Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 1. 6. Aufl. Leipzig, 1913.
Bau drei Jahre in Petersburg und einJahr in Orel u. fand während dieser Zeit reichlich Gelegenheit, die Aristo- kratie, die Kleinstädter u. das Bauern- volk in Rußland kennen zu lernen. Bei dem Fürsten Bismarck, dama- ligen preußischen Gesandten am rus- sischen Hofe, war K. B. ein häufiger Gast -- Beziehungen, die später von der fürstlichen Familie auf das lie- benswürdigste wieder angeknüpft wurden. Zur Rückkehr in ihr Hei- matland zwang K. B. ihre Gesund- heit, die auf die Dauer das russische Klima nicht ertrug. Sie wandte sich zunächst nach Dresden und ließ sich dort als Musiklehrerin nieder. Bald wurde sie in das Haus des freisin- nigen Dichters und Kritikers Gustav Kühne eingeführt, und die Anregun- gen, welche sie hier empfing, führten sie schließlich dahin, sich literarisch zu betätigen. Äußere Veranlassung dazu bot auch der Krieg von 1866, da nach dem Einmarsch der Preußen Klaras kaum gegründete Existenz einen Stoß erlitt. Ein unheilbares Brustleiden führte sie 1875 nach Breslau, wo sie am 29. Juni 1876 ftarb. S: Bis in Bauer, Ludwig Amandus, * am Bau 1817 die Klosterschule zu Blaubeurenund 1821 die Universität Tübingen, wo er Philosophie und Theologie stu- dierte und mit Ed. Mörike und Wilh. Waiblinger befreundet ward. Nach- dem er 1825 die Universität verlas- sen, unternahm er eine Reise nach der Schweiz und Tirol und erhielt nach seiner Rückkehr die Pfarrstelle in Ernsbach; 1831 wurde er Lehrer an der Erziehungsanstalt in Stetten, 1835 Professor am Katharinenstift in Stuttgart und 1838 als G. Schwabs Nachfolger Professor am Obergym- nasium. Er starb an einem Brust- leiden am 22. Mai 1846. S: Der *Bauer, Ludwig Cölestin, wurde *
Bau drei Jahre in Petersburg und einJahr in Orel u. fand während dieſer Zeit reichlich Gelegenheit, die Ariſto- kratie, die Kleinſtädter u. das Bauern- volk in Rußland kennen zu lernen. Bei dem Fürſten Bismarck, dama- ligen preußiſchen Geſandten am ruſ- ſiſchen Hofe, war K. B. ein häufiger Gaſt — Beziehungen, die ſpäter von der fürſtlichen Familie auf das lie- benswürdigſte wieder angeknüpft wurden. Zur Rückkehr in ihr Hei- matland zwang K. B. ihre Geſund- heit, die auf die Dauer das ruſſiſche Klima nicht ertrug. Sie wandte ſich zunächſt nach Dresden und ließ ſich dort als Muſiklehrerin nieder. Bald wurde ſie in das Haus des freiſin- nigen Dichters und Kritikers Guſtav Kühne eingeführt, und die Anregun- gen, welche ſie hier empfing, führten ſie ſchließlich dahin, ſich literariſch zu betätigen. Äußere Veranlaſſung dazu bot auch der Krieg von 1866, da nach dem Einmarſch der Preußen Klaras kaum gegründete Exiſtenz einen Stoß erlitt. Ein unheilbares Bruſtleiden führte ſie 1875 nach Breslau, wo ſie am 29. Juni 1876 ftarb. S: Bis in Bauer, Ludwig Amandus, * am Bau 1817 die Kloſterſchule zu Blaubeurenund 1821 die Univerſität Tübingen, wo er Philoſophie und Theologie ſtu- dierte und mit Ed. Mörike und Wilh. Waiblinger befreundet ward. Nach- dem er 1825 die Univerſität verlaſ- ſen, unternahm er eine Reiſe nach der Schweiz und Tirol und erhielt nach ſeiner Rückkehr die Pfarrſtelle in Ernsbach; 1831 wurde er Lehrer an der Erziehungsanſtalt in Stetten, 1835 Profeſſor am Katharinenſtift in Stuttgart und 1838 als G. Schwabs Nachfolger Profeſſor am Obergym- naſium. Er ſtarb an einem Bruſt- leiden am 22. Mai 1846. S: Der *Bauer, Ludwig Cöleſtin, wurde *
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Bau
Bau
drei Jahre in Petersburg und ein
Jahr in Orel u. fand während dieſer
Zeit reichlich Gelegenheit, die Ariſto-
kratie, die Kleinſtädter u. das Bauern-
volk in Rußland kennen zu lernen.
Bei dem Fürſten Bismarck, dama-
ligen preußiſchen Geſandten am ruſ-
ſiſchen Hofe, war K. B. ein häufiger
Gaſt — Beziehungen, die ſpäter von
der fürſtlichen Familie auf das lie-
benswürdigſte wieder angeknüpft
wurden. Zur Rückkehr in ihr Hei-
matland zwang K. B. ihre Geſund-
heit, die auf die Dauer das ruſſiſche
Klima nicht ertrug. Sie wandte ſich
zunächſt nach Dresden und ließ ſich
dort als Muſiklehrerin nieder. Bald
wurde ſie in das Haus des freiſin-
nigen Dichters und Kritikers Guſtav
Kühne eingeführt, und die Anregun-
gen, welche ſie hier empfing, führten
ſie ſchließlich dahin, ſich literariſch zu
betätigen. Äußere Veranlaſſung dazu
bot auch der Krieg von 1866, da nach
dem Einmarſch der Preußen Klaras
kaum gegründete Exiſtenz einen Stoß
erlitt. Ein unheilbares Bruſtleiden
führte ſie 1875 nach Breslau, wo ſie
am 29. Juni 1876 ftarb.
S: Bis in
die Steppe (R.), 1868. – Unlösliche
Bande (R.), 1869. – Nora (Charak-
terbild); II, 1871. – Schuld u. Sühne
(R.); II, 1871. – Mußte es ſein? (R.);
II, 1873. – Zwiſchen Vater und Sohn
(R.); II, 1873. – Auf Capri (N.); II,
1874. – Novellen; II, 1874–75 (Jnh.:
Erſte Liebe. – Liebeswechſel. – Das
einſame Herrenhaus). – Die geheim-
nisvolle Sängerin (R.), 1876. – Bene-
dikta (R.); III, 1876. – Ein Dokument
(R.); IV, 1876. – Ruſſiſche Jdyllen
(Nachgelaſſene Nn.), 1878. (Jnhalt:
Meine Nachbarn auf dem Lande. –
Ruſſiſches Landleben.)
Bauer, Ludwig Amandus, * am
15. Oktbr. 1803 zu Orendelſall, Ober-
amts Öhringen in Württemberg, er-
hielt nach dem Tode ſeines Vaters,
des dortigen Pfarrers (1815), ſeine
Erziehung in Brackenheim, bezog
1817 die Kloſterſchule zu Blaubeuren
und 1821 die Univerſität Tübingen,
wo er Philoſophie und Theologie ſtu-
dierte und mit Ed. Mörike und Wilh.
Waiblinger befreundet ward. Nach-
dem er 1825 die Univerſität verlaſ-
ſen, unternahm er eine Reiſe nach
der Schweiz und Tirol und erhielt
nach ſeiner Rückkehr die Pfarrſtelle
in Ernsbach; 1831 wurde er Lehrer
an der Erziehungsanſtalt in Stetten,
1835 Profeſſor am Katharinenſtift in
Stuttgart und 1838 als G. Schwabs
Nachfolger Profeſſor am Obergym-
naſium. Er ſtarb an einem Bruſt-
leiden am 22. Mai 1846.
S: Der
heimliche Maluff (Dr.), 1828. – Die
Überſchwänglichen (Kom. R.); II,
1836. – Alexander der Große (Dr. G.
in 3 Abteil.), 1836 [Jnhalt: Alexan-
der und Memnon. – Eine Nacht in
Perſepolis. – Alexander und ſeine
Freunde]. – Auswahl römiſcher Sa-
tiren und Epigramme (f. Schüler be-
arbeitet), 1841. – Kaiſer Barbaroſſa
(Dichtergabe), 1842. – L. Bauers
Schriften, 1847.
*Bauer, Ludwig Cöleſtin, wurde
am 19. Mai 1832 zu Jngolſtadt in Un-
terfranken als der Sohn eines Schul-
lehrers geboren, beſuchte die Latein-
ſchule und das Gymnaſium in Würz-
burg, wo er, wie auch auf der Uni-
verſität zu München, Philoſophie und
Philologie ſtudierte. Von 1856–61
war er als Erzieher in einer adeligen
Familie zu Würzburg tätig u. wurde
in letzterem Jahre als Studienlehrer
an der Lateinſchule in Miltenberg
angeſtellt, wo er ſich mit einer Toch-
ter des Komponiſten Hugo Pierſon
verheiratete. Seit 1868 wirkte er in
gleicher Eigenſchaft zu Kitzingen am
Main. Jm September 1871 erwählte
ihn der Magiſtrat von Augsburg ein-
ſtimmig zum Stadtſchulrat; im De-
zember wurde er auch königl. Bezirks-
ſchul-Kommiſſar für Schwaben und
Neuburg und im Mai 1872 Mitglied
des Kreisſcholarchats von Schwaben.
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