Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 1. 6. Aufl. Leipzig, 1913.

Bild:
<< vorherige Seite


[Spaltenumbruch]

Ben
geboren, verlebte ihre Jugend in
Landeck, Brieg, Großglogau, Breslau
u. zuletzt in Berlin, wohin ihr Vater
als Obertribunalsrat berufen wor-
den war. Schon in früher Jugend
offenbarte sich bei ihr ein poetisches
Talent, das indessen bald durch eine
große Leidenschaft für die Musik zu-
rückgedrängt ward. Jn den fünfziger
Jahren erhielt sie Unterricht in der
musikalischen Komposition durch Lud-
wig Meinardus in Glogau, worauf
sie als Musiklehrerin in dem Ursuline-
rinnenstift daselbst angestellt wurde.
Später wurde sie weiter gebildet durch
Moritz Brosig in Breslau, durch Georg
Vierling und Hubert Rieß in Berlin;
sie widmete sich nun ganz der Musik,
ward Lehrerin in dieser Kunst und
komponierte Chor- u. Orchesterwerke,
die teils öffentlich, teils in Privat-
zirkeln aufgeführt wurden. Jn weite-
ren Kreisen bekannt geworden ist be-
sonders ihre Musik zu Shakespeares
Romeo und Julia, die in Gotha und
Breslau zur Aufführung gelangte.
Nachdem Anna Schuppe längere Zeit
in Ungarn, Wien und Dresden als
Musiklehrerin gewirkt, verheiratete
sie sich, schon in älteren Jahren, 1879
mit dem Schriftsteller Rudolf Benfey,
einem begeisterten Fröbelianer. Sie
hatte mit ihm lange über gemein-
schaftliche Jnteressen korrespondiert,
und als der Gelehrte sterbenskrank
bei den Barmherzigen Schwestern in
München lag, wünschte er sie noch ein-
mal zu sehen. Als er genesen, schloß
er, der Jude, mit ihr, der Katholikin,
den Bund zur glücklichsten Ehe. Das
Paar lebte dann in der Folge in
Weimar, Graz, Wien, Dresden und
Jena. Hier verlor sie im Febr. 1891
den Gatten durch den Tod, worauf
sie ihren Wohnsitz erst nach Görlitz u.
1892 nach Weimar verlegte. Dort ist
sie am 27. Mai 1903 im Krankenhause
gestorben. Erst nach ihrer Verheira-
tung u. nachdem sich eine zunehmende
Schwerhörigkeit bei ihr eingestellt
[Spaltenumbruch]
Ben
hatte, so daß sie den Musikunterricht
aufgeben mußte, betätigte sie sich als
Schriftstellerin und zwar vorwiegend
auf dem Gebiet der Jugendliteratur.

S:

Waldmärchen, 1889. - Fridolin,
ein Jünger Gutenbergs (N. aus dem
15. Jahrh.), 1895. - Die Freundinnen
u. andere Erzählungen für junge Mäd-
chen, 1896. - Die Waldheimat (E.),
1896. - Der Zaubergarten (Märchen-
erz.), 1897. - Bilder aus dem Mäd-
chenleben (4 En.), 1898. - Glühendes
Eisen (R.), 1900. - Zwei Märchen
(Das Dorf am See. - Waldzauber),
1900. - Durch Kampf zum Sieg (E.
a. Berlins Vergangenheit), 1901. -
Die ungleichen Schwestern (E. für
junge Mädchen), 1901. - Laura Basst.
Emanuel Astorga (2 hist. Nn.), 1904.
- Zahlreiche Kinder- und Jugend-
schriften.

Beniczky-Bajka, Helene von,


wurde 1840 zu Budapest als die Toch-
ter des als Dichter u. Kritiker wohl-
bekannten Joseph Bajka geboren
und erhielt eine ausgezeichnete Er-
ziehung. Der Verkehr hervorragender
Männer im elterlichen Hause, wie
Stephan Szechenyi, Ladislaus Teleki,
Vörösmartly, Franz Deak u. a., ver-
mittelte dem jungen Mädchen groß-
artige Eindrücke und förderte ihre
geistige Begabung, so daß sie bereits
mit 14 Jahren ihre ersten Novellen
in den Druck geben konnte. Sie ist
eine fruchtbare Schriftstellerin gewor-
den und hat gegen 80 Romanbände ge-
schrieben, vorwiegend in ungarischer
Sprache, doch sind mehrere derselben
durch Ad. Kohut, A. v. Krücken, L.
Greiner u. a. ins Deutsche übersetzt
worden. Sie vermählte sich mit dem
Obergespan des Pester Komitats,
Franz v. Beniczky, und lebt in Buda-
pest. Jn deutscher Sprache veröffent-
lichte sie

S:

Der Sonderling (N.),
1887. - Gräfin Ruth (R.), 1896. -
Die Bürde der Schönheit (R.); II,
1898. - Späte Liebe (R. a. d. Ungar.
des C. Langsch), 1901.

*


[Spaltenumbruch]

Ben
geboren, verlebte ihre Jugend in
Landeck, Brieg, Großglogau, Breslau
u. zuletzt in Berlin, wohin ihr Vater
als Obertribunalsrat berufen wor-
den war. Schon in früher Jugend
offenbarte ſich bei ihr ein poetiſches
Talent, das indeſſen bald durch eine
große Leidenſchaft für die Muſik zu-
rückgedrängt ward. Jn den fünfziger
Jahren erhielt ſie Unterricht in der
muſikaliſchen Kompoſition durch Lud-
wig Meinardus in Glogau, worauf
ſie als Muſiklehrerin in dem Urſuline-
rinnenſtift daſelbſt angeſtellt wurde.
Später wurde ſie weiter gebildet durch
Moritz Broſig in Breslau, durch Georg
Vierling und Hubert Rieß in Berlin;
ſie widmete ſich nun ganz der Muſik,
ward Lehrerin in dieſer Kunſt und
komponierte Chor- u. Orcheſterwerke,
die teils öffentlich, teils in Privat-
zirkeln aufgeführt wurden. Jn weite-
ren Kreiſen bekannt geworden iſt be-
ſonders ihre Muſik zu Shakeſpeares
Romeo und Julia, die in Gotha und
Breslau zur Aufführung gelangte.
Nachdem Anna Schuppe längere Zeit
in Ungarn, Wien und Dresden als
Muſiklehrerin gewirkt, verheiratete
ſie ſich, ſchon in älteren Jahren, 1879
mit dem Schriftſteller Rudolf Benfey,
einem begeiſterten Fröbelianer. Sie
hatte mit ihm lange über gemein-
ſchaftliche Jntereſſen korreſpondiert,
und als der Gelehrte ſterbenskrank
bei den Barmherzigen Schweſtern in
München lag, wünſchte er ſie noch ein-
mal zu ſehen. Als er geneſen, ſchloß
er, der Jude, mit ihr, der Katholikin,
den Bund zur glücklichſten Ehe. Das
Paar lebte dann in der Folge in
Weimar, Graz, Wien, Dresden und
Jena. Hier verlor ſie im Febr. 1891
den Gatten durch den Tod, worauf
ſie ihren Wohnſitz erſt nach Görlitz u.
1892 nach Weimar verlegte. Dort iſt
ſie am 27. Mai 1903 im Krankenhauſe
geſtorben. Erſt nach ihrer Verheira-
tung u. nachdem ſich eine zunehmende
Schwerhörigkeit bei ihr eingeſtellt
[Spaltenumbruch]
Ben
hatte, ſo daß ſie den Muſikunterricht
aufgeben mußte, betätigte ſie ſich als
Schriftſtellerin und zwar vorwiegend
auf dem Gebiet der Jugendliteratur.

S:

Waldmärchen, 1889. – Fridolin,
ein Jünger Gutenbergs (N. aus dem
15. Jahrh.), 1895. – Die Freundinnen
u. andere Erzählungen für junge Mäd-
chen, 1896. – Die Waldheimat (E.),
1896. – Der Zaubergarten (Märchen-
erz.), 1897. – Bilder aus dem Mäd-
chenleben (4 En.), 1898. – Glühendes
Eiſen (R.), 1900. – Zwei Märchen
(Das Dorf am See. – Waldzauber),
1900. – Durch Kampf zum Sieg (E.
a. Berlins Vergangenheit), 1901. –
Die ungleichen Schweſtern (E. für
junge Mädchen), 1901. – Laura Baſſt.
Emanuel Aſtorga (2 hiſt. Nn.), 1904.
– Zahlreiche Kinder- und Jugend-
ſchriften.

Beniczky-Bajka, Helene von,


wurde 1840 zu Budapeſt als die Toch-
ter des als Dichter u. Kritiker wohl-
bekannten Joſeph Bajka geboren
und erhielt eine ausgezeichnete Er-
ziehung. Der Verkehr hervorragender
Männer im elterlichen Hauſe, wie
Stephan Széchenyi, Ladislaus Teleki,
Vörösmartly, Franz Déak u. a., ver-
mittelte dem jungen Mädchen groß-
artige Eindrücke und förderte ihre
geiſtige Begabung, ſo daß ſie bereits
mit 14 Jahren ihre erſten Novellen
in den Druck geben konnte. Sie iſt
eine fruchtbare Schriftſtellerin gewor-
den und hat gegen 80 Romanbände ge-
ſchrieben, vorwiegend in ungariſcher
Sprache, doch ſind mehrere derſelben
durch Ad. Kohut, A. v. Krücken, L.
Greiner u. a. ins Deutſche überſetzt
worden. Sie vermählte ſich mit dem
Obergeſpan des Peſter Komitats,
Franz v. Beniczky, und lebt in Buda-
peſt. Jn deutſcher Sprache veröffent-
lichte ſie

S:

Der Sonderling (N.),
1887. – Gräfin Ruth (R.), 1896. –
Die Bürde der Schönheit (R.); II,
1898. – Späte Liebe (R. a. d. Ungar.
des C. Langſch), 1901.

*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="index" n="1">
        <p><pb facs="#f0186" n="182"/><lb/><cb/><lb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Ben</hi></fw><lb/>
geboren, verlebte ihre Jugend in<lb/>
Landeck, Brieg, Großglogau, Breslau<lb/>
u. zuletzt in Berlin, wohin ihr Vater<lb/>
als Obertribunalsrat berufen wor-<lb/>
den war. Schon in früher Jugend<lb/>
offenbarte &#x017F;ich bei ihr ein poeti&#x017F;ches<lb/>
Talent, das inde&#x017F;&#x017F;en bald durch eine<lb/>
große Leiden&#x017F;chaft für die Mu&#x017F;ik zu-<lb/>
rückgedrängt ward. Jn den fünfziger<lb/>
Jahren erhielt &#x017F;ie Unterricht in der<lb/>
mu&#x017F;ikali&#x017F;chen Kompo&#x017F;ition durch Lud-<lb/>
wig Meinardus in Glogau, worauf<lb/>
&#x017F;ie als Mu&#x017F;iklehrerin in dem Ur&#x017F;uline-<lb/>
rinnen&#x017F;tift da&#x017F;elb&#x017F;t ange&#x017F;tellt wurde.<lb/>
Später wurde &#x017F;ie weiter gebildet durch<lb/>
Moritz Bro&#x017F;ig in Breslau, durch Georg<lb/>
Vierling und Hubert Rieß in Berlin;<lb/>
&#x017F;ie widmete &#x017F;ich nun ganz der Mu&#x017F;ik,<lb/>
ward Lehrerin in die&#x017F;er Kun&#x017F;t und<lb/>
komponierte Chor- u. Orche&#x017F;terwerke,<lb/>
die teils öffentlich, teils in Privat-<lb/>
zirkeln aufgeführt wurden. Jn weite-<lb/>
ren Krei&#x017F;en bekannt geworden i&#x017F;t be-<lb/>
&#x017F;onders ihre Mu&#x017F;ik zu Shake&#x017F;peares<lb/>
Romeo und Julia, die in Gotha und<lb/>
Breslau zur Aufführung gelangte.<lb/>
Nachdem Anna Schuppe längere Zeit<lb/>
in Ungarn, Wien und Dresden als<lb/>
Mu&#x017F;iklehrerin gewirkt, verheiratete<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich, &#x017F;chon in älteren Jahren, 1879<lb/>
mit dem Schrift&#x017F;teller Rudolf Benfey,<lb/>
einem begei&#x017F;terten Fröbelianer. Sie<lb/>
hatte mit ihm lange über gemein-<lb/>
&#x017F;chaftliche Jntere&#x017F;&#x017F;en korre&#x017F;pondiert,<lb/>
und als der Gelehrte &#x017F;terbenskrank<lb/>
bei den Barmherzigen Schwe&#x017F;tern in<lb/>
München lag, wün&#x017F;chte er &#x017F;ie noch ein-<lb/>
mal zu &#x017F;ehen. Als er gene&#x017F;en, &#x017F;chloß<lb/>
er, der Jude, mit ihr, der Katholikin,<lb/>
den Bund zur glücklich&#x017F;ten Ehe. Das<lb/>
Paar lebte dann in der Folge in<lb/>
Weimar, Graz, Wien, Dresden und<lb/>
Jena. Hier verlor &#x017F;ie im Febr. 1891<lb/>
den Gatten durch den Tod, worauf<lb/>
&#x017F;ie ihren Wohn&#x017F;itz er&#x017F;t nach Görlitz u.<lb/>
1892 nach Weimar verlegte. Dort i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ie am 27. Mai 1903 im Krankenhau&#x017F;e<lb/>
ge&#x017F;torben. Er&#x017F;t nach ihrer Verheira-<lb/>
tung u. nachdem &#x017F;ich eine zunehmende<lb/>
Schwerhörigkeit bei ihr einge&#x017F;tellt<lb/><cb/><lb/>
<fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Ben</hi></fw><lb/>
hatte, &#x017F;o daß &#x017F;ie den Mu&#x017F;ikunterricht<lb/>
aufgeben mußte, betätigte &#x017F;ie &#x017F;ich als<lb/>
Schrift&#x017F;tellerin und zwar vorwiegend<lb/>
auf dem Gebiet der Jugendliteratur.<lb/></p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p> Waldmärchen, 1889. &#x2013; Fridolin,<lb/>
ein Jünger Gutenbergs (N. aus dem<lb/>
15. Jahrh.), 1895. &#x2013; Die Freundinnen<lb/>
u. andere Erzählungen für junge Mäd-<lb/>
chen, 1896. &#x2013; Die Waldheimat (E.),<lb/>
1896. &#x2013; Der Zaubergarten (Märchen-<lb/>
erz.), 1897. &#x2013; Bilder aus dem Mäd-<lb/>
chenleben (4 En.), 1898. &#x2013; Glühendes<lb/>
Ei&#x017F;en (R.), 1900. &#x2013; Zwei Märchen<lb/>
(Das Dorf am See. &#x2013; Waldzauber),<lb/>
1900. &#x2013; Durch Kampf zum Sieg (E.<lb/>
a. Berlins Vergangenheit), 1901. &#x2013;<lb/>
Die ungleichen Schwe&#x017F;tern (E. für<lb/>
junge Mädchen), 1901. &#x2013; Laura Ba&#x017F;&#x017F;t.<lb/>
Emanuel A&#x017F;torga (2 hi&#x017F;t. Nn.), 1904.<lb/>
&#x2013; Zahlreiche Kinder- und Jugend-<lb/>
&#x017F;chriften.</p><lb/>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="index" n="1">
        <head><hi rendition="#b">Beniczky-Bajka,</hi> Helene von,</head>
        <p><lb/>
wurde 1840 zu Budape&#x017F;t als die Toch-<lb/>
ter des als Dichter u. Kritiker wohl-<lb/>
bekannten <hi rendition="#g">Jo&#x017F;eph Bajka</hi> geboren<lb/>
und erhielt eine ausgezeichnete Er-<lb/>
ziehung. Der Verkehr hervorragender<lb/>
Männer im elterlichen Hau&#x017F;e, wie<lb/>
Stephan Széchenyi, Ladislaus Teleki,<lb/>
Vörösmartly, Franz Déak u. a., ver-<lb/>
mittelte dem jungen Mädchen groß-<lb/>
artige Eindrücke und förderte ihre<lb/>
gei&#x017F;tige Begabung, &#x017F;o daß &#x017F;ie bereits<lb/>
mit 14 Jahren ihre er&#x017F;ten Novellen<lb/>
in den Druck geben konnte. Sie i&#x017F;t<lb/>
eine fruchtbare Schrift&#x017F;tellerin gewor-<lb/>
den und hat gegen 80 Romanbände ge-<lb/>
&#x017F;chrieben, vorwiegend in ungari&#x017F;cher<lb/>
Sprache, doch &#x017F;ind mehrere der&#x017F;elben<lb/>
durch Ad. Kohut, A. v. Krücken, L.<lb/>
Greiner u. a. ins Deut&#x017F;che über&#x017F;etzt<lb/>
worden. Sie vermählte &#x017F;ich mit dem<lb/>
Oberge&#x017F;pan des Pe&#x017F;ter Komitats,<lb/>
Franz v. Beniczky, und lebt in Buda-<lb/>
pe&#x017F;t. Jn deut&#x017F;cher Sprache veröffent-<lb/>
lichte &#x017F;ie </p><lb/>
        <div type="bibliography" n="2">
          <head> <hi rendition="#i">S:</hi> </head>
          <p> Der Sonderling (N.),<lb/>
1887. &#x2013; Gräfin Ruth (R.), 1896. &#x2013;<lb/>
Die Bürde der Schönheit (R.); <hi rendition="#aq">II,</hi><lb/>
1898. &#x2013; Späte Liebe (R. a. d. Ungar.<lb/>
des C. Lang&#x017F;ch), 1901.</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom">*</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[182/0186] Ben Ben geboren, verlebte ihre Jugend in Landeck, Brieg, Großglogau, Breslau u. zuletzt in Berlin, wohin ihr Vater als Obertribunalsrat berufen wor- den war. Schon in früher Jugend offenbarte ſich bei ihr ein poetiſches Talent, das indeſſen bald durch eine große Leidenſchaft für die Muſik zu- rückgedrängt ward. Jn den fünfziger Jahren erhielt ſie Unterricht in der muſikaliſchen Kompoſition durch Lud- wig Meinardus in Glogau, worauf ſie als Muſiklehrerin in dem Urſuline- rinnenſtift daſelbſt angeſtellt wurde. Später wurde ſie weiter gebildet durch Moritz Broſig in Breslau, durch Georg Vierling und Hubert Rieß in Berlin; ſie widmete ſich nun ganz der Muſik, ward Lehrerin in dieſer Kunſt und komponierte Chor- u. Orcheſterwerke, die teils öffentlich, teils in Privat- zirkeln aufgeführt wurden. Jn weite- ren Kreiſen bekannt geworden iſt be- ſonders ihre Muſik zu Shakeſpeares Romeo und Julia, die in Gotha und Breslau zur Aufführung gelangte. Nachdem Anna Schuppe längere Zeit in Ungarn, Wien und Dresden als Muſiklehrerin gewirkt, verheiratete ſie ſich, ſchon in älteren Jahren, 1879 mit dem Schriftſteller Rudolf Benfey, einem begeiſterten Fröbelianer. Sie hatte mit ihm lange über gemein- ſchaftliche Jntereſſen korreſpondiert, und als der Gelehrte ſterbenskrank bei den Barmherzigen Schweſtern in München lag, wünſchte er ſie noch ein- mal zu ſehen. Als er geneſen, ſchloß er, der Jude, mit ihr, der Katholikin, den Bund zur glücklichſten Ehe. Das Paar lebte dann in der Folge in Weimar, Graz, Wien, Dresden und Jena. Hier verlor ſie im Febr. 1891 den Gatten durch den Tod, worauf ſie ihren Wohnſitz erſt nach Görlitz u. 1892 nach Weimar verlegte. Dort iſt ſie am 27. Mai 1903 im Krankenhauſe geſtorben. Erſt nach ihrer Verheira- tung u. nachdem ſich eine zunehmende Schwerhörigkeit bei ihr eingeſtellt hatte, ſo daß ſie den Muſikunterricht aufgeben mußte, betätigte ſie ſich als Schriftſtellerin und zwar vorwiegend auf dem Gebiet der Jugendliteratur. S: Waldmärchen, 1889. – Fridolin, ein Jünger Gutenbergs (N. aus dem 15. Jahrh.), 1895. – Die Freundinnen u. andere Erzählungen für junge Mäd- chen, 1896. – Die Waldheimat (E.), 1896. – Der Zaubergarten (Märchen- erz.), 1897. – Bilder aus dem Mäd- chenleben (4 En.), 1898. – Glühendes Eiſen (R.), 1900. – Zwei Märchen (Das Dorf am See. – Waldzauber), 1900. – Durch Kampf zum Sieg (E. a. Berlins Vergangenheit), 1901. – Die ungleichen Schweſtern (E. für junge Mädchen), 1901. – Laura Baſſt. Emanuel Aſtorga (2 hiſt. Nn.), 1904. – Zahlreiche Kinder- und Jugend- ſchriften. Beniczky-Bajka, Helene von, wurde 1840 zu Budapeſt als die Toch- ter des als Dichter u. Kritiker wohl- bekannten Joſeph Bajka geboren und erhielt eine ausgezeichnete Er- ziehung. Der Verkehr hervorragender Männer im elterlichen Hauſe, wie Stephan Széchenyi, Ladislaus Teleki, Vörösmartly, Franz Déak u. a., ver- mittelte dem jungen Mädchen groß- artige Eindrücke und förderte ihre geiſtige Begabung, ſo daß ſie bereits mit 14 Jahren ihre erſten Novellen in den Druck geben konnte. Sie iſt eine fruchtbare Schriftſtellerin gewor- den und hat gegen 80 Romanbände ge- ſchrieben, vorwiegend in ungariſcher Sprache, doch ſind mehrere derſelben durch Ad. Kohut, A. v. Krücken, L. Greiner u. a. ins Deutſche überſetzt worden. Sie vermählte ſich mit dem Obergeſpan des Peſter Komitats, Franz v. Beniczky, und lebt in Buda- peſt. Jn deutſcher Sprache veröffent- lichte ſie S: Der Sonderling (N.), 1887. – Gräfin Ruth (R.), 1896. – Die Bürde der Schönheit (R.); II, 1898. – Späte Liebe (R. a. d. Ungar. des C. Langſch), 1901. *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon01_1913
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon01_1913/186
Zitationshilfe: Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 1. 6. Aufl. Leipzig, 1913, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruemmer_lexikon01_1913/186>, abgerufen am 16.11.2024.