aber einer sollte getödtet werden, so wollte er den an- dern hängen lassen.
Um diese Zeit entstanden mancherley Verwirrun- gen und Mishelligkeiten auf der Jnsel, und der schnel- le Tod des Herrn Hodges, des Garnisonpredigers, gab zu verschiedenen Betrachtungen Anlaß.
Jch erhielt zwey Tage darauf von dem Lieute- nant Moone einen Brief, woraus folgendes ein Aus- zug ist.
"Festung Montagu, den 7. Julii, 1743.
"Mein Herr,
"Jn einer Unterredung, die ich den 3ten dieses "mit dem Gouverneur Tinker hatte, worinn wir auch "auf einige Zänkereyen und Zwistigkeiten kamen, die "ohnlängst zwischen einigen Herren im Fort Nassau "vorgefallen sind, sagte mir der Gouverneur, daß "man glaube, als ob er dafür stehen müsse, worüber "er sehr böse ward, und sich folgender Maßen er- "klärte: daß er sich künftig ganz und gar nicht in ihre "Zänkereyen mengen wolle, sondern, wenn einer ge- "tödtet worden, der andere sollte gehangen werden; "alsdann würde er zwey unruhige Personen los seyn. "Jch melde ihnen dieses zur Vorsicht, weil es auf ei- "nen von uns beyden gemünzt zu seyn scheinet. Der "plötzliche und unerwartete Tod unsers Geistlichen, "Herrn Hodges, der am 5ten dieses gestorben ist, "obgleich seine Krankheit nicht gefährlich war, giebt "den Einwohnern dieser Jnsel Gelegenheit zu vielen "Betrachtungen. Daß der große Gott alle recht-
"schaffene
H h 2
aber einer ſollte getoͤdtet werden, ſo wollte er den an- dern haͤngen laſſen.
Um dieſe Zeit entſtanden mancherley Verwirrun- gen und Mishelligkeiten auf der Jnſel, und der ſchnel- le Tod des Herrn Hodges, des Garniſonpredigers, gab zu verſchiedenen Betrachtungen Anlaß.
Jch erhielt zwey Tage darauf von dem Lieute- nant Moone einen Brief, woraus folgendes ein Aus- zug iſt.
„Feſtung Montagu, den 7. Julii, 1743.
„Mein Herr,
„Jn einer Unterredung, die ich den 3ten dieſes „mit dem Gouverneur Tinker hatte, worinn wir auch „auf einige Zaͤnkereyen und Zwiſtigkeiten kamen, die „ohnlaͤngſt zwiſchen einigen Herren im Fort Naſſau „vorgefallen ſind, ſagte mir der Gouverneur, daß „man glaube, als ob er dafuͤr ſtehen muͤſſe, woruͤber „er ſehr boͤſe ward, und ſich folgender Maßen er- „klaͤrte: daß er ſich kuͤnftig ganz und gar nicht in ihre „Zaͤnkereyen mengen wolle, ſondern, wenn einer ge- „toͤdtet worden, der andere ſollte gehangen werden; „alsdann wuͤrde er zwey unruhige Perſonen los ſeyn. „Jch melde ihnen dieſes zur Vorſicht, weil es auf ei- „nen von uns beyden gemuͤnzt zu ſeyn ſcheinet. Der „ploͤtzliche und unerwartete Tod unſers Geiſtlichen, „Herrn Hodges, der am 5ten dieſes geſtorben iſt, „obgleich ſeine Krankheit nicht gefaͤhrlich war, giebt „den Einwohnern dieſer Jnſel Gelegenheit zu vielen „Betrachtungen. Daß der große Gott alle recht-
„ſchaffene
H h 2
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0493"n="483"/>
aber einer ſollte getoͤdtet werden, ſo wollte er den an-<lb/>
dern haͤngen laſſen.</p><lb/><p>Um dieſe Zeit entſtanden mancherley Verwirrun-<lb/>
gen und Mishelligkeiten auf der Jnſel, und der ſchnel-<lb/>
le Tod des Herrn Hodges, des Garniſonpredigers,<lb/>
gab zu verſchiedenen Betrachtungen Anlaß.</p><lb/><p>Jch erhielt zwey Tage darauf von dem Lieute-<lb/>
nant Moone einen Brief, woraus folgendes ein Aus-<lb/>
zug iſt.</p><lb/><floatingText><body><divtype="letter"><dateline><hirendition="#et">„Feſtung Montagu, den 7. Julii, 1743.</hi></dateline><lb/><salute><hirendition="#et">„Mein Herr,</hi></salute><lb/><p>„Jn einer Unterredung, die ich den 3ten dieſes<lb/>„mit dem Gouverneur Tinker hatte, worinn wir auch<lb/>„auf einige Zaͤnkereyen und Zwiſtigkeiten kamen, die<lb/>„ohnlaͤngſt zwiſchen einigen Herren im Fort Naſſau<lb/>„vorgefallen ſind, ſagte mir der Gouverneur, daß<lb/>„man glaube, als ob er dafuͤr ſtehen muͤſſe, woruͤber<lb/>„er ſehr boͤſe ward, und ſich folgender Maßen er-<lb/>„klaͤrte: daß er ſich kuͤnftig ganz und gar nicht in ihre<lb/>„Zaͤnkereyen mengen wolle, ſondern, wenn einer ge-<lb/>„toͤdtet worden, der andere ſollte gehangen werden;<lb/>„alsdann wuͤrde er zwey unruhige Perſonen los ſeyn.<lb/>„Jch melde ihnen dieſes zur Vorſicht, weil es auf ei-<lb/>„nen von uns beyden gemuͤnzt zu ſeyn ſcheinet. Der<lb/>„ploͤtzliche und unerwartete Tod unſers Geiſtlichen,<lb/>„Herrn Hodges, der am 5ten dieſes geſtorben iſt,<lb/>„obgleich ſeine Krankheit nicht gefaͤhrlich war, giebt<lb/>„den Einwohnern dieſer Jnſel Gelegenheit zu vielen<lb/>„Betrachtungen. Daß der große Gott alle recht-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">H h 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">„ſchaffene</fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[483/0493]
aber einer ſollte getoͤdtet werden, ſo wollte er den an-
dern haͤngen laſſen.
Um dieſe Zeit entſtanden mancherley Verwirrun-
gen und Mishelligkeiten auf der Jnſel, und der ſchnel-
le Tod des Herrn Hodges, des Garniſonpredigers,
gab zu verſchiedenen Betrachtungen Anlaß.
Jch erhielt zwey Tage darauf von dem Lieute-
nant Moone einen Brief, woraus folgendes ein Aus-
zug iſt.
„Feſtung Montagu, den 7. Julii, 1743.
„Mein Herr,
„Jn einer Unterredung, die ich den 3ten dieſes
„mit dem Gouverneur Tinker hatte, worinn wir auch
„auf einige Zaͤnkereyen und Zwiſtigkeiten kamen, die
„ohnlaͤngſt zwiſchen einigen Herren im Fort Naſſau
„vorgefallen ſind, ſagte mir der Gouverneur, daß
„man glaube, als ob er dafuͤr ſtehen muͤſſe, woruͤber
„er ſehr boͤſe ward, und ſich folgender Maßen er-
„klaͤrte: daß er ſich kuͤnftig ganz und gar nicht in ihre
„Zaͤnkereyen mengen wolle, ſondern, wenn einer ge-
„toͤdtet worden, der andere ſollte gehangen werden;
„alsdann wuͤrde er zwey unruhige Perſonen los ſeyn.
„Jch melde ihnen dieſes zur Vorſicht, weil es auf ei-
„nen von uns beyden gemuͤnzt zu ſeyn ſcheinet. Der
„ploͤtzliche und unerwartete Tod unſers Geiſtlichen,
„Herrn Hodges, der am 5ten dieſes geſtorben iſt,
„obgleich ſeine Krankheit nicht gefaͤhrlich war, giebt
„den Einwohnern dieſer Jnſel Gelegenheit zu vielen
„Betrachtungen. Daß der große Gott alle recht-
„ſchaffene
H h 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Bruce, Peter Henry: Des Herrn Peter Heinrich Bruce [...] Nachrichten von seinen Reisen in Deutschland, Rußland, die Tartarey, Türkey, Westindien u. s. f. Leipzig, 1784, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bruce_reisen_1784/493>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.