Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 1. 6. Aufl. Leipzig, 1913.[Spaltenumbruch] Ber Bernouilli, Karl Albrecht, pseud. S: Lukas Heland Bernow, Ludwig, Pseud. für Bernstein, Aaron, pseudon. Ber Jahre sich jüdisch-theologischen Stu-dien widmete. Die Sehnsucht nach Erweiterung seines Wissens führte ihn im 20. Jahre nach Berlin, wo er durch angestrengtes Selbststudium die Lücken seiner Bildung auszufüllen u. in erster Linie sich in der Beherrschung der deutschen Sprache eine größere Sicherheit zu erwerben suchte. Zwei Jahre darauf veröffentlichte er eine Übersetzung und Bearbeitung des "Hohen Liedes" (Berlin 1834), die in wissenschaftlichen Kreisen viel Aner- kennung fand, so daß er zu weiterer schriftstellerischer Tätigkeit ermuntert wurde. Außerdem wandte er sich mit Eiser den naturwissenschaftlichen Stu- dien zu. Die religiösen Reform- bewegungen seit 1845 gaben B. Ge- legenheit, seine früheren theologischen Studien im Jnteresse des Judentums und der Berliner Reform-Gemeinde geltend zu machen. Jm März 1849 gründete B. in Berlin die "Urwähler- zeitung", ein demokratisches Volks- blatt, und damit hatte er den rechten Wirkungskreis für sein populäres Ta- lent gefunden. Die Zeitung gewann bald große Verbreitung, zog aber dem Herausgeber verschiedene Preßpro- zesse und mehrmonatiges Gefängnis zu und wurde schließlich unterdrückt. B. gab nun das Blatt seit 1853 als "Volkszeitung" in anderm Verlage heraus, und ist dieselbe seit jener Zeit eins der gelesensten politischen Blätter Deutschlands geblieben. Seine in der- selben veröffentlichten, populär ge- haltenen naturwissenschaftlichen und politischen Aufsätze erschienen später gesammelt unter dem Titel "Aus dem Reiche der Natur." (Berlin, 2. A., III, 1858-61. Neue Volksausgabe als "Naturwissenschaftliche Volksbücher"; XX. Ebend. 1868-70. Neue Folge 1880 ff.) u.: "Die Märztage" (1873), "Aus dem Jahre 1848" (1873), "Ver- fassungskämpfe u. Kabinettsintrigen" (1874), "Bis nach Olmütz" (1874). "Die Jahre der Reaktion" (1881). *
[Spaltenumbruch] Ber Bernouilli, Karl Albrecht, pſeud. S: Lukas Heland Bernow, Ludwig, Pſeud. für Bernſtein, Aaron, pſeudon. Ber Jahre ſich jüdiſch-theologiſchen Stu-dien widmete. Die Sehnſucht nach Erweiterung ſeines Wiſſens führte ihn im 20. Jahre nach Berlin, wo er durch angeſtrengtes Selbſtſtudium die Lücken ſeiner Bildung auszufüllen u. in erſter Linie ſich in der Beherrſchung der deutſchen Sprache eine größere Sicherheit zu erwerben ſuchte. Zwei Jahre darauf veröffentlichte er eine Überſetzung und Bearbeitung des „Hohen Liedes“ (Berlin 1834), die in wiſſenſchaftlichen Kreiſen viel Aner- kennung fand, ſo daß er zu weiterer ſchriftſtelleriſcher Tätigkeit ermuntert wurde. Außerdem wandte er ſich mit Eiſer den naturwiſſenſchaftlichen Stu- dien zu. Die religiöſen Reform- bewegungen ſeit 1845 gaben B. Ge- legenheit, ſeine früheren theologiſchen Studien im Jntereſſe des Judentums und der Berliner Reform-Gemeinde geltend zu machen. Jm März 1849 gründete B. in Berlin die „Urwähler- zeitung“, ein demokratiſches Volks- blatt, und damit hatte er den rechten Wirkungskreis für ſein populäres Ta- lent gefunden. Die Zeitung gewann bald große Verbreitung, zog aber dem Herausgeber verſchiedene Preßpro- zeſſe und mehrmonatiges Gefängnis zu und wurde ſchließlich unterdrückt. B. gab nun das Blatt ſeit 1853 als „Volkszeitung“ in anderm Verlage heraus, und iſt dieſelbe ſeit jener Zeit eins der geleſenſten politiſchen Blätter Deutſchlands geblieben. Seine in der- ſelben veröffentlichten, populär ge- haltenen naturwiſſenſchaftlichen und politiſchen Aufſätze erſchienen ſpäter geſammelt unter dem Titel „Aus dem Reiche der Natur.“ (Berlin, 2. A., III, 1858–61. Neue Volksausgabe als „Naturwiſſenſchaftliche Volksbücher“; XX. Ebend. 1868–70. Neue Folge 1880 ff.) u.: „Die Märztage“ (1873), „Aus dem Jahre 1848“ (1873), „Ver- faſſungskämpfe u. Kabinettsintrigen“ (1874), „Bis nach Olmütz“ (1874). „Die Jahre der Reaktion“ (1881). *
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Ber
Ber
Bernouilli, Karl Albrecht, pſeud.
Ernſt Kilchner, entſtammt einer
alteingeſeſſenen Baſeler Familie, die
ſchon im 18. Jahrh. große Mathe-
matiker aufwies, u. wurde am 10. Jan.
1868 in Baſel als Sohn eines Notars
geboren. Er erhielt daſelbſt den größ-
ten Teil ſeiner Bildung, ſtudierte
Theologie, wurde Lizentiat und be-
tätigte ſich einige Zeit in Baſel als
Privatdozent. Seine Schrift „Die
wiſſenſchaftliche und die kirchliche Me-
thode in der Theologie“ (1897) hat
dann ſeiner theologiſchen Karriere ein
Ziel geſetzt, und iſt er nun in das
Lager ſchönwiſſenſchaftlicher Schrift-
ſteller übergetreten. Er unternahm
große Reiſen, weilte lange in Jtalien
(Rom), in Paris, London, Berlin, wo
er ſich verheiratete, und bewohnt ſeit
einigen Jahren ſeine anmutige kleine
Villa in Arlesheim bei Baſel. Außer
ſeiner Schrift „Franz Overbeck und
Friedr. Nietzſche. Eine Freundſchaft“
(II, 1908), die viel Beachtung fand,
veröffentlichte er
S: Lukas Heland
(R.), 1897. Neue Ausg. 1901. – Die
Heiligen der Merowinger, 1900. –
Seneca (N.), 1901. – Das Teſtament
(Familiendrama), 1901. – Wahn und
Ahnung (Erſte Lr.), 1901. – Der
Sonderbündler (R.), 1904. – Ulrich
Zwingli (Schſp.), 1905. – Chriſtus in
Hilligenlei (Ein Wort zur Klarſtel-
lung), 1906. – Zum Geſundgarten
(R.), 1906. – Der Ritt nach Fehrbellin
(Schſp.), 1908.
Bernow, Ludwig, Pſeud. für
Mathilde Luiſe Jung; ſ. d.!
Bernſtein, Aaron, pſeudon.
A. Rebenſtein, wurde am 6. April
1812 zu Danzig von jüdiſchen Eltern
geboren u. von dieſen für den Rabbi-
nerſtand beſtimmt. Bis zum reiferen
Jünglingsalter war er deshalb auf
das Studium der Bibel und des Tal-
mud angewieſen, dem er ſeit 1825 in
der Talmudſchule zu Fordon fünf
Jahre oblag. Von hier kehrte er nach
Danzig zurück, wo er weitere zwei
Jahre ſich jüdiſch-theologiſchen Stu-
dien widmete. Die Sehnſucht nach
Erweiterung ſeines Wiſſens führte
ihn im 20. Jahre nach Berlin, wo er
durch angeſtrengtes Selbſtſtudium die
Lücken ſeiner Bildung auszufüllen u.
in erſter Linie ſich in der Beherrſchung
der deutſchen Sprache eine größere
Sicherheit zu erwerben ſuchte. Zwei
Jahre darauf veröffentlichte er eine
Überſetzung und Bearbeitung des
„Hohen Liedes“ (Berlin 1834), die in
wiſſenſchaftlichen Kreiſen viel Aner-
kennung fand, ſo daß er zu weiterer
ſchriftſtelleriſcher Tätigkeit ermuntert
wurde. Außerdem wandte er ſich mit
Eiſer den naturwiſſenſchaftlichen Stu-
dien zu. Die religiöſen Reform-
bewegungen ſeit 1845 gaben B. Ge-
legenheit, ſeine früheren theologiſchen
Studien im Jntereſſe des Judentums
und der Berliner Reform-Gemeinde
geltend zu machen. Jm März 1849
gründete B. in Berlin die „Urwähler-
zeitung“, ein demokratiſches Volks-
blatt, und damit hatte er den rechten
Wirkungskreis für ſein populäres Ta-
lent gefunden. Die Zeitung gewann
bald große Verbreitung, zog aber dem
Herausgeber verſchiedene Preßpro-
zeſſe und mehrmonatiges Gefängnis
zu und wurde ſchließlich unterdrückt.
B. gab nun das Blatt ſeit 1853 als
„Volkszeitung“ in anderm Verlage
heraus, und iſt dieſelbe ſeit jener Zeit
eins der geleſenſten politiſchen Blätter
Deutſchlands geblieben. Seine in der-
ſelben veröffentlichten, populär ge-
haltenen naturwiſſenſchaftlichen und
politiſchen Aufſätze erſchienen ſpäter
geſammelt unter dem Titel „Aus dem
Reiche der Natur.“ (Berlin, 2. A.,
III, 1858–61. Neue Volksausgabe als
„Naturwiſſenſchaftliche Volksbücher“;
XX. Ebend. 1868–70. Neue Folge
1880 ff.) u.: „Die Märztage“ (1873),
„Aus dem Jahre 1848“ (1873), „Ver-
faſſungskämpfe u. Kabinettsintrigen“
(1874), „Bis nach Olmütz“ (1874).
„Die Jahre der Reaktion“ (1881).
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