Der Unterscheid, der zwischen uns, (die wir ein göttliches Regieren Jn allen Dingen feste gläuben,) und etwan einer Seel' zu finden, Die eines solchen Trosts beraubt, ist ziemlich deutlich zu verspüren, Wenn wir den Zustand eines Menschen, der schwerer Sorgen voll, ergründen, Wenn er, halb schlafend und halb wachend, mit ganz benebeltem Gemüth Von Kummer, Gram und Harm umgeben, fast nichts, als schwarze Larven, sieht, Nur grämliche Jdeen zeugt, durch deren Schatten gar kein Licht Von einiger erheiternden und trosterfüllten Hoffnung bricht, Wenn die ihn in beständiger Verwirrung, als im Zirkel, jagen, Das Hirn mit finstrer Schwermuth füllen, uns lauter vorgeseh'ne Plagen Jm Kopf sich gleichsam mahlend wälzen. Dergleichen Widrigkeiten schwinden, Wenn wir uns, wenn wir aufgewacht, in einem andern Stande sehn, Und den obangeführten Trost, daß alle Dinge, die ge- schehn, Von einem Gott regieret werden, mit unsrer Sorgen Heer verbinden;
Es
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zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Ungluͤcklicher Zuſtand eines Atheiſten.
Der Unterſcheid, der zwiſchen uns, (die wir ein goͤttliches Regieren Jn allen Dingen feſte glaͤuben,) und etwan einer Seel’ zu finden, Die eines ſolchen Troſts beraubt, iſt ziemlich deutlich zu verſpuͤren, Wenn wir den Zuſtand eines Menſchen, der ſchwerer Sorgen voll, ergruͤnden, Wenn er, halb ſchlafend und halb wachend, mit ganz benebeltem Gemuͤth Von Kummer, Gram und Harm umgeben, faſt nichts, als ſchwarze Larven, ſieht, Nur graͤmliche Jdeen zeugt, durch deren Schatten gar kein Licht Von einiger erheiternden und troſterfuͤllten Hoffnung bricht, Wenn die ihn in beſtaͤndiger Verwirrung, als im Zirkel, jagen, Das Hirn mit finſtrer Schwermuth fuͤllen, uns lauter vorgeſeh’ne Plagen Jm Kopf ſich gleichſam mahlend waͤlzen. Dergleichen Widrigkeiten ſchwinden, Wenn wir uns, wenn wir aufgewacht, in einem andern Stande ſehn, Und den obangefuͤhrten Troſt, daß alle Dinge, die ge- ſchehn, Von einem Gott regieret werden, mit unſrer Sorgen Heer verbinden;
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zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Ungluͤcklicher Zuſtand eines
Atheiſten.
Der Unterſcheid, der zwiſchen uns, (die wir ein
goͤttliches Regieren
Jn allen Dingen feſte glaͤuben,) und etwan einer Seel’
zu finden,
Die eines ſolchen Troſts beraubt, iſt ziemlich deutlich
zu verſpuͤren,
Wenn wir den Zuſtand eines Menſchen, der ſchwerer
Sorgen voll, ergruͤnden,
Wenn er, halb ſchlafend und halb wachend, mit ganz
benebeltem Gemuͤth
Von Kummer, Gram und Harm umgeben, faſt nichts,
als ſchwarze Larven, ſieht,
Nur graͤmliche Jdeen zeugt, durch deren Schatten gar
kein Licht
Von einiger erheiternden und troſterfuͤllten Hoffnung
bricht,
Wenn die ihn in beſtaͤndiger Verwirrung, als im Zirkel,
jagen,
Das Hirn mit finſtrer Schwermuth fuͤllen, uns lauter
vorgeſeh’ne Plagen
Jm Kopf ſich gleichſam mahlend waͤlzen. Dergleichen
Widrigkeiten ſchwinden,
Wenn wir uns, wenn wir aufgewacht, in einem andern
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Und den obangefuͤhrten Troſt, daß alle Dinge, die ge-
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Von einem Gott regieret werden, mit unſrer Sorgen
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/453>, abgerufen am 22.02.2025.
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