jahre 1861 nach Deutſchland zurückgekehrt war, gründete er in Krefeld, ſowie ſpäter in Lyon eines der bedeutend- ſten Rohſeiden-Geſchäfte mit gutem pekuniären Erfolge und ſchuf dann nach etlichen Jahren in Krefeld, in- dem er ſeiner Lieblingsneigung folgte, ein nach ſtreng künſtleriſchen Prinzi- pien geleitetes Theater, dem er noto- riſch im Laufe von fünf Jahren ein ganzes Vermögen opferte. Endlich gab er, durch Neid und Undank ent- mutigt, Theater und Geſchäft auf, um nunmehr ausſchließlich ſeinem dichte- riſchen und dramaturgiſchen Schaffen zu leben. Er ſiedelte zunächſt nach Gohlis bei Leipzig, ſpäter nach Stutt- gart über, bis ihn 1874 ſeine Verhei- ratung mit der trefflichen herzoglich deſſauiſchen Hofſchauſpielerin Theo- dore von Wurzbach-Tannenberg, ſei-
*
<TEI><text><body><divtype="index"n="1"><p><pbfacs="#f0210"n="206"/><lb/><cb/><lb/><fwtype="header"place="top"><hirendition="#g">Fie</hi></fw><lb/>
der mediziniſchen Fakultät. Er ſtarb<lb/>
am 18. Dezember 1882. </p><lb/><divtype="bibliography"n="2"><head><hirendition="#i">S:</hi></head><p> Gedichte,<lb/>
1876.</p><lb/></div></div><lb/><divtype="index"n="1"><head>*<hirendition="#b">Fiedler,</hi> Friedrich,</head><p> * am 4. (16. n.<lb/>
St.) Novbr. 1859 zu St. Petersburg,<lb/>
erhielt daſelbſt auf der „Reformier-<lb/>
ten Kirchenſchule“ſeine Gymnaſial-<lb/>
bildung und ſtudierte an der dortigen<lb/>
Univerſität 1880–84 germaniſche und<lb/>
romaniſche Philologie und Literatur-<lb/>
geſchichte. Er wurde alsbald Lehrer<lb/>
der deutſchen Sprache und Literatur<lb/>
am weiblichen Gymnaſium der Für-<lb/>ſtin Obolensky und am St. Helenen-<lb/>ſtift in St. Petersburg. Jetzt iſt er<lb/>
Oberlehrer am Katharinenſtift für<lb/>
adelige Fräulein und am Realgym-<lb/>
naſium von Gurewitſch daſelbſt und<lb/>ſeit 1897 mit dem Titel eines Staats-<lb/>
rats geziert. Jn den Jahren 1885,<lb/>
1891, 1894 und 1896 bereiſte er<lb/>
Deutſchland, Öſterreich, die Schweiz<lb/>
u. Oberitalien und machte dabei die<lb/>
perſönliche Bekanntſchaft der bedeu-<lb/>
tendſten deutſchen Schriftſteller. Seit<lb/>
dem Jahre 1888 führte er auch durch<lb/>
mehrere Jahre das Referat über das<lb/>
deutſche und ruſſiſche Drama am „St.<lb/>
Petersburger Herold“. F. iſt beſon-<lb/>
ders hervorragend als Überſetzer ruſ-<lb/>ſiſcher Dichtungen. </p><lb/><divtype="bibliography"n="2"><head><hirendition="#i">S:</hi></head><p> Dichtungen<lb/>
von Puſchkin, Krylow, Kolzow und<lb/>
Lermontow, überſetzt, 1879. – Nero<lb/>
(Dr.), 1883. – Gedichte von A. Kol-<lb/>
zow, 1885. – Puſchkins Boris Godu-<lb/>
now, 1886. – Der Landjunker (Lſp.<lb/>
v. Wiſin), 1888. – Der ruſſiſche Par-<lb/>
naß (Anthol.), 1889. – Dramen von<lb/>
A. Puſchkin, 1891. – Waldwildnis<lb/>
(Dr. von Angarin), 1892. – Gedichte<lb/>
von Lermontow, 1893. – Der Reviſor<lb/>
(Lſp. v. Gogol), 1894. – Gedichte von<lb/>
Graf A. Tolſtoj, 1895. – Gedichte von<lb/>
S. J. Nadſon, 1898. – Gedichte von<lb/>
Nikitin, 1896. – Gedichte von A. Puſch-<lb/>
kin, 1897. – Gedichte von A. N. Mai-<lb/>
kow (im Versmaße des Orig. ver-<lb/>
deutſcht), 1901. – Gedichte von N. A.<lb/>
Nekraſſow (desgl.), 1902. – Gedichte<lb/>
von A. A. Feth (desgl.), 1903. – Ge-<lb/><cb/><lb/><fwtype="header"place="top"><hirendition="#g">Fie</hi></fw><lb/>
dichte von F. J. Tjütſchow (desgl.),<lb/>
1905. – Ruſſiſche Dichterinnen (An-<lb/>
thol.), 1907.</p><lb/></div></div><lb/><divtype="index"n="1"><head>*<hirendition="#b">Fiedler,</hi> Karl,</head><p> wurde, wie ſein<lb/>
Grabſtein in Lauſa berichtet, am<lb/>
9. März 1834 (er ſelber gab wohl<lb/>
1836 und 1838 und 1840 als ſein Ge-<lb/>
burtsjahr an) zu Hannover geboren<lb/>
und beabſichtigte, ſich dem Studium<lb/>
der Theologie zu widmen, ſah ſich in-<lb/>
deſſen durch Familienverhältniſſe ge-<lb/>
zwungen, einen praktiſchen Beruf zu<lb/>
ergreifen. Er wurde Kaufmann,<lb/>
wandte ſich aber bald dem Theater<lb/>
zu. Ein ehemaliger Jeſuitenzögling<lb/>
bereitete ihn für den Schauſpieler-<lb/>
beruf vor, machte aber ſchließlich, wie<lb/>
man annimmt, aus Eiferſucht den<lb/>
Verſuch, F. zu vergiften. Er mußte<lb/>
dieſes Verbrechen mit fünf Jahren<lb/>
Zuchthausſtrafe büßen. F. genas nach<lb/>
längerem Siechtum und nahm nun<lb/>ſeinen Kaufmannsberuf wieder auf.<lb/>
Er bereiſte Frankreich, England und<lb/>
Jtalien, wo er durch eine Reihe von<lb/>
Jahren neben dem für ſeine Exiſtenz<lb/>
notwendigen geſchäftlichen Berufe<lb/>
dem Studium der Künſte u. Wiſſen-<lb/>ſchaften lebte. Nachdem F. im Jahre<lb/>
1861 nach Deutſchland zurückgekehrt<lb/>
war, gründete er in Krefeld, ſowie<lb/>ſpäter in Lyon eines der bedeutend-<lb/>ſten Rohſeiden-Geſchäfte mit gutem<lb/>
pekuniären Erfolge und ſchuf dann<lb/>
nach etlichen Jahren in Krefeld, in-<lb/>
dem er ſeiner Lieblingsneigung folgte,<lb/>
ein nach ſtreng künſtleriſchen Prinzi-<lb/>
pien geleitetes Theater, dem er noto-<lb/>
riſch im Laufe von fünf Jahren ein<lb/>
ganzes Vermögen opferte. Endlich<lb/>
gab er, durch Neid und Undank ent-<lb/>
mutigt, Theater und Geſchäft auf, um<lb/>
nunmehr ausſchließlich ſeinem dichte-<lb/>
riſchen und dramaturgiſchen Schaffen<lb/>
zu leben. Er ſiedelte zunächſt nach<lb/>
Gohlis bei Leipzig, ſpäter nach Stutt-<lb/>
gart über, bis ihn 1874 ſeine Verhei-<lb/>
ratung mit der trefflichen herzoglich<lb/>
deſſauiſchen Hofſchauſpielerin Theo-<lb/>
dore von Wurzbach-Tannenberg, ſei-<lb/><fwtype="sig"place="bottom">*</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[206/0210]
Fie
Fie
der mediziniſchen Fakultät. Er ſtarb
am 18. Dezember 1882.
S: Gedichte,
1876.
*Fiedler, Friedrich, * am 4. (16. n.
St.) Novbr. 1859 zu St. Petersburg,
erhielt daſelbſt auf der „Reformier-
ten Kirchenſchule“ ſeine Gymnaſial-
bildung und ſtudierte an der dortigen
Univerſität 1880–84 germaniſche und
romaniſche Philologie und Literatur-
geſchichte. Er wurde alsbald Lehrer
der deutſchen Sprache und Literatur
am weiblichen Gymnaſium der Für-
ſtin Obolensky und am St. Helenen-
ſtift in St. Petersburg. Jetzt iſt er
Oberlehrer am Katharinenſtift für
adelige Fräulein und am Realgym-
naſium von Gurewitſch daſelbſt und
ſeit 1897 mit dem Titel eines Staats-
rats geziert. Jn den Jahren 1885,
1891, 1894 und 1896 bereiſte er
Deutſchland, Öſterreich, die Schweiz
u. Oberitalien und machte dabei die
perſönliche Bekanntſchaft der bedeu-
tendſten deutſchen Schriftſteller. Seit
dem Jahre 1888 führte er auch durch
mehrere Jahre das Referat über das
deutſche und ruſſiſche Drama am „St.
Petersburger Herold“. F. iſt beſon-
ders hervorragend als Überſetzer ruſ-
ſiſcher Dichtungen.
S: Dichtungen
von Puſchkin, Krylow, Kolzow und
Lermontow, überſetzt, 1879. – Nero
(Dr.), 1883. – Gedichte von A. Kol-
zow, 1885. – Puſchkins Boris Godu-
now, 1886. – Der Landjunker (Lſp.
v. Wiſin), 1888. – Der ruſſiſche Par-
naß (Anthol.), 1889. – Dramen von
A. Puſchkin, 1891. – Waldwildnis
(Dr. von Angarin), 1892. – Gedichte
von Lermontow, 1893. – Der Reviſor
(Lſp. v. Gogol), 1894. – Gedichte von
Graf A. Tolſtoj, 1895. – Gedichte von
S. J. Nadſon, 1898. – Gedichte von
Nikitin, 1896. – Gedichte von A. Puſch-
kin, 1897. – Gedichte von A. N. Mai-
kow (im Versmaße des Orig. ver-
deutſcht), 1901. – Gedichte von N. A.
Nekraſſow (desgl.), 1902. – Gedichte
von A. A. Feth (desgl.), 1903. – Ge-
dichte von F. J. Tjütſchow (desgl.),
1905. – Ruſſiſche Dichterinnen (An-
thol.), 1907.
*Fiedler, Karl, wurde, wie ſein
Grabſtein in Lauſa berichtet, am
9. März 1834 (er ſelber gab wohl
1836 und 1838 und 1840 als ſein Ge-
burtsjahr an) zu Hannover geboren
und beabſichtigte, ſich dem Studium
der Theologie zu widmen, ſah ſich in-
deſſen durch Familienverhältniſſe ge-
zwungen, einen praktiſchen Beruf zu
ergreifen. Er wurde Kaufmann,
wandte ſich aber bald dem Theater
zu. Ein ehemaliger Jeſuitenzögling
bereitete ihn für den Schauſpieler-
beruf vor, machte aber ſchließlich, wie
man annimmt, aus Eiferſucht den
Verſuch, F. zu vergiften. Er mußte
dieſes Verbrechen mit fünf Jahren
Zuchthausſtrafe büßen. F. genas nach
längerem Siechtum und nahm nun
ſeinen Kaufmannsberuf wieder auf.
Er bereiſte Frankreich, England und
Jtalien, wo er durch eine Reihe von
Jahren neben dem für ſeine Exiſtenz
notwendigen geſchäftlichen Berufe
dem Studium der Künſte u. Wiſſen-
ſchaften lebte. Nachdem F. im Jahre
1861 nach Deutſchland zurückgekehrt
war, gründete er in Krefeld, ſowie
ſpäter in Lyon eines der bedeutend-
ſten Rohſeiden-Geſchäfte mit gutem
pekuniären Erfolge und ſchuf dann
nach etlichen Jahren in Krefeld, in-
dem er ſeiner Lieblingsneigung folgte,
ein nach ſtreng künſtleriſchen Prinzi-
pien geleitetes Theater, dem er noto-
riſch im Laufe von fünf Jahren ein
ganzes Vermögen opferte. Endlich
gab er, durch Neid und Undank ent-
mutigt, Theater und Geſchäft auf, um
nunmehr ausſchließlich ſeinem dichte-
riſchen und dramaturgiſchen Schaffen
zu leben. Er ſiedelte zunächſt nach
Gohlis bei Leipzig, ſpäter nach Stutt-
gart über, bis ihn 1874 ſeine Verhei-
ratung mit der trefflichen herzoglich
deſſauiſchen Hofſchauſpielerin Theo-
dore von Wurzbach-Tannenberg, ſei-
*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 2. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon02_1913/210>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.