Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

aber einer sollte getödtet werden, so wollte er den an-
dern hängen lassen.

Um diese Zeit entstanden mancherley Verwirrun-
gen und Mishelligkeiten auf der Jnsel, und der schnel-
le Tod des Herrn Hodges, des Garnisonpredigers,
gab zu verschiedenen Betrachtungen Anlaß.

Jch erhielt zwey Tage darauf von dem Lieute-
nant Moone einen Brief, woraus folgendes ein Aus-
zug ist.


"Mein Herr,

"Jn einer Unterredung, die ich den 3ten dieses
"mit dem Gouverneur Tinker hatte, worinn wir auch
"auf einige Zänkereyen und Zwistigkeiten kamen, die
"ohnlängst zwischen einigen Herren im Fort Nassau
"vorgefallen sind, sagte mir der Gouverneur, daß
"man glaube, als ob er dafür stehen müsse, worüber
"er sehr böse ward, und sich folgender Maßen er-
"klärte: daß er sich künftig ganz und gar nicht in ihre
"Zänkereyen mengen wolle, sondern, wenn einer ge-
"tödtet worden, der andere sollte gehangen werden;
"alsdann würde er zwey unruhige Personen los seyn.
"Jch melde ihnen dieses zur Vorsicht, weil es auf ei-
"nen von uns beyden gemünzt zu seyn scheinet. Der
"plötzliche und unerwartete Tod unsers Geistlichen,
"Herrn Hodges, der am 5ten dieses gestorben ist,
"obgleich seine Krankheit nicht gefährlich war, giebt
"den Einwohnern dieser Jnsel Gelegenheit zu vielen
"Betrachtungen. Daß der große Gott alle recht-

"schaffene
H h 2

aber einer ſollte getoͤdtet werden, ſo wollte er den an-
dern haͤngen laſſen.

Um dieſe Zeit entſtanden mancherley Verwirrun-
gen und Mishelligkeiten auf der Jnſel, und der ſchnel-
le Tod des Herrn Hodges, des Garniſonpredigers,
gab zu verſchiedenen Betrachtungen Anlaß.

Jch erhielt zwey Tage darauf von dem Lieute-
nant Moone einen Brief, woraus folgendes ein Aus-
zug iſt.


„Mein Herr,

„Jn einer Unterredung, die ich den 3ten dieſes
„mit dem Gouverneur Tinker hatte, worinn wir auch
„auf einige Zaͤnkereyen und Zwiſtigkeiten kamen, die
„ohnlaͤngſt zwiſchen einigen Herren im Fort Naſſau
„vorgefallen ſind, ſagte mir der Gouverneur, daß
„man glaube, als ob er dafuͤr ſtehen muͤſſe, woruͤber
„er ſehr boͤſe ward, und ſich folgender Maßen er-
„klaͤrte: daß er ſich kuͤnftig ganz und gar nicht in ihre
„Zaͤnkereyen mengen wolle, ſondern, wenn einer ge-
„toͤdtet worden, der andere ſollte gehangen werden;
„alsdann wuͤrde er zwey unruhige Perſonen los ſeyn.
„Jch melde ihnen dieſes zur Vorſicht, weil es auf ei-
„nen von uns beyden gemuͤnzt zu ſeyn ſcheinet. Der
„ploͤtzliche und unerwartete Tod unſers Geiſtlichen,
„Herrn Hodges, der am 5ten dieſes geſtorben iſt,
„obgleich ſeine Krankheit nicht gefaͤhrlich war, giebt
„den Einwohnern dieſer Jnſel Gelegenheit zu vielen
„Betrachtungen. Daß der große Gott alle recht-

„ſchaffene
H h 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0493" n="483"/>
aber einer &#x017F;ollte geto&#x0364;dtet werden, &#x017F;o wollte er den an-<lb/>
dern ha&#x0364;ngen la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>Um die&#x017F;e Zeit ent&#x017F;tanden mancherley Verwirrun-<lb/>
gen und Mishelligkeiten auf der Jn&#x017F;el, und der &#x017F;chnel-<lb/>
le Tod des Herrn Hodges, des Garni&#x017F;onpredigers,<lb/>
gab zu ver&#x017F;chiedenen Betrachtungen Anlaß.</p><lb/>
        <p>Jch erhielt zwey Tage darauf von dem Lieute-<lb/>
nant Moone einen Brief, woraus folgendes ein Aus-<lb/>
zug i&#x017F;t.</p><lb/>
        <floatingText>
          <body>
            <div type="letter">
              <dateline> <hi rendition="#et">&#x201E;Fe&#x017F;tung Montagu, den 7. Julii, 1743.</hi> </dateline><lb/>
              <salute> <hi rendition="#et">&#x201E;Mein Herr,</hi> </salute><lb/>
              <p>&#x201E;Jn einer Unterredung, die ich den 3ten die&#x017F;es<lb/>
&#x201E;mit dem Gouverneur Tinker hatte, worinn wir auch<lb/>
&#x201E;auf einige Za&#x0364;nkereyen und Zwi&#x017F;tigkeiten kamen, die<lb/>
&#x201E;ohnla&#x0364;ng&#x017F;t zwi&#x017F;chen einigen Herren im Fort Na&#x017F;&#x017F;au<lb/>
&#x201E;vorgefallen &#x017F;ind, &#x017F;agte mir der Gouverneur, daß<lb/>
&#x201E;man glaube, als ob er dafu&#x0364;r &#x017F;tehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, woru&#x0364;ber<lb/>
&#x201E;er &#x017F;ehr bo&#x0364;&#x017F;e ward, und &#x017F;ich folgender Maßen er-<lb/>
&#x201E;kla&#x0364;rte: daß er &#x017F;ich ku&#x0364;nftig ganz und gar nicht in ihre<lb/>
&#x201E;Za&#x0364;nkereyen mengen wolle, &#x017F;ondern, wenn einer ge-<lb/>
&#x201E;to&#x0364;dtet worden, der andere &#x017F;ollte gehangen werden;<lb/>
&#x201E;alsdann wu&#x0364;rde er zwey unruhige Per&#x017F;onen los &#x017F;eyn.<lb/>
&#x201E;Jch melde ihnen die&#x017F;es zur Vor&#x017F;icht, weil es auf ei-<lb/>
&#x201E;nen von uns beyden gemu&#x0364;nzt zu &#x017F;eyn &#x017F;cheinet. Der<lb/>
&#x201E;plo&#x0364;tzliche und unerwartete Tod un&#x017F;ers Gei&#x017F;tlichen,<lb/>
&#x201E;Herrn Hodges, der am 5ten die&#x017F;es ge&#x017F;torben i&#x017F;t,<lb/>
&#x201E;obgleich &#x017F;eine Krankheit nicht gefa&#x0364;hrlich war, giebt<lb/>
&#x201E;den Einwohnern die&#x017F;er Jn&#x017F;el Gelegenheit zu vielen<lb/>
&#x201E;Betrachtungen. Daß der große Gott alle recht-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H h 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x201E;&#x017F;chaffene</fw><lb/></p>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[483/0493] aber einer ſollte getoͤdtet werden, ſo wollte er den an- dern haͤngen laſſen. Um dieſe Zeit entſtanden mancherley Verwirrun- gen und Mishelligkeiten auf der Jnſel, und der ſchnel- le Tod des Herrn Hodges, des Garniſonpredigers, gab zu verſchiedenen Betrachtungen Anlaß. Jch erhielt zwey Tage darauf von dem Lieute- nant Moone einen Brief, woraus folgendes ein Aus- zug iſt. „Feſtung Montagu, den 7. Julii, 1743. „Mein Herr, „Jn einer Unterredung, die ich den 3ten dieſes „mit dem Gouverneur Tinker hatte, worinn wir auch „auf einige Zaͤnkereyen und Zwiſtigkeiten kamen, die „ohnlaͤngſt zwiſchen einigen Herren im Fort Naſſau „vorgefallen ſind, ſagte mir der Gouverneur, daß „man glaube, als ob er dafuͤr ſtehen muͤſſe, woruͤber „er ſehr boͤſe ward, und ſich folgender Maßen er- „klaͤrte: daß er ſich kuͤnftig ganz und gar nicht in ihre „Zaͤnkereyen mengen wolle, ſondern, wenn einer ge- „toͤdtet worden, der andere ſollte gehangen werden; „alsdann wuͤrde er zwey unruhige Perſonen los ſeyn. „Jch melde ihnen dieſes zur Vorſicht, weil es auf ei- „nen von uns beyden gemuͤnzt zu ſeyn ſcheinet. Der „ploͤtzliche und unerwartete Tod unſers Geiſtlichen, „Herrn Hodges, der am 5ten dieſes geſtorben iſt, „obgleich ſeine Krankheit nicht gefaͤhrlich war, giebt „den Einwohnern dieſer Jnſel Gelegenheit zu vielen „Betrachtungen. Daß der große Gott alle recht- „ſchaffene H h 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/493
Zitationshilfe: Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/493>, abgerufen am 21.12.2024.