Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Gedichte
Die Geizigen.
Wenn doch die Geizhäls' eine Zeit in ihrem Leben fe-
ste setzten,
Jn welcher sie
Das mit so vieler Sorg und Müh
Erscharrte Geld zu brauchen dächten, und mit der Hoff-
nung sich ergetzten,
Des Schatzes einmal zu genießen; wär ihre Thorheit
minder klein:
So aber sieht man ihr Gespar
Bis an die schwarze Todtenbahr
Ununterbrochen sich erstrecken.
Doch halt! mich deucht, in ihrer Thorheit doch etwas
Gutes zu entdecken,
Wenn sie nach der Vernunft verführen; so würden öfters
ihre Erben,
An ihrer statt, für Hunger sterben.


Der
Vermiſchte Gedichte
Die Geizigen.
Wenn doch die Geizhaͤlſ’ eine Zeit in ihrem Leben fe-
ſte ſetzten,
Jn welcher ſie
Das mit ſo vieler Sorg und Muͤh
Erſcharrte Geld zu brauchen daͤchten, und mit der Hoff-
nung ſich ergetzten,
Des Schatzes einmal zu genießen; waͤr ihre Thorheit
minder klein:
So aber ſieht man ihr Geſpar
Bis an die ſchwarze Todtenbahr
Ununterbrochen ſich erſtrecken.
Doch halt! mich deucht, in ihrer Thorheit doch etwas
Gutes zu entdecken,
Wenn ſie nach der Vernunft verfuͤhren; ſo wuͤrden oͤfters
ihre Erben,
An ihrer ſtatt, fuͤr Hunger ſterben.


Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0472" n="452"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Gedichte</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Die Geizigen.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>enn doch die Geizha&#x0364;l&#x017F;&#x2019; eine Zeit in ihrem Leben fe-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;te &#x017F;etzten,</hi> </l><lb/>
            <l>Jn welcher &#x017F;ie</l><lb/>
            <l>Das mit &#x017F;o vieler Sorg und Mu&#x0364;h</l><lb/>
            <l>Er&#x017F;charrte Geld zu brauchen da&#x0364;chten, und mit der Hoff-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">nung &#x017F;ich ergetzten,</hi> </l><lb/>
            <l>Des Schatzes einmal zu genießen; wa&#x0364;r ihre Thorheit</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">minder klein:</hi> </l><lb/>
            <l>So aber &#x017F;ieht man ihr Ge&#x017F;par</l><lb/>
            <l>Bis an die &#x017F;chwarze Todtenbahr</l><lb/>
            <l>Ununterbrochen &#x017F;ich er&#x017F;trecken.</l><lb/>
            <l>Doch halt! mich deucht, in ihrer Thorheit doch etwas</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Gutes zu entdecken,</hi> </l><lb/>
            <l>Wenn &#x017F;ie nach der Vernunft verfu&#x0364;hren; &#x017F;o wu&#x0364;rden o&#x0364;fters</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">ihre Erben,</hi> </l><lb/>
            <l>An ihrer &#x017F;tatt, fu&#x0364;r Hunger &#x017F;terben.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Der</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[452/0472] Vermiſchte Gedichte Die Geizigen. Wenn doch die Geizhaͤlſ’ eine Zeit in ihrem Leben fe- ſte ſetzten, Jn welcher ſie Das mit ſo vieler Sorg und Muͤh Erſcharrte Geld zu brauchen daͤchten, und mit der Hoff- nung ſich ergetzten, Des Schatzes einmal zu genießen; waͤr ihre Thorheit minder klein: So aber ſieht man ihr Geſpar Bis an die ſchwarze Todtenbahr Ununterbrochen ſich erſtrecken. Doch halt! mich deucht, in ihrer Thorheit doch etwas Gutes zu entdecken, Wenn ſie nach der Vernunft verfuͤhren; ſo wuͤrden oͤfters ihre Erben, An ihrer ſtatt, fuͤr Hunger ſterben. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/472
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/472>, abgerufen am 03.12.2024.